Außergewöhnliche Helden: Cowboy: Immer nur du

Originaltitel: Cowboy (Unfit Hero #5)
Übersetzer: J.M. Meyer

Erschienen: 06/2023
Serie: Außergewöhnliche Helden
Teil der Serie: 5

Genre: Contemporary Romance, Western Romance
Zusätzlich: Second Chance

Location: USA, Texas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-630-0
ebook: 978-3-86495-631-7

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Außergewöhnliche Helden: Cowboy: Immer nur du


Inhaltsangabe

Ford

Einsiedler. Grübler. Frauenheld. Rau.

Begriffe können uns auf Erfolg oder Misserfolg vorbereiten.

Ich hasse sie, schon immer. Ich habe einen Grund dafür. Ich träume von diesem Grund morgens, mittags und abends.

Stephanie

Egozentrisch. Gierig. Grausam. Selbsthass.

Begriffe prägen die einsame Frau, die ich bin. 

Ich hasse die Person, die ich wurde. Ich habe den einzigen Mann verletzt, den ich je geliebt habe. Ich träume jede Nacht von ihm, sobald ich meine Augen schließe.

Begriffs-Etiketten werden wie ein Abzeichen getragen, entweder zu Ehren oder zur Abschreckung.

Sie definieren uns nicht, denn beurteilt werden wir sowieso.

Fords Jugendliebe Stephanie verließ ihn einst, um ihren großen Träumen zu folgen. Verbittert blieb Ford zurück und stürzte sich in zahllose Affären. Nun ist Stephanie zurück in der Stadt und beide stellen fest, dass die brennende Leidenschaft und ihre Liebe nie erloschen ist. Doch Stephanie ist nicht nur in großer Gefahr, es steht zudem ihre gesamte Hollywood-Karriere auf dem Spiel ...

Abschlussband der Reihe um fünf außergewöhnliche Helden. 

Über die Autorin

Als Einzelkind musste Hayley Faiman sich mit sich selbst beschäftigen. Im Alter von sechs Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben, und hörte nie wirklich damit auf. Die gebürtige Kalifornierin lernte ihren heutigen Ehemann im Alter von sechzehn Jahren kennen und heiratete...

Weitere Teile der Außergewöhnliche Helden Serie

Leseprobe

Ford

Ich fahre die Zufahrtsstraße zu meinem Haus entlang und stoppe beim Anblick, der sich mir vor meinem Tor bietet. Nach dem gestrigen Tag und dem ganzen Durcheinander hatte ich nicht vor, sie jemals wiederzusehen. Doch sie ist hier. Leibhaftig.
Stephanie und ihre schnieke Limousine stehen neben meinem Tor. Sie wartet seitlich neben dem Wagen und ihr Hintern lehnt an der Motorhaube, während sie meinen Pick-up mustert. Heute musste ich tief durchatmen und Material für die Erneuerung meines Zauns aus der Stadt holen.
Ich habe mich dazu entschieden, den 1970er-Ford F-250 4x4 meines Vaters zu nehmen. Scheinbar befand ich...

...mich in nostalgischer Stimmung, aber in diesem Moment bereue ich es.
Dieser Pick-up gehörte meinem Dad, der ihn an mich vererbte. In diesem Wagen habe ich Stevie zu unserer ersten Verabredung abgeholt und wir haben unsere Jungfräulichkeit auf der Ladefläche verloren. Ich habe sie mit dem Pick-up zum Abschlussball gefahren. Alles, was in unserem Leben von Bedeutung war, passierte in diesem Auto.
Ich bin sogar in diesem Wagen nach L.A. gefahren, um sie zu besuchen und zu sehen, wie sich ihr Traum gestaltete, den sie sich so sehr zu verwirklichen wünschte. Was für ein Leben sie sich aufgebaut hat, das mich nicht miteinschloss. Nachdem ich sie gefunden und gesehen hatte, wie glücklich sie war, fuhr ich in diesem Pick-up wieder nach Hause.
Als ich am Tor vorfahre, versuche ich, all die schlechten und guten Erinnerungen abzuschütteln. Ich steige aus dem Wagen und gehe zu ihr hinüber. Ich trage eine Sonnenbrille auf der Nase und eine alte, schmutzige Baseballkappe. Außerdem eine dreckige Jeans und ein noch schmutzigeres marineblaues T-Shirt. Ich bin mir sicher, dass ich absolut nicht wie die Kerle aussehe, die sie gewohnt ist, und ich weiß überhaupt nicht, warum es mich interessiert – zumindest sollte es das nicht.
„Stevie“, murmle ich, als ich auf sie zugehe.
Sie trägt eine enge Hose und eine seidig wirkende Bluse. Ihr blondes Haar hat sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre große Sonnenbrille ist direkt auf mich gerichtet.
„Ich war mir nicht sicher, ob du zu Hause bist, denn das Haus sah ziemlich verrammelt und verriegelt aus“, sagt sie.
Ich deute mit dem Kinn auf das Tor und gehe an ihr vorbei. Dabei nehme ich einen tiefen Atemzug und rieche ihr teures, verdammt sexy duftendes Parfüm. Ich greife nach dem Vorhängeschloss, öffne es und entferne die Eisenkette.
„Es war nicht verschlossen“, murmle ich. „Ich nutze es nur, um die Tiere drinnen zu halten.“
„Können wir miteinander reden? Wenn’s geht, nicht unbedingt hier draußen in der Hitze“, sagt sie, wobei ihre Stimme unsicher klingt.
Ich drehe mich um und schaue sie über meine Schulter hinweg an. Einen Moment lang betrachte ich sie, ehe ich antworte. „Du kannst nicht mit dem Auto die Auffahrt entlangfahren.“
„Warum?“
Ich drücke das Tor auf und deute mit dem Kinn in Richtung des Pick-up, während ich mich auf die Fahrerseite begebe. „Ich halte sie nicht wirklich instand. Du wirst dir den ganzen Unterboden aufreißen und wahrscheinlich stecken bleiben. Steig ein, ich nehme dich im Pick-up mit. Ich muss das ganze Zeug abladen und die Sonne geht schon fast unter.“
Ich steige in den Wagen und lege einen Gang ein, während ich darauf warte, dass sie zu mir in den Pick-up steigt. Ich versuche, sie nicht anzustarren, aber das gelingt mir nicht. Ich schaue aus den Augenwinkeln zur Seite, halte aber den Kopf nach vorn gerichtet, als sie zu mir ins Fahrzeug klettert.
Früher ist sie immer bis in die Mitte gerutscht und hat sich direkt neben mich gesetzt, aber das wird sie weder heute noch sonst irgendwann wieder tun. Das fehlt mir. Ich vermisse das Gefühl eines weichen Körpers neben meinem eigenen, während ich die Straße hinunterfahre. Den Moment, wenn sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel legt und ihren Kopf gegen meine Schulter lehnt.
Fuck.
Ich sollte nicht an diesen Scheiß denken. Es ist eine Ewigkeit her und wird sich nicht wiederholen. Das Kapitel ist abgeschlossen.
Ich fahre durch das Tor, parke den Pick-up und springe aus ihm heraus. Dann schließe ich das Tor hinter mir und kette es wieder zu. Anschließend schwinge ich mich wieder in den Wagen, wo mich der Duft ihres Parfüms und ihres verdammten Shampoos empfängt.
„Ich kann nicht glauben, dass du das Auto noch immer hast und dass es immer noch fährt“, sagt Stephanie, sobald ich anfahre.
Ich fahre langsamer als sonst. Nicht Stevie zuliebe, sondern wegen des Holzes, das sich auf meiner Ladefläche befindet. Zumindest rede ich mir das ein.
„Das ist der Pick-up meines Vaters, Stevie. Ich würde ihn niemals weggeben“, erkläre ich ihr.
Sie ist einen Moment lang still. „Wie geht es deinen Eltern?“
Fast hätte ich laut geschnaubt, aber ich beschließe, mein Temperament zu zügeln. „Mein Dad starb vor etwa zehn Jahren, Mom folgte ihm nur zwei Monate später. Sie wollte wohl nicht ohne ihn sein, was ich ihr nicht übelnehmen kann. Immerhin waren sie zusammen, seit sie elf Jahre alt waren.“
„Sie waren jung“, haucht sie.
„Dreiundvierzig Jahre sind sie nur geworden“, sage ich und muss mich mächtig zusammenreißen, da meine Kehle plötzlich ganz eng wird.
Ich vermisse meine Eltern. Trotz der Fehler, die sie hatten, waren sie gute Menschen. Sie gaben mir manchmal weitaus mehr Liebe, als ich es wahrscheinlich verdiente. Sie liebten einander und gaben ihr Bestes, ihre Mitmenschen zu lieben.
„Was ist passiert?“
Ich will es ihr nicht erzählen, denn sie hat es verdammt noch mal nicht verdient, es zu erfahren, aber so ein großer Wichser bin ich nun mal nicht. Nun, eigentlich schon, aber aus irgendeinem Grund habe ich heute Redebedarf. Ich fahre den Pick-up in Richtung Scheune, parke ihn dort und drehe mich zu ihr hin. Die Handgelenke lasse ich auf dem Lenkrad liegen, die Hände lasse ich baumeln.
„Der Krebs hat mir meinen Vater genommen. Meine Mutter litt unter gebrochenem Herzen und war einfach nur noch müde.“
Stephanie streckt ihre Hand aus, nimmt meine Hand in ihre und drückt sie sanft. „Das tut mir leid, Ford. Ehrlich.“
Nickend schließe ich für einen Moment die Augen, öffne sie dann wieder und schaue sie an. „Warum bist du hier, Stevie?“
„Ich wollte mit dir sprechen. Ich … Es ist viel zu lange her, und es gibt so vieles, was zwischen uns ungesagt geblieben ist“, flüstert sie.
„Ich meinte, hier in Gallup. Was machst du hier?“
Sie leckt sich über die Lippen. Ihre Hand liegt noch immer um meine und versengt meine gottverdammte Haut mit ihrer Berührung. Diese großen, blauen Augen starren mich an. Ich kannte sie einst so verflucht gut, dass ich jeden verfluchten Gedanken in ihrem Kopf lesen konnte, oder zumindest dachte ich, dass ich es könnte.
„Mein Vater ist vor ein paar Monaten gestorben. Ich wusste nicht, dass ihm das Haus hier noch gehört, bis ein Anwalt mit mir zusammen seine Papiere durchging. Ich fand es falsch, es ungesehen zu verkaufen, denn er hat es sicher nicht ohne Grund behalten. Ich dachte mir, ich sollte es durchsehen, um sicherzustellen, dass sich dort nichts Wichtiges mehr befindet.“
„Warst du schon drinnen?“, erkundige ich mich.
Sie schüttelt den Kopf und nimmt ihre Hand von meiner, während sie durch die Windschutzscheibe des Pick-ups schaut. Ich beobachte sie und wünschte, sie wäre mir nicht so nah. Und zeitgleich hoffe ich, dass sie noch näher kommt.
„Wie ist er gestorben?“
„An Krebs“, flüstert sie.
„Und deine Mom?“
„Vor fünf Jahren an einem Herzinfarkt.“
„Das scheinen wir gemeinsam zu haben. Einzelkinder zu sein, die keine Eltern mehr haben“, merke ich an.
Erst nickt sie, dann wendet sie sich mir zu. Ihre Augen sind wässrig, doch die Tränen fallen nicht. Sie blinzelt sie weg und schenkt mir dann dieses verdammt schöne Lächeln, von dem ich siebzehn Jahre lang geträumt habe. Ich hätte nie gedacht, es noch einmal in natura zu sehen zu bekommen. Es ist genauso atemberaubend wie in meiner Erinnerung.
„Es scheint, als wäre es so. Worüber willst du mit mir reden? Noch ist es hell und ich muss den Zaun reparieren. Die Hauptsaison steht unmittelbar vor der Tür, weshalb ich vorher noch einen Arsch voll zu tun habe.“
Sie atmet tief durch die Nase ein, ihr Blick findet den meinen. „Es tut mir leid.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und warte darauf, dass sie dem noch etwas hinzufügt, aber das tut sie nicht. Sie sieht mich einfach nur an und hofft darauf, dass ich reagiere.
Verdammt unfassbar.
Genau das ist sie.
Kopfschüttelnd wende ich mich der Tür zu, stoße sie auf und springe aus dem Pick-up. Ich ignoriere ihre Anwesenheit und gehe zur Ladefläche, um mir das Holz zu schnappen. Dann trage ich es zu meinem John Deere Gator, einem Transportfahrzeug, um ihn zu beladen.

Stephanie

Ford ist nicht auf meine Entschuldigung eingegangen. Er hat meine Worte komplett ignoriert und ist aus dem Pick-up gesprungen. Sogar die Tür hat er hinter sich zugeschlagen. Das Arschloch geht einfach seiner Arbeit nach, als wäre ich überhaupt nicht hier.
Mit zusammengekniffenen Augen greife ich nach dem Türgriff und öffne die Tür. Beim Aussteigen muss ich aufpassen, dass ich nicht wegen meiner hochhackigen Stiefel auf dem Hintern lande. Ich hatte vergessen, wie es hier draußen auf dem Land ist, dass himmelhohe Absätze gefährlich zu tragen sind.
„Entschuldigung“, rufe ich ihm hinterher und marschiere auf ihn zu, so selbstbewusst wie nur möglich, ohne dabei auf meinen Hintern zu plumpsen.
Ford stellt das Arbeiten nicht ein. Er rauscht an mir vorbei, um sich weitere Holzbretter zu greifen und sie zu seinem Transportfahrzeug zu bringen.
„Ich rede mit dir“, blaffe ich ihn an.
Er lässt das Holz fallen, schaut mich über seine Schulter hinweg an und presst die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.
„Stellen die Leute heutzutage immer die Arbeit ein, wenn du mit ihnen reden willst?“, fragt er.
Knurrend stampfe ich wie ein Kleinkind mit dem Fuß auf. „Es gab eine Zeit, in der du das auch getan hast.“
Er schnaubt, strafft die Schultern, dreht sich zu mir um und stemmt eine Hand in die Hüfte. Mein Blick wandert automatisch zu seinen schlanken Hüften. Mir gefällt es, wie seine Jeans seine kräftigen Oberschenkel umschließt. Ich kann nicht verhindern, dass ich mir bei diesem Anblick über die Lippen lecken muss. Baumstämme, das ist das richtige Wort für seine Beine. Und ich kann nicht leugnen, dass ich mich frage, wie viel Kraft wohl in ihnen steckt, was für eine Power wohl in seinem gesamten muskulösen Körper schlummert.
„Wenn du mich noch länger so ansiehst, Stevie, werde ich noch viel mehr mit dir anstellen als dieser Wichser von den Bildern, die überall zu sehen sind.“
Meine Augen weiten sich und ich stoße ein Keuchen aus. „Das hast du nicht gerade gesagt! Woher weißt du davon?“
Grinsend schüttelt er den Kopf. „Glaubst du, wir haben hier draußen kein Internet? Kein WLAN?“
„Ich meine ja nur. Gott, haben es alle gesehen?“ Ich stöhne auf, da ich an die gestrige Grillparty denken muss und mich frage, ob sie alle meine Brüste gesehen haben.
Ford lacht, aber sein Lachen klingt nicht humorvoll, sondern eher bitter. „Ja, Stevie. Beau war derjenige, der mir gesagt hat, ich solle mal einen Blick drauf werfen. Ich muss schon sagen, dass deine neue Hardware verdammt schön ist, Honey.“
Eine Gänsehaut bildet sich auf meiner Haut und eine Welle der Begierde läuft mir die Wirbelsäule hoch und runter. Doch das sollte nicht passieren. Seine Worte sind fast schon vulgär, sie sind alles andere als nett und total unhöflich.
„Du bist nicht mehr der Gentleman, der du einst warst, Ford Matthews“, zische ich.
Ford stößt ein lautes Lachen aus. „Nein, bin ich nicht. Aber du bist auch nicht mehr das süße Mädchen, das du einmal gewesen bist, Stevie. Es scheint, als hätten wir uns beide verändert. Willst du mir jetzt endlich sagen, worüber du zum Teufel unbedingt mit mir sprechen wolltest, damit ich endlich meine Arbeit für heute erledigen kann?“
Ich versuche, mir genau zurechtzulegen, wie ich das, was ich ihm eigentlich sagen möchte, formulieren kann. Jahrelang habe ich mir diesen Moment vorgestellt und nie geglaubt, dass er so verlaufen würde wie jetzt. Oder dass es mir so schwerfallen würde.
„Gott, du bist echt ein Arschloch“, zische ich. Er grinst, erwidert aber nichts darauf. „Es tut mir leid.“
„Das sagtest du bereits.“
„Oh, du hast mich also verstanden und einfach ignoriert?“
Er zuckt lediglich mit den Schultern. Ich sehe ihm fassungslos dabei zu, wie er seine Hand hebt, um den Hut auf seinem Kopf zu richten. Seine Bewegung ist weit aus sexyer, als sie sein sollte. Vor allem, weil sich sein Bizeps anspannt. Gott, warum muss er ausgerechnet das heißeste Wesen auf zwei Beinen sein, das mir in den letzten zwei Jahren über den Weg gelaufen ist?
Mein Ex-Verlobter war attraktiv, er war hübsch. So gutaussehend, dass er morgens und abends länger im Bad gebraucht hat als ich. Außerdem waren seine Rechnungen für das Spa dreimal so hoch wie meine. Ach, und er konnte seinen Schwanz nicht in der Hose behalten. Es würde mich nicht überraschen, wenn er die Fotos mit versteckter Kamera aufgenommen hätte, um sie für Werbezwecke zu verkaufen.
Es ist unmöglich, dass die Paparazzi Kameras besitzen, die über eine solche Entfernung hinweg so deutliche Aufnahmen hinbekommen. Diese Fotos müssen in seinem Haus aufgenommen worden sein. In seinem Schlafzimmer, hinter verschlossenen Vorhängen.
„Ja, ich habe dich gehört. Allerdings weiß ich nicht, was genau dir leidtut“, sagt er achselzuckend.
Ich spanne meinen Kiefer an und schüttle den Kopf. „Meinst du das ernst? Du willst also, dass ich es dir in allen Einzelheiten sage?“
Ford verschränkt die Arme vor seiner breiten Brust. Seine Muskeln spannen sich unter seinem Hemd an, und die texanische Sonne fühlt sich plötzlich mindestens zwanzig Grad heißer an aufgrund dieser verdammten Bewegung.
„Das will ich. Denn, Stevie, ich glaube, dass ich zumindest so viel verdient habe.“
„Es ist siebzehn Jahre her, Ford“, flüstere ich.
Er schüttelt resigniert den Kopf, sein Blick richtet sich auf den Boden. Ich sehe, wie er in den Dreck spuckt, bevor er den Kopf wieder hebt, um meinem Blick zu begegnen. „Ja? Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als ich nicht weit von hier stand und dabei zusehen musste, wie du den Schwanz eingezogen hast und weggelaufen bist. Du warst meine beste Freundin. Das einzige Mädchen, das ich je geküsst, das ich je geliebt habe, und du bist einfach abgehauen. Dann hast du dich geweigert, mit mir zu sprechen und mir deine Gründe zu erklären. Also ja, ich denke, ich habe verdammt mehr verdient als ein lausiges Es tut mir leid.“
Ohne dem noch etwas hinzuzufügen, kehrt er mir den Rücken zu, um in seinen Stiefeln zur Scheune davonzustapfen. Ich schließe die Augen und kann die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie laufen mir über die Wangen.
Er hat recht.
Jedes einzelne Wort, das er zu mir gesagt hat, ist zu hundert Prozent berechtigt, und ich fühle mich wie das größte Miststück auf diesem Planeten. Wie konnte ich ihm das nur antun? Wie? Ich war erst achtzehn Jahre alt, aber das ist keine Entschuldigung für mein selbstsüchtiges Verhalten. So bin ich nicht erzogen worden. Warum war ich nur so verdammt egoistisch?
„Willst du es mir erklären, während ich die Ställe ausmiste, oder willst du hier draußen stehen bleiben und dir einen Sonnenbrand holen?“, ruft er mir zu.
Sofort setze ich mich in Bewegung. Ohne darüber nachzudenken, mache ich mich auf den Weg in die Scheune. Tausende Erinnerungen prasseln auf mich ein, sobald ich den Geruch von Heu, Holz und Leder wahrnehme.
Ich denke an die etlichen Male, als ich genau diese Scheune betreten habe, eines der Pferde sattelte oder zu Ford auf dessen Pferd stieg, um mit ihm auszureiten.
Ich habe es geliebt.
Ich habe jede Sekunde auf dieser Ranch geliebt, liebte es, mit ihm hier zu sein, ihn in seinem Element zu bewundern. Mich an jenem Ort aufzuhalten, von dem ich wusste, dass er ihn mehr als alles andere auf der Welt liebte. Ich konnte ihn nicht dazu zwingen, diese Ranch, sein Zuhause, zu verlassen. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, irgendetwas davon für mich und meine Träume aufzugeben. Das hätte ich nicht ertragen können.

Ford

Es tut mir leid.
Ich hasse diesen erbärmlichen Versuch einer Entschuldigung. Ich verdiene mehr als das, unsere Beziehung verdient mehr als das.
Wir waren nicht bloß Bekannte.
Stevie war mein Ein und Alles.
Sie war die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Die Frau, die meine Kinder bekommen und den Rest ihres ganzen gottverdammten Lebens an meiner Seite verbringen sollte.
Es tut mir leid.
Was für ein Scheiß.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, flüstert sie vom Eingang der Scheune.
Sie hat den Stall erst mit einem Fuß betreten, geht vorsichtig, von einem schicken Schuh auf den anderen tretend, weiter hinein. Die Arme hat sie schützend um ihre Mitte geschlungen, während sie auf den staubigen Boden hinunterschaut. Ich räuspere mich und beginne damit, Starlights Box auszumisten. Das müsste ich eigentlich nicht tun, aber ich kann nicht tatenlos rumstehen und sie ansehen. Es geht einfach nicht.
„Dann weiß ich nicht, wieso du den ganzen weiten Weg hierhergefahren bist, Babe.“
Sie gibt ein leises Knurren von sich, woraufhin sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln verziehen. „Ich wollte mehr, als Gallup, Texas, mir zu bieten hatte“, bricht es aus ihr heraus.
„Endlich kommen wir der Wahrheit näher“, erwidere ich und arbeite weiter.
„Ich wollte das Rampenlicht, Ford. Ich wollte berühmt werden.“
„Sieht so aus, als hättest du bekommen, was du wolltest“, sage ich.
Es herrscht einen Moment lang Stille zwischen uns, dann höre ich ihr Schniefen. Ich hasse, dass sie weint. Ich konnte es noch nie ertragen, aber es ist nicht länger meine Aufgabe, sie zu trösten. Das hat sie mir weggenommen, zusammen mit all dem anderen, was mit ihr zu tun hat.
„Ja, aber um welchen Preis?“
Ich richte mich auf, schließe die Hände fester um den Griff der Schaufel und stütze mein Kinn darauf ab, während ich sie ansehe. Ich schaue sie nicht bloß an, ich blicke ganz tief in ihre Augen. Ihre blauen Augen wirken dumpf, ihr Gesicht ist schmal und ernst. Es sieht nicht so aus, als hätte sie in den letzten Jahren viel zu lachen gehabt. Ich hingegen habe Lachfalten bekommen von meinen Foppereien mit den Jungs und ihren Kindern; davon, dass ich ihr Freund bin. Ich glaube nicht, dass sie viele Freunde hat.
„Das musst du mir erklären, Stevie“, dränge ich leise.
Sie nickt. „Ich habe dich verloren. Ich habe meine Träume verfolgt und bekommen, was ich immer wollte.“
„Ja?“
Abermals nickt sie. „Ich bin berühmt geworden. Aber ich bin auch ganz allein. Ich kann niemandem mehr wirklich vertrauen. Ich bin vierunddreißig Jahre alt und habe weder einen Ehemann noch Kinder. Ich bin einsam. Ich bin unglücklich, was mein Privatleben angeht, aber ich habe alles, was ich mir je erträumt habe.“
Tief einatmend lasse ich ihre Worte auf mich wirken. Ich fühle verdammt noch mal genau dasselbe. Doch wenn ich ihr das gestehe, wird ein Teil der Last von ihr abfallen, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das will. Klar, das lässt mich vielleicht wie ein verdammtes Arschloch dastehen, doch ich weiß nicht, ob mich das kümmert. Siebzehn Jahre lang hat sich der Schmerz in mir aufgestaut und ich kann ihn nicht so einfach loslassen. Es geht nicht.
„Ich schätze, es ist nicht immer alles Gold, was glänzt.“
Ich beobachte, wie sie zögerlich einen Schritt auf mich zu macht, allerdings nur einen, dann bleibt sie stehen. „Ich weiß, dass ich nichts tun kann, um die Vergangenheit wiedergutzumachen, aber glaubst du, dass du mir jemals verzeihen kannst?“
Ich schüttle den Kopf und will ihre Frage mit einem Nein beantworten, aber obwohl ich wütend und verletzt bin, will ich nicht der Grund sein, wieso sie sich schlecht fühlt. Ich räuspere mich, trete einen Schritt zurück und stoße einen Seufzer aus.
„Wir waren sehr jung, Stevie. Es hat höllisch wehgetan, das will ich nicht beschönigen. Lange Zeit war ich sauer auf dich, manchmal bin ich es noch immer. Ich kann nicht hier rumsitzen und den Rest meines Lebens verzweifelt sein. Du hast getan, was du getan hast, und Punkt. Du wolltest etwas anderes als ich, und ich kann es dir nicht verdenken, dass du Gallup den Rücken gekehrt hast. Du warst immer der größte, hellste Stern an diesem Ort.“
„Ford“, erwidert sie mit einem Schluckauf.
„Ich verstehe, warum du mich verlassen hast. Allerdings weiß ich nicht, ob ich es dir jemals verzeihen kann, und ich weiß mit Sicherheit, dass ich es nie vergessen werde, aber ich verstehe es.“
„Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte …“ Ihr Satz bricht ab, ich schüttle den Kopf.
„Lass es“, knurre ich. „Tu das nicht. Ich denke viel zu oft an die Vergangenheit und will nicht auch noch darüber nachdenken müssen, wie es weitergegangen wäre, könnten wir in der Zeit zurückreisen. Weil ich dann selbst eine Million Dinge anders gemacht hätte, und darüber kann ich einfach nicht nachdenken.“
„Wieso?“
Als sie sich auf mich zubewegt, halte ich den Atem an. Sie schreitet auf diesen verdammt hohen Absätzen auf mich zu und bleibt direkt vor mir stehen. Mein Körper erstarrt, jeder Muskel spannt sich an, als ihre Handfläche meine Brust berührt.
Ich lasse den Blick zu ihrer Hand hinuntergleiten und hebe ihn dann wieder an, um ihren Augen zu begegnen, während ich mit der Zunge meine Lippen befeuchte. Ich schmecke das Salz meines Schweißes auf meinen Lippen und bin mir sicher, dass ich bis zum Himmel stinke, aber dennoch kann ich sie nicht von mir schieben. Nicht jetzt, wo sie mir so verdammt nahe ist.
„Wieso?“, krächze ich.
„Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, wieso würdest du etwas anders machen?“
Ich neige den Kopf, mein Gesicht ist dem ihren so nah, aber Gott sei Dank hindert mich mein Strohhut daran, sie zu küssen.
„Ich würde um dich kämpfen, Stephanie. Ich würde deinem süßen Arsch hinterherjagen. Ich würde dich für mich gewinnen, wie auch immer das aussehen mag, aber ich würde es herausfinden. Und dann würde ich dich für immer bei mir behalten“, gebe ich schamlos zu.
„Cowboy“, wispert sie.
Ich schließe die Augen. Schmerz durchströmt meinen gesamten Körper aufgrund dieses einen Wortes. Cowboy. Genau das war ich, ihr Cowboy. So hat sie mich immer genannt, sie gab mir diesen süßen Kosenamen, und ich liebte es jedes Mal, wenn sie ihn aussprach.
„Das ist jetzt aber nicht mehr wichtig. Es ist viel zu lange her“, sage ich leise.
Sie summt, ihre Hand gleitet langsam mittig meine Brust hinauf, bis sich ihre Finger um meinen Nacken legen. Ich neige den Kopf zur Seite und streiche mit meinen Lippen über ihre. Scheiße, sie schmeckt so süß wie verdammter Zucker.
„Ist das so?“, flüstert sie.
Grunzend lasse ich die Schaufel fallen, lege einen Arm um ihre Taille und ziehe ihren zarten Körper enger an meine Brust. Gleichzeitig drücke ich meinen Mund auf ihren. Ich lasse meine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und koste sie.
Sie wimmert, doch ich schlucke diesen Laut hinunter, während ihr Körper in meinen Armen zittert. Ich hebe eine Hand und umschließe ihren Pferdeschwanz mit meiner Faust. Ich neige ihren Kopf zur Seite und positioniere sie genau so, wie ich sie haben will.
Meine Lippen wandern ihren Hals hinunter. Ich sauge an ihrer weichen Haut, bis ich den Ausschnitt ihres Oberteils erreiche.
„Ford“, stöhnt sie leise, als ich ihren Kopf ein wenig überstrecke.
Ich grinse, während sie mich durch halb gesenkte Augenlider beobachtet. „Davon habe ich die letzten siebzehn Jahre geträumt, Honey“, raune ich ihr zu.
„Bitte“, fleht sie.
Fuck. Ich will das hier. Ich will sie so sehr, dass ich sie schon fast schmecken kann. Etwas Hässliches durchströmt mich bei dem Gedanken, sie genau hier, im Pferdestall, zu ficken. Ich lasse sie los und trete einen Schritt zurück, woraufhin sie sich aufrichtet.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und stütze sie auf meine Hüfte, während ich ein paarmal tief durchatme und auf meine Stiefel hinabblicke. Ich kann ihre Frage praktisch hören, während sie mich beobachtet. Ich hebe den Blick und schaue sie an. Mein Atem kommt stoßweise, während ich versuche, mich und gleichzeitig meinen steinharten Schwanz zu beruhigen.
„Das war ein Fehler“, flüstert sie.
Sie diese Worte laut aussprechen zu hören, macht mich fertig. Sie tun verdammt weh, auch wenn sie wahr sind. Das hier war ein Fehler. Und er wäre zu einem noch Größeren geworden, wenn wir weiter gegangen wären. Ich kann nicht dorthin zurückkehren. Niemals.
Sie macht einen Schritt auf mich zu, ihre Augen sind groß und glasig. „Es tut mir leid, Ford, ich wollte nur …“
„Jepp“, murmle ich. „Ich hab’s verstanden. Steig wieder in den Pick-up, ich bringe dich zu deinem Auto zurück.“
Sie diskutiert nicht mit mir, versucht nicht, hierzubleiben, sondern dreht sich stattdessen um und tut genau das, was ich ihr gesagt habe. Ich steige ebenfalls in den Wagen. Mein Schwanz ist noch immer schmerzhaft hart, während ich sie zum Tor meines Grundstücks fahre.
Ich steige nicht aus, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein, sondern bleibe einfach sitzen und sehe ihr dabei zu, wie sie von meinem Pick-up zu ihrem Auto geht. Ich rühre mich nicht, als sie sich auf den Fahrersitz setzt, den Motor startet und wegfährt.
Sie fährt verdammt noch mal von mir weg und ich unternehme nichts. Als ihr Auto außer Sichtweite ist, steige ich aus und schließe das Tor, bevor ich wieder in meinen Pick-up steige und zu meinem Haus düse.
Ich habe heute noch einen Zaun zu reparieren, oder zumindest sollte ich damit anfangen.
Außerdem gibt es da eine Frau, die ich vergessen muss.
Obwohl unsere Trennung schon fast zwanzig Jahre her ist und ich jeden Tag mindestens ein Mal an sie denken muss, glaube ich nicht daran, dass mir das in nächster Zeit gelingen wird. Tief in meinem Inneren liebe ich sie immer noch und ich werde sie immer lieben.

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