Eden: Ramsay

Ori­gi­nal­ti­tel: Wa­king Eden
Über­set­zer: San­dra Mar­tin

Er­schie­nen: 02/2024
Serie: Eden
Teil der Serie: 3

Genre: Fan­ta­sy Ro­mance

Lo­ca­ti­on: Fan­ta­sy­welt, Dal­las


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-682-9
ebook: 978-3-86495-683-6

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Er­hält­lich bei u.a.:

und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Eden: Ramsay


In­halts­an­ga­be

An­ge­sichts einer lange vor­her­ge­sag­ten und nerv­tö­tend vagen Pro­phe­zei­ung, die vor im­men­sen Ver­än­de­run­gen für Eden warnt, ist Ram­say Shan­tos ge­zwun­gen, Worte und Le­gen­den an­statt Re­bel­len zu jagen. Für einen Mann der Tat ist das die schlimms­te Art der Qual. Bis er einer sexy Bi­blio­the­ka­rin be­geg­net, die das Zei­chen der Pro­phe­zei­ung trägt. Ein Zei­chen, das ei­gent­lich kein Wesen der mensch­li­chen Rasse be­sit­zen kann.

Ge­quält von ihrem ge­misch­tras­si­gen Erbe, hat Tri­ni­ty Blair in ihrem Leben nur wenig mensch­li­che Be­rüh­rung er­fah­ren, ge­schwei­ge denn In­ti­mi­tät. Selbst die un­schul­digs­te Be­rüh­rung füllt ihren Geist mit den tiefs­ten, dun­kels­ten Ge­heim­nis­sen eines Men­schen - außer bei Ram­say. Ihre Im­mu­ni­tät ge­gen­über sei­nen Ge­dan­ken weckt die zarte Hoff­nung, dass sie end­lich die Lei­den­schaft ihrer Dark Spi­ri­tu-Brü­der er­le­ben darf ... es sei denn, Ram­say ist der ge­fähr­li­che Schei­de­weg, den ihr Vater pro­phe­zeit hat.

Als sich das Wis­sen über Eden in der Men­schen­welt ver­brei­tet, ist Tri­ni­ty Ram­says ein­zi­ge Hoff­nung, eine Mas­sen­pa­nik zu ver­hin­dern. Kann er es ris­kie­ren, dem arg­lo­sen Son­nen­schein die Ge­heim­nis­se sei­ner Rasse zu ver­ra­ten? Oder ist Tri­ni­ty die un­be­kann­te Quel­le der Zer­stö­rung von Eden?

War­nung: Ent­hält einen Play­boy-Krie­ger, der nicht nur in­ner- und au­ßer­halb des Schlaf­zim­mers bes­tens trai­niert ist, son­dern der zudem mit ver­ruch­ten Wor­ten und einem Grin­sen, das selbst Hös­chen schmel­zen lässt, aus­ge­stat­tet ist. 

Über die Au­to­rin

Die aus Okla­ho­ma stam­men­de Mut­ter zwei­er hüb­scher Töch­tern ist at­tes­tier­te Lie­bes­ro­man­süch­ti­ge. Ihr bis­he­ri­ger Le­bens­lauf spie­gelt ihre Lei­den­schaft für alles Neue wider: Rhen­na Mor­gan ar­bei­te­te u.a. als Im­mo­bi­li­en­mak­le­rin, Pro­jekt­ma­na­ge­rin sowie beim Radio.

Wie bei den meis­ten Frau­en ist ihr All­tag von mor­gens...

Wei­te­re Teile der Eden Serie

Le­se­pro­be

Ram­say raste in sei­nem Por­sche Spy­der mit of­fe­nem Ver­deck durch die In­nen­stadt von Dal­las. Aus der An­la­ge schall­te All Ame­ri­can Night­ma­re von Hin­der und ver­misch­te sich mit dem Dröh­nen des Mo­tors.
Jag­ger saß auf dem Bei­fah­rer­sitz und ver­renk­te sich bei­na­he den Hals, als er eine lang­bei­ni­ge Blon­di­ne in einem kur­zen, blass­blau­en Rock be­äug­te. „Du machst es mir nicht ge­ra­de leicht, die Um­ge­bung zu be­gut­ach­ten.“
„Wir kön­nen wohl kaum ein­flie­gen“, rief Ram­say, um die Musik zu über­tö­nen. „Aber eine Spritz­tour mit einem Sport­wa­gen ist fast ge­nau­so gut. Es ist schon viel zu lange her, seit ich ihn zu­letzt ge­fah­ren...

...​habe.“ Ram­say bog links ab und fuhr auf den Park­platz des Plush, wobei er di­rekt den Park­ser­vice an­steu­er­te.
Jag­ger drück­te die Tür auf und stieg aus dem engen In­nen­raum des Wa­gens. Ei­ni­ge der Frau­en, die in der Schlan­ge vor dem Ein­gang stan­den, mus­ter­ten ihn von oben bis unten. Kein Wun­der. Der Kerl war so groß wie Ram­say und der Rest sei­ner Krie­ger, doch zudem hatte er die Aus­strah­lung eines gol­de­nen Sur­fer­boys, dem die Frau­en ein­fach nicht wi­der­ste­hen konn­ten. „Mann, du fährst ge­nau­so hals­bre­che­risch, wie du fliegst.“
„Da hast du recht.“ Ram­say ge­noss das Leben in vol­len Zügen und spreng­te mit sei­ner Lei­den­schaft sämt­li­che Gren­zen, sei es auf dem Schlacht­feld oder im Schlaf­zim­mer.
Zu­min­dest war das frü­her so ge­we­sen. Bevor Maxis Stey­sis die Lo­mos-Re­bel­li­on wie­der­be­lebt und den ver­rück­ten Plan ver­folgt hatte, die Mensch­heit zu ver­skla­ven. Und bevor sein Bru­der eine Ge­fähr­tin ge­fun­den und damit eine vier­tau­send Jahre alte Pro­phe­zei­ung ins Spiel ge­bracht hatte. Da Maxis nun tot war, waren sie im Be­griff, das erste Pro­blem in den Griff zu be­kom­men. Aber diese ver­damm­te Pro­phe­zei­ung würde ihnen noch ei­ni­ge Sche­re­rei­en ma­chen.
Genug davon.
Er öff­ne­te die Fah­rer­tür und stieg eben­falls aus dem Wagen. Heute Abend woll­te er sich gehen las­sen und wie frü­her ein un­be­schwer­tes Leben ge­nie­ßen. Zu­min­dest einen Hauch davon. Denn im Mo­ment war er nur damit be­schäf­tigt, sich den Arsch auf­zu­rei­ßen, damit nicht alles den Bach hin­un­ter­ging.
Der Mann vom Park­ser­vice mus­ter­te den Spy­der vol­ler Un­ge­duld. Of­fen­bar konn­te er es kaum er­war­ten, sich hin­ters Steu­er zu set­zen.
Ram­say schnapp­te sich das Park­ti­cket, das der Kerl ihm ent­ge­gen­streck­te, und lach­te leise. „Ein­mal durch die In­nen­stadt, aber falls Sie ihn zu Schrott fah­ren, wer­den Sie sich wün­schen, dass ich Sie nicht aus­fin­dig ma­chen kann.“
Na also. Schon ein Schritt wei­ter auf dem Weg zu­rück zu sei­nem sorg­lo­sen Selbst. Nun brauch­te er nur noch ein paar Stun­den gute Musik, die laut genug war, um bis in seine Kno­chen zu vi­brie­ren, und eine Frau, die es mit sei­ner auf­ge­stau­ten En­er­gie auf­neh­men konn­te.
„Bist du dir si­cher, dass du da rein­ge­hen willst?“, hall­te Jag­gers Stim­me durch ihre te­le­pa­thi­sche Ver­bin­dung. Im Ge­gen­satz zu den Bin­dun­gen zwi­schen Fa­mi­li­en­mit­glie­dern, die sich un­wei­ger­lich bil­de­ten, wurde jedes Band zwi­schen Krie­gern be­wusst ge­schaf­fen. Es war ein Zei­chen des Ver­trau­ens und der Loya­li­tät, das die Krie­ger Ram­say als ihrem Stra­te­gos, oder Ober­be­fehls­ha­ber, bei ihrer Ver­ei­di­gung ent­ge­gen­brach­ten.
Der Laden war ge­ram­melt voll. Aber um drei­und­zwan­zig Uhr an einem Don­ners­tag war das nicht ver­wun­der­lich. Frei­tag und Sams­tag wür­den sich die Leute hier je­doch halb tottre­ten. „Warum zum Teu­fel denn nicht?“
Jag­ger warf ihm einen viel­sa­gen­den Blick über die Schul­ter zu und ließ sei­nen Blick dann wie­der durch den Club schwei­fen. „Weil du eher wie je­mand aus­siehst, der einem Stier den Kopf ab­rei­ßen will, statt wie ein Mann, der sich amü­sie­ren möch­te.“
„Wir sind erst vor zwei Stun­den durch das Por­tal ge­tre­ten.“ Es fühl­te sich ver­dammt gut an, etwas Ab­stand zwi­schen sich und all die frisch Ver­lieb­ten in Eden zu brin­gen. „Ich brau­che ein biss­chen mehr als eine Du­sche und eine Fahrt in einem schi­cken Wagen, um mich zu ent­span­nen.“
Mit einem Grin­sen schlen­der­te Jag­ger in Rich­tung einer Sitz­ecke in der Nähe der Bar, die ge­ra­de frei wurde. „Hat Eryx er­zählt, wie die Rats­sit­zung heute ge­lau­fen ist?“
Oh, das hatte er al­ler­dings. Wäh­rend der ers­ten drei­ßig Mi­nu­ten hatte er die Span­nung ab­ge­baut, indem er mit Ram­say trai­niert und die­sem wie­der­holt Trit­te und Schlä­ge gegen den Kopf ver­passt hatte. Glück­li­cher­wei­se war Eryx der Mal­ran ihres Vol­kes und Ram­say war nur ein Erbe. Letz­te­rer würde es vor­zie­hen, im Al­lein­gang gegen eine ganze Armee an­zu­kämp­fen, als sich mit den po­li­ti­schen und kö­nig­li­chen Pflich­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen, die sein Bru­der er­tra­gen muss­te. „Ich bin hier­her­ge­kom­men, um mich ein wenig gehen zu las­sen, und nicht, um schon wie­der die Lage der Na­ti­on durch­zu­kau­en.“
Jag­ger streck­te sich in einem gro­ßen schwar­zen Le­der­ses­sel aus. „Ich mache nur Kon­ver­sa­ti­on, Chef.“
Ram­say ließ sich links von Jag­ger auf einer zwei­sit­zi­gen schwar­zen Le­der­couch nie­der, von der aus er einen un­ge­hin­der­ten Blick auf die Tanz­flä­che hatte. Er wink­te eine Kell­ne­rin heran. Sie war ein hüb­sches klei­nes Ding mit kur­zen dunk­len Haa­ren und einem kes­sen Hüft­schwung. Ge­ra­de jetzt könn­te sein Blut etwas Ver­dün­nung in Form von gutem Scotch ge­brau­chen. „Habt ihr Bal­ve­nie?“
Ihr Lä­cheln wurde noch brei­ter. Wahr­schein­lich kal­ku­lier­te sie im Geis­te, wie hoch ihre Rech­nung am Ende des Abends aus­fal­len würde. „Der Drei­ßig­jäh­ri­ge ist der Beste, den wir haben. Aber der ist wahn­sin­nig teuer.“
Na­tür­lich. Er könn­te ein paar Schlu­cke von dem Fünf­zi­ger sei­nes Bru­ders ver­tra­gen. „Den nehme ich.“
Sie legte einen Un­ter­set­zer vor ihm auf den Tisch und warf Jag­ger einen er­war­tungs­vol­len Blick zu.
„Ein Stout.“ Jag­ger be­ach­te­te sie kaum und ließ den Blick un­ent­wegt über die Menge schwei­fen. „Ein Gro­ßes, die Sorte ist mir egal.“
Die Kell­ne­rin schob auch ihm einen Un­ter­set­zer zu und dann die Hüfte vor, wobei sie Ram­says Knie streif­te. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
Frech und selbst­si­cher. Eine be­rau­schen­de Kom­bi­na­ti­on bei einer Frau. Ganz zu schwei­gen davon, dass sie sich mit Scotch aus­kann­te und es sich zur Auf­ga­be ge­macht hatte, das höchs­te Ni­veau an­zu­stre­ben. Ein viel­ver­spre­chen­der An­fang für die­sen Abend.
Den­noch hatte sie es ihm nicht wirk­lich an­ge­tan. Mit einem Lä­cheln wand­te er den Blick ab und gab ihr auf diese Weise wort­los zu ver­ste­hen, dass er ab­lehn­te. Das ver­damm­te Chaos hatte ihn ganz durch­ein­an­der­ge­bracht. Er sehn­te sich nach sei­nem frü­he­ren Leben.
Die Kell­ne­rin schlen­der­te davon und Jag­ger starr­te ihr auf den Hin­tern.
Es war ir­gend­wie selt­sam, mit Jag­ger durch die Clubs zu zie­hen. Sie stan­den sich zwar nahe, denn alle Eli­te­krie­ger waren eng mit­ein­an­der ver­traut, aber zu Eryx und Ludan hatte er ein viel in­ni­ge­res Ver­hält­nis. Ein Män­ner­abend mit Eryx kam al­ler­dings nicht in­fra­ge. Sein Bru­der war viel zu sehr damit be­schäf­tigt, mit sei­ner frisch­ge­ba­cke­nen Bai­neann im Schloss her­um­zu­knut­schen.
Und Ludan fiel in letz­ter Zeit als Be­glei­tung gänz­lich aus. Als Eryx‘ Somo, sein Leib­wäch­ter, war sein rup­pi­ges Auf­tre­ten nicht un­ge­wöhn­lich, doch im ver­gan­ge­nen Monat war der stäm­mi­ge Krie­ger nicht nur schroff ge­we­sen, son­dern hatte sich in ein re­gel­rech­tes Arsch­loch ver­wan­delt.
Viel­leicht war das der Grund, warum Ram­say heute Abend nicht son­der­lich gut ge­launt war. Er ver­miss­te seine Ka­me­ra­den.
„Für einen Kerl, der dar­auf aus ist, flach­ge­legt zu wer­den, siehst du aus, als wärst du immer noch mit dem Kopf in der Bi­blio­thek dei­nes Bru­ders.“ Jag­ger schenk­te einer vor­bei­ge­hen­den Schar von Mäd­chen, die zu jung aus­sa­hen, um sich in einem Club her­um­zu­trei­ben, ein ver­schla­ge­nes Lä­cheln. „Schon etwas über die Pro­phe­zei­ung her­aus­ge­fun­den?“
Über die­ses Thema woll­te er noch we­ni­ger spre­chen. Seit die­ser Spi­ri­tu auf­ge­taucht war und vor­aus­ge­sagt hatte, dass die Pro­phe­zei­ung wei­te­re Ent­wick­lun­gen nach sich zie­hen würde, war Ram­say ver­dammt ner­vös. Oben­drein war der Wort­laut ge­nau­so vage wie die Rede eines Po­li­ti­kers wäh­rend des Wahl­kampfs.
Wenn ein Shan­tos-Mann eine Ge­fähr­tin nimmt, die das Zei­chen eines mit Efeu um­wun­de­nen Schwer­tes trägt, wird eine neue Ära in Eden an­bre­chen.
Und sein Bru­der hatte sich aus­ge­rech­net mit einer Ge­fähr­tin ver­eint, die genau die­ses Zei­chen auf sei­nem Arm hatte ent­ste­hen las­sen. „Ich dach­te, wir woll­ten nicht über die Ar­beit spre­chen.“
„Wenn du nicht so ver­bis­sen hin­ter der Sache her wärst, hät­test du viel­leicht nicht so schlech­te Laune und bräuch­test keine Aus­zeit.“
„Bes­ser als her­um­zu­sit­zen und dar­auf zu war­ten, dass uns etwas an­de­res den Boden unter den Füßen weg­zieht. Es ist eine Sache, dass Lexi Eryx das Zei­chen ver­passt hat. Aber her­aus­zu­fin­den, dass es neben Myren und Men­schen noch wei­te­re Wesen gibt …“ Ram­say schüt­tel­te den Kopf und nipp­te an sei­nem Scotch.
Spi­ri­tu. Die an­geb­li­che In­spi­ra­ti­on in je­der­manns Ge­dan­ken. Die Vor­stel­lung, dass je­mand sei­nen Ver­stand der­art be­ein­flus­sen konn­te, ließ Ram­say die Wände hoch­ge­hen. „Man fragt sich doch, wie viel von un­se­rem Leben wir tat­säch­lich selbst be­stim­men und wie viel davon wir un­se­rer guten Fee zu ver­dan­ken haben. Wenn es den Spi­ri­tu nur um In­spi­ra­ti­on geht, wo zum Teu­fel sind sie dann jetzt? Sie könn­ten uns doch we­nigs­tens eine An­lei­tung lie­fern, um uns durch die Pro­phe­zei­ung zu füh­ren.“
„Wenn du da­nach suchst, siehst du den Wald vor lau­ter Bäu­men nicht. Beim Kämp­fen ist es ge­nau­so. Wenn du auf den Schlag war­test, wirst du ihn ver­pas­sen. Lass die Dinge flie­ßen, dann wird dir nichts ent­ge­hen.“
Ram­say brach in schal­len­des Ge­läch­ter aus. „Willst du mir etwa sagen, ich solle auf die Macht ver­trau­en?“
„Fick dich, Shan­tos“, sagte Jag­ger, doch in sei­nen Wor­ten lag kei­ner­lei Ver­är­ge­rung. Mit einem Lä­cheln stand er auf und ging auf eine Grup­pe hüb­scher jun­ger Frau­en zu. Das Quar­tett war ein wahr­haf­ti­ges Buf­fet an Schön­hei­ten, das für jeden Ge­schmack etwas zu bie­ten hatte. „Seid ihr auf der Suche nach einer Sitz­ge­le­gen­heit?“
Ver­dammt. Viel­leicht eig­ne­te sich Jag­ger doch als Be­glei­tung, um Frau­en auf­zu­rei­ßen. Er würde Eryx über­re­den müs­sen, Lexis neuen Somo öfter von der Leine zu las­sen.
Eine große Blon­di­ne mit exo­ti­schen Augen und einem Kör­per, der für den Lauf­steg ge­schaf­fen war, reich­te Jag­ger die Hand. „Ich heiße Tessa. Macht es euch wirk­lich nichts aus, den Tisch mit uns zu tei­len?“
„Süße, mit dir teile ich mehr als nur mei­nen Tisch“, er­wi­der­te Jag­ger.
Bingo. Dem Ki­chern der Mäd­chen nach zu ur­tei­len, war der Mann de­fi­ni­tiv als Auf­rei­ßer ge­eig­net.
„Ich bin Naomi.“ Tessa war zwar ele­gant, doch die Frau, die sich neben Ram­say setz­te, war mit ihren sinn­li­chen Kur­ven und ihrer mok­ka­brau­nen Haut Sex auf zwei Bei­nen. Sie deu­te­te auf die maus­graue, braun­haa­ri­ge Frau, die sich auf der Arm­leh­ne des Ses­sels nie­der­ließ. „Das ist Margo.“
Margo lä­chel­te und nick­te ihnen zur Be­grü­ßung zu. Sie wirk­te wie Mut­ter Te­re­sa in einem Meer vol­ler Sün­der. Sie beug­te sich vor und späh­te um ihn herum. „Tri­ni­ty? Kommst du?“
Ram­say folg­te ihrem Blick und wurde des puren Son­nen­scheins in Men­schen­ge­stalt an­sich­tig. Ihr Haar war kür­zer, fast pla­t­in­blond, und zu einer mo­di­schen Fri­sur ge­schnit­ten, die ir­gend­wo zwi­schen wind­zer­zaust und frisch ge­fickt ein­zu­rei­hen war. Ihre Augen waren dun­kel­braun, fast schwarz. Und ihre Kur­ven … Ge­lobt sei der Große, wer auch immer die Mar­ke­ting­ab­tei­lung von Levi‘s lei­te­te, täte gut daran, eine Ka­me­ra auf sie zu rich­ten. Mit der Kam­pa­gne wür­den sie eine Menge Geld ver­die­nen.
Sie wisch­te sich die Hand­flä­che an der Hüfte ab und senk­te das Kinn, wobei sie diese er­staun­li­chen Augen vor sei­nem Blick ver­barg. „Hi.“
„Ich bin Ram­say.“ Ehe er sich ver­sah, war er auf­ge­stan­den und hatte ihr eine Hand ent­ge­gen­ge­streckt. Wann zum Teu­fel war das pas­siert? Und warum er­griff sie sie nicht? Zum His­tus, er war wirk­lich noch zer­streu­ter, als er ge­glaubt hatte.
Margo stand auf und schob sich zwi­schen sie. „Setz dich auf mei­nen Platz, Trin.“
Tri­ni­ty trat zö­gernd vor und fum­mel­te am Kra­gen ihrer wei­ßen Bluse herum.
Selt­sam. Sie zeig­te etwa ein Zehn­tel so viel Haut wie die an­de­ren Frau­en im Club, doch sie weck­te in ihm nur den Wunsch, den per­fek­ten Kör­per dar­un­ter zu er­for­schen. Er woll­te sie be­rüh­ren und ihr das Hemd auf­knöp­fen, um es ihr über die Schul­ter zu strei­fen und ihre eben­mä­ßi­ge Haut zu küs­sen. Viel­leicht würde sie sogar nach Son­nen­schein schme­cken.
„Sie ist ein biss­chen schüch­tern“, sagte Margo ge­ra­de so laut, dass Ram­say sie hören konn­te. Wahr­schein­lich ver­such­te sie damit, über die Un­be­hol­fen­heit ihrer Freun­din hin­weg­zu­täu­schen.
Ge­läch­ter und ein plötz­li­cher Schrei durch­bra­chen das gleich­mä­ßi­ge Rau­nen der Menge, als ein paar ki­chern­de Mäd­chen einem Ge­ran­gel aus­wi­chen.
Eine von ihnen ge­riet ins Tau­meln und stol­per­te genau auf Tri­ni­ty zu.
Ram­say schoss nach vorn und pack­te Tri­ni­ty am Ell­bo­gen.
Tri­ni­ty zuck­te zu­rück, wobei sie einen zu gro­ßen Schritt nach hin­ten mach­te und zu Boden plumps­te.
„Trin!“ Margo woll­te ihr beim Auf­ste­hen hel­fen.
Doch Ram­say kam ihr zuvor. „Ist alles in Ord­nung?“
Ihre Wan­gen lie­fen hoch­rot an, als sie sich auf einen Ell­bo­gen stütz­te und sich den Hin­tern rieb. „Alles bes­tens. Es ist nichts ge­bro­chen, außer mei­nem Stolz.“
Er streck­te ihr eine Hand ent­ge­gen, aber sie lehn­te mit einem Kopf­schüt­teln ab. Der Aus­schnitt ihrer Bluse klaff­te auf und ge­währ­te Ram­say einen Blick auf ihr zar­tes De­kol­leté, das ein antik wir­ken­der An­hän­ger zier­te.
Ram­say er­starr­te.
Nicht nur ir­gend­ein An­hän­ger, son­dern ein ex­ak­tes Ab­bild von Lexis pro­phe­ti­schem Zei­chen. Ein mit Efeu um­rank­tes Schwert. Und es bau­mel­te am Hals eines Men­schen.
Oh, ver­dammt, nein. Auf kei­nen Fall würde er sich die In­for­ma­tio­nen ent­ge­hen las­sen, wenn das Schick­sal damit vor sei­ner Nase we­del­te. Er er­griff ihre Hand, zog sie auf die Beine und tauch­te in ihre Er­in­ne­run­gen ein.
Sein gan­zer Kör­per schien in Flam­men auf­zu­ge­hen. Ein bren­nen­der Schmerz schoss sei­nen Arm hin­auf und durch­ström­te sei­nen Kör­per, wäh­rend ein Häm­mern sein Hirn zer­mar­ter­te.
Er re­gis­trier­te vage, dass er ihre Hand los­ließ. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.


Tri­ni­ty ließ sich neben Ram­say auf die Knie fal­len und über­prüf­te den Puls an sei­nem Hals. Ganz im Ge­gen­satz zu dem un­bän­di­gen Flat­tern ihres Her­zens schlug er ruhig und kräf­tig.
Sie strich ihm eine Sträh­ne sei­nes dunk­len Haars aus dem um­wer­fen­den Ge­sicht. Nicht jeder Mann war in der Lage, sein Haar lang zu tra­gen, ohne dabei fe­mi­nin zu wir­ken, doch die­sem Kerl ge­lang es mit Leich­tig­keit. Er sah aus wie ein sexy Bar­bar, der seine Le­der­rüs­tung gegen ein haut­enges T-Shirt und eine Jeans ein­ge­tauscht hatte.
Ram­says hü­nen­haf­ter Freund ging ihr ge­gen­über in die Hocke und pack­te seine Schul­ter. Wie war sein Name noch? John? Nein. Jag­ger. So hieß er. Er hatte gold­blon­des Haar und die dazu pas­sen­den Augen. Der Typ sah aus, als wäre er von Midas selbst er­schaf­fen wor­den. „Was ist pas­siert?“
„Ich weiß es nicht.“ Sie un­ter­such­te Ram­says Hin­ter­kopf. Er blu­te­te nicht, aber sie würde dar­auf wet­ten, dass er mor­gen früh eine häss­li­che Beule da­von­tra­gen würde. Mein Gott, sein Haar fühl­te sich sünd­haft ge­schmei­dig an, ganz dicht und sei­dig. „Er hat meine Hand ge­packt und mich auf die Füße ge­zo­gen. Dann weiß ich nur noch, dass seine Augen zu­rück­ge­rollt sind und er zu­sam­men­ge­sackt ist.“
Jag­ger schob eine Hand unter Ram­says Kopf und er­griff mit der an­de­ren sein Kinn. Er be­trach­te­te sei­nen Freund mit düs­te­rem Blick. Oder war er ein­fach nur kon­zen­triert?
„Ich habe ver­sucht, ihn auf­zu­fan­gen, aber er ist, nun ja …“, er­klär­te sie und deu­te­te auf Jag­ger, „ge­nau­so rie­sig wie du.“
Ram­say öff­ne­te die Augen und schüt­tel­te den Kopf.
Jag­ger ver­la­ger­te sein Ge­wicht auf die Fer­sen und grins­te. „Da machst du einer Frau Avan­cen und fällst gleich in Ohn­macht. Dir ist doch klar, dass ich dich damit er­pres­sen kann.“
Ram­say be­trach­te­te sei­nen Freund, dann sie, dann ihre Hand an sei­ner Brust.
Ihre Hand. An sei­ner Brust. Sie be­rühr­te ihn nicht nur, son­dern strei­chel­te seine stahl­har­ten Mus­keln mit klei­nen, be­ru­hi­gen­den Be­we­gun­gen.
Tri­ni­ty zog ruck­ar­tig die Hand zu­rück und stand so schnell auf, dass sie fast gegen den Couch­tisch hin­ter ihr ge­sto­ßen wäre.
Keine ein­zi­ge Vi­si­on. Weder vor noch nach sei­nem Sturz. Das al­lein soll­te Grund genug sein, um ta­ge­lang vor Freu­de zu joh­len und auf dem Tisch zu tan­zen, doch nach­dem sie seine Mus­keln be­fühlt hatte, konn­te sie nur noch daran den­ken, ihn auch mit der an­de­ren Hand zu be­rüh­ren. Und zwar ohne sein T-Shirt.
Ram­say stand auf und kniff die Augen zu dün­nen Schlit­zen zu­sam­men.
Beute. Wäh­rend er sie an­starr­te, fühl­te sie sich wie eine Ga­zel­le, von einem schwar­zen Pan­ther in den Bann ge­zo­gen.
Jag­ger trat einen Schritt auf ihn zu, als woll­te er ihm Ein­halt ge­bie­ten. „Willst du mir er­zäh­len, was hier los ist?“
Die Frage riss Ram­say aus sei­nen Ge­dan­ken. „Wahr­schein­lich bin ich von der Reise hier­her noch etwas mit­ge­nom­men. Plötz­lich habe ich alles ver­schwom­men ge­se­hen, an mehr kann ich mich nicht er­in­nern.“
Selt­sam. Seine Worte boten eine lo­gi­sche Er­klä­rung, aber der Ton­fall und die Art, wie er sei­nen Freund mus­ter­te, er­weck­ten den Ein­druck, als steck­te mehr da­hin­ter.
Jag­ger mus­ter­te sie von Kopf bis Fuß, bevor er nick­te und zu sei­nem Platz zu­rück­schlen­der­te.
Ram­say kam näher. Sein Auf­tre­ten war nicht mehr ganz so furcht­er­re­gend wie noch vor ein paar Se­kun­den, aber er schien immer noch ner­vös. Wie ein Raub­tier. Er streck­te ihr er­neut die Hand ent­ge­gen. „Viel­leicht fan­gen wir noch ein­mal von vorn an. Ich bin Ram­say.“
Ein Au­gen­schmaus. Der Kerl war eine wahre Au­gen­wei­de ers­ter Güte. Sie tat sich immer schwer, die Größe an­de­rer Leute ein­zu­schät­zen, aber ihre Lip­pen be­fan­den sich auf Höhe sei­ner stahl­har­ten Brust­mus­keln, die sie ge­ra­de noch scham­los be­fühlt hatte. Tri­ni­ty konn­te ein paar ver­ein­zel­te helle Sträh­nen in sei­nen dunk­len Haa­ren er­ken­nen, was sie ver­mu­ten ließ, dass ihr Pan­ther sich hin und wie­der gern in der Sonne rekel­te.
Seine tiefe, grol­len­de Stim­me war noch ver­lo­cken­der als der Rest von ihm. „Ich habe den gan­zen Abend Zeit.“ Er streck­te ihr wei­ter­hin die Hand ent­ge­gen. Seine ge­bräun­te Haut war eben­so ver­füh­re­risch wie seine Worte. Ein­deu­tig ein son­nen­ver­wöhn­ter Pan­ther.
Sie hatte ihn be­reits zwei­mal be­rührt. Es konn­te si­cher nicht scha­den, es noch ein drit­tes Mal zu tun. „Tri­ni­ty Blair.“
Sie er­griff seine Hand und er um­schloss ihre Fin­ger. Ein wun­der­bar war­mes Ge­fühl brei­te­te sich in ihr aus. Am liebs­ten hätte sie sich ganz dicht an ihn ge­schmiegt. Für einen Mo­ment trat der Club in den Hin­ter­grund und die Welt schien still­zu­ste­hen. Sie sah weder ir­gend­wel­che Bil­der vor sich, noch such­ten sie furcht­er­re­gen­de Emo­tio­nen heim. Sie fühl­te nichts, außer sei­ner un­ver­gleich­lich be­rau­schen­den Be­rüh­rung.
Tes­sas Stim­me durch­brach ihre Ge­dan­ken. „Oh, mein Gott. Hast du ihn ge­ra­de be­rührt?“
Tri­ni­ty riss sich los und trat einen Schritt zu­rück.
„Sieh mal einer an“, sagte Naomi mit sinn­li­cher Stim­me, als sie sich auf der Couch zu­rück­lehn­te und einen Arm ent­lang der Lehne aus­streck­te. „Das ver­spricht, ein in­ter­es­san­ter Abend zu wer­den.“
Margo stand auf, wies Naomi mit einem Ruck ihres Kop­fes an, auf­zu­ste­hen, und bat Ram­say mit einer Geste, sich zu set­zen. „Warum macht ihr bei­den es euch nicht be­quem? Naomi und ich gehen an die Bar. Möch­te je­mand noch etwas trin­ken?“
Oh ver­dammt. Margo blitz­te sie mit einem ver­schwö­re­ri­schen Fun­keln an. Die­ser Aus­druck trat jedes Mal in ihre Augen, wenn sie zwei Men­schen mit­ein­an­der ver­kup­peln woll­te. Al­ler­dings hatte sie noch nie Tri­ni­ty auf diese Weise an­ge­se­hen. Die Ein­mi­schung ihrer Freun­din wäre nicht ge­ra­de hilf­reich, wenn sie für den Rest des Abends die Kon­trol­le über sich be­hal­ten woll­te.
„Setz dich zu ihm“, flüs­ter­te Margo ihr ins Ohr, bevor sie sich um­dreh­te und Naomi mit sich in Rich­tung Bar zog.
Ram­say ver­zog die Lip­pen zu einem Grin­sen, denn er hatte die ver­rä­te­ri­schen Worte ihrer Freun­din of­fen­sicht­lich ge­hört.
Ver­le­gen ließ sich Tri­ni­ty auf das Sofa sin­ken, wobei sie so weit wie mög­lich ans an­de­re Ende rutsch­te.
Ram­say setz­te sich dicht neben sie. Für einen Mo­ment ruhte sein Blick auf ihrem Hals, bevor er ihn hob und ihr in die Augen sah. „Dann magst du es also nicht, be­rührt zu wer­den. Das klingt nach einer in­ter­es­san­ten Ge­schich­te.“
Es war wohl das ein­zig In­ter­es­san­te an ihr, doch aus­ge­rech­net die eine Sache, über die sie nicht spre­chen konn­te. Aber selbst, wenn sie ihm etwas über ihr Da­sein als Spi­ri­tu er­zäh­len könn­te, ihr Ver­stand schien zu strei­ken, denn sie war nur noch im­stan­de, den mus­kel­be­pack­ten Gott an­zu­star­ren, der we­ni­ge Zen­ti­me­ter von ihr ent­fernt saß. „Es ist mir un­an­ge­nehm, das ist alles. Die meis­ten Men­schen ma­chen mich ner­vös. Of­fen­bar …“ Sie rieb eine Hand an ihrem Ober­schen­kel. „Of­fen­bar hast du mich über­rascht und ich hatte keine Zeit, dar­über nach­zu­den­ken.“
Wie­der be­trach­te­te er ihren Hals und sein Lä­cheln er­starb.
Sie zupf­te an ihrem Kra­gen und ver­ge­wis­ser­te sich, dass der An­hän­ger nicht zu sehen war, den ihr Ad­op­tiv­va­ter David ihr vor sei­nem Tod ge­schenkt hatte.
„Bist du dir si­cher?“ Ram­say legte den Kopf schief und schien über etwas nach­zu­den­ken. „Ich glau­be, wir soll­ten es noch ein­mal ver­su­chen und die Theo­rie auf die Probe stel­len.“
Na, wenn das keine per­fek­te Ge­le­gen­heit war, die ihr auf dem Sil­ber­ta­blett ser­viert wurde. Ihr gan­zes Leben lang war Kazan der ein­zi­ge Mensch ge­we­sen, der sie ganz nor­mal be­rüh­ren konn­te. Sie würde alles dafür geben, mehr als nur einen ein­fa­chen Hän­de­druck aus­zu­pro­bie­ren.
Ram­say beug­te sich vor und streck­te den Arm ent­lang der Lehne aus. Sein mar­kan­tes Ge­sicht strahl­te eine eben­sol­che Kraft aus wie der Rest sei­nes Kör­pers. Er hatte eine stol­ze Nase, ein mar­kan­tes Kinn, von sexy Bart­stop­peln be­deckt, und dich­te Au­gen­brau­en, von denen eine etwas stär­ker ge­wölbt war als die an­de­re. Sein war­mer, er­di­ger Duft umgab sie, in dem eine exo­ti­sche Note mit­schwang. San­del­holz viel­leicht. „Be­rüh­re mich.“
Seine Worte klan­gen kaum wie ein Be­fehl, son­dern eher wie eine dunk­le, sinn­li­che Her­aus­for­de­rung. Tri­ni­ty hatte das Ge­fühl, als ent­fach­te er mit sei­ner Stim­me Ner­ven­enden in ihrem Kör­per, von deren Exis­tenz sie nicht ein­mal etwas ge­wusst hatte. „Wo?“
So­bald sie das Wort aus­ge­spro­chen hatte, senk­te er die Lider und ver­deck­te seine stür­mi­schen, sil­ber­grau­en Augen. „Carte blan­che. Das bleibt dir über­las­sen.“
Ihr Blick blieb an sei­nen vol­len Lip­pen hän­gen. Sie hätte ihren ers­ten Ge­halts­scheck dar­auf ver­wet­tet, dass er die Kunst des Küs­sens meis­ter­lich be­herrsch­te. Al­ler­dings hatte sie nicht viele Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten.
Statt sei­ner Lip­pen ent­schied sie sich für seine Wange. So warm.
Die Bart­stop­peln kit­zel­ten an ihrer Hand und sand­ten ein Krib­beln durch ihren Arm.
„Du scheinst es zu ver­kraf­ten.“ Ram­say strich ihr kaum merk­lich über die Schul­ter. „Dann stört es dich also nicht, wenn dich je­mand durch den Stoff be­rührt?“
Tri­ni­ty ließ ihre Hand sin­ken und starr­te auf die Tanz­flä­che. Was zum Teu­fel war nur in sie ge­fah­ren? Sie kann­te die­sen Mann über­haupt nicht und hatte keine Ah­nung, warum es ihr mög­lich war, ihn zu be­rüh­ren. Ent­we­der war es ein au­ßer­ge­wöhn­li­cher Zu­fall oder es steck­te etwas viel Ge­fähr­li­che­res da­hin­ter. Aus­ge­hend von der Un­ter­hal­tung, die sie ge­ra­de noch mit ihrem Vater ge­führt hatte, würde sie dar­auf wet­ten, dass Letz­te­res der Fall war. „Der Stoff lin­dert den Ef­fekt ein wenig. Die meis­ten Men­schen kön­nen das nicht ver­ste­hen. Wie bist du dar­auf ge­kom­men?“
Ram­say ließ sei­nen Blick über ihre Klei­dung schwei­fen. „Für ge­wöhn­lich sind die Men­schen in Nacht­clubs leich­ter be­klei­det und ver­hül­len sich nicht.“
Tri­ni­ty zog ihre Clutch zwi­schen ihrem Bein und der Arm­leh­ne der Couch her­vor und drück­te sie fest an sich. Sie soll­te sich auf den Weg zum Wagen ma­chen. Margo könn­te ihr eine Nach­richt schrei­ben, so­bald die an­de­ren be­reit wären, zu gehen.
„Ver­su­chen wir es ein­mal an­ders­her­um“, sagte Ram­say und beug­te sich wie­der vor. Er strahl­te eine sol­che Hitze aus, dass sie das Ge­fühl hatte, sie wäre in eine Heiz­de­cke ge­hüllt.
„Wie bitte?“
„Lass mich dich noch ein­mal be­rüh­ren und sehen, wie du re­agierst.“
Ihr Herz mach­te einen Satz. Das soll­te sie nicht tun. Die Tat­sa­che, dass er an­ders als die an­de­ren war, be­deu­te­te wahr­schein­lich auch, dass von ihm Ge­fahr aus­ging. Wenn sie klug wäre, würde sie nach Hause gehen und sich mit einem ihrer Fan­ta­sy-Ro­ma­ne ins Bett ku­scheln.
Sie nick­te.
Er hob eine Hand.
Tri­ni­ty hielt den Atem an.
Er strich mit dem Dau­men über ihre Un­ter­lip­pe und ließ dann seine Fin­ger­knö­chel über ihr Kinn und ihren Hals hin­un­ter bis zu ihrem Schlüs­sel­bein glei­ten.
Dabei rutsch­te ihr An­hän­ger zwi­schen ihren Brüs­ten ein Stück zur Seite. Die Be­we­gung schien wie ein Weck­ruf an ihre Sinne, die sich wie aus­ge­hun­gert nach Be­rüh­rung ver­zehr­ten. Sie wich zu­rück.
Ram­say fi­xier­te wei­ter­hin ihren Hals mit einem der­art in­ten­si­ven Blick, dass sie schon glaub­te, ihre Bluse würde jeden Mo­ment ein­fach zer­fal­len. „Hat es dich auf­ge­wühlt?“
Ver­dammt, die Be­rüh­rung hatte sie tat­säch­lich auf­ge­wühlt, aber nicht auf die glei­che Weise wie sonst.
Er legte den Kopf schief und kniff er­neut die Augen zu dün­nen Schlit­zen zu­sam­men, um sie wie ein Raub­tier zu be­äu­gen. „Woher kommst du, Tri­ni­ty?“
Ein Krib­beln brei­te­te sich in ihrem Na­cken aus, und ein lau­tes Sum­men dröhn­te in ihren Ohren. Eine War­nung. Genau das­sel­be Ge­fühl hatte sie an dem Tag heim­ge­sucht, an dem ihr Ad­op­tiv­va­ter ge­stor­ben war, und noch un­zäh­li­ge Male da­nach. „Ich muss gehen.“
Sie eilte durch die Menge und ver­such­te, sich im Zick­zack an den Men­schen vor­bei­zu­schlän­geln, um jeg­li­chen Kon­takt zu ver­mei­den. Sie schei­ter­te ein­mal zu oft, und in ihrem Kopf schwirr­ten ero­ti­sche, leb­haf­te Bil­der herum, bei denen es haupt­säch­lich um wil­den Sex ging. Die Art von Sex, die ihr für immer ver­wehrt blei­ben würde.
Ir­gend­wo hin­ter sich hörte sie Ram­say ihren Namen rufen.
Tri­ni­ty lief wei­ter und kram­te in ihrer Hand­ta­sche nach ihrem Handy. Auf kei­nen Fall woll­te sie noch län­ger in sei­ner Nähe blei­ben. Es fühl­te sich so gut an, von ihm be­rührt zu wer­den. Groß­ar­tig, um genau zu sein. Er weck­te in ihr den Wunsch, ihren Ver­stand über Bord zu wer­fen und sich von ihm die ganze Nacht lang mit den Hän­den ver­wöh­nen zu las­sen.
Aber er stell­te zu viele Fra­gen. Nach all dem ge­heim­nis­vol­len Ge­re­de ihres Va­ters und den schick­sal­haf­ten Ver­hei­ßun­gen, die immer noch in ihrem Kopf her­um­spuk­ten, woll­te sie kein Ri­si­ko ein­ge­hen. Es wäre bes­ser, ihren Be­gier­den nicht nach­zu­ge­ben und auf der si­che­ren Seite zu blei­ben, bevor sie mehr preis­gab, als sie soll­te.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.