Gypsy Cove: Liebe mich, wenn du dich traust

Ori­gi­nal­ti­tel: What Janie Wants
Über­set­zer: Julia Wei­sen­ber­ger

Er­schie­nen: 07/2019
Buch­typ: No­vel­le

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Ro­man­tic Come­dy
Zu­sätz­lich: Va­nil­la

Lo­ca­ti­on: Ka­ri­bik, Me­xi­ko

Sei­ten­an­zahl: 200


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-409-2
ebook: 978-3-86495-410-8

Preis:
Print: 11,90 €[D]
ebook: 3,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Gypsy Cove: Liebe mich, wenn du dich traust


In­halts­an­ga­be

Nach zwan­zig Jah­ren Ehe erst sit­zen ge­las­sen zu wer­den und die Schei­dungs­pa­pie­re aus­ge­rech­net in der Woche ihres 40. Ge­burts­ta­ges un­ter­schrei­ben zu müs­sen, passt nicht zu Janie McA­lis­ters Vor­stel­lung eines „... und sie leb­ten glück­lich bis an ihr Ende“.

Da kommt das Ge­schenk ihrer Schwes­ter ge­ra­de recht: Eine Reise an die ka­ri­bi­sche Gypsy Cove in Me­xi­ko. Doch an­statt in einem Lu­xus-Re­sort mit Stroch­dach­hüt­ten und De­si­gner­pool lan­det sie in einem 1970er-Re­tro-Ho­tel – und rennt sprich­wört­lich in einen hei­ßen jün­ge­ren Mann hin­ein.

Der Fo­to­graf Zade Pai­nel ist kein Mann, der ein "Nein" gel­ten lässt. Ihn in­ter­es­siert herz­lich wenig, dass Janie älter ist als er. Er sieht nur den kur­vi­gen Rot­schopf, der sexy wie die Hölle ist! Alter ist schließ­lich nur eine Zahl, und so will Zade Janie nicht nur auf di­rek­tem Weg in sein Bett be­kom­men, son­dern ihr auch ihre Schön­heit und ihren wah­ren Wert zei­gen …

Über die Au­to­rin

Die aus Okla­ho­ma stam­men­de Mut­ter zwei­er hüb­scher Töch­tern ist at­tes­tier­te Lie­bes­ro­man­süch­ti­ge. Ihr bis­he­ri­ger Le­bens­lauf spie­gelt ihre Lei­den­schaft für alles Neue wider: Rhen­na Mor­gan ar­bei­te­te u.a. als Im­mo­bi­li­en­mak­le­rin, Pro­jekt­ma­na­ge­rin sowie beim Radio.

Wie bei den meis­ten Frau­en ist ihr All­tag von mor­gens...

Wei­te­re Bü­cher der Au­to­rin

Le­se­pro­be

XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look

Janie er­starr­te und zerr­te den Flyer aus der Akte.
Strän­de, an denen Klei­dung op­tio­nal war.
Auf kei­nen Fall. Auf. Kei­nen. Ver­damm­ten. Fall. Emmy hatte voll­kom­men den Ver­stand ver­lo­ren.
Janie schloss die Augen und holte tief und be­ru­hi­gend Luft. Das war nichts, wor­über sie sich auf­re­gen muss­te. Sie würde ein­fach einen an­de­ren, etwas mehr im Main­stream ver­haf­te­ten Ort fin­den, an dem sie über­nach­ten konn­te, bis sie ihren Rück­flug nach Hause bu­chen konn­te. Bis sie wie­der dort war, wo sie sich aus­kann­te. Wo es si­cher war.
Pro­blem ge­löst. Ganz lo­cker­flo­ckig.
Und dann würde sie ihre Schwes­ter um­brin­gen.
Sie klapp­te...

...​die Akte zu, fuhr herum in Rich­tung der Re­zep­ti­on und prall­te gegen eine harte, köst­li­che Wand von einem Mann.

Zade ließ den Foot­ball fal­len, den Devin ihm zu­ge­wor­fen hatte, pack­te die so dicht vor ihm ste­hen­de Rot­haa­ri­ge an bei­den Schul­tern und ver­such­te, sie beide davon ab­zu­hal­ten, um­zu­fal­len.
Ihre Ta­sche rutsch­te nach hin­ten, sie lehn­te sich zu weit in die an­de­re Rich­tung, und die Schwer­kraft schlug zu.
Zade hielt sie eng an sich ge­drückt und roll­te sich beim Fal­len. Seine Schul­ter schlug gegen den noch nicht fer­tig ge­stell­ten Stein­bo­den, und ihr Knie traf ihn di­rekt in die Eier.
„Fuck.“ Er roll­te sich zur Seite und hielt ver­zwei­felt den wei­chen Kör­per fest, der an ihn ge­presst war. Blaue und weiße Lich­ter, grö­ßer als das Feu­er­werk am Un­ab­hän­gig­keits­tag, fla­cker­ten hin­ter sei­nen zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Augen. In sei­nem Magen ent­stand ein Kno­ten und seine Lun­gen stell­ten die Ar­beit ein.
„Oh.“ Die Frau be­weg­te sich in sei­nem Griff. „Oh, mein Gott. Habe ich ge­ra­de …“ Sie rutsch­te noch etwas mehr herum und löste sich von ihm. „Oh, mein Gott, das habe ich. Mist.“
Klei­ne, aber kräf­ti­ge Hände drück­ten gegen seine Schul­tern, als ob sie ver­such­te, ihn an Ort und Stel­le zu hal­ten. Dach­te sie, er würde auf­sprin­gen und ir­gend­wo­hin gehen?
„Das tut mir so leid“, sagte sie. „Atmen Sie ein­fach schön tief und lang­sam.“
Das war zu viel Ge­re­de. Vi­i­iel zu viel Ge­re­de. Him­mel, war das Devin, der da im Hin­ter­grund lach­te? Er zähl­te bis zehn und ver­such­te, ein­zu­at­men, aber eine Welle der Übel­keit stieg in ihm auf. Er konn­te sich nicht in Fö­ten­stel­lung zu­sam­men­rol­len. Nicht, wenn an­de­re zu­sa­hen. Be­son­ders nicht vor Devin.
Ra­sche Schrit­te waren auf den Flie­sen zu hören. Wei­te­re Stim­men hall­ten durch die Lobby, dring­lich, aber ru­hi­ger.
Sein Magen be­ru­hig­te sich ein wenig und der Schmerz wurde von einem Ste­chen er­setzt, das von sei­nem Schritt aus­strahl­te.
Fin­ger stri­chen be­ru­hi­gend ein paar sei­ner Haar­sträh­nen aus sei­nen Augen und über seine Stirn. „Viel­leicht soll­ten Sie ihm etwas Eis holen?“
„Nein.“ Das kom­bi­nier­te Grun­zen-Gur­geln war das Beste, was er hin­be­kam, aber zu­min­dest würde sich kei­ner sei­nen Eiern mit einem Eis­beu­tel nä­hern.
„Wow. Dah­lia sagte, es wäre wit­zig, das zu sehen. Ich glau­be, ich muss ihr mal er­klä­ren, was Män­ner wit­zig fin­den.“
Arlo. Gott sei Dank. „Was hat Dah­lia damit zu tun, dass meine Eier eine un­er­war­te­te Reise gen Nor­den an­ge­tre­ten haben?“
„Es tut mir so leid“, sagte der Rot­schopf. „Ich habe nicht auf­ge­passt.“
„Schon okay.“ Er wink­te ab und kon­zen­trier­te sich dar­auf, nicht zwi­schen seine Beine zu grei­fen. „Es sah aus, als ob Sie es eilig hät­ten. Gehen Sie. Arlo wird sich um das küm­mern, was Sie ge­sucht haben. Ich brau­che einen Mo­ment, um meine Aug­äp­fel aus der Rück­sei­te mei­nes Kop­fes zu klau­ben.“
„Devin“, sagte Arlo und half Zade vom Boden in eine sit­zen­de Po­si­ti­on. „Geh zu­rück zum Strand und nimm den Foot­ball mit. Woll­ten Sie etwas von mir, Ms. McA­lis­ter?“
Ms. McA­lis­ter? Das war ziem­lich förm­lich für Onkel Arlo. Zade setz­te sich auf und legte die Arme auf die Knie, so­dass seine zwei Freun­de genug Platz hat­ten.
„Äh.“ Ta­schen ächz­ten und Pa­pie­re ra­schel­ten. „Warum küm­mern Sie sich nicht zu­erst mal um den jun­gen Mann? Ich kann … Ich warte, bis Sie Zeit für mich haben.“
Arlo klopf­te Zade auf die Schul­ter und stell­te sich zwi­schen ihn und die un­ru­hi­ge Ms. McAl­lis­ter. „Lass uns noch ein wenig ab­war­ten, dann wird er wie­der auf den Bei­nen sein und her­um­stol­zie­ren.“ Arlos Flip­flops quietsch­ten auf dem har­ten Boden. „Okay, viel­leicht nicht so sehr stol­zie­ren, aber es wird ihm wie­der gut gehen. Viel­leicht las­sen wir ihn am bes­ten erst mal in Ruhe. Also? Was brau­chen Sie?“
Zade ließ den Kopf krei­sen und at­me­te lang­sam aus. Geist über Kör­per. Alles, was er tun muss­te, war seine Augen zu öff­nen, auf­zu­ste­hen und zu­rück in sein Zim­mer zu hum­peln, wo er Pri­vat­sphä­re hatte, um zu stöh­nen.
„Ich hasse es, Ihnen Um­stän­de zu ma­chen“, sagte sie, „aber ich glau­be, das war ein Feh­ler. Ich habe ge­hofft, Sie könn­ten mir ein Taxi rufen.“
Ver­dammt, Ms. McAl­lis­ter hatte eine groß­ar­ti­ge Stim­me. Hei­ser und atem­los. Zade zwang seine Augen auf und er­hasch­te für seine Mühe einen Blick auf den dür­ren Hin­tern sei­nes On­kels.
„Ein Feh­ler?“, wie­der­hol­te Arlo. „Was für ein Feh­ler? Die Dream­wea­ver-Sui­te ist die beste, die wir haben. Gut, ab­ge­se­hen von dem Star­ga­zer-Bun­ga­low, aber der ist be­setzt.“
„Ich bin si­cher, dass das Zim­mer wun­der­bar ist, aber …“ Ms. McAl­lis­ter be­weg­te sich etwas und hielt Arlo etwas hin. Lan­ges, wel­li­ges rot­brau­nes Haar fiel ihr über den Rü­cken, wilde und sexy Wogen. Das tro­pi­sche Out­fit, das sie trug, würde an jedem der dür­ren Wei­ber unten am Strand idio­tisch wir­ken, aber an ihr sah es wun­der­bar aus. „… und ich weiß nicht, ob das an­ge­mes­sen für mich ist.“
Oha. Das war ein ver­dammt schlech­ter Zeit­punkt, um eine Un­ter­hal­tung zu über­hö­ren. Zade räus­per­te sich. „Was ist nicht an­ge­mes­sen?“
Arlo fuhr herum, wo­durch er end­lich die Frau sah, die Foot­ball mit sei­nen Eiern ge­spielt hatte.
Nun, Hallo, Ms. McAl­lis­ter.
Das Haar und der Kör­per waren nicht das ein­zi­ge, was bei ihr rock­te. Ver­dammt, ihr ra­sches Lä­cheln mit die­sen vol­len Lip­pen reich­te, um ihn dazu zu brin­gen die Schul­tern zu­rück­zu­neh­men und das an­hal­ten­de Bren­nen zu igno­rie­ren. Auf kei­nen Fall würde er auch nur eine wei­te­re Se­kun­de auf sei­nem Hin­tern sit­zen blei­ben. Er drück­te sich hoch und be­te­te, dass seine Beine ihn in der Senk­rech­ten hal­ten wür­den.
„Ms. McAl­lis­ter fühlt sich ein wenig un­wohl wegen un­se­rer Strand­re­geln“, sagte Arlo.
Sie hielt die Akte an ihre Brust ge­drückt. „Nicht wegen der Re­geln. Ich halte es für eine wun­der­vol­le Op­ti­on, die Sie Ihren Gäs­ten an­bie­ten. Ich fürch­te nur, dass ich nicht dazu passe.“
Ah, diese Regel. Wit­zig. Bei ihren Kur­ven würde er die Hälf­te des Gel­des, das er durch den Ver­kauf sei­nes Ge­schäfts er­hal­ten hatte, dafür geben, sie in all ihrer na­tür­li­chen Schön­heit am Strand zu sehen. Er trat vor und un­ter­drück­te ein Zu­sam­men­zu­cken. „Hey, Arlo. Gib mir und dei­nem Gast mal einen Mo­ment.“
„Soll­ten Sie nicht sit­zen?“, frag­te sie. „Mein Sohn hatte vor ein paar Sai­sons einen Un­fall auf dem Foot­ball­feld und war un­ge­fähr einen Tag lang ein klei­nes Häuf­chen Elend.“
Arlo senk­te die Stim­me. „Zade, bist du si­cher …“
„Mir geht es gut. Wenn Ms. McAl­lis­ter nach un­se­rer Un­ter­hal­tung immer noch gehen will, fahre ich sie rüber ins Pa­ra­di­sus.“
Arlo schlurf­te kopf­schüt­telnd davon.
„Ich kann mir ein Taxi neh­men.“ Sie deu­te­te auf seine Hüfte, riss die Hand zu­rück und be­deck­te ihren Mund. „Sie soll­ten sich set­zen. Oder sich hin­le­gen oder so.“
„Ich bin mir ziem­lich si­cher, dass meine Männ­lich­keit sich viel schnel­ler er­ho­len würde, wenn die sexy Frau, die mich von mei­nem Sche­mel ge­schubst hat, ihre Ta­schen aus­pa­cken und un­se­res nicht gegen ein Al­ler­welts-Re­sort ein­tau­schen würde.“
Sie senk­te die Hand und sah über ihre Schul­ter. Dann zu Arlo beim Re­zep­ti­ons­tisch. Da­nach den lee­ren Flur hinab, wo sich die schö­ne­ren Sui­ten be­fan­den. „Ich?“
Ver­dammt. Er hatte schon viele Frau­en ge­se­hen, die sich ihrer Wir­kung auf Män­ner nicht be­wusst ge­we­sen waren, aber diese Lady hätte er nicht in diese Ka­te­go­rie ein­ge­ord­net. „Es gibt nur einen Homo Sa­pi­ens in die­ser Lobby, der kei­nen Penis hat, und es ist Jahre her seit ich eine Fan­ta­sie­freun­din hatte.“
Ein zar­tes Rosa kroch ihren Hals hin­auf, und sie zog das Kinn ein. „Das ist wirk­lich lieb von Ihnen. Es tut mir au­ßer­or­dent­lich leid wegen des Un­falls.“
Mann, er lieb­te es, wie Rot­haa­ri­ge er­rö­te­ten. Ob­wohl er die Farbe viel mehr ge­nie­ßen könn­te, wenn sie sich genug ent­spann­te, dass sie den To­des­griff um ihre Hand­ta­sche löste und ihn mal mehr als zwei Se­kun­den rich­tig ansah. „Sie sind nicht das erste Ob­jekt, das eine schlag­kräf­ti­ge Be­geg­nung mit mei­nem Ge­hän­ge hatte. Und ich be­zweif­le, dass Sie das letz­te sind. Aber Sie könn­ten es wie­der gut ma­chen.“
„Was?“
End­lich. Blick­kon­takt. Ihre Augen waren zwei Bril­lan­ten. Hel­les Ha­sel­nuss. Groß und über­spannt von den na­tür­lich ge­wölb­ten Au­gen­brau­en einer Lein­wand­göt­tin. Ver­mut­lich könn­te sie, wenn sie woll­te, einen Mann auf sei­nen Platz ver­wei­sen, ein­fach indem sie eine davon leicht hob und die Stirn run­zel­te.
„Sie könn­ten aus­pa­cken.“ Er nick­te in Rich­tung Arlo. „Mei­nem Onkel scheint es wich­tig zu sein, dass Sie blei­ben.“ Nicht, dass er ihr das Warum hin­ter dem Grund, wes­halb Arlo sie hier­be­hal­ten woll­te, er­klä­ren würde. Kein Mann woll­te sein Herz und seine Seele in ein Ge­schäft ste­cken, nur um wäh­rend der Ne­ben­sai­son vor der Ent­schei­dung Alles oder Nichts zu ste­hen.
Sie sah Arlo kurz an, dann ließ die An­span­nung in ihren Schul­tern nach. „Er ge­hört zu Ihrer Fa­mi­lie?“
„Yep. Er und Tante Dah­lia sind gute Leute.“
„Ar­bei­ten Sie auch hier?“
„Ich?“ Zade schob die Hände in die Ta­schen sei­ner Ba­des­horts und be­weg­te sich etwas, um die Schmer­zen zwi­schen sei­nen Bei­nen zu lin­dern. „Nö. Ich komme un­ge­fähr ein­mal im Jahr her. Nor­ma­ler­wei­se im Win­ter, aber ich brauch­te einen Ort, um mich wie­der in Spur zu brin­gen. Gypsy Cove ist per­fekt dafür ge­eig­net.“
„Nun, ja.“ Sie starr­te auf den Strand in der Ferne. „Ich glau­be nicht, dass ich mich hier so wohl­füh­len würde.“
„Sie mei­nen damit die ‚Klei­dung op­tio­nal’-Sa­che.“
Sie öff­ne­te den Mund, schloss ihn wie­der, rich­te­te sich äu­ßerst ge­ra­de auf und ver­such­te es er­neut. „Das ist genau das, was ich meine.“
Feuer ge­hör­te also auch noch zu die­sem Päck­chen. Das war de­fi­ni­tiv ein Plus­punkt. Ver­dammt, sei­ner Mei­nung nach, war Cou­ra­ge das Beste einer Frau. Da sie ihn ge­ra­de so genau be­trach­te­te, wet­te­te er, dass Un­men­gen davon unter die­ser Höf­lich­keit und ihren Ma­nie­ren be­gra­ben waren.
„Nur un­ge­fähr ein Vier­tel der Gäste wen­den diese Regel wirk­lich an, und selbst dann han­delt es sich meist um eine Wette.“ Er er­laub­te sich einen lang­sa­men Blick an ihrer Figur hinab und wie­der hin­auf. „Au­ßer­dem sind Sie zu streng mit sich. Sie wür­den nackt an einem Strand wun­der­bar aus­se­hen.“
Ihr Mund klapp­te auf.
„Schau­en Sie mich nicht so scho­ckiert an. Sie haben einen fan­tas­ti­schen Kör­per.“ Er reich­te ihr seine Hand und zwin­ker­te ihr zu. „Üb­ri­gens heiße ich Zade. Zade Pai­nel.“
„Janie McA­lis­ter.“ Sie schüt­tel­te seine Hand, aber er war sich si­cher, dass das ihre re­flex­ar­tig guten Ma­nie­ren waren und we­ni­ger eine be­wuss­te Ent­schei­dung. „Sie sind ein sehr di­rek­ter jun­ger Mann.“
Autsch. Das di­rekt konn­te er als Kom­pli­ment neh­men, aber der junge Mann ver­setz­te ihm einen Stich. Er rieb sich die Brust und be­ru­hig­te sich. Die be­nö­tig­ten Ant­wor­ten kamen immer, wenn er sich die Zeit nahm, in­ne­zu­hal­ten und zu­zu­hö­ren. „Jung viel­leicht. Aber ich bin nichts­des­to­trotz pro­fes­sio­nell.“ Yep, die Ant­wor­ten kamen immer. „Ich habe Frau­en sie­ben Jah­ren lang fo­to­gra­fiert und mir damit einen guten Le­bens­un­ter­halt ver­dient. Ich er­ken­ne sexy, wenn ich es sehe.“
Sie zuck­te zu­rück und blin­zel­te mehr­mals. „Ich … Danke.“
„Gern ge­sche­hen. Wer­den Sie jetzt zur Dream­wea­ver-Sui­te gehen und die ein­zi­ge pri­va­te Bucht nut­zen, die es in Playa del Car­men gibt? Oder las­sen Sie zu, dass ein är­ger­li­ches Klei­dungs­ding Sie in eines der ewig glei­chen Re­sorts ver­treibt?“
Sie press­te die Lip­pen zu einer schma­len Linie zu­sam­men, die al­ler­dings in einem ihrer Mund­win­kel zuck­te. Dann schnaub­te sie re­si­gniert. „Da Ihre Männ­lich­keit auf dem Spiel steht und Sie so groß­zü­gig die Vor­zü­ge die­ses Re­sorts an­ge­prie­sen haben, wäre ich dumm, es nicht aus­zu­pro­bie­ren.“
„Her­vor­ra­gend. Dann ver­spre­chen Sie mir auch, dass Sie sich zu Ihrem ers­ten Cock­tail mit mir am Pool tref­fen.“
„Jetzt über­stra­pa­zie­ren Sie Ihr Glück aber.“ Ja, der böse Blick mit der einen er­ho­be­nen Au­gen­braue war der Ham­mer.
Sie trug kei­nen Ring am Fin­ger, daher war das schon mal viel­ver­spre­chend. Er würde al­ler­dings noch das junge Mann-Ding aus dem Weg räu­men müs­sen. Bei die­ser Aus­sa­ge hatte er das Ge­fühl ge­habt, er soll­te noch in Knie­bund­ho­sen her­um­lau­fen. „Ich biete Ihnen nur die Vor­zü­ge eines weit­ge­reis­ten Man­nes in Me­xi­ko an.“
Sie schmun­zel­te und schob ihre Ta­sche auf der Schul­ter höher. „Ihr Onkel hat recht. Ihr Stolz mag ge­lit­ten haben, aber Ihr Charme ist nach wie vor bes­ter Ord­nung.“ Sie warf Arlo einen Blick zu, der sich hin­ter dem Re­zep­ti­ons­tisch be­schäf­tigt hatte. „Wer­den Sie es ihm mit­tei­len?“
„Je­der­zeit, für einen ge­schätz­ten Gast.“ Er wies hinab in den lee­ren Flur. „Rich­ten Sie sich ge­müt­lich sein. Lesen Sie den Rest der Sa­chen in Ihren Un­ter­la­gen und las­sen Sie mich wis­sen, ob Ihnen etwas auf­fällt, das Sie tun möch­ten. Ich bin nor­ma­ler­wei­se ir­gend­wo hier.“ Er wa­ckel­te mit den Au­gen­brau­en. „Aber manch­mal bin ich auch am Strand.“
„Argh.“ Sie schlug ihm leicht gegen die Schul­ter und warf ihm einen über­trie­ben bösen Blick zu, bevor sie den Flur hinab ging. „Ein­deu­tig char­mant.“
Gott, er hatte das ver­misst, einer schö­nen Frau, die nicht wuss­te, dass sie schön war, eine an­de­re Linse zu geben, durch die sie sich be­trach­ten konn­te. Das war un­ge­lo­gen der beste Teil sei­ner Ar­beit ge­we­sen. Und dann hatte er Schei­ße ge­baut.
Er hum­pel­te hin­über zu Arlo und den neuen Gäs­ten, die sich um die Re­zep­ti­on herum ver­sam­melt hat­ten. Er würde her­aus­fin­den, was er mit sei­nem Ge­schäft an­fan­gen soll­te. Des­halb war er her­ge­kom­men. Und wäh­rend er sich damit be­schäf­tig­te, würde er ein wenig zu­sätz­li­che Zeit damit ver­brin­gen, si­cher­zu­ge­hen, dass Janie McA­lis­ter er­kann­te, wie toll sie war.

 

Wett­be­werbs­ver­bot. Für eine Dauer von zwei Jah­ren nach Un­ter­zeich­nung die­ses Ver­trags ver­pflich­tet sich Zade Pai­nel, dass er weder di­rekt noch in­di­rekt an einem Ge­schäft ar­bei­ten wird, das mit Bou­doir In­ter­na­tio­nal kon­kur­riert. Die­ses Ver­bot be­inhal­tet den Staat Texas.

Die­ses ver­damm­te Ju­ris­ten­deutsch! Zade blät­ter­te so wild durch den Ver­trag, dass er die Sei­ten fast aus der Ta­cker­klam­mer in der Ecke riss.
„Du suchst zu ver­krampft.“ Arlo stell­te ein ne­on­far­be­nes Glas mit frisch ge­press­tem Oran­gen­saft vor Zade und wisch­te mit einem zer­frans­ten Ge­schirrhand­tuch über die Bar. „Dah­lia hat dir ge­sagt, dass du die Ant­wort fin­den wirst, wenn es Zeit dafür ist. Und was machst du über­haupt so früh schon hier? Du ver­lässt dei­nen Bun­ga­low nie vor elf Uhr.“
Das Vor­mit­tags­kli­ma war dank der Be­schat­tung durch die über­dach­te Bar am Pool und der ste­ten Brise vom Ozean nicht übel. Wegen der di­rek­ten Sonne Me­xi­kos im Au­gust war alles nach neun Uhr früh eine Her­aus­for­de­rung. „Ich war dazu in­spi­riert, den Son­nen­auf­gang zu be­trach­ten?“
Arlo schnaub­te und beug­te sich über das Klemm­brett mit sei­nem täg­li­chen In­ven­tar. „Du hoffst doch eher auf eine neue Runde mit Ms. McA­lis­ter.“
„Seit wann siezt du un­se­re Gäste? Sie heißt Janie.“
„Janie … so, so.“
Zade lach­te und warf eine zu­sam­men­ge­knüll­te Cock­tail­ser­vi­et­te nach sei­nem Onkel. „Wenn du schon wuss­test, was mich so früh nach drau­ßen treibt, warum hast du dann über­haupt ge­fragt?“
„Da­durch run­zelst du nicht län­ger die Stirn wegen des Ver­trags.“
Ver­dammt. Für einen knöch­ri­gen Kerl, der keine Er­fah­rung mit Kin­dern hatte, war Arlo ein ziem­lich pfif­fi­ger Kerl. „Also? Ist sie zum Früh­stück ge­kom­men?“
Arlo hob den Kopf nur so weit, dass er Zades Blick unter sei­nen streng zu­sam­men­ge­zo­ge­nen Au­gen­brau­en her­vor er­wi­dern konn­te. „Du soll­test bei ihr vor­sich­tig sein. Deine Tante sagte, sie hätte eine ziem­lich harte Zeit hin­ter sich und ist her­ge­kom­men, um sich selbst zu fin­den, nicht um wegen eines Ka­me­ra tra­gen­den Don Juans einen Kno­ten ins Hös­chen und an­de­re Dinge zu be­kom­men.“
„Ich trage ja wohl nicht län­ger eine Ka­me­ra mit mir herum, oder?“ Nicht für die Dauer von zwei Jah­ren in Texas, was ziem­lich be­schis­sen war, da das genau der Ort war, wo er lebte.
Gott, er war ein Idiot ge­we­sen, dass er die­sen Ver­trag un­ter­schrie­ben hatte. Oder ge­nau­er ge­sagt, dass er ge­glaubt hatte, dass die Leute, denen er sein Ge­schäft ver­kauft hatte, so wei­ter­ma­chen wür­den, wie sie es hät­ten tun sol­len. „Und nur weil ich sie in ihren Schlaf­zim­mern fo­to­gra­fiert habe, heißt das nicht, dass ich ein Don Juan bin.“
„Nein, aber ich schwö­re, du bist aus dem Mut­ter­leib ge­kom­men und hast di­rekt an­ge­fan­gen, Frau­en zu ver­füh­ren. Ver­mut­lich hast du extra Phe­ro­mo­ne oder so was be­kom­men, weil die Kran­ken­schwes­tern fast die Hände nicht von dir las­sen konn­ten. Ich dach­te, dein Vater und ich müss­ten deine Mut­ter fes­seln, damit sie ein paar davon nicht um­bringt, die dich für sich be­hal­ten woll­ten.“
Zade zuck­te mit den Ach­seln und nipp­te an sei­nem O-Saft. „Falls ich über­haupt ir­gend­was in der Rich­tung ab­be­kom­men habe, funk­tio­niert es nicht bei allen Frau­en.“
Arlo rich­te­te sich auf und we­del­te mit sei­nem Stift. „Darum geht es also.“
„Was?“
„Janie.“
„Was ist mit ihr?“
Arlo grins­te und strich mit sei­nem Dau­men über sei­nen Bart. „Sie hat dich ab­ge­wie­sen.“
Zur Hölle, ja. Der Be­griff „jun­ger Mann“ hatte letz­te Nacht viel zu lange in sei­nem Kopf wi­der­ge­hallt, ob­wohl er den Fluch mit der Fan­ta­sie von einer ge­wis­sen Rot­haa­ri­gen und einem in­ten­si­ven Or­gas­mus auf­ge­löst hatte, der ihm sämt­li­che Ge­dan­ken aus dem Hirn ge­trie­ben hat­ten.
„Das freut mich.“ Arlo öff­ne­te den Edel­stahl­kühl­schrank und be­äug­te den In­halt. „Eine Her­aus­for­de­rung ist genau das, was du brauchst, um die­sen gan­zen Ge­schäfts­ver­trag zu ver­ges­sen. Wenn du dich ein wenig ent­span­nen kannst, wirst du eine Lö­sung fin­den. Aber denk dran, was ich dir wegen Ja­ni­es Si­tua­ti­on ge­sagt habe.“
Frau­en quietsch­ten, und er hörte lau­tes Plant­schen aus dem Pool. Vier Frau­en wisch­ten hek­tisch Was­ser von ihren per­fekt ge­öl­ten Kör­pern, als ihre männ­li­chen Ge­gen­parts aus den wir­beln­den Was­ser­mas­sen em­por­ka­men. Im Zen­trum der Arsch­bom­ben-Bri­ga­de be­fand sich ein schlak­si­ger dun­kel­haa­ri­ger Mann, der den Kopf wie ein Hund schüt­tel­te und damit eine Frau nass spritz­te, die am Rand des Pools saß und einen wei­te­ren trom­mel­fel­ler­schüt­tern­den Schrei von sich gab.
Devin und seine Col­le­ge-Trup­pe. Sie waren okay und prak­tisch, um ein wenig Spaß am Strand zu haben, ver­hiel­ten sich aber eher wie Zwölf­jäh­ri­ge an­statt wie Zwei­und­zwan­zig­jäh­ri­ge. Es war ein Wun­der, dass sie es ge­schafft hat­ten, sich ab­zu­spre­chen, ge­mein­sam zu bu­chen und zu ver­rei­sen, ohne sich zu ver­lau­fen.
Janie hatte ihn ver­mut­lich in der glei­chen Ka­te­go­rie ab­ge­legt. Das war wirk­lich eine Her­aus­for­de­rung.
Das Grö­len der Män­ner ver­stumm­te und ein paar von ihnen rich­te­ten sich zur vol­len Größe auf, die Schul­tern zu­rück­ge­drückt. Jeder Blick war in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung ihrer schlan­ken und ge­pfleg­ten Cheer­lea­der­grup­pe ge­rich­tet.
Janie.
Ver­dammt. Kein Wun­der, dass De­vins Rudel sich in ihrer bes­ten Höh­len­men­schen­ma­nier in Pose ge­wor­fen hatte. Im Ge­gen­satz zu den in ne­on­far­be­nen Bi­ki­ni­schnü­ren ge­klei­de­ten Frau­en am Pool, trug Janie einen el­fen­bein­far­be­nen Ein­tei­ler. Klas­sisch, aber ob­wohl er ein­fach wirk­te, be­ton­te er ihre Kil­ler­kur­ven und hob zur Be­geis­te­rung aller männ­li­chen Zu­schau­er ihre üp­pi­gen Brüs­te an. Mit einem dazu pas­sen­den durch­sich­ti­gen Sa­rong, der um ihre Hüf­ten ge­schlun­gen war, und ihren auf dem Kopf auf­ge­türm­ten Haa­ren, wirk­te sie wie ein un­ver­schämt fick­ba­res Kunst­werk.
Sie stol­zier­te um die chao­ti­sche Col­le­ge-Cli­que und auf die ru­hi­ge­re Seite des Pools, der in vol­ler Sonne lag. Dort rich­te­te sie ihre Film­star-Son­nen­bril­le und be­äug­te die Lounge-Lie­gen.
Nein. Es waren keine frei, bei denen sie nicht di­rekt zwi­schen zwei an­de­ren Gäs­ten lie­gen würde. Das war wun­der­bar, wenn man neue Men­schen ken­nen­ler­nen woll­te, aber we­ni­ger, wenn man nach Ruhe und Frie­den such­te. Nach dem Griff, mit dem sie ihre Strand­ta­sche um­klam­mer­te, würde er wet­ten, dass ers­te­res nicht ihre Ab­sicht war.
Sie hielt inne, warf einen Blick über die Poo­l­um­ge­bung und ging dann in Rich­tung der Hand­tuch­hüt­te, die an einer Seite lag.
Oh, ver­dammt. Er hatte ihren Kna­ckarsch ges­tern schon be­wun­dert, aber ge­kop­pelt mit ihren sanft ge­bräun­ten Schen­keln heute, woll­te er mehr tun, als sie nur zu be­wun­dern. Er würde sie lie­ber vor­beu­gen, die Rück­sei­te ihrer Schen­kel strei­cheln und …
„Was tut sie da?“, un­ter­brach Arlos Stim­me seine Fan­ta­sie.
Mit einem Hand­tuch un­term Arm ging Janie unter dem Schat­ten der gro­ßen Pal­men ent­lang, die den wei­ter ent­fern­ten Rand des Pools um­ga­ben, und such­te nun die leb­haf­te­re Seite nach ein­zeln ste­hen­den Lie­gen ab.
Zade rutsch­te auf sei­nem Bar­ho­cker herum und schob sei­nen halb stei­fen Schwanz in eine be­que­me­re Lage. „Ist mir ziem­lich egal, so­lan­ge sie nur wei­ter geht.“
Sie er­reich­te eine ein­zeln ste­hen­de Liege nahe der Stu­fen zum Pool und be­gann damit, ihre Ta­sche aus­zu­pa­cken.
Eine große Woge Was­ser schwapp­te über Ja­ni­es Schul­ter. Sie schoss in eine auf­rech­te Po­si­ti­on. Das O, das ihr Mund bil­de­te, zeug­te davon, wie kalt das Was­ser sein muss­te.
Das Mäd­chen, das ver­se­hent­lich Janie er­wischt hatte, sprang ihrem Freund auf den Rü­cken und schrie über eine Schul­ter: „Sorry!“
Janie wink­te die Ent­schul­di­gung ab und schenk­te der Frau ein ver­ständ­nis­vol­les Lä­cheln. „Kein Pro­blem.“
Und wie es das war! Sie hatte be­reits wie­der ihre Ta­sche in der Hand und wich von der Liege zu­rück.
„Sie wer­den sie noch ver­trei­ben.“ Arlo klatsch­te sei­nen Lum­pen auf die Bar und kam da­hin­ter her­vor. „Ich hätte es bes­ser wis­sen müs­sen und kein Col­le­ge-Spe­cial an­bie­ten dür­fen. Sie sind die fal­sche Kli­en­tel für unser Re­sort.“
„Warte noch.“ Zade sprang von sei­nem Stuhl und wink­te sei­nen Onkel zu­rück hin­ter die Bar. „Nur noch drei Tage, dann sind sie weg. Sie be­set­zen doch die Hälf­te der Räume. Das reicht, um deine An­ge­stell­ten wäh­rend der Hoch­sai­son zu be­zah­len.“
„Das ist egal, wenn sie das Er­leb­nis für Kun­den rui­nie­ren, die mög­li­cher­wei­se zu­rück­kom­men wür­den.“
Janie wand­te sich vom Pool ab und dem be­to­nier­ten Pfad zu, der in Rich­tung Lobby führ­te. Die Frau hatte per­fek­te Hüf­ten, wie ge­schaf­fen für die Be­rüh­rung eines Man­nes und um seine Auf­merk­sam­keit zu fes­seln.
Zade legte eine Hand auf Arlos Schul­ter und zwin­ker­te. „Na, gut. Dann schaue ich mal, ob ich nicht dafür sor­gen kann, dass Ms. McA­lis­ter ein wenig Kom­pen­sa­ti­on für die Un­be­quem­lich­keit er­hält, die sie even­tu­ell emp­fin­det, indem ich mich ihr per­sön­lich widme.“

Um neun Uhr mor­gens und we­ni­ger als eine Stun­de, nach­dem sie ge­duscht hatte, fühl­te Janie sich be­reits wie eine ver­dor­ren­de Blume. Ver­dammt, war Me­xi­ko im Au­gust heiß. Emmy war nicht nur wahn­sin­nig. Sie war eine Sa­dis­tin.
Ein jun­ges Pär­chen ging Hand in Hand aus der über­schat­te­ten Lobby. Die Ba­de­sa­chen der Frau gli­chen denen, die sie am Pool hatte sehen kön­nen, ob­wohl das Mango bes­ser pass­te als die him­mel­schrei­en­den Ne­on­far­ben, die die an­de­ren ge­wählt hat­ten. Als ob sie alle den­sel­ben Sty­lis­ten be­sucht hät­ten – String­biki­ni, von der Sonne ge­bleich­tes blon­des Haar und ein Bauch­na­bel­pier­cing. So­bald sie nach Hause kam, wür­den sie und ihre Toch­ter Mcken­na ein schö­nes lan­ges Ge­spräch füh­ren, um sie noch ein­mal an die Wich­tig­keit eines po­si­ti­ven Selbst­wert­ge­fühls zu er­in­nern.
Das Pär­chen kam näher.
Oh, wie­der so dünn sein … Ohne Fält­chen und der Schwer­kraft trot­zen. Janie zog den Bauch ein und straff­te die Schul­tern. Sie hatte die ers­ten Ter­mi­ne im Son­nen­stu­dio ge­bucht, damit ihre helle Haut, die so ty­pisch für eine Rot­haa­ri­ge war, nicht so auf­fiel, aber unter der kräf­ti­gen me­xi­ka­ni­schen Sonne wirk­te sie so weiß wie immer. Der el­fen­bein­far­be­ne Ba­de­an­zug half dabei nicht. Viel­leicht hat­ten die Mäd­chen mit ihren kräf­ti­ge­ren Far­ben doch recht.
Das Pär­chen ging an ihr vor­bei, ein zu­ein­an­der pas­sen­des neu­gie­ri­ges Lä­cheln im Ge­sicht.
Ein paar wei­te­re Schrit­te, und der Schat­ten der Lobby legte sich über sie und schwäch­te den kräf­ti­gen Biss der Sonne auf ihre Schul­tern. Sie hätte sich eine Liege im Schat­ten su­chen sol­len. Da hätte ihre Mi­ni-Bräu­ne be­stimmt ge­passt, ganz zu schwei­gen davon, dass sie ein wenig ihrer Cel­lu­li­tis ver­deckt hätte. Eine Win-win-Si­tua­ti­on. Bes­ser wäre ge­we­sen, wenn sie dazu noch die Nacht gut durch­ge­schla­fen hätte. Ihr Zim­mer war sehr schön, be­stand aus kräf­ti­gen, wun­der­ba­ren Far­ben und einem Bett, das zwei­mal so be­quem war wie ihr zehn Jahre altes King Size da­heim, aber sie war viel zu lange wach ge­le­gen und hatte sich wegen eines Man­nes her­um­ge­wälzt, den sie am Tag zuvor un­ab­sicht­lich be­grab­scht und der mit ihrem Knie Be­kannt­schaft ge­macht hatte.
Zade Pai­nel. Was für ein Name … Aber er pass­te zu ihm.
Gott, sie soll­te sich schä­men. Er war si­cher­lich nur ein paar Jahre älter als ihr Sohn Tho­mas. Aber so, wie er sie an­ge­se­hen hatte, so fo­kus­siert und in­ter­es­siert an jedem klei­nen De­tail, trotz allem, was er wegen ihr hatte er­lei­den müs­sen … Und das Ge­fühl sei­ner war­men Haut … wie kräf­tig er ge­we­sen war, so di­rekt neben ihr.
Nein. Nein. Nein. Nein. Dahin durf­ten sich ihre Ge­dan­ken gar nicht erst ver­ir­ren.
Sie schnapp­te sich ein paar Flyer aus dem Bro­schü­ren­re­gal. Es war Zeit, das Beste aus der Zeit her­aus­zu­ho­len, die das Leben ihr ge­ge­ben hatte. Oder, wie sie ihren Kin­dern immer wie­der riet, die Lage neu ein­zu­schät­zen und zu kor­ri­gie­ren.
Flyer Num­mer eins: Die Dschun­gel Maya Park-Tour mit Seil­rutschen und Ab­sei­len.
Ärks. Im Au­gust? Sie wäre in Schweiß ge­ba­det, noch bevor sie über­haupt aus dem Tour­bus ge­stie­gen wäre. Al­ler­dings wäre Tho­mas be­geis­tert von den Seil­rutschen und dem Ab­sei­len.
Flyer Num­mer zwei: Mit Del­fi­nen schwim­men.
Oh, also das wäre be­stimmt wit­zig, aber al­lein auch ein wenig selt­sam. Egal, wer würde es schon er­fah­ren? Das wäre, als wenn man al­lei­ne essen geht oder ins Kino. Kein gro­ßes Ding. Seit letz­ter Woche war sie of­fi­zi­ell vier­zig Jahre alt. Sie wäre doch be­stimmt in der Lage, ein wenig Zeit al­lein mit Del­fi­nen zu ver­brin­gen.
Flyer Num­mer drei: Mit dem Ka­ta­ma­ran all in­clu­si­ve zur Isla Mu­je­res.
Das klang auch sehr schön. Wind, Essen und Trin­ken. Auch fried­lich, ver­mu­te­te sie. Es wäre eine Her­aus­for­de­rung, ein hal­bes Re­sort vol­ler Col­le­ge­kids auf einen Ka­ta­ma­ran zu pa­cken.
„Sie sind kein Fan der ‚Ich glaub‘ mich tritt ein Pferd’-Trup­pe, hm?“
Oh, Junge. Zade. Sie hatte ge­hofft, sie würde ihm wäh­rend ihres Ur­laubs nicht noch ein­mal be­geg­nen. Zu­min­dest ein wenig. Die schmut­zi­gen Fan­ta­si­en, die sich letz­te Nacht in ihrem Kopf ab­ge­spielt hat­ten, zähl­ten nicht.
Sie dreh­te die Ka­ta­ma­r­an­bro­schü­re um, hielt ihm wei­ter den Rü­cken zu­ge­wandt und über­leg­te sich has­tig eine Flucht­mög­lich­keit. „Wes­halb glau­ben Sie das?“
„Nach­dem Sie den Pool ein paar Mal um­kreist haben, war die Wahr­schein­lich­keit hoch, dass Sie zum Lan­den dort­hin ge­kom­men sind.“
Ver­dammt. So viel dazu, mög­lichst gleich­gül­tig zu wir­ken.
„Sie wis­sen schon, dass jede Suite eine re­ser­vier­te Pa­la­pa am Strand hat?“, frag­te er.
„Ich hatte vor, mich zum Strand hin zu ar­bei­ten.“
„Ah, Klei­dung op­tio­nal. Ich ver­gaß.“ Dass er bei sei­nem letz­ten Satz ein wenig ki­cher­te, be­deu­te­te, dass er das nicht hatte, aber fand, dass es nied­lich wäre. Er deu­te­te auf den hohen Bro­schü­ren­stand. „Ich kann Ihnen ein paar emp­feh­len, wenn Sie möch­ten. Oder noch bes­ser, Sie auf einen in­di­vi­du­el­len Aus­flug mit­neh­men.“
„Vie­len Dank für das An­ge­bot, aber ich bin mir si­cher, dass Sie bes­se­res mit Ihrem Tag zu tun haben, als eine Frau, die sich fehl am Platz fühlt, in Me­xi­ko her­um­zu­kut­schie­ren.“
„Offen ge­stan­den sind nicht Sie die­je­ni­ge, die fehl am Platz ist. Arlo be­wirbt nor­ma­ler­wei­se Grup­pen von Leu­ten, die über drei­ßig Jahre alt sind, hatte aber dies­mal die Idee, auf di­ver­sen Uni­ver­si­täts­ge­län­den Spe­zi­al­an­ge­bo­te für Au­gust zu ver­su­chen. Wegen der Be­schwer­den über den Lärm und der Schä­den in den Zim­mern bin ich mir ziem­lich si­cher, dass er das nie wie­der tun wird.“ Er hielt inne und schob sich di­rekt in ihr Sicht­feld. „Die Pa­la­pa von Ihrer Suite liegt ziem­lich ab­ge­schie­den. Wie wäre es, wenn ich Ihnen zeige, wo sie ist? Dann kann ich mich auch sämt­li­chen Frei­geis­tern, die nack­te Haut lie­ben, als Ihr Schutz­schild in den Weg wer­fen.“
Für einen Mann in Tho­mas’ Alter war ihre Sprech­wei­se sehr un­ter­schied­lich. Alles aus Tho­mas’ Mund en­de­te nor­ma­ler­wei­se mit einem al­ber­nen Ha-ha oder einem Schnau­ben. Zade klang … älter.
Sie wagte es, von ihrer Bro­schü­re auf­zu­bli­cken.
Yep, er hatte wie­der einen frei­en Ober­kör­per. Schwar­ze Sur­fer­s­horts und bar­fuß. Sie trau­te sich nicht, wie­der in seine blau­en Augen zu sehen. Sie hat­ten ihr so oder so letz­te Nacht genug Schlaf ge­raubt.
Ärks. Da war sie erst drei Mo­na­te ge­schie­den und ver­wan­del­te sich schon in eine per­ver­se Alte.
„Kom­men Sie schon.“ Er beug­te die Knie, bis er di­rekt vor ihrem Ge­sicht war, womit nur un­ter­stri­chen wurde, wie groß er im Ge­gen­satz zu ihr war. „Was ist das Schlimms­te, was pas­sie­ren könn­te? Sie sind eine er­wach­se­ne Frau und ma­chen einen ru­hi­gen Ur­laub im Pa­ra­dies. Leben Sie ein wenig.“
Ihr Ex, Ge­rald, hatte je­den­falls ein wenig ge­lebt. Da war es doch egal, dass ein gut­aus­se­hen­der Mann, der halb so alt war wie sie, ihr Ge­sell­schaft leis­te­te. Es gab nicht mehr als fünf­zig Zim­mer in die­sem Re­sort, und die Hälf­te davon war mit Leu­ten ge­füllt, die ihre An­we­sen­heit nicht mal zur Kennt­nis neh­men, ge­schwei­ge denn nach Hause eilen und die Me­di­en in­for­mie­ren wür­den.
Sie schob die Bro­schü­ren in ihre Ta­sche und hob das Kinn. „Sie haben voll­kom­men recht.“ Zeit, die Lage neu ein­zu­schät­zen und zu kor­ri­gie­ren. „Es ist nicht so, als ob ich noch nie einen nack­ten Kör­per ge­se­hen hätte, und eine Be­geg­nung die­ser Art könn­te sich zu einer guten Ge­schich­te ent­wi­ckeln für die Zeit, wenn ich wie­der da­heim bin.“
„Das ist die rich­ti­ge Ein­stel­lung.“ Seine Augen fun­kel­ten mit viel zu viel Wis­sen und einem Schuss Mut­wil­len, der ihr den Atem raub­te. Er legte die Hand an ihren Ell­bo­gen, dreh­te sie um und führ­te sie den Flur hinab zu ihrer Suite. „Und jetzt er­zäh­len Sie mir, was Sie nach Gypsy Cove führt.“
Er er­war­te­te doch wohl nicht, dass er in ihr Zim­mer gehen durf­te. „Äh, meine Schwes­ter Emmy. Die Reise war ein Ge­schenk.“
„Schick. War sie schon mal hier?“
„Ich habe keine Ah­nung.“ Ob­wohl sie ihrer Schwes­ter so­fort alles aus der Nase zie­hen würde, so­bald sie heute Nach­mit­tag einen Sky­pe-An­ruf hin­be­kam. Mit Emmy vor Mit­tag spre­chen zu wol­len, war eine schlech­te Idee. „Sie tat so, als ob es für mich der per­fek­te Ort wäre, um ein paar Dinge für mich zu klä­ren, daher ver­mu­te ich mal, ja. Ob­wohl man das bei Emmy nicht von vorn­her­ein wis­sen kann.“
„Wel­che Dinge müs­sen Sie denn für sich klä­ren?“
Ups. Das war ver­mut­lich nicht das beste Ge­sprächs­the­ma für einen jun­gen Mann, der ein teuf­li­sches Fun­keln in den Augen hatte. Wohin würde das füh­ren? „Ein­fach nur die nächs­ten Schrit­te fest­le­gen. Ein paar Ent­schei­dun­gen für mein Leben tref­fen.“
„Klingt mys­te­ri­ös.“ Er ging neben ihr, und ihre Schrit­te führ­ten sie immer näher an ihr Zim­mer heran. Er war ge­ra­de­zu atem­be­rau­bend ge­baut. Nicht zu mus­ku­lös, aber auch nicht zu schlak­sig. Sein blon­des Haar reich­te ihm wie bei einem Bob bis zum Kie­fer und war damit kurz genug, damit es noch re­spek­ta­bel wirk­te, aber gleich­zei­tig lang genug, für ein wenig Re­bel­li­on. „Meine Mut­ter sagt immer, dass das Uni­ver­sum, wenn es dich an einem be­stimm­ten Ort haben will oder dass du eine be­stimm­te Lek­ti­on lernst, so lange an dir klebt, bis du lernst, was du sei­ner Mei­nung nach sehen sollst. Man kann höchs­tens die Ler­nein­heit ver­schlep­pen, aber sie nie voll­stän­dig aus­set­zen.“
Am Ende des Flurs gab es nur Ein­gän­ge zu Sui­ten an bei­den Sei­ten. „Ihre Mut­ter klingt sehr weise.“
„Sie ist eine der tolls­ten Frau­en auf dem Pla­ne­ten.“ Er hielt neben ihrer Tür und streck­te die Hand nach dem Schlüs­sel aus. „Aber etwas sagt mir, dass Sie auch ziem­lich toll sind.“