Arizona Vengeance Eishockey-Team: Legend

Originaltitel: Legend (Arizona Vengeance #3)
Übersetzer: Joy Fraser

Erschienen: 01/2022
Serie: Arizona Vengeance Eishockey-Team
Teil der Serie: 3

Genre: Contemporary Romance, Sport Romance

Location: USA, Arizona, Phoenix


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-542-6
ebook: 978-3-86495-543-3

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Arizona Vengeance Eishockey-Team: Legend


Inhaltsangabe

Arizona Vengeance ist das neueste Eishockeyteam. Aber der heißeste Torwart der Eishockeywelt muss lernen, dass auch der beste Spieler manchmal Hilfe braucht.

Alles läuft rund für die Arizona Vengeance. Wir mögen ein neues Team sein, aber dennoch auf dem besten Weg, die Championship zu gewinnen. Ich genieße es, in der Presse als der heißeste Goalie, der heißeste Spieler überhaupt, bejubelt zu werden. Mein Name ist Programm, denn ich bin Legend Bay.

Als ich vom Training nach Hause komme, erblinde ich fast beim Anblick des kitschigen Weihnachtsschmucks nebenan. Wie immer hat meine Nachbarin Pepper Nantais heillos übertrieben! Ich bin dabei, ihr die Meinung zu sagen, als mir etwas ins Auge fällt. Anscheinend hat mir der Weihnachtsmann ein Geschenk vor die Tür gelegt, mit dem ich nie gerechnet hätte.

Während mein Leben eine unerwartete Wende nimmt, stelle ich fest, dass Pepper mehr ist, als es scheint. Natürlich ist sie eine Schönheit. Wenn auch unfassbar nervtötend. Und ihr Deko-Geschmack ist … gewöhnungsbedürftig. Doch hinter der unbekümmerten Fassade stecken viel Entschlossenheit und ein Herz aus Gold. Ehe ich mich versehe, verfalle ich ihr. Vollkommen.

Pepper ist genau die Frau, die ich brauche, ohne es gewusst zu haben.

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Arizona Vengeance Eishockey-Team Serie

Leseprobe

Legend

Als ich in die Straße einbiege, kommt sofort das Strahlen von Peppers Haus in Sicht. Es überrascht mich nicht, dass sich ihr Haus einen Tag nach Thanksgiving wie magisch in ein psychedelisches Weihnachtswunderland verwandelt hat. Komplett mit farbigen Lichterketten in jedem Winkel, einem riesigen Plastik-Weihnachtsmann mit seinen Rentieren auf dem Dach, und Lautsprechern an den Bäumen, aus denen Weihnachtslieder schallen. Es gibt sogar einen großen, sich drehenden Schneemann, der alle paar Minuten Kunstschnee in die Gegend bläst.
Die Krönung ist jedoch eine lebensgroße biblische Krippe im Vorgarten, voll ausgestattet mit Maria, Josef, Jesus, Esel, Kuh, zwei Schafen, drei Kamelen mit...

...den drei Weisen aus dem Morgenland auf den Rücken. Die Szene wird von Scheinwerfern angestrahlt.
Mit knirschenden Zähnen biege ich auf die Einfahrt. Ich kann nichts dagegen sagen, weil mich Pepper an Thanksgiving im Pool-Billard total fertig gemacht hat. Was bedeutet, dass ich mich nicht mal bei den Vermietern über sie beschweren kann. Also muss ich dieses Wochenende bei geschlossenen Rollos verbringen, um nicht von ihrem Haus geblendet zu werden.
Was nicht bedeutet, dass sie nicht noch etwas anderes auf Lager haben wird, um mich zu ärgern. Dafür scheint diese Frau zu leben. Entweder, indem sie mir eine Schar rosa Plastikflamingos in den Garten stellt, oder mich schlicht mit ihrem schönen Gesicht und dem umwerfenden Körper in den Wahnsinn treibt. Ich sollte nicht so oft an sie denken, doch mich hat noch nie jemand gleichermaßen fasziniert wie genervt.
Mir fällt auf, dass drei Autos in ihrer Einfahrt stehen, was nicht ungewöhnlich ist. Pepper scheint ständig eine Schar Leute zu Besuch zu haben. Sie ist ein ziemlich geselliger Mensch. Sie hat mich sogar schon zu ihren kleinen intimen Soireen eingeladen, aber ich habe jedes Mal abgelehnt.
Das Einzige, was mir in letzter Zeit sonst noch auffiel, ist die Tatsache, dass ich sie nicht mehr mit meinem Teamkollegen Dax zusammen gesehen habe. Zumindest kommt es mir so vor, und ich bin nicht sicher, wie ich das finden soll. Auf keinen Fall bin ich bereit, den kleinen Eifersuchtsstich zuzugeben, wenn er mit ihr zusammen war, denn das wäre geradezu lächerlich. Ich kann die Frau nicht ausstehen.
Mit einem letzten angewiderten Blick auf das Griswold-Haus neben meinem, parke ich den Tahoe auf meiner Einfahrt und öffne mit der Fernbedienung das Garagentor. Während es langsam hochfährt, fällt mein Blick nach links auf die vordere Veranda. Sieht aus, als ob da ein Paket liegt, aber ich kann es nicht genau erkennen, weil das Licht an der Haustür nicht brennt. Daran denke ich nie, wenn ich den ganzen Tag weg bin und erst abends nach Hause komme. Ich notiere mir in Gedanken, dass ich auf meiner endlosen Liste von Projekten die Installation einer automatischen Sicherheitsbeleuchtung hinzufügen werde.
Aber Moment mal … das ist doch kein Paket. Ich versuche bei dem Lichtschein von Peppers Haus, der nicht ganz bis zu meiner Haustür reicht, etwas zu erkennen.
Es sieht eher nach einem Kleiderhaufen aus. Verwirrt runzele ich die Stirn, steige aus, gehe zögerlich auf die vordere Veranda zu, denn je näher ich komme, desto stärker wird mein ungutes Gefühl.
Ich betrete die erste der drei Stufen zur Veranda und alles in mir zieht sich zusammen, als ich sehe, dass es sich um eine Decke handelt, in die etwas Kleines eingewickelt ist. Ich werfe einen Blick auf Peppers Haus. Vielleicht ein übler Scherz von ihr. Dann gehe ich hoch und neben dem Bündel in die Hocke. Vorsichtig ziehe ich den Fleecestoff zur Seite.
Ein Baby fängt an zu weinen.
Ein winziges, rosa Baby, mit zugekniffenen Augen und einem kleinen Mund, der verzogen ist und wimmernde Laute von sich gibt. Vor lauter Schreck taumele ich rückwärts, bleibe mit dem Stiefel an einer Stufe hängen und lande unten auf dem Hintern.
Was zum Geier soll das?
Mit gespreizten Beinen, den Händen und dem Arsch auf dem Rasen, starre ich auf meine Veranda, als hätte ich soeben eine blutende Person gefunden.
Das Baby weint weiter, was mich in Bewegung versetzt. Ich stehe auf, starre das Bündel kurz an und renne dann zu Pepper hinüber. Ich springe über die niedrigen Büsche zwischen unseren Häusern und lande direkt auf ihrer Veranda. Ich schlage so fest mit der Faust gegen ihre Tür, dass der große bunte Gecko aus Blech klappert, der dort hängt, als würde er gleich abfallen.
Die Haustür geht schnell auf und fast falle ich mit der Tür ins Haus. Pepper lächelt breit, was ihr sofort vergeht, als sie mich sieht. Wenn ich so aussehe, wie ich mich fühle, verwirrt und panisch, hat sie allen Grund, nicht zu lächeln.
Ich deute mit einem zittrigen Finger auf mein Haus. „Baby. Vor der Haustür.“
Peppers Ausdruck wechselt zu perplex und jemand hinter ihr sagt: „Hey, Pepp, ist das der heiße Eishockeyspieler, der nebenan wohnt? Bitte ihn rein, damit er mit uns Scrabble spielt.“
Genau wie ich ignoriert sie diese Person. Ich greife nach ihrer Hand und zerre sie vor die Tür. Dann drehe ich mich um und renne los, und Pepper folgt mir ohne zu fragen oder zu meckern.
Ich ziehe sie auf meine Veranda und meine Hand zittert noch heftiger, während ich auf das Baby in der Decke deute. Es wimmert immer noch leise.
„Oh mein Gott.“
Pepper reißt sich von mir los und nimmt das Baby auf den Arm. Sie öffnet die Decke weiter und starrt den Winzling an. Sie reicht dem Baby einen Finger und ich bin erstaunt, als das Kind ihn fest umklammert.
Sie dreht den Kopf zu mir. „Du hast es eben hier gefunden?“
Ich kann nicht sprechen und nicke nur heftig.
„Wo kommt es her?“
Ich schüttele den Kopf und zucke mit den Schultern.
Pepper tritt einen Schritt zurück und schaut auf die Stelle, wo das Kind gelegen hat. Beide sehen wir einen Zettel, der unter dem Bündel gelegen haben muss. Ich hebe ihn auf. Meine Hände zittern noch, als ich ihn auffalte, und sofort merke, dass es zu dunkel ist, um ihn zu lesen. Hölzern stakse ich die Stufen hinunter und das Gefühl des Unbehagens in meinem Magen bringt mich fast zum kotzen. Ich stelle mich vor den Tahoe, dessen Scheinwerfer noch an sind und die Umgebung erleuchten, und falte das Papier erneut auseinander. Am Rande nehme ich wahr, dass sich Pepper neben mich stellt und mitliest.

Legend,
es tut mir leid, dir das antun zu müssen, aber ich bin nicht in der Lage, unser Kind zu versorgen. Sie ist zwei Wochen alt und ich habe ihr noch keinen Namen gegeben. Mir ist klar, dass das eine Überraschung für dich ist, aber du kannst viel besser für sie sorgen als ich.
Lida

„Du hast ein Baby?“, fragt Pepper leise.
„Nein“, murmele ich. „Ich meine, falls das die Wahrheit ist, dann ja. Aber ich hatte keine Ahnung davon. Ich habe diese Frau nur kurz kennengelernt, als wir mit den Spartans in Florida waren. Ich hatte keine Ahnung, dass sie schwanger war.“
„Wow“, sagt Pepper, als ich sie ansehe. Ihr Blick ist warm und erstaunt. „Das ist ja eine schöne Bescherung, was?“
Mein Blick fällt auf das kleine Mädchen ohne Namen, das Pepper so natürlich wirkend im Arm hat. „Oh ja. Eine Überraschung auf jeden Fall.“ 

Legend

Das darf einfach alles nicht wahr sein.
Ich schaue zum Krankenwagen, wo ein Sanitäter das Baby untersucht. Es weint und ich drehe gleich durch. Ich habe keine Ahnung, ob das Kind wirklich von mir ist, aber das spielt momentan keine Rolle. Das kleine Ding lag völlig einsam und schutzlos auf meiner Veranda, friert wahrscheinlich und hat Hunger, und weiß Gott was alles. Himmel noch mal, hier draußen gibt es verdammte Kojoten. Die hätten sie wegschleppen können …
Nein. Daran darf ich gar nicht erst denken.
Würde Lida jetzt plötzlich meine Einfahrt entlang kommen, würde ich sie erwürgen.
Mein Blick fällt auf Pepper, die neben dem Krankenwagen steht und die Szene beobachtet. Ihre Scrabble-Party hatte sich sofort aufgelöst, als der Krankenwagen ankam.
Sie kaut auf ihrer Unterlippe und runzelt die Stirn. Fuck sei Dank war sie zu Hause, denn ich weiß nicht mal, wie man ein Baby richtig hält. Mir war nicht mal in den Sinn gekommen, es hochzuheben. Ich bin einfach nur zu Pepper gerannt.
„Mr. Bay“, sagt ein Polizist, und ich drehe mich zu ihm um. „Um welche Uhrzeit sind Sie nach Hause gekommen?“
Der Cop, Officer Branis, ist einer von zweien, die gekommen sind, nachdem ich die 911 angerufen hatte. Er ist beleibt und die Knöpfe seiner Uniform werden über dem Bauch gedehnt. Ich frage mich, zu wie viel solcher Fälle von aufgefundenen Babys er im Jahr gerufen wird. Wahrscheinlich nicht so oft.
„Um etwa viertel vor neun.“ Ich schaue wieder kurz zum Krankenwagen. Das Baby weint immer noch und zerfetzt mir die Nerven.
„Und wie lange waren Sie nicht zu Hause?“
Mein Verstand rast und ich brauche einen Moment, mich zu erinnern, dass es um die drei Stunden her ist, dass ich mit Dax im Stadion Sport gemacht habe. Guter Gott, das Baby könnte ganze drei Stunden hier gelegen haben.
„Und Sie wussten nicht, dass das Ihr Kind ist?“ Er macht sich Notizen auf einen Block.
„Nein“, antworte ich hoffentlich ruhig genug, denn am liebsten würde ich ihn anbrüllen, dass ich natürlich nichts davon wusste.
„Haben Sie Kontaktdaten von Miss Martin?“
„Ich habe Telefonnummer und Adresse“, antworte ich brüsk, denn diese Daten habe ich ihm bereits gegeben. „Wann kommt jemand vom Jugendamt?“
„Bald“, sagt er knapp und stellt mir weitere Fragen.
Wann haben Sie Miss Martin zum letzten Mal gesehen?
Wussten Sie, dass sie schwanger war?
Könnte es ein übler Scherz sein?
„Ein Streich?“ Ich knurre. „Wer legt ein Baby vor eine Tür als einen verfickten Streich?“
Officer Brandis blinzelt überrascht und hat den Anstand, tatsächlich zu erröten. Er hüstelt. „Entschuldigen Sie. Ich versuche nur, an alle Möglichkeiten zu denken und nichts zu vergessen. So etwas ist mir bisher noch nicht untergekommen.“
Ich atme tief aus und fahre mir mit den Fingern durch die Haare. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich ungehalten war. Sie können sich sicher vorstellen, dass ich unter Stress stehe.“
„Absolut“, sagt er mit einem dankbaren Lächeln, dass ich kein blöder Arsch sein will.
Ein Auto fährt hinter den Polizeiwagen und eine Frau steigt aus. Sie kommt direkt auf mich und den Officer zu, und wirft nur einen kurzen Blick auf den Krankenwagen.
„Mr. Bay?“ Sie streckt mir ihre Hand entgegen und hat ein Notizbuch unter dem anderen Arm klemmen.
„Ja“, sage ich und wir schütteln uns die Hände.
„Ich bin Louise Mankle.“ Sie drückt kurz zu und lässt meine Hand los. Sie ist schätzungsweise eine Endfünfzigerin, und ihr sachlicher Ton ist beruhigend. „Ich bin vom Jugendamt.“
„Schön, Sie kennenzulernen“, antworte ich lahm.
Louise sieht Officer Brandis an. „Wenn Sie nichts dagegen haben, hätte ich gern ein paar Informationen, und würde dann gern dem Krankenwagen zur Klinik folgen. Ich bin jetzt für das Kind verantwortlich und muss dabei sein, wenn er oder sie untersucht wird.“
„Es ist ein Mädchen“, sagt Officer Brandis stolz, als ob er schon alles investigiert hätte. Er sieht auf seine Notizen. „Mr. Bay hat das Kind ungefähr um 20:45 Uhr vor seiner Tür gefunden. Es lag ein Zettel angeblich von einer Lida Martin aus Miami, Florida dabei. Mr. Bay hat bestätigt, dass es sich um ihre Handschrift handelt.“
Louise nickt kurz und sieht mich wieder an. „Mr. Bay … gibt es einen Grund, daran zu zweifeln, dass es sich um Ihr Kind handelt?“
Ich zucke mit den Schultern. Nicht, weil es mir egal wäre, sondern weil ich total überfordert bin. „Ich weiß es nicht. Ich hatte eine intime Beziehung mit Lida. Wir hatten immer geschützten Sex, aber …“
„Das ist ja nicht narrensicher, nicht wahr?“, sagt sie freundlich.
„Nein.“ Meine Wut kommt wieder hoch. „Ich meine, was für eine Art Mensch lässt ein Baby einfach so liegen? Versteht sie nicht, dass das Kind hätte sterben können? Oder von Kojoten gefressen? Und woher hat sie überhaupt gewusst, dass ich heute nach Hause kommen werde?“
Louise sieht mich mitfühlend an und tätschelt meinen Arm. „Das ist wirklich schrecklich. Aber jetzt wird die Kleine medizinisch gut versorgt und wir werden uns um sie kümmern.“
Ich nicke und fahre mir erneut durch die Haare. Ich schaue zum Krankenwagen. Pepper beobachtet mich und in ihrem Blick liegt Sorge.
Ich seufze und wende mich Louise zu. „Was passiert als Nächstes?“
„Ich fahre mit ins Krankenhaus. Sie wird ärztlich untersucht und wenn alles okay ist, gebe ich sie in eine Notfall-Pflegefamilie, bis die Vaterschaft bestätigt ist. Sie müssen sich einen Speichelabstrich machen lassen.“
Vaterschaft?
Jesus im Himmel, fuck, ich könnte Vater sein?
Ich schaue wieder zu Pepper. Ich weiß nicht, was sie in meinem Ausdruck liest, doch sie kommt zu mir herüber. Ich bin erstaunt, als sie meine Hand nimmt und kurz drückt. Ich habe nicht vor, mich von ihr zurückzuziehen und erwidere den Druck. „Sie nehmen das Kind mit in die Klinik und ich muss für einen Vaterschaftstest hin.“
Sie nickt und lässt meine Hand los. „Ich fahre dich, okay?“
„Okay“, murmele ich, unfassbar dankbar, diese Frau, die mir sonst ein Dorn im Auge ist, an meiner Seite zu haben.
Mir kommt ein Gedanke und ich wende mich wieder an Louise. „Wenn sie meine Tochter ist, sollte sie dann nicht bei mir sein, statt bei einer Pflegefamilie?“
Louise schenkt mir noch ein freundliches Lächeln. „Mr. Bay, wir müssen uns an die Gesetze halten, und Sie sind keine zertifizierte Pflegefamilie. Unsere Familien haben alle ein intensives Training und durchlaufen Hintergrundrecherchen. Aber ich habe schon eine Pflegefamilie angerufen, die wundervoll ist. Ein Rentnerehepaar, das dies schon seit Jahren tut. Dort ist sie in guten Händen.“
Ich nicke stumm, denn ich kann auf keinen Fall heute ein Baby aufnehmen. Ich habe weder ein Kinderbett noch Windeln oder Milch. Und habe immer noch keine Ahnung, wie man ein Baby überhaupt hält.
Ein Sanitäter kommt zu uns herüber. „Wir können jetzt fahren. Das Baby ist stabil und in guter Verfassung.“
„Wunderbar“, sagt Louise. „Wir können Sie in dem Babysitz hinten in meinem Wagen transportieren.“ Das überrascht mich, doch bevor ich Fragen stellen kann, erklärt Louise es mir. „Da die Untersuchung ergeben hat, dass sie gesund ist, ist es viel sicherer für sie, in einem Kindersitz transportiert zu werden als im Arm eines Sanitäters.“
Ich nicke. Das ergibt Sinn. Denke ich.
Louise öffnet ihr Notizbuch und holt eine Visitenkarte heraus. „Wir sehen uns in der Klinik wieder, wo ich den Vaterschaftstest bestelle, aber falls ich es später vergesse, hier sind meine Kontaktdaten. Ich weiß, dass es nicht ideal ist, aber vor dem Ergebnis des Vaterschaftstests können wir leider nichts machen, also schlage ich vor, dass Sie einfach abwarten.“
Das kommt mir nicht wie ein angebrachter Plan vor. Wenn es mein Kind ist, sollte ich dann nicht bei ihr sein, wenn es untersucht wird? Sollte ich sie bei der Pflegefamilie nicht besuchen dürfen?
Als ob sie meine Gedanken lesen würde, fügt sie hinzu: „Mr. Bay, ich weiß, dass es schwerfällt, aber nach dem Gesetz ist das Baby jetzt unter dem Schutz des Staates Arizona. Momentan haben Sie praktisch keine gesetzlichen Rechte. Aber möchten Sie sie noch mal sehen, bevor wir fahren?“
Ich bin gleichzeitig entsetzt und erleichtert. Ich nicke schon wieder lahm und dann nimmt Pepper meine Hand und führt mich zum Krankenwagen. Louise folgt uns. Eine junge Sanitäterin legt das kleine Mädchen Louise in die Arme, die mir vorher noch ihr Notizbuch in die Hand drückt.
Ohne zu zögern, nehme ich es ihr ab, trete näher und sehe mir das Baby genauer an. Ich hatte mir noch keine Details angesehen, weil ich damit beschäftigt war, durchzudrehen. Jetzt erkenne ich dichtes dunkles Haar, das entweder von mir oder Lida vererbt worden sein könnte. Ihre Augen sind dunkelblau wie meine, aber ich weiß nicht, ob das etwas bedeutet. Sie weint jetzt nicht und starrt irgendwie blicklos hoch zu Louise. Vielleicht weil sie noch so klein ist und nicht versteht, was vor sich geht. Ich will doch schwer hoffen, dass sie es nicht versteht. Dass ihre Mutter sie verlassen und abends vor eine fremde Tür gelegt hat.
Nachdem ich eine Weile das Kind, das meins sein könnte, betrachtet habe, geht Louise zu ihrem Auto. Pepper und ich folgen ihr. Während Louise das Kind in dem Kindersitz festschnallt, fahren Polizei und Krankenwagen ab.
Louise schließt die Tür und ich sehe das Baby durch die Scheibe an. Sie nimmt mir das Notizbuch ab, doch ich wende den Blick nicht von dem Kind. Im Hintergrund höre ich, wie Louise zu Pepper sagt, dass wir durch die Notaufnahme reingehen sollen, wo sie uns treffen wird.
Erst als Louises Auto außer Sichtweite ist, spricht Pepper. „Alles in Ordnung?“
Ich sehe sie an. „Nein.“
„Kann ich mir vorstellen“, sagt sie leise. Dann nickt sie zu meinem SUV hinüber, der immer noch mit Licht dort steht. „Geh dein Auto in die Garage fahren und ich hole schnell meine Handtasche. Auf dem Weg zur Klinik halten wir irgendwo auf einen Kaffee an, okay?“
Ich kann nichts machen, außer zustimmend nicken. Meine Welt wurde gerade auf den Kopf gestellt und ich weiß nicht, ob ich allein in der Lage wäre, zu fahren. Ich könnte Bishop anrufen, aber er könnte nichts anderes tun, als das, was Pepper bereits freiwillig tut.
Ich sehe ihr hinterher, wie sie zu ihrem Haus geht, das vor albernen Weihnachtslichtern strahlt, was mir gar nicht mehr so albern erscheint.
Mir wird klar, dass es gerade Wichtigeres gibt, worüber ich mir Gedanken machen sollte.


Pepper

„Das war enttäuschend“, murmelt Legend auf meinem Beifahrersitz. Ich werfe ihm einen Blick zu und er lächelt ironisch.
Ich erwidere das Lächeln. Er spricht von der zweisekündigen Prozedur, in der ihm eine Krankenschwester mit einem Wattestäbchen durch den Mund gefahren war, um seine DNA zu entnehmen. Wir waren ungefähr eine Stunde in der Klinik, wo wir hauptsächlich in der Notaufnahme auf Louise gewartet haben. Sie führte uns in den kleinen Raum, in dem die Schwester den Vaterschaftstest durchführte.
Keine Minute später verabschiedete uns Louise an der Tür und versprach ihm, anzurufen, sobald das Ergebnis da ist, was normalerweise zwei bis drei Tage dauert, aber diesmal etwas länger, weil Freitag ist und das Labor am Wochenende geschlossen ist.
„Vielen Dank“, sagt Legend leise. Ich sehe nicht zu ihm hinüber und höre die Dankbarkeit in seiner Stimme. „Ich war so ein Arsch dir gegenüber, seit wir Nachbarn sind.“
Glücklicherweise sieht er gut aus, sodass es leichter ist, ihm seine mürrische Art zu verzeihen. Sein dunkles Haar, oben etwas länger und an den Seiten kürzer, und seine hitzigen blauen Augen, die so ausdrucksstark sein können, ergeben meiner Meinung nach eine gute Kombination.
„Nicht wirklich.“ Damit unterbreche ich eine sicherlich sagenhafte Entschuldigung. „Ehrlich gesagt hat es mir einen Heidenspaß gemacht, also muss es dir nicht leidtun.“
Das ist sogar die Wahrheit. Sowie ich neben Legend eingezogen war, hatte er einen Stock im Arsch und war absolut mies gelaunt wegen mir und wie ich mein Haus dekoriere. Mit meiner übertriebenen Gartengestaltung bringe ich sämtliche Vermieter auf die Palme, aber so bin ich eben. Es gefällt mir, mich künstlerisch auszuleben und in den letzten fünf Jahren, seit ich hier wohne, hat es die anderen Nachbarn nicht gestört.
Als Legend begann, sich darüber zu beschweren, und verlangte, dass ich die Sachen abnehme, reagierte ich beispielsweise damit, auf unsere Grundstücksgrenze Plastikflamingos aufzustellen, und brachte ihn so noch mehr gegen mich auf.
Nicht, weil ich gemein bin. Oder eine Bitch. Sondern, weil ich für diesen hübschen Eishockeyspieler schwärme, der alles viel zu ernst nimmt. Da er niemals an jemandem wie mir interessiert sein wird, habe ich extra gestichelt, nur um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das mag kindisch und ein bisschen bekloppt sein, aber ich versuche immer, das Leben nicht allzu ernst zu nehmen, und habe mich auf seine Kosten köstlich amüsiert. Die Belohnung war seine Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn auch meistens nur in Form von Wut.
Als er an meiner Haustür erschien, um sich nicht über meine zu laute Weihnachtsmusik zu beschweren, sondern weil er meine Hilfe brauchte, merkte ich, dass ich wohl etwas mehr für ihn empfinde als nur Schwärmerei. Ich war mehr als begeistert, dass er ausgerechnet zu mir kam, was bedeutet, dass sein Ärger über mich nicht zu echtem Hass geführt hat.
Unsere Einfahrten, die direkt nebeneinander verlaufen, kommen in Sicht, und ich bedauere, dass der Abend jetzt fast vorbei ist. Trotz der Tatsache, dass dies für Legend ein lebensveränderndes Ereignis ist, und er sich gerade nichts als Sorgen macht, bin ich mehr als dankbar, dass ich dabei sein durfte. Denn heute, als wir in der Notaufnahme saßen, hatte ich die Gelegenheit, Legend auf normale, nicht streitlustige Art zu betrachten. Seine Gedanken drehten sich nicht um unseren Kleinkrieg, sondern um das Baby, das wohl ab sofort in seiner Verantwortung liegen wird. Ich nehme an, das hat die Dinge für ihn zurechtgerückt, und er hat mich behandelt, wie eine enge Freundin.
Während wir warteten, half ich ihm, über eine Menge Was-wäre-wenn-Fragen nachzudenken. Er vertraute mir an, entsetzt über die Aussicht zu sein, Vater zu werden, und dass er gedacht hatte, damit noch lange Zeit zu haben. Allerdings nahm er die Verantwortung ernst und zweifelte nicht an Lidas Ehrlichkeit. Seiner Meinung nach ist es sein Kind, und er begann bereits mit der Planung für nach dem Ergebnis.
Ich selbst habe keine Kinder, aber eine große Familie mit Nichten, Neffen, Cousinen und Cousins mit Kindern. Jammernde Babys und ängstliche Teenager sind mir nicht fremd. Also gab ich mein praktisches Wissen an ihn weiter, was er sich alles besorgen müsste. Ich bot sogar an, ihm dabei zu helfen, und er fand das furchtbar lieb von mir, wo er doch immer so unmöglich zu mir war.
Ich bedauere, dass sein Leben so eine Wende genommen hat, aber ich bin auch froh, dass er mich nicht mehr nur als nervige, extravagante Künstlertussi betrachtet, die nicht normal genug ist, um zu seinem engeren Freundeskreis gehören zu können.
Ich fahre langsamer, spare mir das Blinken, weil niemand hinter mir ist, und biege in meine Einfahrt. Ich öffne die Garage, schleiche an den leeren Kartons der Weihnachtsdeko vorbei und schalte den Motor aus. Legend seufzt in die Dunkelheit. Ich drehe mich zu ihm um und er sieht mich an.
„Hast du einen Schnaps?“, fragt er. „Ich könnte einen brauchen. Ich habe welchen zu Hause, aber das ist weiter weg als dein Haus.“
Ich versuche, meine Freude zu verbergen, dass er gern noch ein bisschen mit mir abhängen möchte. „Bourbon, Tequila und Wodka. Was ist dein Lieblingsdrink?“
„Wie die wohl alle drei zusammen schmecken?“ Seine Stimme klingt so erschöpft wie er aussieht.
„Ekelhaft“, versichere ich ihm. „Alle drei zusammen schmecken wie Kotze.“
„Dann nehme ich den Bourbon.“ Er öffnet die Tür.
Ich führe ihn durch die Garage, an der Waschküche vorbei und nach links in meine Küche. Legend sieht sich interessiert um und sein Ausdruck ist neutral, während er meine hellblaue Küche betrachtet, die handbemalten Fliesen hinter dem Herd in leuchtenden Farben wie rot, blau und grün, und die nicht zusammenpassenden Küchenstühle, die ich bei einem Garagenflohmarkt erstanden und selbst restauriert habe. Die Küche führt ins Wohnzimmer, das ebenfalls farbenfroh gestaltet ist. Ich wette, seine Einrichtung besteht aus braunen und beigen Tönen.
Zwar besitze ich eine Bar, doch ich trinke nicht oft genug, um sie mit Gläsern und allem ausgestattet zu haben. Stattdessen bewahre ich Bourbon, Wodka und Tequila im Küchenschrank neben meinen Kaffeetassen auf.
Mit dem Bourbon in der Hand nehme ich zwei Keramikbecher und frage ihn, ob er Eis möchte. Er verneint. Ich gieße ihm ordentlich was ein und nur ein wenig für mich. Dann reiche ich ihm seinen Drink. „Gehen wir ins Wohnzimmer.“
Legend folgt mir und sieht das Scrabble-Spiel auf dem Couchtisch. „Es tut mir leid, dass ich deine Party versaut habe.“
Bei meinem Lachen sieht er mich an. „Hast du nicht. Wir spielen oft und das eine Mal fällt nicht weiter auf.“
„Scrabble ist ein cooles Spiel“, sagt er und setzt sich auf die Couch.
Sie ist mit einem weichen Denim-Stoff bezogen und die Kissen sind bequem und plüschig. Er lässt sich dazwischen nieder und legt ein Bein über sein Knie.
Legend starrt in seinen Drink. „Was für ein Abend.“
Ich setze mich ans andere Ende der Couch, ziehe die Sandalen aus und nehme die Beine unter mich. Anständig zerre ich den Saum meines Baumwollrocks tiefer. Legend beobachtet mich wie ein Adler, wobei Hitze über meine Haut kriecht.
Er hebt sein Glas. „Auf dich. Weil du an meinem wahrscheinlich folgenschwersten Tag für mich da bist.“
Ich überlege kurz und hebe dann ebenfalls mein Glas. „Auf dich. Dafür, dass du die Sache mit wahnsinnig viel Anstand und Kraft behandelst. Die meisten Leute wären schon längst zusammengebrochen.“
Legend schnaubt, setzt das Glas an, und an seinem Schlucken erkenne ich, dass er alles auf ex getrunken hat. Er presst einen Zischlaut zwischen den Zähnen hindurch, steht auf, geht in die Küche und schweigend sehe ich zu, wie er mit der Flasche in der Hand wiederkommt. Im Stehen schenkt er sich nach, stellt die Flasche auf den Couchtisch und trinkt sein Glas erneut leer.
Er sieht mich an und in seinen Augen schwimmen die Emotionen regelrecht. „Ich kann kein Vater sein. Bin noch nicht soweit.“
Ich weiß nicht, ob das stimmt, deshalb sage ich, was er jetzt hören muss. „Doch, das kannst du, und du bist auch dazu bereit, denn höchstwahrscheinlich musst du es einfach.“
Legend schüttelt den Kopf. „Ich bin die Hälfte des Jahres beruflich unterwegs. Manchmal sieben Tage hintereinander. Wie soll ich mich da um ein Kind kümmern?“
„Du besorgst dir eine Nanny“, schlage ich vor. „Bei deinem Einkommen kannst du dir die beste Kinderbetreuung der Welt leisten.“
„Okay.“ Er beginnt, auf und ab zu laufen und deutet kurz mit dem Glas auf mich. „Guter Einwand. Aber was für ein Vater wäre ich, wenn ich fast nie bei meinem Kind wäre?“
„Dann nimm sie doch mit.“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich bin sicher, dass du dir auch das leisten kannst.“
Legend rollt mit den Augen. „Du hast aber auch auf alles eine Antwort.“
„Weil es für alles eine Antwort gibt.“ Ich lächele ihn verständnisvoll an und nippe an meinem Bourbon. Er brennt auf dem ganzen Weg nach unten, aber ich nehme dankbar das beruhigende Gefühl des Alkohols mit, denn Legend Bay in meinem Wohnzimmer zu haben, ist leicht verstörend. „Du musst nur ein paar Dinge organisieren, das ist alles.“
Er hält inne und sieht mich an. Möglicherweise klingen meine Ratschläge abgedroschen und auch leicht überheblich, als würde ich sein Problem kleinreden.
Überraschenderweise kräuselt er amüsiert die Lippen. „Wie kann es sein, dass ich dich vor ein paar Stunden noch verflucht habe, als ich nach Hause kam und deine Griswold-Deko gesehen habe, und jetzt in deinem Wohnzimmer bin und kluge Ratschläge von dir bekomme?“
„Eigentlich stehst du“, sage ich grinsend. „Und wahrscheinlich bin ich momentan einfach praktisch.“
„Das stimmt nicht“, knurrt er.
„Warum rege ich dich so sehr auf?“, frage ich neugierig.
„Tust du gar nicht“, versichert er mir.
„Doch“, antworte ich lachend.
Legend sieht mich an und scheint zu überlegen, was er sagen soll. Schließlich kann er nicht leugnen, dass er sich über mich geärgert hat. Ich bin etwas enttäuscht, dass er mit den Achseln zuckt. „Ich weiß nicht. Du bist einfach so … abgefahren. Protzig. Das hat an mir genagt, schätze ich.“
„Du bist wohl eher ein Langweiler“, vermute ich klugscheißend.
Er schüttelt den Kopf und sieht mich finster an. „Ich mag einfach Ordnung. Regeln. So wurde ich erzogen.“
„Militärischer Hintergrund?“, rate ich.
Er wirkt kurz überrascht. „Navy. Mein Dad war Pilot und fliegt für kommerzielle Gesellschaften, seit er von der Navy pensioniert wurde.“
„Ah, jetzt ergibt alles einen Sinn. Eine Spaß liebende Künstlerin wie ich bringt dich durcheinander.“
„Ich habe schon Spaß liebende Frauen gedatet“, brummt er.
„Okay, aber wir daten ja nicht. Wir sind nur Nachbarn. Ich verstehe schon. Ich störe deinen Sinn für Ordnung, wenn ich so offen die Regeln des Hauseigentümervereins breche.“
Legend grinst. „Und jetzt verspottest du mich.“
„Ein bisschen“, sage ich mit einem Lachen und nippe an meinem Drink. „Aber mal im Ernst … du musst echt etwas lockerer werden.“
Sein Grinsen verblasst. „Und wie soll ich das anstellen? Besonders, wenn ich mich um ein Neugeborenes kümmern muss?“
Gute Frage. Die wichtigste heute.
Ich habe keinen langfristigen Rat, aber ich glaube, ich kann ihn für den Moment etwas beruhigen. Ich stelle mein Glas auf den Tisch, gehe um ihn herum und auf Legend zu, der mich mit dunklem Blick beobachtet. Ich stelle mich vor ihn und lege die Hände auf seine Brust, spüre seinen Herzschlag und gehe auf die Zehenspitzen.
„Ungefähr so.“ Ich unterrichte ihn in der feinen Kunst des Lockerwerdens und drücke meinen Mund auf seinen.

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