Carolina Cold Fury-Team: Ryker

Ori­gi­nal­ti­tel: Ryker: A Cold Fury Ho­ckey Novel (Ca­ro­li­na Cold Fury Ho­ckey Book 4)
Über­set­zer: Joy Fra­ser

Er­schie­nen: 02/2024
Serie: Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team
Teil der Serie: 4

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ca­ro­li­na, Ral­eigh


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-666-9
ebook: 978-3-86495-667-6

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Er­hält­lich bei u.a.:

und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Carolina Cold Fury-Team: Ryker


In­halts­an­ga­be

Für den  Goa­lie des Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Eis­ho­ckey­teams, Ryker Evans, stand noch nie mehr auf dem Spiel. Da sein Ver­trag aus­läuft, hat er noch ein Jahr Zeit, um zu be­wei­sen, dass er immer noch auf der Höhe sei­nes Kön­nens ist. Und seit seine Frau ihn ver­las­sen hat, muss Ryker den Spa­gat zwi­schen sei­nem Leben als Eis­ho­ckey­pro­fi und dem Leben als al­lein­er­zie­hen­der Vater zwei­er Töch­ter schaf­fen. Das Ma­nage­ment war­tet nur dar­auf, dass er es ver­mas­selt. Die Fans sind be­reit, sich auf ihn zu stür­zen. Alle haben es auf ihn ab­ge­se­hen - bis auf die feu­ri­ge Rot­haa­ri­ge, deren Ver­trau­en in Ryker ihm einen Neu­an­fang er­mög­licht.

Als ein­zi­ge weib­li­che Ma­na­ge­rin der Liga weiß Gray Bran­non, dass man Ge­schäft und Pri­va­tes nicht ver­mi­schen soll­te. Doch selbst eine taffe Kar­rie­re­frau kann manch­mal nicht an­ders, als ihre ei­ge­nen Re­geln zu bre­chen. Gray öff­net sich Ryker und hofft dar­auf, dass ihre ge­mein­sa­men Glücks­sträh­nen ewig an­hal­ten. Doch da Ry­kers in­tri­gan­te Ex-Frau ihren Mann zu­rück­er­obern will, steht Gray unter Druck und muss ihre zarte neue Liebe ret­ten, bevor es zu spät ist.

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team Serie

Le­se­pro­be

Ryker

Es ist un­mög­lich, es sich auf die­ser Couch be­quem zu ma­chen. Wer auch immer die Büros für Füh­rungs­kräf­te ent­wor­fen hat, scheint ver­ges­sen zu haben, dass große, kräf­ti­ge Män­ner im Team spie­len. Das be­weist die nied­ri­ge, dun­kel­graue Couch im eu­ro­päi­schen Stil, die hart wie Stein ist und mir auf ihr prak­tisch die Knie bis zum Kinn rei­chen.
Ich blät­te­re Sports Elite der letz­ten Woche durch und lese mit In­ter­es­se die Vor­her­sa­gen für das Na­tio­nal Cham­pi­ons­hip Game im Col­le­ge Foot­ball. Ob­wohl sie Au­ßen­sei­ter sind, setze ich auf die Bu­ckeyes. Ich würde auch mei­nen ge­sam­ten Ge­halts­scheck dar­auf ver­wet­ten, dass nächs­te Woche Gray Bran­nons...

...​Gesicht auf der Ti­tel­sei­te zu sehen sein wird.
KANN EINE FRAU EIN EIS­HO­CKEY­TEAM LEI­TEN?
In allen gro­ßen Sport­me­di­en wird nur noch dar­über ge­re­det, und ehr­lich ge­sagt, ich habe es satt. Es scheint der all­ge­mei­ne Kon­sens zu herr­schen, dass sie schei­tern wird, nur weil sie sich zum Pis­sen hin­setzt. Das scheint auch die Ein­stel­lung der Spie­ler zu sein. Ich habe mehr als einen Mann ge­hört, der aus sei­nem Tref­fen mit Gray Bran­non kam und über ihre Vor­stel­lun­gen und Me­tho­den schimpf­te. In den letz­ten zwei Tagen, in denen sich alle ein­zeln mit ihr ge­trof­fen haben, habe ich ver­sucht, De­tails von den Spie­lern zu be­kom­men, aber nicht einer von ihnen konn­te mir eine kon­kre­te Be­schwer­de nen­nen. Auch hier kon­zen­trie­ren sich die meis­ten nur auf die Tat­sa­che, dass Gray eine Frau ist.
Clau­de Ame­dee hat ges­tern im Kraft­raum über sie ge­me­ckert. Als ich ihn frag­te, was genau sein Pro­blem mit ihr sei, sagte er ernst­haft: „Ich habe einen Ar­ti­kel ge­le­sen, in dem stand, dass sie nie­mals hei­ra­ten und Kin­der haben will. Ich meine, kann das über­haupt na­tür­lich sein?“
Ich fühl­te mich, als wäre ich in den sprich­wört­li­chen Ka­nin­chen­bau ge­fal­len und im acht­zehn­ten Jahr­hun­dert wie­der auf­ge­taucht. Aber ich habe mich nicht mit ihm an­ge­legt. Ich lege mich mit kei­nem von ihnen an. Sie haben ein Recht auf ihre Mei­nung, genau wie ich. So­lan­ge wir alle das Ziel im Auge be­hal­ten.
„Ich setze auf die Bu­ckeyes“, höre ich, sehe auf und er­bli­cke Gray Bran­non. Ihre grü­nen Augen sind auf die Zeit­schrift in mei­ner Hand ge­rich­tet. „Urban Meyer ist einer der größ­ten Trai­ner aller Zei­ten. Alle schei­nen seine Rück­kehr zu un­ter­schät­zen.“
„Da stim­me ich zu“, sage ich, werfe das Ma­ga­zin neben mich und er­he­be mich von der Couch, indem ich mei­nen Kör­per wie ein Mes­ser auf­klap­pe. Ich halte Gray meine Hand hin und sie schüt­telt sie mit einem fes­ten Druck. „Glück­wün­sche sind an­ge­sagt. Dein Vater hat eine mu­ti­ge Ent­schei­dung ge­trof­fen, aber ich bin si­cher, es war die rich­ti­ge.“
Gray legt den Kopf schief und schenkt mir ein klei­nes Lä­cheln. Ich sehe auch ein ge­wis­ses Maß an Dank­bar­keit. Sie drückt meine Hand noch ein­mal kurz, bevor sie sie los­lässt.
„Du hast Ver­trau­en in mich.“ Sie sagt es mit Nach­druck und einem Hauch Ver­wun­de­rung.
„So wie du mir letz­tes Jahr ver­traut hast.“
„Und ich habe immer noch Ver­trau­en in dich.“
Sie lä­chelt, und ich folge ihr einen kur­zen Flur ent­lang, vor­bei am Büro ihres Va­ters, das leer und ab­ge­dun­kelt ist, zu ihrem Büro, in dem sie das Scou­ting ge­macht hat. Ich kenne es, weil ich den Kopf hin­ein­ge­steckt habe, um sie zu be­grü­ßen, als ich kam, um mit ihrem Vater und mei­nem Agen­ten die Be­din­gun­gen mei­nes Ver­trags zu be­spre­chen.
„Ich dach­te, du wür­dest in ein grö­ße­res Büro um­zie­hen“, sage ich, als wir hin­ein­ge­hen, und stel­le fest, dass es ge­nau­so voll­ge­stopft ist mit Sta­peln von Pa­pie­ren wie beim letz­ten Mal, als ich hier war.
„Nein“, sagt sie, wäh­rend sie sich hin­ter ihren Schreib­tisch setzt. „Ich fühle mich hier wohl.“
Sta­pel von Do­ku­men­ten und Ord­nern be­de­cken ihren ge­sam­ten Schreib­tisch. Ord­ner säu­men die Re­ga­le und Bü­cher lie­gen auf dem Boden. Es ist ein to­ta­les Chaos, aber ich habe das Ge­fühl, dass Gray nur so ar­bei­ten kann. Ich hebe einen Sta­pel Bü­cher von einem der Stüh­le und setze ihn auf den Boden. Sie grinst mich ver­le­gen an, als ich mich auf dem Stuhl nie­der­las­se.
„Sorry. Das ist nur etwas Lek­tü­re für heute Abend.“
Ich be­trach­te den Bü­cher­sta­pel auf dem Boden.
Sta­tis­ti­sche Mo­del­le: Theo­rie und An­wen­dung
Stra­te­gi­sches Ma­nage­ment für Er­geb­nis­se: Prak­ti­sche Stra­te­gi­en für Nach­hal­tig­keit
Eine Theo­rie der Spie­le und des wirt­schaft­li­chen Ver­hal­tens
„Ich weiß nicht, ob ich be­ein­druckt oder er­schro­cken sein soll“, sage ich ehr­lich, und als ich mei­nen Blick wie­der zu ihr hebe, werde ich leicht aus dem Gleich­ge­wicht ge­bracht, weil sie den Kopf zu­rückneigt und lacht. Ihr Sinn für Humor und das lo­cke­re Ge­plän­kel, das wir mit­ein­an­der trei­ben, über­rascht mich nicht. Doch ihre vol­len Lip­pen, hin­ter denen sich ab­so­lut per­fek­te Zähne be­fin­den, und die fun­keln­den grü­nen Augen, deren Blick auf mir ruht, ma­chen mich ein wenig sprach­los.
Das ist ein Schlüs­sel­mo­ment für mich. Ein Mo­ment, auf den ich eines Tages zu­rück­bli­cken und den­ken werde: Das war der Mo­ment, in dem mir klar ge­wor­den ist, dass Gray Bran­non eine fan­tas­tisch schö­ne und sexy Frau ist, und dass sie nicht un­nah­bar ist.
Na­tür­lich wuss­te ich immer, dass sie at­trak­tiv ist. Wie auch nicht, bei dem hei­ßen Kör­per und dem en­gel­haf­ten Ge­sicht? Das ist mir immer auf­ge­fal­len, denn ich bin ein Mann und wir be­mer­ken so etwas. Aber ehr­lich ge­sagt habe ich Gray stets als eine un­ge­mein ta­len­tier­te Ge­schäfts­frau und eine bril­lan­te Eis­ho­ckey­spie­le­rin be­trach­tet. Eine Frau, die ich, je mehr ich über sie er­fuhr, mit gro­ßem Re­spekt für ihre Leis­tun­gen und ihr Ta­lent be­trach­te­te. Ob­wohl ich sie kaum ge­se­hen habe, seit sie mich vor fast neun Mo­na­ten re­kru­tiert hat, habe ich ihre Lauf­bahn ver­folgt.
Und ich sage, dass jeder, der sie un­ter­schätzt, ob Mann oder Frau, eins drauf­krie­gen wird.
Aber jetzt, wo sie so offen über mich und mit mir lacht … ist sie ein­fach nur um­wer­fend.
„Ich denke, du soll­test be­ein­druckt sein, Ryker“, sagt sie und ihr La­chen ver­siegt lang­sam. „Ich glau­be, un­se­re Geg­ner soll­ten er­schro­cken sein.“
Ich schüt­te­le leicht den Kopf, um ihn zu klä­ren, denn ob­wohl ich mich als Mann nie­mals dafür ent­schul­di­gen würde, eine wun­der­schö­ne Frau zu be­trach­ten, ist dies etwas Ge­schäft­li­ches, kein Ver­gnü­gen. Ich muss schnell die Tat­sa­che ver­ges­sen, dass Gray Bran­non eine Frau ist, die mich auf einer per­sön­li­chen Ebene in­ter­es­sie­ren könn­te. Der Ge­dan­ke daran, was diese Lip­pen …
Nein, nicht ein­mal in diese Rich­tung den­ken.
„Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fens­ter“, sage ich und nicke zu den Bü­chern am Boden, „und be­haup­te, dass du vor­hast, dein ge­nia­les Ge­hirn zu be­nut­zen, um un­se­re Or­ga­ni­sa­ti­on und un­se­re Geg­ner zu ana­ly­sie­ren und dann eine ernst­haf­te Zau­ber­stra­te­gie zu ent­wi­ckeln.“
Gray lehnt sich vor, stützt die Ell­bo­gen auf den Schreib­tisch und ver­schränkt die Hände. Ihr Blick ist ernst und schel­misch zu­gleich. „Ich glau­be, dein Ge­hirn ist auch ziem­lich ge­ni­al, denn du hast meine Ma­nage­ment­phi­lo­so­phie in we­ni­ger als zehn Se­kun­den und mit einem Blick auf ein paar alte Bü­cher ver­stan­den. Bei jedem dei­ner Team­kol­le­gen habe ich fast eine Stun­de ge­braucht, um ihnen zu er­klä­ren, was ich mir vor­stel­le.“
„Viel­leicht hät­test du in kür­ze­ren Sät­zen spre­chen sol­len“, scher­ze ich, wäh­rend ich lo­cker mein rech­tes Bein auf mein lin­kes Knie lege.
„Viel­leicht hät­ten sie bes­ser zu­ge­hört, wenn sie nicht die ganze Zeit auf meine Tit­ten ge­starrt hät­ten.“
Ich kann ver­ste­hen, was meine Team­kol­le­gen den­ken. Gray Bran­non be­sitzt fan­tas­ti­sche Tit­ten, so­weit ich das bei frü­he­ren heim­li­chen Bli­cken er­ken­nen konn­te, aber zu mei­ner Ver­tei­di­gung muss ich sagen, dass mein Blick heute kein ein­zi­ges Mal dort­hin fiel.
„Du hast deut­lich ge­macht, dass diese Tref­fen zwei Ziele haben. Sie sol­len uns die Mög­lich­keit geben, dir un­se­re Be­den­ken mit­zu­tei­len, und du willst uns mit­tei­len, was wir tun müs­sen, um un­se­re Jobs im Team zu be­hal­ten.“
Gray zuckt leicht zu­sam­men. „Das hört sich hart an, wenn man es so aus­drückt.“
„Aber du bist ja auch knall­hart, nicht wahr?“ Ich achte dar­auf, dass ich ihr ein auf­rich­ti­ges Lä­cheln schen­ke, als ich das frage, denn ich will nicht, dass sie sich an­ge­grif­fen fühlt. Jeder Ge­schäfts­füh­rer in die­ser Bran­che, ob männ­lich oder weib­lich, muss ein di­ckes Fell und Eier in der Hose haben und aus Stahl sein, um es mal so aus­zu­drü­cken.
Sie ant­wor­tet nicht auf meine Frage, son­dern fragt statt­des­sen: „Weißt du, warum ich dich für die Cold Fury haben woll­te?“
„Wegen mei­ner Lauf­bahn, mei­ner Er­fah­rung.“
„Nein“, sagt sie mit Nach­druck, wäh­rend sie ihren Stuhl zu­rück­schiebt, sich dem Regal hin­ter ihr zu­wen­det und einen Ord­ner her­aus­zieht. Sie reicht ihn mir über den Schreib­tisch. Als ich ihn nehme, sehe ich mei­nen Namen in dun­kel­blau­er Schrift auf dem Rü­cken. Sie nickt. „Deine Lauf­bahn und deine Er­fah­rung waren mir scheiß­egal. Es war mir egal, dass die Leute dich alt und ab­ge­wrackt nann­ten. Es war mir egal, dass Bill Bow­man mein­te, du bist keine fünf Cent wert, und mich dar­auf hin­ge­wie­sen hat, dass unser ers­ter Tor­wart, Max Four­nier, einen bes­se­ren Ge­gen­tor­schnitt und eine bes­se­re Fang­quo­te hat als du.“
Ich pres­se die Zähne zu­sam­men, damit mir nicht scho­ckiert das Kinn run­ter­fällt, und setze mich auf­rech­ter hin, denn ver­dammt, das ist hart. Nicht, dass ich es nicht ver­kraf­ten könn­te, weil es lei­der wahr ist, aber jetzt frage ich mich, warum zum Teu­fel sie mich im Team haben woll­te. Sie lässt mich nicht um eine Ant­wort bet­teln.
„Mir ge­fiel deine in­ne­re Stär­ke.“
„In­ne­re Stär­ke?“, frage ich ver­wirrt. Keine Ah­nung, wovon sie redet.
„Deine Sta­tis­tik war nicht viel schlech­ter als die von Max, aber die meis­ten Scouts und Per­so­nal­ab­tei­lun­gen hät­ten ihn in zehn von zehn Fäl­len dir vor­ge­zo­gen, weil sie nur auf die Zah­len schau­en.“
„Aber du hast auf etwas an­de­res ge­ach­tet?“
„Ich habe mir die Zah­len an­ge­se­hen. Das ist mein Job. Aber ich habe deine Stär­ke ana­ly­siert. Ich habe alles auf Zah­len her­un­ter­ge­bro­chen. Nied­ri­ge Zah­len, aber den­noch Zah­len.“ Sie starrt mich einen Mo­ment lang an, zu­frie­den mit dem, was sie in mei­nem Ge­sicht sieht. Sie scheint zu den­ken, dass ich ihr fol­gen kann, aber ich bin nicht si­cher, ob das so ist. „Die durch­schnitt­li­che Fang­quo­te der Tor­hü­ter in der Liga lag letz­tes Jahr bei 91,2 Pro­zent. Die hat­test du auch, und Max war ein biss­chen bes­ser.“
Ich nicke, weil ich das ver­ste­he.
„Dein ehe­ma­li­ges Team, die Bos­ton Ea­gles, war das am meis­ten be­straf­te Team der Liga.“
Ich nicke, denn das ver­ste­he ich auch.
„Das be­deu­tet, dass fünf­und­drei­ßig Pro­zent dei­ner Ak­tio­nen in be­straf­ten Si­tua­tio­nen waren, wenn ihr in der Un­ter­zahl ge­spielt habt. Die Cold Fury sind ein Team mit wenig Stra­fen, was be­deu­tet, dass Max’ Schüs­se mit einem bes­se­ren Schutz durch seine Team­kol­le­gen da­stand, da die meis­ten Schüs­se mit voll­stän­di­ger Mann­schaft er­folg­ten.“
Ich blin­ze­le und wun­de­re mich, dass sich über­haupt je­mand die Mühe macht, diese Daten zu ana­ly­sie­ren. Doch sie ist noch nicht fer­tig.
„Wenn man die Sta­tis­ti­ken fil­tert und Äpfel mit Äp­feln ver­gleicht, das heißt, deine Tore in Un­ter­zahl im Ver­gleich zu Max, dann über­triffst du ihn so­wohl bei den Ge­gen­to­ren als auch bei der Fang­quo­te deut­lich. Das zeigt Stär­ke.“
Jetzt wird mir alles klar. „Du hast Ca­y­sen Rinne und Corey Rei­mer etwa zur glei­chen Zeit re­kru­tiert.“
Sie nickt. „Erst nach­dem ich dich unter Ver­trag hatte, habe ich die Ver­trä­ge mit ihnen ab­ge­schlos­sen. Ich woll­te zu­erst dich krie­gen.“
Schließ­lich lä­che­le ich, denn ich sitze hier und führe ein Ge­spräch mit einem ech­ten, le­ben­den Genie, und ich ver­ste­he es. Ein ver­dammt hei­ßes Genie, und es wird immer schwe­rer, ihre Tit­ten nicht an­zu­schau­en.
„Ca­y­sen und Corey sind oft be­straf­te Spie­ler“, sage ich und bin stolz dar­auf, dass ich end­lich ka­pie­re und es schaf­fe, mei­nen Blick über ihrer Brust­hö­he zu hal­ten.
Gray nickt be­geis­tert. „Ich bin ein gro­ßer Fan des alten Eis­ho­ckeys, wo die Schlä­ger­ty­pen das Eis be­herrsch­ten. Ich möch­te un­se­re Stars wie Cross­man und Sa­mu­el­son bes­ser schüt­zen, und das be­deu­tet, dass ich Schlä­ger­ty­pen wie Rinne und Rei­mer aufs Eis stel­len muss. Die Sta­tis­tik be­weist immer wie­der, dass die Teams mit den ra­bia­tes­ten Voll­stre­ckern nicht nur mehr Spie­le ge­win­nen, son­dern vor allem mehr Play-off-Spie­le.“
„Und an­schei­nend bin ich ein ziem­lich guter Tor­wart, wenn es um Spie­le in Un­ter­zahl geht.“
„Da hast du ver­dammt recht“, sagt sie ver­gnügt und deu­tet mit dem Zei­ge­fin­ger auf mich.
Ich muss sagen, dass ich wirk­lich be­ein­druckt bin. Sie ist ein re­gel­rech­ter Billy Beane, der Ma­na­ger der Oak­land A’s, der sich mit sta­tis­ti­schen Ana­ly­sen bei Per­so­nal­ent­schei­dun­gen einen Namen ge­macht hat. Das ist kein neues Kon­zept, aber es wird im pro­fes­sio­nel­len Eis­ho­ckey nicht all­ge­mein an­ge­wen­det. Das Scou­ting be­ruht in un­se­rer Liga auf Ver­mu­tun­gen und manch­mal sogar auf Lau­nen. Wenn Gray Bran­non ihre Me­tho­de zum Auf­bau ihres Teams an­wen­den will, wird sie Ge­schich­te schrei­ben. Ne­ga­ti­ve oder po­si­ti­ve, aber auf jeden Fall Ge­schich­te.
„Ich halte Ende Ja­nu­ar auf der MIT Sports Ana­ly­tics Con­fe­rence einen Vor­trag über den Ein­satz von Ana­ly­sen im Eis­ho­ckey, ins­be­son­de­re bei Ver­trags­ent­schei­dun­gen. Ich nehme an, dass mich das nicht sehr be­liebt ma­chen wird.“
„Weil du die Durch­schnitts­wer­te der Bran­che her­an­zie­hen wirst, um deine Spie­ler zu mo­ti­vie­ren, sich an­zu­stren­gen. Du setzt ihnen auf die­ser Grund­la­ge Ziele.“
Sie nickt ernst. „Und wenn sie diese nicht er­fül­len, werde ich Spie­ler fin­den, die es tun.“
Ich pfei­fe leise durch die Zähne und schüt­te­le den Kopf. Nicht um ihr zu wi­der­spre­chen, son­dern mit einem ge­wis­sen Maß an selt­sa­mer Be­lus­ti­gung. Als sich un­se­re Bli­cke tref­fen, be­schlie­ße ich, ihr An­ge­bot der to­ta­len Ehr­lich­keit ohne Kon­se­quen­zen an­zu­neh­men. „Sie wer­den in die­ser Sache nicht viel Un­ter­stüt­zung vom Team be­kom­men.“
Gray starrt mich einen Mo­ment lang an und tut dann etwas, das für ein aus­ge­wie­se­nes Genie und eine selbst­be­wuss­te Ge­schäfts­frau un­ty­pisch ist. Sie nimmt ihre Un­ter­lip­pe zwi­schen die Zähne. Ich sehe fast, wie sich in ihrem Kopf die Zahn­rä­der dre­hen, wäh­rend sie über­legt, wie sie am bes­ten auf meine bru­ta­le Ehr­lich­keit re­agie­ren soll. Ich be­ob­ach­te, wie sich die per­fek­ten wei­ßen Zähne in ihre ro­sa­far­be­ne Lippe gra­ben, und ich muss an meine Zähne den­ken, die sich in sie boh­ren möch­ten.
Ich stöh­ne in­ner­lich und ver­scheu­che den Ge­dan­ken. O Gott, ich glau­be, ich muss wirk­lich mal wie­der Sex haben. Seit ich her­aus­ge­fun­den habe, dass meine Frau mich be­tro­gen hat, ist eine Durst­stre­cke an­ge­bro­chen. Ich hatte kaum Zeit zu schla­fen, ge­schwei­ge denn, eine Frau zum Fi­cken zu fin­den.
Schließ­lich gibt sie ihre Lippe wie­der frei, fährt kurz mit der Zun­gen­spit­ze dar­über und sagt: „Ich nehme an, dass ich keine Un­ter­stüt­zung von den­je­ni­gen er­hal­ten werde, denen es schwer­fal­len wird, meine Maß­stä­be zu er­fül­len. Und ich nehme an, dass die­je­ni­gen, die sie er­fül­len wer­den, zu die­sem Thema schwei­gen wer­den. Wie auch immer, es ist mir egal. Ich habe die­sen Pos­ten be­kom­men, weil mein Vater als Ei­gen­tü­mer die­ses Teams be­reit war, große Schrit­te zu tun.“
„Ich wette, Frank Les­sier war be­geis­tert“, denke ich laut und sche­re mich einen Dreck darum, dass der Spott in mei­ner Stim­me an einen der An­zug­trä­ger im Ma­nage­ment ge­rich­tet ist. Frank Les­sier war der stell­ver­tre­ten­de Ma­na­ger unter Brian Bran­non, und man soll­te mei­nen, dass er ein ge­setz­ter Er­satz wäre, wenn Bran­non zu­rück­tre­ten will. Ich wette, dass er immer noch le­dig­lich der stell­ver­tre­ten­de Ma­na­ger ist, geht ihm auf den Keks. Und er ist ein auf­ge­bla­se­ner Arsch. Ich habe den Kerl nie ge­mocht, aber zum Glück sind die Spie­ler ziem­lich weit vom Büro ent­fernt. Er ist einer die­ser Typen, die den­ken, dass nur ihre Mei­nung zählt. Einer von denen, die sich gern in jedem Spie­gel, an dem sie vor­bei­kom­men, be­trach­ten, so sehr ist er mit sich selbst be­schäf­tigt.
Gray ver­zieht den Mund und sieht etwas ge­quält aus. „Ja, ich bin si­cher, dass so­wohl ich als auch mein Vater auf Franks per­sön­li­cher Ab­schuss­lis­te ste­hen.“
„Mach dir keine Ge­dan­ken. Er wird sich na­tür­lich är­gern, weil du viel hüb­scher bist als er.“
Ein klei­nes Lä­cheln taucht auf. Sie senkt das Kinn und klim­pert mit den Wim­pern. In einer über­trie­ben dra­ma­ti­schen, schüch­tern-flir­ten­den Art fragt sie: „Du fin­dest mich hübsch?“ Sie klim­pert noch mehr mit den Wim­pern.
Ich lache und lehne mich auf dem Stuhl zu­rück. Sie hat ver­spro­chen, dass Ehr­lich­keit keine Fol­gen hat, also sage ich es ein­fach. Ohne zu scher­zen. „Du bist ein Knal­ler. Und man braucht kein sta­tis­ti­sches Mo­dell, um das zu be­wei­sen. Schau nur ein­mal einen Blick in einen be­lie­bi­gen Spie­gel.“
Ich woll­te das nicht so pla­ka­tiv aus­drü­cken. So ab­so­lut über­zeugt. Fast schon so, als woll­te ich sie her­aus­for­dern.
Grays Augen wei­ten sich und sie er­rö­tet am Hals. Es war zu er­war­ten, dass bei einer hell­häu­ti­gen Frau iri­scher Ab­stam­mung zu­erst der Hals und nicht die Wan­gen rot wer­den. Aus ir­gend­ei­nem Grund macht sie das noch at­trak­ti­ver. Erst nach­dem sie mir ein paar Se­kun­den Ver­letz­lich­keit ge­zeigt hat, hüs­telt Gray und lacht dann freund­lich. Sie schüt­telt ihre Ver­le­gen­heit gut ab.
„Du brauchst mir nicht zu schmei­cheln, Brick. Ich habe vol­les Ver­trau­en, dass du die von mir ge­setz­ten Ziele noch über­tref­fen wirst.“
Und schon sind wir wie­der beim Ge­schäft­li­chen.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.