Haven Brotherhood: Rough & Tumble

Originaltitel: Rough & Tumble
Übersetzer: Nina Bellem

Erschienen: 09/2018
Serie: Haven Brotherhood
Teil der Serie: 1

Genre: Contemporary Romance, Dark Erotica
Zusätzlich: Dominanz & Unterwerfung

Location: USA, Texas, Dallas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-348-4
ebook: 978-3-86495-349-1

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Haven Brotherhood: Rough & Tumble


Inhaltsangabe

Hart leben, härter f*cken und ausschließlich den eigenen Regeln folgen: Dies sind die drei Prinzipien, an die sich die sechs Männer der Haven-Bruderschaft stets halten. Sie weigern sich, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen, und nehmen sich stattdessen, was und wen sie wollen.

Der erfolgreiche Unternehmer Jace Kennedy bekommt stets das, was er will. Vom ersten Moment an, in dem er Vivienne Moores verborgene wilde Seite entdeckt, ist ihm klar, dass sie die Richtige für ihn ist – sofern er die unterdrückte Leidenschaft in ihr befreien kann. Er wird Vivienne bekommen. Egal wie!

Vivienne hat das raue Leben, in dem sie aufgewachsen ist, hinter sich gelassen. Dass sie ihre partywütige Schwester aus einem Club herauszerren muss, entspricht nicht ihrer Vorstellung einer idealen Silvesternacht. Viviennes Plan ist, ihre Schwester zu schnappen, aus dem Club zu marschieren und schnell in ihr sicheres, beständiges Leben zurückzukehren. Doch in dem Moment, in dem sie in den knallharten und gefährlich sexy Besitzer des Clubs rennt, fallen ihre Pläne in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

Jace Kennedy entspricht allem, was Vivienne zuwider ist. Aber je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto klarer wird ihr, dass er genauso leidenschaftlich liebt wie er kämpft. Er ist stolz darauf, wer er ist und woher er kommt, und er wird verdammt sein, wenn er Vivienne gehen lässt, bevor er ihr nicht gezeigt hat, dass der sicherste Platz für sie in den Armen eines gefährlichen Mannes ist …

"'Rough & Tumble' von Rhenna Morgan wird euer Herz wärmen und eure Höschen schmelzen lassen." - New York Times-Bestsellerautorin Audrey Carlan ("Calendar Girl"-Serie) 

Über die Autorin

Die aus Oklahoma stammende Mutter zweier hübscher Töchtern ist attestierte Liebesromansüchtige. Ihr bisheriger Lebenslauf spiegelt ihre Leidenschaft für alles Neue wider: Rhenna Morgan arbeitete u.a. als Immobilienmaklerin, Projektmanagerin sowie beim Radio.

Wie bei den meisten Frauen ist ihr Alltag von morgens...

Weitere Teile der Haven Brotherhood Serie

Leseprobe

 

XXL-Leseprobe bei Book2Look

Jace schaltete seinen Computer aus und stürzte den Rest seines Scotchs herunter. Knapp zwölfhundert Hektar Land und nichts als Ruhe und Zeit für sich. Normalerweise beruhigte ihn allein die Vorstellung, zu diesem Ort weit im Norden von Allen zu fahren, aber heute Nacht funktionierte es nicht ganz so wie erwartet.
Es brauchte zehn Minuten, bis er die Nordbar überprüft und alles mit den Barkeepern durchgegangen war. Dieser Teil der Bar war besonders bei den rauen Männern beliebt, die einfachen Schnaps von guter Qualität und ohne jeden Bullshit schätzten. Diese Bastarde mochten nicht die ordentlichsten sein, aber sie...

...kamen mit ihrem Alkohol sehr viel besser zurecht als die meisten Yuppies, und sie bezahlten fast immer bar.
Er brachte die Kasse zu Shelly ins Büro und ging dann zur Ostbar. In der Lobby hing noch Zigarettenrauch, vermischt mit Schweißgeruch und dem überwältigenden Geruch von Aftershave und Parfüm. Er musste mal ein Wörtchen mit den Männern sprechen, die hier die Aufsicht hatten, damit sie darauf achteten, dass weniger geraucht wurde, ansonsten konnte er sich auch gleich eine Zielscheibe für das Gesundheitsamt auf die Stirn malen.
„Verdammt, lass mich durch. Ich will zu Jace.“
Jace blieb abrupt stehen, als er Vivs wütende Stimme hörte, die vom Eingang her ertönte.
Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie sein Türsteher Bruce den bisher offenen Eingang versperrte und irgendetwas als Antwort brummte. Von Viv war nichts zu sehen, aber die Unruhe und das geräuschvolle Geschnatter, das von draußen zu hören war, sagten ihm, dass es die letzten Besucher vor dem Club nicht allzu eilig damit hatten, nach Hause zu fahren.
„Erzähl mir keinen Scheiß“, fauchte Viv laut und deutlich. „Ich bin in den vergangenen zwei Wochen jeden Tag hier ein und aus gegangen. Du weißt, dass ich hier arbeite. Jetzt geh mir aus dem Weg.“
Das klang so, als hätte die kleine Lady sich in einen verdammt heftigen Wutanfall hineingesteigert. Er schlenderte näher, sorgte aber dafür, dass sie ihn nicht zu sehen bekam. Das musste er Bruce lassen: Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Von Viv konnte man das allerdings nicht sagen. Er hatte sie noch nie so forsch erlebt, nicht einmal, als sie seinen Namen geschrien und auf seinem Schwanz gekommen war.
Er sollte sich da nicht einmischen. Er sollte die Ostbar fertig machen, hier abschließen und dann endlich verschwinden. Er tippte Bruce auf die Schulter und bedeutete ihm, zur Seite zu gehen. „Ich kümmere mich darum.“
Vivs Wuttirade erstarb in dem Moment, als sie ihn sah.
Verdammt, sein Mund wurde trocken. Ihr Haar war offen, wild, zerzaust vom Sex und noch immer so durcheinander, wie es gewesen war, als er ging. Die Farbe ihrer sexy grauen Augen war dunkler als sonst und ihre Wangen zeigten eine hübsche Röte. Aber das war kein Vergleich zu ihrer restlichen Aufmachung: Die Jeans, die er liebte, das einfache weiße Tanktop und die Lederjacke, die er ihr besorgt hatte. „Du bist ja ziemlich dreist für eine Frau, die nichts mit einem gefährlichen Mann zu tun haben will.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften und Jace verschluckte sich fast an seiner Zunge. Sein kleiner Knallfrosch war ohne BH losgefahren, und die süßen Nippel, an denen er gesaugt hatte, drückten sich gegen den festen Stoff. Durch die weiße Baumwolle konnte man die Farbe ihrer Brustwarzen schimmern sehen. „Es war ein Missverständnis.“
Eine Sekunde lang - eine hoffnungsvolle, verwirrte Sekunde - hinterfragte er die Worte, die vorhin aus ihrem Mund gekommen waren. Die Erinnerung daran, wie sie Paul auf dem Wohltätigkeitsdinner angesehen hatte. Sie war entspannt gewesen. Ausgeglichen und interessiert. Da war nichts von dem fast schon ängstlichen Ausdruck gewesen, den er auf ihrem Gesicht gesehen hatte, als er zu ihr zurück ins Bett gekrochen war und sich neben ihr zusammengerollt hatte. „Man kann die Worte einer Frau an einen Mann nicht missverstehen, wenn sie ihm sagt, dass sie Angst vor ihm hat. Ich glaube, das fasst ziemlich gut zusammen, wie du mich siehst.“ Er wusste nicht, wie er es schaffte, nicht einzuknicken, aber sobald er in Haven war, würde er sich einen großen Macallan einschenken und sich selbst auf die Schulter klopfen. Eines war sicher: Er konnte das nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht, wenn er noch immer diesen Schmerz im Innern verspürte, als hätte sie ihm das Herz herausgerissen.
Er legte seine Hand auf ihre Schulter und führte sie durch die wartende Menge vor dem Club zum Parkplatz. „Falls du wegen deines Jobs hier bist: Der ist dir sicher. Aber ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“
Sie schüttelte seinen Griff ab und packte sein Handgelenk, bevor er aus ihrer Reichweite verschwinden konnte. „Bitte. Hör mir einfach nur zu.“
Er warf einen nicht zu subtilen düsteren Blick auf ihre Hand und hob dann die Augenbraue in einer Geste, die sagte: „Willst du das wirklich durchziehen?“
Sie ließ ihn los, schob ihre Hände in ihre Gesäßtaschen und hielt seinen Blick mit einem guten Ausblick auf ihre Brüste gefangen.
Herrgott, er war auch nur ein Mann. Er ballte die Hände in seinen Hosentaschen zu Fäusten und versuchte, sich auf ihre Augen zu konzentrieren. „Sprich.“
Sie zögerte eine Sekunde und musterte ihre Stiefel so lange, dass er schon dachte, sie hätte es sich anders überlegt. Dann hob sie den Blick und sah ihm direkt in die Augen. „Als ich sagte, dass Paul sicher ist, meinte ich, er ist sicher. Sicher wie in ‚absolut nicht Furcht einflößend‘. Und bevor du dich wieder aufregst und beginnst, zu knurren und mir etwas von einem speichelleckenden Arschloch zu erzählen, solltest du wissen, dass ich damit sagen wollte, er interessiert mich überhaupt nicht.“
Die Gespräche der Menge um sie herum summten regelrecht, aber sein Innerstes erstarrte. Er war sich nicht sicher, was zur Hölle er erwartet hatte, doch das hier war es nicht gewesen. Verdammt, das war nicht einmal im Ansatz das gewesen, was er erwartet hatte.
„Für mich ist er nicht wegen seiner Kleidung sicher“, sagte sie, „oder wegen des Viertels, in dem er lebt, oder mit wem er verwandt ist. Was ich meinte, ist, dass er sicher ist, weil er mein Innerstes nicht mit einem einzigen Blick durcheinanderbringen kann. Seine Hand auf meinem Arm habe ich kaum bemerkt, aber ich bemerke deine Berührungen immer. Also ja, er ist sicher. Du jedoch?“ Sie gab ein fast schon hysterisches Lachen von sich und schüttelte den Kopf, sodass ihre wilden Locken um ihre Wangen und Schultern tanzten. „Du machst mir eine höllische Angst, weil ich bei dir etwas fühle. Du bringst mich dazu, alles, was ich bisher für wahr gehalten habe, infrage zu stellen, und du forderst mich dazu heraus, alles, was Sicherheit bedeutet, einfach zum Fenster hinauszuwerfen.“
Weil ich bei dir etwas fühle.
Diese schlichte Aussage verdrehte ihm so schnell den Kopf, dass er danach kaum noch etwas wahrnahm. Zur Hölle, selbst wenn er sich bewegen könnte, würde er es nicht machen, aus Angst, den Moment dadurch zu zerstören.
„Sag etwas.“ Ihre Brust hob und senkte sich, als wäre sie gerade mehrere Kilometer gerannt, anstatt einfach nur eine Tonne voll Überraschungen auf ihm abzuladen. Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Bitte.“
Es musste einen Haken geben, irgendeinen Fallstrick, den er übersah. Aber verdammt, er konnte sie nicht so dastehen und sie denken lassen, dass das, was sie gesagt hatte, keine Rolle spielte. Er trat beiseite, um sie zurück in den Club zu führen. Er würde sie in sein Büro bringen und sich selbst damit ein wenig Zeit erkaufen, um das alles zu verarbeiten.
Viv bewegte sich im gleichen Moment wie er, als wollte sie ihn davon abhalten, zu gehen, und packte seine Schulter. „Warte.“
Ein Schuss ertönte.
Viv zuckte zusammen und fiel gegen ihn, als die Menge auseinanderstob. Bruce und das restliche Team sprangen ins Gefecht, während Schreie gellten und wildes Stampfen von Schritten auf dem Asphalt zu hören war.
Jace schirmte Viv ab, legte seine Arme um sie, führte sie in den Club und schlug die Tür hinter sich zu.
Sie zitterte, hielt die Stirn gegen seine Brust gedrückt und weinte zittrig und schmerzerfüllt.
„Vivienne.“ Er schob sie an den Schultern ein wenig zurück und ihr Schluchzen wurde zu einem Schrei. „Süße …“
Er erstarrte.
Blut quoll aus einem ausgefransten Loch zwischen ihrer Schulter und dem Hals, und über die Vorderseite ihres weißen Tanktops zog sich eine rote Spur. „Scheiße.“
Axel brüllte quer durch die Lobby: „Was zur Hölle geht hier vor sich?“
„Ein Schuss. Lass die Jungs das regeln. Ich brauche dich hier.“ Er hob Viv hoch und stürmte weiter in die Bar, wobei er sich durch die Masse an Gästen schieben musste, die in die andere Richtung rannten. Gebellte Befehle der Türsteher vor dem Club und weibliche Schreie trafen seine Ohren wie Granatsplitter, und sein Herz klopfte in einem wütenden Rhythmus.
Weil ich bei dir etwas fühle.
Herrgott, er war ein Idiot. Ein hitzköpfiger, primitiver Idiot.
Hinter ihm erklangen Axels schwere Schritte.
Jace legte Viv in die nächstgelegene Sitznische, schob ihre Lederjacke mit zitternden Händen beiseite und unterdrückte ein Fluchen. Die Wunde lag weit genug oben, um nicht lebensgefährlich zu sein, aber sie blutete wie verrückt. „Sie haben Viv erwischt“, sagte er zu Axel, als der näher eilte. „Hol mir ein Handtuch von der Bar.“
„Bist du dir sicher, dass ich nicht den Erste-Hilfe-Kasten bringen soll?“
„Keine Zeit. Ich will sie hier raushaben, bevor die Cops auftauchen.“ Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und beugte sich über sie. Ein stechendes Gewicht drückte auf seine Brust, die gleiche ungebremste Wut, die er in der Nacht verspürt hatte, als es ein Mann vor so vielen Jahren gewagt hatte, seiner Mutter wehzutun.
Ihr Blick fand seinen, die Augen weit aufgerissen und glasig, und ihr zittriger Atem streifte sein Gesicht. „Tut weh.“
„Atme tief ein, Babe“, sagte er. „Es tut wahrscheinlich höllisch weh, aber die Wunde ist nur oberflächlich. Zeke bringt dich wieder in Ordnung und dann wird es dir besser gehen.“
Schöne Worte. Sie war hergekommen, hatte sich ihm geöffnet und als Dank war sie angeschossen worden.
Axel reichte ihm ein sauberes weißes Geschirrtuch von der Bar und legte zwei weitere neben Viv. „Was sollen wir als Nächstes machen?“
Seine Schläfen pochten, weil er die Zähne so fest zusammengebissen hatte, und das Verlangen, denjenigen zu erwürgen, der es gewagt hatte, sie zu verletzen, ließ ihn seine Fäuste genauso fest ballen. „Knox soll sich die Überwachungsbänder ansehen. Ich will, dass sie auf keinem einzigen davon auftaucht. Wenn nötig, soll er die Aufnahmen der ganzen verdammten Nacht löschen. Bis ich weiß, was zur Hölle hier passiert ist, wird keiner außer den Brüdern erfahren, dass sie hier war. Und stell sicher, dass Bruce die Klappe hält.“
„Denkst du, der Schuss galt ihr?“
„Moreno hat sie im Club an meiner Seite gesehen. Es war für diesen Wichser nicht schwer, sich auszurechnen, dass er sie angreifen muss, wenn er mich verletzen will. Aber bis ich das definitiv weiß, muss sie in Sicherheit sein.“
„Wie willst du das anstellen?“
„Ich bringe sie nach Haven.“
„Wie bitte?“
„Du hast mich schon verstanden.“ Jace drückte das Geschirrtuch auf die Wunde und Vivienne wimmerte. Er hob sie so vorsichtig hoch wie nur möglich.
In der Ferne waren Sirenen zu hören.
„Den Brüdern wird das nicht gefallen“, sagte Axel. „Bist du dir sicher, dass du diese Grenze überschreiten willst?“
Jace ging auf den Hinterausgang zu. „Die Grenze, um die du dir eher Sorgen machen solltest, ist die, die ich übertrete, wenn ich diesen Bastard finde, der den Abzug betätigt hat.“

Viv drückte ihr Kinn auf ihre Brust und hielt jedes Mal den Atem an, wenn die Erschütterung von Jace’ starken Schritten das Schmerzzentrum nahe ihrer Schulter erreichte. Die Mischung aus höllischem Brennen und pochendem Zucken sorgte dafür, dass sich ihr der Magen umdrehte, aber sie wagte es nicht, zu würgen, aus Angst, dass der Schmerz dann noch schlimmer werden würde.
Jace stieß die Stahltür am Hinterausgang des Clubs auf, und die abrupte Bewegung erschütterte ihre Schulter.
Ihr erstickter Aufschrei hallte durch die verlassene Gasse.
Er küsste sie auf die Stirn und lief auf den Porsche zu. „Sorry, Süße. Halt durch, bis ich uns hier rausgebracht habe.“ Er setzte sie auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Sie dankte Gott dafür, weil sie sich nicht sicher war, ob sie sich ohne den Sicherheitsgurt hätte aufrecht halten können.
Die kühle Januarluft wehte über ihre klamme Haut, und ein Schauder glitt ihr Rückgrat hinab. Der Motor des Porsches sprang grollend an und das Auto schoss vorwärts.
Sie hob die Lider. Die Welt außerhalb des Fensters neben ihr drehte sich wie ein Karussell. „Du hast gesagt, jemand hat geschossen.“
Jace rammte den Schaltknüppel so hart in den nächsten Gang, dass sie zusammengezuckt wäre, wenn sie nicht schon zittern würde. „Der Schuss kam vom Parkplatz. Ich weiß nicht, wer es war, aber Axel kümmert sich bereits darum.“
„Waffen und Alkohol. Eine schlechte Mischung. Glaub mir, das weiß ich.“ Ihre Worte ließen eine Warnung in ihrem Hinterkopf aufleuchten. Zu viel Information. Halt die Klappe und sag nichts weiter. Aber warum? Sie hatte sich entschieden, sich ganz auf Jace einzulassen. Die Realität würde ihm zeigen, wie sie wirklich war. Ihr Blick fiel auf den Blutfleck auf ihrem früher einmal schneeweißen Oberteil und eine neuerliche Übelkeitswelle erfasste sie.
Jace legte seine Hand auf ihren Nacken und seine Finger streichelten tröstend über ihren Haaransatz. „Atme einfach tief durch, Süße. Wir machen dich wieder gesund.“
Sie schloss die Augen, ließ den Kopf nach vorn sinken und konzentrierte sich auf seine Berührung. Gesundwerden klang gut, vorzugsweise mit jeder Menge Schmerzmedikamenten. „Meine Krankenversicherung schickt mich immer ins Presbyterian Hospital. Arbeitet Zeke dort?“
„Ich bringe dich nicht ins Krankenhaus.“
Vivs Kopf zuckte in die Höhe und die ruckartige Bewegung ließ sie aufschreien. Sie hatte ihn ganz sicher falsch verstanden.
Jace klemmte sich sein Handy unter das Ohr, bevor sie ihn fragen konnte, ob er das wirklich gesagt hatte, und bellte jemanden am anderen Ende der Leitung an. „Wir haben ein Problem. Im Club hat jemand geschossen und Viv an der linken Schulter getroffen. Die Wunde sieht nicht lebensgefährlich aus, aber sie blutet verdammt stark.“
Gott, sie war so müde. Und ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Was zur Hölle hatte er damit gemeint, dass er sie nicht ins Krankenhaus bringen würde?
„Nein, das machen wir nicht“, sagte er ins Handy. „Triff uns in Haven.“
Die Lichter des Highways rasten so schnell an ihnen vorbei, dass sie zu einem einzigen Lichtstreifen verschmolzen, und das Tempo entsprach fast ihrem Herzschlag.
„Gottverdammt, ich sagte Haven, nicht mein Haus. Sei einfach da.“ Er legte auf und warf das Handy auf das Armaturenbrett. „Du musst noch zwanzig Minuten durchhalten, Viv. Zu Hause gibt es jede Menge Sachen, die dir helfen, dich besser zu fühlen.“
„Jace, ich brauche einen Arzt. Und Medizin und …“
„In Haven ist alles, was du brauchst, und Zeke ist bereits auf dem Weg. Er ist ein Experte für diese Art von Wunden, und deine Wunde ist nicht tödlich. Bevor ich sicher bin, dass du nicht das Ziel warst, will ich dich an einem Ort wissen, an dem ich dich beschützen kann.“
Moreno hat sie im Club an meiner Seite gesehen. Es war für diesen Wichser nicht schwer, sich auszurechnen, dass er sie angreifen muss, wenn er mich verletzen will. Aber bis ich das mit Bestimmtheit weiß, muss sie in Sicherheit sein.
Die Worte, die er zu Axel gesagt hatte, hatten zu dem Zeitpunkt keinen Sinn ergeben, weil der Schmerz verhindert hatte, sich zu eingehend damit zu befassen, doch jetzt hörte sie sie klar und deutlich in ihrem Kopf. Zusammen mit all der Gewalt, die in den letzten Wochen im Club vorgefallen war, und Axels unverhohlenen Besorgnis, war sie sich nicht sicher, was sie von all dem halten sollte. „Es war nur ein Unfall.“
Er drehte auf dem Highway und ihr Kopf wurde zur Seite gedrückt.
Anfangs spürte sie den Schmerz kaum, weil das Verlangen, die Augen zu schließen und einfach aufzugeben, zu überwältigend war. Ihr Atem ging in schnellen, flachen Atemzügen, und ihre Finger und Zehen waren so kalt, dass sie sich nach einer Heizdecke sehnte.
Jace fuhr mit dem Daumen über ihre Wange und erst, als sie den kühlen Luftzug spürte, spürte sie auch die Nässe.
Herrgott, weinte sie etwa?
„Ich werde mich um dich kümmern, Viv. Du musst mir vertrauen.“
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
Sein Blick lag noch immer auf der Straße, der Ausdruck auf seinem Gesicht war herausfordernd und Furcht einflößend - ein Versprechen von Gewalt, die sie nicht einmal ihrem schlimmsten Feind wünschen würde. Sie sollte kämpfen, verlangen, dass er sie aus dem Wagen steigen ließ oder sie zu einem Krankenhaus brachte, aber sie hatte schlichtweg keine Kraft mehr, um zu kämpfen. Ihr Körper hatte die Kontrolle übernommen, und er konzentrierte sich auf die einfache Aufgabe, in diesem hübschen Auto nicht zu verbluten.
Nein, da war noch mehr. Da war Vertrauen. Ein Instinkt, der ihr sagte, dass sie ihre verkrampften und müden Finger entspannen und die Illusion von Kontrolle, an die sie sich geklammert hatte, loslassen sollte. Ihre Augenlider senkten sich und es wurde dunkel um sie herum. Gott möge ihr beistehen, aber sie hoffte, dass ihr Instinkt nicht der Grund dafür sein würde, dass sie starb.

Leise, Männerstimmen weckten Vivienne aus einem unnatürlichen Schlaf, und das durchdringende Grollen des Gesprächs drängte in ihr müdes Bewusstsein. Das nannte man wohl entspannt sein. Jeder Zentimeter von ihr, vom Scheitel bis zur Sohle, schien zehn Kilo zusätzlich zu wiegen, und ihre Augenlider fühlten sich an, als wären sie zugenagelt worden. Ein leises, schmerzendes Pochen pulsierte zwischen Hals und Schulter.
Die Schusswunde.
Stück für Stück kehrte ihre Erinnerung zurück. Der harsche, fast Furcht einflößende Ausdruck auf Jace’ Gesicht, bevor sie ohnmächtig geworden war. Die Angst, als die Schreie und das Chaos um sie herum explodiert waren. Das scharfe, brennende Reißen, als sich die Kugel durch ihr Fleisch gebohrt hatte.
Und ihr Herzschlag kroch noch immer im Schneckentempo vor sich hin.
Die Stimmen verstummten, und auf dem Teppich waren schwere, gedämpfte Schritte zu hören, die neben sie traten. Papier raschelte, und dann ertönte das Kratzen eines Stifts auf Papier.
Warme, feste Finger drückten sich auf die Innenseite ihres Handgelenks und Viv zuckte zusammen. Ihre Augenlider verstanden inzwischen das ganze „Wach endlich auf“-Konzept und öffneten sich.
Zeke blickte auf seine Armbanduhr. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Er hielt seine Finger weitere zehn Sekunden auf ihren Puls und zog dann eine Stiftlampe aus der Brusttasche seines Arztkittels. Anschließend setzte er sich auf die Bettkante, schob eines ihrer Augenlider hoch und prüfte ihre Pupillen. Das Licht drang bis zur Rückseite ihres Schädels und ihr Magen revoltierte.
„Beschissene Art aufzuwachen, was?“
„Ja.“ Ihre Stimme war ein raues, brüchiges Flüstern und ihre Zunge blieb ihr fast am Gaumen kleben. Sie leckte sich über die Lippen, doch das half nicht viel.
Zeke untersuchte auch das andere Auge und schnappte sich dann den Hefter, den er neben sie geworfen hatte. „Der trockene Mund ist normal, das liegt am Morphium. Jace holt dir gerade etwas Wasser, aber du solltest es erst einmal langsam angehen.“
Jetzt, da das Licht der Stiftlampe nicht länger vor ihren Augen tanzte, nahm sie mehr von ihrer Umgebung wahr. Ein großes Schlafzimmer mit dunkler Holzvertäfelung im europäischen Stil. Männliche Eleganz, ganz ähnlich wie in Jace’ Schlafzimmer in seinem Haus, aber sehr viel kunstvoller. Das war ein Zuhause. Sein wahres Zuhause.
Zeke kritzelte noch etwas auf ein Blatt Papier auf dem Hefter. Seine scharfen, starken Schriftzüge gehörten entweder zu einem Mann, der verdammt angepisst war oder der es verdammt eilig hatte. Er unterstrich seine Worte zweimal, schob das Blatt dann in den Hefter, verschränkte die Arme über den Blutspritzern, die die untere Hälfte seines Oberteils befleckten, und nagelte sie mit einem verschlossenen, aufmerksamen Starren fest. „Was macht der Schmerz?“
Sie schluckte, so gut sie es mit ihrem trockenen Mund konnte. „Ist noch da, scheint aber gerade mit etwas anderem beschäftigt zu sein.“
Zumindest das ließ seine Mundwinkel in die Höhe wandern, und sie konnte wieder ein wenig von dem Zeke sehen, der so gerne Scherze machte. „Für so etwas sind Opiate gut.“ Sein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. „Von jetzt an bekommst du Lortab. Mitte der Woche wirst du nichts weiter außer Paracetamol und Ibuprofen brauchen.“
„Wie schlimm ist meine Schulter verletzt?“
Er beugte sich vor und ließ seinen Finger einen Zentimeter über dem Verband schweben, der mit Klebeband an Ort und Stelle gehalten wurde. „Der Schuss hat dich direkt oberhalb des Schulterblatts in den Supraspinatus-Muskel getroffen. 32er Kaliber. Deine Jacke hat viel abgefangen. Fünf oder sechs Zentimeter tiefer und die Sache wäre ganz anders ausgegangen. Das Schlimmste an dieser Wunde ist, dass du etwa einen Monat lang keine Push-ups machen darfst.“
Ihr Tanktop war verschwunden, aber sie trug ein ähnliches Oberteil, das wahrscheinlich Jace gehörte, weil es ihren Körper locker umspielte. Der Saum reichte ihr bis über die Hüfte, und wenn ihre Nervenenden sie nicht verschaukelten, hatte sie nicht viel mehr an als dieses Unterhemd.
Zeke schlenderte zu dem braunen Aktenkoffer aus weichem Leder hinüber und verstaute den Hefter darin.
„Ist Jace okay?“ Die letzte Hälfte ihrer Frage blieb ihr fast in der Kehle stecken.
Zeke zögerte einen Augenblick, schloss die Ledertasche und sah Viv dann an. „Was ist Jace für dich?“
Ihre Gedanken verwandelten sich plötzlich in ein paar festgefahrene Autoreifen in einem Schneesturm, und die Mischung aus unerwarteter Frage und dem Drängen auf Zekes Gesicht, das Antworten verlangte, ließ diese Reifen immer weiter durchdrehen. „Das versuche ich herauszufinden.“
„Ich schlage vor, dass du es schnell herausfindest, denn Jace weiß es bereits.“
„Hat er es dir gesagt?“
„Das musste er nicht.“ Er drehte den Kopf und deutete damit auf den Raum. „Du bist hier. Das sagt genug.“
„Was soll das bedeuten?“
Zeke riss den Kopf wieder zurück. „Hat er es dir nicht erzählt?“
Mochte zwar sein, dass sie gerade auf Schmerzmitteln war, trotzdem war es kaum zu übersehen, dass das mehr ein Vorwurf als eine Frage war. „Mir was erzählt?“
Jace’ Stimme erfüllte den Raum: „Geht es ihr gut?“
Oh Junge. Sie hatte gedacht, Zekes Verhalten wäre extrem, aber es war nichts im Vergleich zu der Kraft, die von Jace ausging. Barfuß kam er ins Zimmer geschlendert, er trug eine Levi’s und ein schwarzes Led-Zeppelin-T-Shirt. Beides sah aus, als stammte es noch aus der Zeit, als die Band zum ersten Mal auf Tournee gewesen war. Es war ausgeblichen und an genau den richtigen Stellen eng.
„Ihr Zustand ist stabil.“ Zeke sah nachdenklich zwischen ihr und Jace hin und her. „Aber sie hat eine Menge Fragen.“
Jace schlenderte zu der anderen Seite des Bettes und stellte zwei Wasserflaschen auf den Nachttisch. „Die muss ich beantworten, nicht du.“
Das gegenseitige Niederstarren der beiden Männer weckte in ihr den Wunsch, sich unter der Bettdecke zu verstecken, oder besser noch, sich schlichtweg in Luft aufzulösen.
Zeke schüttelte den Kopf und machte einige Schritte zurück. Was auch immer in dieser wortlosen Männer-Sprache gesagt worden war, hatte entweder dazu geführt, dass er aufgab oder es einfach nicht glauben konnte. „Ich bleibe hier, bis meine nächste Schicht beginnt, für den Fall, dass du mich brauchst. Anschließend will ich ein paar Tage lang alle vierundzwanzig Stunden einen Blick auf ihre Wunde werfen.“ Er packte seine Tasche und verließ das Zimmer.
„Lass dich nicht von der Tür treffen, wenn du rausgehst“, sagte Jace zu Zeke, wobei sein Blick aber auf ihr lag. Er ließ sich in den Sessel neben dem Bett sinken und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinen weit gespreizten Knien ab.
Die Tür fiel ins Schloss.
Adrenalin verdrängte das Morphium und ließ ihr Herz rasen. Was auch immer in seinem durchtriebenen Kopf vor sich ging, nahm fast schon eine greifbare Aura an, heiß wie die Oberfläche der Sonne und doch so dunkel wie ein Schatten. Ein Teil von ihr bestand darauf, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, um nach Hause zu gehen, egal, wie viel sie anhatte, aber ein anderer, sehr viel instinktiverer Teil spielte mit dem Gedanken, sich von seiner dunklen Hitze einhüllen zu lassen.
Jace’ raue Stimme durchbrach die Stille: „Was macht der Schmerz?“
Trotz der Schusswunde in ihrer Schulter und einer gesunden Dosis von Narkotika in ihrem Blut reagierte sie auf genau dieselbe Weise auf dieses raue Geräusch wie in der vorangegangenen Nacht, als er ihr befohlen hatte, seinen Namen zu sagen.
Sie leckte sich über die Lippen und sein Blick fokussierte sich darauf. „Besser als vorher. Er ist zwar da, aber abgeschwächt.“
Er nahm eine der Wasserflaschen vom Nachttisch, drehte sie auf und reichte sie ihr. „Woran erinnerst du dich?“
Kondenswasser lag auf der eiskalten Flasche, und die kühle Flüssigkeit bahnte sich erfrischend einen Weg ihre Kehle hinab. „Ich erinnere mich an genug.“ Wie an die Tatsache, dass er nicht reagiert hatte, nachdem sie sich ihm geöffnet hatte. Dass er sich gerade abwenden wollte, als die Kugel sich in ihre Schulter gebohrt hatte. Es ging doch nichts über eine Schusswunde, um den Abgang eines Mannes kompliziert zu gestalten. „Ich war bei Bewusstsein, bis du die Ausfahrt genommen hast.“
„Bist du jetzt bei klarem Bewusstsein?“
„Na ja, ich sollte gerade wohl besser keine offiziellen Dokumente unterzeichnen, wenn du das meinst.“ Sie lachte dabei, aber es klang nervös, nicht echt.
Jace starrte sie nur mit ausdruckslosem Gesicht an.
Ihr Lachen erstarb und sie nahm noch einen Schluck Wasser.
Er bedeckte seine Faust mit der freien Hand und sein Blick war stark genug, um sie auf der Stelle festzunageln. „Bist du ausreichend bei Bewusstsein, dass du dich später an das erinnern wirst, was ich dir jetzt sagen werde?“
Ernsthaft? Als würde eine Schusswunde für eine Nacht nicht reichen, nun wollte er sie auch noch abservieren? Zur Hölle mit ihm. „Ja. Es geht mir gut. Hör zu, gib mir einfach mein Handy, dann rufe ich jemanden an, der mich abholen kann.“
„Du gehst nirgendwohin.“
„Wirklich, du musst das nicht machen.“ Sie deutete mit der Flasche in ihrer Hand auf das Zimmer. „Ich weiß, dass du mich bloß hierhergebracht hast, damit die Cops nichts mitbekommen. Axel hat mir erzählt, dass sie jeden im Club durchleuchtet haben. Es war wahrscheinlich alles eingefädelt. Ich werde nichts verraten. Lass mich einfach nur verschwinden. Du musst auch nichts weiter sagen.“
Jace richtete sich ruckartig auf, nahm ihr die Flasche aus der Hand und knallte sie auf den Nachttisch. „Du hast gesagt, was du zu sagen hattest. Jetzt bin ich dran.“ Er setzte sich wieder hin und balancierte auf dem Rand des Sessels.
„Jace …“
„Ich lasse mich nicht von den Grenzen, die irgendwelche Gesetzesgeber und Politiker aufgestellt haben, einschränken. Ich pinkle dauernd mehr Menschen ans Bein, als ich zählen kann, und ich überschreite Grenzen, was einigen Leuten nicht gefällt. Ich mache, was ich für richtig halte, was mir meine Vorstellungen von Disziplin und Ehre vorgeben. Ich kümmere mich um das, was mir gehört, und notfalls räche ich es auch.“ Er fuhr mit dem Daumen ihren Unterarm hinab und drehte ihren Arm so, dass die Innenseite ihres Handgelenks entblößt wurde. Er drückte die Finger ihrer geballten Faust auf und sein rauer Daumen malte Kreise auf ihre Handfläche. „Was du begreifen musst, Süße, ist, dass du mir gehörst. Das bedeutet, ich werde denjenigen, der dich verletzt hat, aufspüren und sicherstellen, dass er dich nie wieder in Gefahr bringen kann.“
Ihr Verstand kam ins Stolpern, strauchelte, weil die Worte „Du gehörst mir“ in ihrem Kopf brüllten. Sie konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, geschweige denn aussprechen.
Seine Berührung veränderte sich, wurde zu einem hypnotisierenden Vor-und-Zurück-Rhythmus auf ihrer Schlagader. „Das bedeutet auch, ich werde an deiner Seite sein, bis du herausgefunden hast, dass du dein Leben so leben kannst, wie du wirklich bist, und es nicht mehr verstecken musst.“
„Ich verstecke mich …“
„Ich weiß, wo deine Wurzeln liegen.“
Panik breitete sich aus und klammerte sich hinter ihrem Brustbein fest. Die Hitze, die seine besitzergreifenden Neandertaler-Kommentare ausgelöst hatten, wich nun kaltem Schweiß.
„Ich weiß, dass deine Mom weggegangen ist und dass dein Dad ein Trinker war. Ich habe Callie bereits in Aktion gesehen.“
„Woher weißt du das alles?“
„Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist, dass ich nicht zulassen werde, dass deine Vergangenheit beeinflusst, wie du mich oder mein Leben siehst. Ich bin ich, mit meiner eigenen Vergangenheit, und ich bin mir verdammt sicher, dass ich mich von meiner Vergangenheit nicht so gefangen nehmen lasse wie du.“
„Meine Vergangenheit hält mich nicht gefangen.“
„Nicht?“ Die Spitze in seinen Worten schlug sich sanft in ihre Wut. „Dann sag mir, warum du dieses eine wilde Zimmer versteckt hältst? Warum du in der Öffentlichkeit nur in maßgeschneiderten Sachen auftrittst, aber diese verdammt sündige Jean anziehst, sobald dich keiner mehr sehen kann?“ Er hob ihr Handgelenk an und strich mit seinen Lippen über die sensible Haut. „Warum liest du diese Erotikbücher und siehst dir diese schmutzigen Seiten auf dem Computer an?“
Viv riss ihre Hand aus seinem Griff und spürte sofort einen scharfen Stich in ihrer Wunde. Sie wimmerte und hielt den Atem an, bis der Schmerz wieder verebbt war. „Du hast meine Sachen durchsucht?“
„Die Bruderschaft hat viele Geschäfte. Da du für uns arbeitest, bist du auch in direktem Kontakt mit den Informationen, die damit zusammenhängen. Jeder, der so eine Stelle bei uns hat, wird durchleuchtet, ohne Ausnahme. Normalerweise erledige das nicht ich, aber bei dir wollte ich das keinem anderen überlassen.“ Er grinste und wirkte nicht im Geringsten reumütig wegen seiner Tat. „Die schmutzigen Webseiten waren lediglich ein Bonus.“
„Herrgott, Jace. Hast du schon mal davon gehört, einfach den Hintergrund zu checken? Oder nur zu fragen, wenn du etwas wissen willst?“
„Hintergrundchecks sind nichts wert. Wenn du etwas über einen Menschen erfahren willst, siehst du dir sein Zuhause an. Und außerdem warst du zu dem Zeitpunkt nicht besonders gesprächig.“
„Das gibt dir nicht das Recht, in mein Haus einzubrechen und meine Vergangenheit zu durchwühlen.“
„Ich habe es dir bereits gesagt, Süße: Ich lebe nach meinem eigenen Kodex, und dazu gehört auch, meine Familie zu beschützen. Meine Familie und Axels Mom, meine Brüder …“ Er umkreiste ihr Handgelenk, das sie ihm zuvor entzogen hatte; eine lose Berührung, die sie wie eine enge Handschelle festhielt, aber gleichzeitig ein ursprüngliches Gefühl des Trostes durch ihre Adern kreisen ließ. „Und jetzt du.“
Familie.
Das einfache Wort hallte so machtvoll in ihrem Kopf wider, dass es ein Wunder war, dass sie überhaupt noch irgendein anderes Geräusch wahrnahm. Ihr ganzes Leben hatte sie sich schon die Art von Nähe gewünscht, die Jace angedeutet hatte. Loyalität und Schutz. Ein sicherer Hafen, in den sie flüchten konnte, wenn das Leben ihr wieder ins Gesicht schlug.

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