Selina - Liebesnächte in Florenz
von Mona Vara

Er­schie­nen: 01/2005

Genre: His­to­ri­cal Ro­mance, Ro­man­tic Come­dy

Lo­ca­ti­on: Ita­li­en, Flo­renz

Sei­ten­an­zahl: 180 (Über­grö­ße)


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-93828-101-7
ebook: 978-3-86495-098-8

Preis:
Print: 15,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Er­hält­lich bei u.a.:

und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Selina - Liebesnächte in Florenz


In­halts­an­ga­be

Se­li­na hat nach dem Tod ihres Va­ters mit ihrer Mut­ter und ihrem Stief­va­ter in Frank­reich ge­lebt. Als ihre Mut­ter eben­falls stirbt, be­schließt ihr in Flo­renz le­ben­der Groß­va­ter, sie zu sich zu holen.
Da ihr Groß­va­ter in sei­nem Brief ge­schrie­ben hat, dass er plant, sie mit einem mit­tel­lo­sen Ade­li­gen zu ver­hei­ra­ten, der eine rei­che Frau sucht, tauscht sie kur­zer­hand ihre Iden­ti­tät mit ihrer Ge­sell­schaf­te­rin, um sich den Hei­rats­kan­di­da­ten erst ein­mal un­auf­fäl­lig an­zu­se­hen.
Der wird auch prompt sei­nem schlech­ten Ruf ge­recht und in­ter­es­siert sich vom ers­ten Mo­ment an mehr für die Ge­sell­schaf­te­rin als für die ver­meint­li­che ade­li­ge En­ke­lin ...

Ein ero­ti­scher Lie­bes­ro­man aus dem Flo­renz der Re­nais­sance

Über die Au­to­rin

Mona Vara schrieb jah­re­lang er­folg­reich ero­ti­sche Lie­bes­ro­ma­ne. Das  Wich­tigs­te beim Schrei­ben war für sie, Fi­gu­ren zum Leben zu er­we­cken, ihnen ganz spe­zi­fi­sche Ei­gen­schaf­ten und Cha­rak­te­re zu geben und ihre Ge­füh­le und Er­leb­nis­se auf eine Art aus­zu­drü­cken, die sie nicht nur...

Wei­te­re Bü­cher der Au­to­rin

Le­se­pro­be

Der Be­such in den Gär­ten der Me­di­ci in der Nähe von Marco, war zu­stan­de ge­kom­men, und da Lo­ren­zo ein of­fe­nes Haus hielt, waren außer den San­ti­nis noch an­de­re Gäste an­we­send. Se­li­na war es ge­lun­gen, sich ein wenig ab­seits zu hal­ten und sie ge­noss es, die an­de­ren zu be­ob­ach­ten.
Ihr Groß­va­ter hatte sich zwar ge­ziert, es sich dann je­doch nicht neh­men las­sen, seine En­ke­lin und deren Ge­sell­schaf­te­rin per­sön­lich zu be­glei­ten. Die Ein­la­dung ins Haus des Ma­gni­fi­co war eine Aus­zeich­nung, die ihm ohne die Ver­mitt­lung sei­nes zu­künf­ti­gen En­kel­sohns nicht zu­teil ge­wor­den wäre und er würde sie aus­zu­kos­ten wis­sen. Der Ma­gni­fi­co war zwar...

...​allgemein sehr ge­sel­lig, för­der­te die Küns­te und be­schränk­te sei­nen Um­gang nicht nur auf die Pa­tri­zi­er und den Adel der Stadt, aber die San­ti­nis waren so weit von sei­nem Um­kreis ent­fernt, dass bis­her keine Hoff­nung be­stan­den hatte, in sein Haus ge­la­den zu wer­den. Nun je­doch saß San­ti­ni ge­mein­sam mit ei­ni­gen an­de­ren Gäs­ten bei Lo­ren­zo in der gro­ßen Halle, lausch­te voll höf­li­cher An­dacht sei­nen Wor­ten und be­trug sich so lie­bens­wür­dig, dass Fio­ri­na, die den Alten nur als übel­ge­laun­ten und herrsch­süch­ti­gen Mann kann­te, wohl vor Ver­wun­de­rung die Hände zu­sam­men­ge­schla­gen hätte, wäre sie eben­falls ge­la­den ge­we­sen.
Fran­coise stand bei einer Grup­pe jun­ger Leute, die lach­ten und scherz­ten, neben ihr Fran­ces­co, der kaum einen Blick von ihr las­sen konn­te und has­tig eine Blume, die sei­ner An­ge­be­te­nen aus dem Haar ge­fal­len war, auf­hob und an sei­nem Busen barg. Ihre Freun­din sah aber auch zu rei­zend aus. Sie selbst war ihr beim An­klei­den be­hilf­lich ge­we­sen, hatte das Haar ge­floch­ten, am Hin­ter­kopf zu­sam­men­ge­bun­den und dann an­stel­le einer Per­len­span­ge ei­ni­ge weiße Blü­ten hin­ein­ge­steckt, die Fran­coi­ses eben­so zar­ten wie fri­schen Teint noch un­ter­stri­chen. Sie hatte Fran­ces­co in den ver­gan­ge­nen Tagen, seit sie von der Ver­liebt­heit ihrer Freun­din wuss­te, ge­nau­er be­ob­ach­tet und nichts an dem jun­gen Mann ge­fun­den, das es ihr nötig er­schei­nen ließ, Fran­coise zur Vor­sicht zu mah­nen. Wie gut die bei­den schon im Namen zu­sam­men­pass­ten, nicht nur im Aus­se­hen und im Cha­rak­ter! Bei­des waren sie sanf­te, lie­bens­wer­te Ge­schöp­fe, die wie für­ein­an­der ge­schaf­fen zu sein schie­nen.
Als Se­li­na die an­de­ren zur Ge­nü­ge mit ge­hei­mem Amü­se­ment be­ob­ach­tet hatte, schlüpf­te sie durch eine Tür und ging in den Gar­ten, wo sie stau­nend die Wun­der der an­ti­ken Künst­ler besah, die sich viele junge Flo­ren­ti­ner zum Vor­bild nah­men und eine neue Kunst­form schu­fen, die über die stei­fen und küh­len For­men des Nor­dens hin­aus­ging.
Auch ihr Stief­va­ter und spä­te­rer Ge­lieb­ter hatte Sta­tu­en ins Schloss ge­bracht und in sei­nem Schlaf­zim­mer hin­gen Ge­mäl­de, die die Phan­ta­sie und Lei­den­schaft sei­ner jun­gen Ge­lieb­ten er­regt hat­ten. Aber der­glei­chen wie hier, in Flo­renz, hatte sie noch nir­gend­wo ge­se­hen. Ein alt­rö­mi­scher Cu­pi­do, der an einer schlan­ken Venus lehn­te. Im Pa­last ein Fres­ko mit halb­nack­ten Män­nern und Frau­en. Ein zier­li­cher David mit einem Schwert, von einem der be­deu­tends­ten Künst­ler die­ser Zeit in Bron­ze ge­gos­sen.
Sie hatte es bis­her noch keine Se­kun­de be­reut, nach Flo­renz ge­kom­men zu sein, auch wenn ihr nun, nach ei­ni­ger Über­le­gung, ihre Ko­mö­die selbst etwas lä­cher­lich er­schien. Sie hatte nicht den ge­rings­ten Grund ge­habt, di Ba­ren­za zu fürch­ten. Er war nicht der un­an­ge­neh­me Mann, den sie in ihm ge­se­hen hatte, und nie­mand, nicht ein­mal der Groß­va­ter, hätte sie zwin­gen kön­nen, einen Gat­ten zu neh­men, den sie nicht woll­te. Sie schüt­tel­te är­ger­lich über sich selbst den Kopf. Wie so oft in den letz­ten Tagen ver­irr­ten sich ihre Ge­dan­ken wie von selbst zu Ales­san­dro di Ba­ren­za und sie ver­moch­te nicht den Traum, der sie mehr auf­ge­wühlt hatte als sie selbst es wahr haben woll­te, aus ihren Er­in­ne­run­gen zu ver­ban­nen.
Sie blieb etwas ab­seits von den an­de­ren vor einer Sta­tue ste­hen, die sie wie ma­gisch anzog. Ein kräf­ti­ger, mus­ku­lö­ser nack­ter Mann, der ein Schwert in der Hand hielt. Das Werk eines un­be­kann­ten Bild­hau­ers, der schon seit über tau­send Jah­ren tot war.
Sie ließ ihren Blick von sei­nem männ­li­chen Ge­sicht ab­wärts glei­ten, über die brei­te Brust, seine kräf­ti­gen Schul­tern, die Arme, auf denen der Künst­ler die Mus­keln so deut­lich ge­zeich­net hatte, und dann über sei­nen Bauch, wei­ter hinab bis zu den eben­falls mus­kel­be­pack­ten Schen­keln. Er stand auf­recht, in der Hand das Schwert, nicht zum Schlag er­ho­ben, son­dern nach unten ge­rich­tet, mit der Spit­ze zum Boden wei­send, sich leicht dar­auf stüt­zend. Se­li­nas Augen such­ten das über­di­men­sio­nal große Glied, das trotz sei­ner stei­ner­nen Kälte so er­re­gend war, und un­will­kür­lich glit­ten ihre Ge­dan­ken ab zu Ales­san­dro di Ba­ren­za. Der Traum nahm sie wie­der ge­fan­gen und in ihrer Vor­stel­lung stand nicht diese Sta­tue vor ihr, son­dern Ales­san­dro und ... Sie zuck­te zu­sam­men, als sie plötz­lich neben sich eine Be­we­gung mehr spür­te als sah.
Sie blick­te hoch und di­rekt in Ales­san­d­ros Augen.
Ein amü­sier­tes Lä­cheln lag darin und noch etwas an­de­res, auch wenn Se­li­na die­sen an­de­ren Aus­druck nicht in Worte fas­sen konn­te. Ein ge­wis­ses In­ter­es­se viel­leicht. Neu­gier ...
„Ich hatte nicht ge­dacht, Euch im Gar­ten zu tref­fen“, sagte sie kühl, als er neben sie trat.
„Wenn Ihr nicht er­war­tet hat­tet, mich hier zu sehen, dann haben sich Eure Ge­dan­ken also mit mir be­schäf­tigt, ma­don­na“, er­wi­der­te er lä­chelnd. „Das ist schon mehr als ich zu hof­fen ge­wagt hätte, Fran­ce­sca.“
„Ich heiße nicht Fran­ce­sca“, kor­ri­gier­te sie ihn von oben herab, „mein Name ist Fran­coise.“ Sie wie­der­hol­te ihren Namen sehr lang­sam und deut­lich und fügte hinzu: „In Bur­gund spricht man das so aus. Aber es ver­wun­dert mich nicht, dass Ihr das nicht wisst.“ Wenn sie je­doch ge­dacht hatte, dass Ba­ren­za nun ver­le­gen wer­den würde, sah sie sich ge­täuscht.
„Fran­coise“, wie­der­hol­te er nach­denk­lich und ließ dabei sei­nen Blick über ihr Ge­sicht schwei­fen, „ein schö­ner Name. Sehr weich. Aber ich finde Fran­ce­sca passt bes­ser zu Euch.“ Sein Lä­cheln, das ihr in der ers­ten Mi­nu­te ihres Ken­nen­ler­nens schon auf­ge­fal­len war, ver­tief­te sich, „Fran­ce­sca klingt mun­te­rer, hei­te­rer, viel­leicht sogar ein wenig keck, und wenn es sein muss, streng. Ja“, fuhr er fort, „ich denke, ich werde Euch Fran­ce­sca nen­nen und hoffe“, er be­glei­te­te diese Worte mit einer höf­li­chen Ver­beu­gung, „Ihr wer­det mir diese Frei­heit ver­zei­hen, ma­don­na.“
Se­li­na biss sich är­ger­lich auf die Lip­pen. Sie war hier­her nach Flo­renz ge­kom­men mit der fes­ten Ab­sicht, die­sen Ba­ren­za un­leid­lich zu fin­den, und nun stell­te sie aber­mals fest, dass er einen ge­wis­sen Charme aus­strahl­te, für den sie nicht ganz un­emp­fäng­lich war. „Dass Ihr mich mit ma­don­na an­sprecht, ist eben­falls nicht rich­tig. Die­ser Titel ge­bührt nur einer Dame von Stand.“
„Die Ihr ja seid, Fran­ce­sca“, er­wi­der­te er un­be­ein­druckt. „Das weiß ich von Eurer Freun­din.“
Sie ent­schloss sich, keine Ant­wort zu geben, son­dern wand­te sich ab und ging lang­sam den kies­be­streu­ten Weg wei­ter. Zu ihrem Ver­druss war Ba­ren­za je­doch nicht so leicht ab­zu­schüt­teln. Er ging neben ihr her und Se­li­na be­merk­te, dass er sie be­ob­ach­te­te. Zu­erst ver­such­te sie, ihn zu igno­rie­ren, aber als die Ver­le­gen­heit ihre Wan­gen rö­te­te, blieb sie ab­rupt ste­hen.
„Wes­halb seht Ihr mich so an?“ frag­te sie un­wil­lig.
„Darf ich nicht?“ tat er ver­wun­dert. „Wes­halb soll­te Euch das stö­ren? Ich dach­te immer, Euer Ge­schlecht trach­tet da­nach, an­ge­se­hen und be­wun­dert zu wer­den! Wenn das nicht so sein soll­te, dann frage ich mich, wes­halb Ihr ein so rei­zen­des Kleid trägt und Euer Haar mit Bän­dern ver­ziert habt, die es jedem Mann, so­fern er nicht völ­lig blind ist, schwer ma­chen, den Blick von Euch zu lösen. Wenn Ihr nicht an­ge­se­hen wer­den wollt, meine un­gnä­di­ge Dame, wes­halb hüllt Ihr Euch dann nicht in brau­nes Sack­tuch und ver­steckt Euer Haar unter einem dunk­len Schlei­er?“
Se­li­na rang se­kun­den­lang nach Luft und setz­te schon zu einer ver­nich­ten­den Ant­wort an, als sie das Lä­cheln in den dunk­len Augen be­merk­te. Sie schluck­te die bösen Worte hin­un­ter und sah ihn miss­bil­li­gend an. „Es ziemt Euch nicht sol­che Worte zu mir zu spre­chen“, ließ sie ihn wis­sen, dabei Fran­coi­ses wohl­er­zo­ge­nen Ton­fall nach­ah­mend.
„Und wes­halb nicht?“ fragt er er­staunt.
„Weil ...“ Weil Ihr so gut wie ver­lobt seid und Euch für Geld ver­kauft, hatte sie sagen wol­len, un­ter­brach sich je­doch has­tig und ging wei­ter, ohne ihn noch eines Bli­ckes zu wür­di­gen.
„Wenn Ihr so schnell geht, habt Ihr nicht genug Muße, all diese schö­nen Sta­tu­en zu be­trach­ten, Si­gno­ri­na Fran­ce­sca“, rief er ihr nach. „Der Schwert­trä­ger ist viel­leicht die ein­drucks­volls­te, aber nicht die kost­bars­te unter ihnen!“
Se­li­na spür­te, wie ihre Wan­gen noch hei­ßer wur­den. Er muss­te sie schon län­ge­re Zeit beim Be­trach­ten der Sta­tue be­ob­ach­te­te haben und ihr Ge­sichts­aus­druck hatte ihm zwei­fel­los ihre Ge­füh­le dabei ver­ra­ten. Bei jedem an­de­ren Mann wäre ihr das gleich­gül­tig ge­we­sen, bei ihm je­doch fühl­te sie sich – wohl zu Recht – er­tappt.
Es war ihr un­an­ge­nehm, dass aus­ge­rech­net er sie so ge­se­hen hatte. Und doch spür­te sie gleich­zei­tig eine selt­sa­me Er­re­gung.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.