Sexy Secrets: Sexy Secrets of a Ghost: Haunt me!
von Emma Snow

Er­schie­nen: 12/2023
Serie: Sexy Se­crets
Teil der Serie: 2

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, New Adult

Lo­ca­ti­on: Deutsch­land, Frank­furt, Oden­wald


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-602-7
ebook: 978-3-86495-603-4

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Sexy Secrets: Sexy Secrets of a Ghost: Haunt me!


In­halts­an­ga­be

Leni meint, ihren Traum­mann in Kai ge­fun­den zu haben: Sexy, ab­so­lut schwie­ger­mut­ter­taug­lich und … lei­der Geis­ter­jä­ger. Als Leni Kai aus die­sem Grund schon fast wie­der ab­ge­schrie­ben hat, lädt die­ser sie zur auf­re­gen­den Ge­spens­ter­jagd in einer schau­ri­gen Burg­rui­ne ein. Doch auf ein­mal spukt nicht ir­gend­ein Geist in Lenis Kopf herum, son­dern Nick­las, der at­trak­ti­ve Ju­ni­or­chef des na­he­ge­le­ge­nen Hof­guts. Nick­las be­rei­tet ihr fort­an eben­so schlaf­lo­se Näch­te wie die rät­sel­haf­ten Ge­scheh­nis­se, die sich in der Ruine und auf dem Hof­gut ab­spie­len.

Auf ihrer lan­gen Suche nach einem Happy End wird Leni neben ihrem Ge­fühls­cha­os auch mit der trau­ri­gen Ver­gan­gen­heit der bei­den Män­ner kon­fron­tiert, die den einen dazu brach­te, an Geis­ter zu glau­ben, und den an­de­ren dazu ver­damm­te, jeg­li­che Art von Ge­füh­len von sich fern­hal­ten zu wol­len.

Wäh­rend einer nächt­li­chen Geis­ter­jagd wird Leni in einen mys­te­riö­sen Un­fall ver­wi­ckelt. Als Nick­las sich um ihre Ver­let­zun­gen küm­mert, kön­nen sie der ge­gen­sei­ti­gen An­zie­hungs­kraft nicht mehr wi­der­ste­hen und geben sich ihrer Lei­den­schaft hin.

Wird Leni ihre wah­ren Ge­füh­le preis­ge­ben, oder hin­dert sie vor­her der Geist von Nick­las' Ver­gan­gen­heit daran?

Über die Au­to­rin

Ge­bo­ren wurde die junge Au­to­rin in Ber­lin, doch mitt­ler­wei­le schlägt ihr Herz "in" Frank­furt am Main, wo sie tags­über einen Bü­ro­job wahr­nimmt. Nach der Ar­beit zieht sie sich in den ru­hi­gen Oden­wald zu­rück. Dort schreibt sie jede freie Mi­nu­te in...

Wei­te­re Teile der Sexy Se­crets Serie

Le­se­pro­be

Elena

Mit einer tie­fen Zor­nes­fal­te zwi­schen den Au­gen­brau­en, die sich be­stimmt nicht mehr so schnell mit dem Zei­ge­fin­ger weg­rei­ben lässt, komme ich end­lich an. Das letz­te Stück war nicht mehr ganz so kur­vig, dafür kam mir die Stra­ße wie ein klei­ner Forst­weg vor. Ich hatte Glück, dass mir nie­mand ent­ge­gen­kam, denn die Stra­ße war mei­nes Er­ach­tens nicht breit genug für zwei Autos. Vor mir liegt nun ein lang ge­zo­ge­ner Park­platz, den man nicht wirk­lich als sol­chen be­zeich­nen kann. Es ist eine Stel­le im Wald, die von Bäu­men be­freit und etwas mit Kies auf­ge­schüt­tet wurde. Die Stell­flä­che ist nur daran zu er­ken­nen,...

...​dass be­reits ei­ni­ge Autos dort par­ken. Un­si­cher stei­ge ich aus und bli­cke über den Mus­tang hin­weg zu einem rie­si­gen Fach­werk­haus. Ob­wohl es die üb­li­chen roten Dach­zie­gel und schwar­zen Holz­bal­ken auf­weist, die zur wei­ßen Fas­sa­de den ty­pi­schen Kon­trast bil­den, sieht es mit den vie­len dunk­len Holz­lä­den vor den Fens­tern ein­fach hei­me­lig aus. Alte Wein­re­ben ran­ken sich die Fas­sa­de hin­auf und las­sen das Hof­gut urig er­schei­nen.
Vor­sich­tig lehne ich mich mit dem Hin­tern gegen den Kof­fer­raum des Mus­tangs und sehe mich wei­ter um. Ich ver­su­che, meine Si­tua­ti­on ein­zu­schät­zen und her­aus­zu­fin­den, was mich hier er­war­ten könn­te. Nir­gend­wo ist eine Burg oder ein her­un­ter­ge­kom­me­nes Ge­mäu­er zu sehen. Ganz im Ge­gen­teil. Das Hof­gut macht einen ein­la­den­den und idyl­li­schen Ein­druck. In den Bäu­men hän­gen viele Lam­pi­ons und der We­ges­rand wird von Fa­ckeln ge­säumt, wäh­rend die Blu­men in kräf­ti­gen Pink­tö­nen die Fens­ter­bän­ke zie­ren. Es ist ein Ort zum rund­um Wohl­füh­len. Mich quä­len je­doch zu viele Ge­dan­ken, um auch nur an­nä­hernd die Ruhe ge­nie­ßen zu kön­nen.
Ich atme tief durch, stoße mich mitt­ler­wei­le be­stimmt zum zehn­ten Mal vom Heck des Mus­tangs ab, nur um doch wie­der schnau­fend einen Rück­zie­her zu ma­chen. Soll ich ein­fach rein­ge­hen, mich bei Kai ent­schul­di­gen und die Ein­la­dung zu die­ser lä­cher­li­chen Geis­ter­jagd ab­leh­nen? Keine Ah­nung, warum es mir so schwer­fällt, eine Ent­schei­dung zu tref­fen, im­mer­hin bin ich ihm nichts schul­dig. Aber ich bin noch nie ein Mensch ge­we­sen, der je­man­den wegen sei­ner Vor­lie­ben oder Hob­bys ab­lehnt. Nur weil sei­nes so gro­tesk und schwach­sin­nig er­scheint, kann ich doch jetzt nicht damit an­fan­gen, gegen meine ei­ge­nen Prin­zi­pi­en zu ver­sto­ßen. Im­mer­hin fand ich ihn vor dem Durch­stö­bern sei­nes Face­book-Pro­fils mehr als nur at­trak­tiv. Ver­dammt, viel­leicht ist auch meine unter Ent­zug lei­den­de Li­bi­do an die­sem ver­zwei­fel­ten Akt schuld. Zu­min­dest hat mich das Ganze dazu ge­bracht, als Stadt­mensch in den Oden­wald zu kom­men und die­ses wun­der­schö­ne Fleck­chen ken­nen­zu­ler­nen, das mir sonst ver­mut­lich immer ver­bor­gen ge­blie­ben wäre.
Wobei auch diese Idyl­le mo­men­tan ein wenig ge­stört wird, als ich hin­ter mir ein mitt­ler­wei­le ver­trau­tes Ge­räusch höre. Das nä­her­kom­men­de Röh­ren eines Mo­tor­rads bringt die fried­li­che At­mo­sphä­re und meine oh­ne­hin schon chao­ti­schen Ge­dan­ken ein­deu­tig ins Wan­ken. Ohne mich um­dre­hen zu müs­sen, kann ich das Vi­brie­ren der Ma­schi­ne und ihres kräf­ti­gen Mo­tors spü­ren, als sie neben mir auf der frei­en Park­flä­che ab­ge­stellt wird.
Un­ab­hän­gig von die­ser kur­zen Ab­len­kung fühlt es sich an, als würde ich die Fas­sa­de des Hof­guts vor mir schon eine Ewig­keit an­star­ren. Aber was soll schon pas­sie­ren, wenn ich hier­blei­be? Im schlimms­ten Fall ver­mut­lich nicht mehr als ein wenig ver­schwen­de­te Le­bens­zeit. Viel­leicht macht es sogar Spaß, mal in eine an­de­re Welt ab­zu­tau­chen? Im­mer­hin scheint sie Kai in helle Auf­re­gung zu ver­set­zen. Die­ses Fun­keln in sei­nen Augen habe ich zuvor noch nie bei ihm ge­se­hen. Ich muss zu­ge­ben, dass noch nie ein Mann solch eine Her­aus­for­de­rung für mich ge­we­sen ist. Ich hatte bis­her immer Glück, schnell auf In­ter­es­se bei dem an­de­ren Ge­schlecht zu sto­ßen. Aber nicht bei Kai. Bis­lang hat er auf jeden von mei­nen wohl­plat­zier­ten, auf­rei­zen­den Au­gen­auf­schlä­gen nur mit einem freund­li­chen Lä­cheln re­agiert. Hach ja, da spricht sie wie­der aus mir, meine ver­bit­ter­te Li­bi­do.
„Und wor­auf war­test du?“, höre ich einen Kerl neben mir fra­gen.
Vor­sich­tig bli­cke ich über meine Schul­ter, um mich zu ver­ge­wis­sern, dass er te­le­fo­niert. Aber es ist kein Te­le­fon in sei­ner Hand zu sehen, statt­des­sen trifft mich völ­lig un­er­war­tet der Blick sei­ner stahl­grau­en Augen. Der rau­chi­ge, tiefe Ton sei­ner Stim­me bebt noch immer durch mei­nen Kör­per. Gott, warum muss­te der Typ mit dem Mo­tor­rad sich aus­ge­rech­net den Park­platz neben mir aus­su­chen? Und warum, ver­dammt noch mal, sieht ein Mann, der sich, wäh­rend er läs­sig gegen seine Ma­schi­ne lehnt, den Helm und eine ab­ge­nutz­te Mo­tor­r­ad­ja­cke aus­zieht, nur so heiß und ver­we­gen aus?
Das ist na­tür­lich eine rhe­to­ri­sche Frage!
Die schwar­ze Jeans sitzt tief auf sei­nem Be­cken und sein eng an­lie­gen­des Shirt be­tont jeden ein­zel­nen sei­ner per­fek­ten Mus­keln. In sei­nem rech­ten Ohr er­ken­ne ich einen klei­nen schwar­zen Ohr­tun­nel, der je­doch fast voll­stän­dig von sei­nem wil­den blon­den Haar ver­deckt wird. Das Blond zieht sich in einem dunk­le­ren Ton durch sei­nen Drei­ta­ge­bart und auch auf sei­nen star­ken Un­ter­ar­men glän­zen seine Här­chen wie Gold in der Sonne. Mit der leich­ten Som­mer­bri­se weht sein männ­lich her­ber Ge­ruch zu mir her­über. Er ist ein­fach die Ver­su­chung in Per­son und genau der Typ Mann, dem ich aus dem Weg gehen will, weil ich ihm so­fort ver­fal­len könn­te. Ich be­sin­ne mich dar­auf, dass ich die­ses Mal auf der Suche nach etwas Lang­fris­ti­gem und Ernst­haf­tem bin. Selbst wenn meine Li­bi­do ge­ra­de die Arme in die Höhe reißt und sich am liebs­ten ju­belnd und schrei­end auf die­sen Kerl stür­zen würde, um sich nach dem ver­mut­lich bes­ten Sex ihres Le­bens mit ihm auf sein Mo­tor­rad zu schwin­gen und di­rekt in Rich­tung Heart­break City zu fah­ren – und dort al­lein aus­ge­setzt und zu­rück­ge­las­sen zu wer­den. Aber nicht mit mir! Ich kenne diese Art Män­ner zur Ge­nü­ge und habe mir ge­schwo­ren, die Fin­ger end­gül­tig von sexy Bad Boys zu las­sen. Es ist an der Zeit, auch mal einen von den net­ten Ker­len ab­zu­be­kom­men. Einen Mann, den alle Schwie­ger­müt­ter lie­ben. So einen wie … Kai.
Ach Mensch, warum muss­te ich nur sein Face­book-Pro­fil an­schau­en und mich davon be­ein­flus­sen las­sen? Und den­noch stehe ich hier in der Ein­öde und bin sei­ner Ein­la­dung zu einer Geis­ter­jagd ge­folgt.
Aber durch diese Ent­schei­dung stehe ich nun auch vor die­sem sexy Typen und star­re ihn die ganze Zeit ge­dan­ken­ver­lo­ren an. Pein­lich!
Meine Mus­te­rung endet wie­der bei sei­nen Augen, die mich un­ent­wegt und be­lus­tigt be­ob­ach­ten. Ich kann sei­nem in­ten­si­ven Blick nicht schnell genug aus­wei­chen, selbst wenn ich es ge­wollt hätte.
Wi­der­wil­lig sor­tie­re ich meine Ge­dan­ken, die dank des Mo­tor­rad­fah­rers noch ver­wor­re­ner sind, als sie es so­wie­so schon waren. Schnau­fend drehe ich mich zu­rück zum Hof­gut und widme mich er­neut mei­nen Über­le­gun­gen, was ich hier ei­gent­lich mache und mir davon er­hof­fe.
„Also? Wor­auf war­test du?“, fragt der Frem­de er­neut, stellt sich dicht neben mich und be­gut­ach­tet nun, genau wie ich, den Weg hin­auf zum Hof­gut.
„Auf etwas Klar­heit … und ver­mut­lich auch auf mei­nen Mut?“, gebe ich nach kur­zem Zö­gern mehr fra­gend als über­zeugt zu­rück. „Der ist mir ir­gend­wo un­ter­wegs ab­han­den­ge­kom­men.“ Stimmt ja ir­gend­wie. Als ich Char­ly und Ben am Mon­tag ver­las­sen habe, war ich noch we­sent­lich über­zeug­ter, mir Kais Hobby an­zu­schau­en und mich even­tu­ell dar­auf ein­zu­las­sen.
„Soll ich dir beim Su­chen hel­fen?“
Ich schaue kurz zu ihm rüber und kann sein selbst­ge­fäl­li­ges Lä­cheln auch von der Seite er­ken­nen.
„Nicht nötig. Ich weiß, wo er ist. Ir­gend­wo ganz tief im Erd­bo­den ver­sun­ken.“ Deut­li­cher kann eine Ab­fuhr doch wohl nicht sein? Schließ­lich habe ich keine Lust auf Small Talk, der mich auf noch ver­wor­re­ne­re Pfade führt, doch Mis­ter Ich-bin-ver­dammt-se­xy-und-weiß-es lässt sich davon nicht be­ir­ren. „Ah, ver­ste­he. Könn­te schwie­rig wer­den, ihn da wie­der raus­zu­krie­gen.“
Ich sehe ihn un­gläu­big an, als er sich vor mich stellt und meint: „Aber ich bin ziem­lich gut im Su­chen und auch ziem­lich stark.“
Daran habe ich keine Zwei­fel … Aber wie deut­lich soll ich noch wer­den? Meine Kör­per­spra­che scheint zwar etwas an­de­res zu sagen, doch meine Lip­pen for­men ein kla­res „Nein, danke!“
Bevor mein wil­li­ger und ver­rä­te­ri­scher Kör­per etwas Fal­sches tut, drehe ich mich zum Gehen um und laufe schnur­stracks – wenn auch ein wenig ver­wirrt – in den Wald hin­ein, der glück­li­cher­wei­se alles hier um­rahmt. Dort will ich auf sein Ver­schwin­den war­ten. Si­cher möch­te er nur an ir­gend­ei­ner Ecke seine Blase ent­lee­ren und dann wei­ter­fah­ren.

~*~

Nach­dem ich etwa zehn Mi­nu­ten einen stei­ni­gen Weg auf und ab ge­lau­fen bin und kaum etwas von der Natur wahr­ge­nom­men habe, weil mir un­säg­lich viele Ge­dan­ken durch den Kopf jagen, gehe ich eine klei­ne höl­zer­ne Trep­pe den Hang hinab und komme di­rekt neben dem Mit­ar­bei­ter­ein­gang des Hof­guts an. Ich schlän­ge­le mich an einem Trans­por­ter vor­bei, aus dem ge­ra­de Le­bens­mit­tel ab­ge­la­den wer­den, und finde schnell den Weg zum Auf­gang des Ho­tels, den ich vor­hin aus der Ferne ge­se­hen habe. Ich werde den Nach­mit­tag ein­fach durch­zie­hen und dan­kend ab­leh­nen, soll­te ich noch ein­mal zu solch einer Ver­an­stal­tung ein­ge­la­den wer­den. Die­ses Mal bin ich men­tal vor­be­rei­tet und werde nicht wie­der den Wa­ckel­d­ackel spie­len, egal, wel­chen hoff­nungs­vol­len Blick Kai aus­packt.
Wie im Au­ßen­be­reich spie­gelt sich auch im In­ne­ren des Hof­guts eine Wärme wider, die ich nicht er­war­tet hätte. Zu mei­ner Rech­ten be­fin­det sich eine ge­müt­li­che Sitz­ecke, die Wände sind in einem war­men Creme­ton ge­hal­ten und die uri­gen dunk­len Möbel lösen ein Ge­fühl des Wohl­be­fin­dens aus, an­statt einen zu er­schla­gen.
Auf der lin­ken Seite finde ich den klei­nen Emp­fangs­be­reich vor: ein hoher Tre­sen mit Com­pu­ter dar­auf und ei­ni­gen Fly­ern aus der Um­ge­bung. Aus dem Hin­ter­stüb­chen tritt ein äl­te­rer Herr mit wei­ßem, per­fekt ge­schnit­te­nem Haar her­vor. Er ist in eine dun­kel­blaue, vor­neh­me Uni­form ge­klei­det und be­grüßt mich so­fort mit einem freund­li­chen Lä­cheln. „Wie kann ich Ihnen hel­fen, Fräu­lein?“
„Guten Tag, mein Name ist Elena Klein und ich bin hier zu einer Ver­an­stal­tung ein­ge­la­den.“
„Wir haben heute ei­ni­ge Ver­an­stal­tun­gen. Wo genau möch­ten Sie hin?“
„Kai Semm­ler hat mich ein­ge­la­den“, kon­kre­ti­sie­re ich meine An­fra­ge nach bes­tem Ge­wis­sen, denn ich habe keine Ah­nung, wie der Name die­ser Ver­an­stal­tung lau­tet. Wie jage ich einen Geist, ohne selbst einer zu wer­den? Crash­kurs durch den Geis­ter­jä­ger­knig­ge? Kön­nen uns Geis­ter bes­ser sehen als wir sie?
Kurz dar­auf höre ich ein lau­tes La­chen aus dem Zim­mer, das sich hin­ter dem Emp­fangs­be­reich ver­steckt. Der Mit­ar­bei­ter des Hof­gut­ho­tels dreht sich mit ent­schul­di­gen­dem Blick zu der Tür um, die so­eben auf­ge­scho­ben wird.
„Ich über­neh­me das, Ge­rald.“ Die Stim­me kommt mir nur allzu be­kannt vor und ich würde am liebs­ten im Erd­bo­den ver­sin­ken – und zwar ge­nau­so schnell, wie sich mein Mut dort­hin ver­kro­chen hat. Mis­ter Ich-bin-ver­dammt-se­xy-und-weiß-es tritt neben den äl­te­ren Herrn und bit­tet ihn freund­lich zur Seite.
„Na­tür­lich, Nick, aber ver­su­che, freund­lich zu blei­ben“, brum­melt der Emp­fangs­mit­ar­bei­ter beim Ver­las­sen sei­nes Plat­zes. „Viel Spaß auf Ihrer Ver­an­stal­tung, Fräu­lein Klein“, ver­ab­schie­det er sich noch von mir und Mis­ter Sexy lacht er­neut. Nach­dem er sich be­ru­higt hat, stützt er sich läs­sig mit den Un­ter­ar­men auf dem Tre­sen ab und wen­det sich wie­der an mich: „Du hast dei­nen Mut also wie­der­ge­fun­den?“
„Ich bin mir nicht ganz si­cher …“ Skep­tisch sehe ich ihn an und frage mich, warum er hin­ter dem Tre­sen steht. Ich ver­mis­se Ge­rald schon jetzt. Die Stim­mung ist plötz­lich sehr selt­sam ge­wor­den. Ver­mut­lich, weil es mir ein wenig un­an­ge­nehm ist, mit ihm über den Grund mei­nes Be­suchs auf die­sem Hof­gut zu spre­chen.
„Bitte ent­schul­di­ge. Ich will dich nicht noch mehr ver­schre­cken. Ab jetzt läuft alles ganz pro­fes­sio­nell.“ Er räus­pert sich und rich­tet sich auf.
„Danke.“
„Ich bin Nick­las und der Ju­ni­or­chef des Hof­guts Ro­den­stein. Ich freue mich sehr, Sie hier be­grü­ßen zu dür­fen.“
Ich mus­te­re noch ein­mal sein Out­fit. Er trägt noch immer T-Shirt und Jeans. ‚So sieht nie­mals ein Ju­ni­or­chef aus!‘, denke ich un­gläu­big.
„Lei­der kam ich noch nicht dazu, mich um­zu­zie­hen, aber für Sie möch­te ich mir höchst­per­sön­lich Zeit neh­men.“
„Schlei­mer …“ Shit! Das habe ich wirk­lich laut ge­sagt. Erst den­ken, dann spre­chen, Leni. Nick­las ohne Nach­na­men sieht mich nach mei­nem Aus­rut­scher streng an. Aber auf eine Weise, die nicht nur ta­delnd, son­dern auch her­aus­for­dernd ist. Bei­na­he, als würde er sich vor­stel­len, mir die Klei­der vom Leib zu rei­ßen, mich über sei­nen Schoß zu legen und die­sen Faux­pas mit einem Klaps zu be­stra­fen. Viel­leicht ist das aber auch nur meine Wunsch­vor­stel­lung. Bevor ich wei­ter dar­über nach­den­ken kann, kor­ri­giert er die­sen Blick schon wie­der in einen of­fe­nen, be­lus­tig­ten Aus­druck.
„Sie sind also hier, um Geis­ter zu jagen?“ Er lacht wie schon zuvor in dem Raum hin­ter dem Emp­fang. Ein keh­li­ges und ein wenig ab­schät­zen­des La­chen. „Kein Wun­der, dass Sie erst auf Ihren Mut war­ten muss­ten.“ Er greift sich eine der Bro­schü­ren über das Hotel und einen Stift. Rou­ti­niert kreist er ei­ni­ge Dinge dar­auf ein, wäh­rend ich ver­su­che, mich zu ver­tei­di­gen. „So ist das nicht ge­meint ge­we­sen …“
„Wofür brau­chen Sie dann Ihren Mut?“
„Das geht Sie herz­lich wenig an“, gebe ich etwas zu schnip­pisch zu­rück, aber seine Pe­ne­tranz geht mir all­mäh­lich auf den nicht vor­han­de­nen Sack. Ich will doch nur die­sen un­säg­li­chen Nach­mit­tag hin­ter mich brin­gen. Gott, ich hätte auf Ben und nicht auf meine beste Freun­din hören sol­len, dann wäre mir die­ses Ge­spräch und der Geis­ter­kram er­spart ge­blie­ben.
„Sie haben sich wirk­lich hübsch ge­macht. Wol­len Sie viel­leicht einen Mann für sich ge­win­nen?“
Er fin­det mich hübsch? Ich spüre, wie das Blut in meine Wan­gen schießt und sie rot auf­glü­hen lässt.
„Hrmmh“, räus­pe­re ich mich. „Wie ich schon sagte, es geht Sie herz­lich wenig an.“ Sein Blick wird etwas düs­te­rer, ver­mut­lich, weil ich immer noch nicht auf sei­nen Small-Talk ein­ge­hen will.
„Also gut, las­sen wir die­ses Thema ein­fach. Brau­chen Sie noch Hilfe mit Ihrem Equip­ment?“
„Was für ein Equip­ment?“
„Ihre Aus­rüs­tung für die Geis­ter­jagd. Ihre Kol­le­gen sind schon mit dem üb­li­chen Kram hier ein­ge­trof­fen.“ Er­neut die­ser ab­schät­zi­ge und ur­tei­len­de Un­ter­ton. „Ich dach­te, dafür wäre die­ses Tref­fen an­be­raumt.“
Ich sehe mich hilf­los um. Warum bin ich nur so ein Trot­tel?
„Bevor Sie es in Er­wä­gung zie­hen, Ihr Handy wird nicht aus­rei­chen. Die an­de­ren haben be­reits grö­ße­re Ka­me­ras hier an­ge­schleppt.“
„Danke für den Hin­weis.“
„Scha­de, dass wir uns jetzt erst ken­nen­ler­nen, sonst hät­ten Sie mich an­ru­fen und sich er­kun­di­gen kön­nen. Ich habe viele hilf­rei­che Tipps auf Lager. Diese so­ge­nann­ten Geis­ter­jä­ger tau­chen hier öfter auf, als es mir lieb ist.“
„Ja, klar“, gebe ich ab­we­send zu­rück und bin vor lau­ter Grü­beln schon wie­der in mei­ner ei­ge­nen Welt ge­fan­gen. „Als ob mir das jetzt hel­fen würde.“
„Viel­leicht gäbe es da etwas, das wirk­lich hel­fen könn­te.“
Ich sehe neu­gie­rig zu ihm, ob­wohl ich das nicht tun soll­te. Diese Si­tua­ti­on und mein ver­zwei­fel­ter Ver­such, Kai nicht zu ent­täu­schen, ma­chen alles nur noch kom­pli­zier­ter.
„Aber sagen Sie mir zu­erst, warum Sie un­be­dingt da­zu­ge­hö­ren wol­len?“
„Ich möch­te gar nicht da­zu­ge­hö­ren.“
„Dann wol­len Sie je­man­dem etwas be­wei­sen?“
Ich schlu­cke und stam­me­le leise: „Wohl eher nicht ent­täu­schen.“
„Weil Sie selbst schon ein­mal ent­täuscht wor­den sind?“
Er­schro­cken sehe ich ihn an. Er kennt mich nicht ein­mal und kann doch meine Zwei­fel bes­ser deu­ten als ich selbst. Der Schmerz über all die ge­schei­ter­ten Be­zie­hungs­ver­su­che sitzt wohl doch tie­fer als ge­dacht. „Das geht Sie nichts an“, ant­wor­te ich bei­na­he atem­los und rich­te die Ta­sche auf mei­ner Schul­ter, um schnellst­mög­lich zu flie­hen. Doch er hält mich mit sei­nem ent­schul­di­gen­den Ton­fall hier ge­fan­gen, als wolle er sein un­an­ge­brach­tes Aus­hor­chen wie­der gut­ma­chen. „Sie könn­ten die Ka­me­ra des Ho­tels aus­lei­hen. Sie hat sogar eine Nacht­sicht­funk­ti­on, mit der Sie auf­trump­fen kön­nen. Und wenn Sie mir ein Lä­cheln zu­wer­fen, wie sie es vor­hin Ge­rald zum Ab­schied ge­schenkt haben, dann be­kom­men Sie auch noch ein Sta­tiv dazu.“
Die­ses Mal lache ich laut. „Ja klar und das alles zum ein­ma­li­gen Preis von 99,99 Euro.“
„Den Preis setze ich fest.“ Da ist er wie­der: der Blick, der die Klei­der auf mei­nem Kör­per in Nichts auf­lö­sen könn­te.
„Ich denke, das wird nicht nötig sein.“ Keine Ah­nung warum, aber ich habe das Ge­fühl, dass er mich rein­le­gen will. „Könn­ten Sie mir ein­fach sagen, wo ich hin­muss?“
Er krit­zelt noch etwas auf den Flyer des Ho­tels und reicht ihn mir dann. „Sie fin­den die Ta­gungs­räu­me auf der an­de­ren Seite des Ge­bäu­des. Es ist der linke Raum, aber Sie wer­den die Leute schon er­ken­nen. Viel Spaß, Frau Klein.“ Er setzt zum Ab­schluss noch ein per­fek­tes, ge­häs­si­ges Lä­cheln auf, als würde er spü­ren, dass ich nicht wirk­lich dazu ge­hö­re oder allen nur etwas vor­ma­che. Hof­fent­lich hat Kai nicht auch so ein fei­nes Ge­spür wie die­ser zwar über­aus heiße, aber lei­der auch ex­trem un­aus­steh­li­che Kerl.

Auf dem Weg zu den Ta­gungs­räu­men ver­su­che ich meine Un­si­cher­heit zu ver­ber­gen und völ­lig selbst­be­wusst auf­zu­tre­ten. Es scheint ein un­ge­schrie­be­nes Ge­setz des mensch­li­chen Ver­hal­tens zu sein, sich wie ein Trot­tel zu be­neh­men, wenn man auf der of­fen­si­ven Suche nach einem Part­ner ist. Als ich nur für Spaß und leich­te Af­fä­ren zu haben war, mein Sex­le­ben aus­le­ben und so viele Er­fah­run­gen wie mög­lich sam­meln woll­te, kam ich mir nicht so un­be­hol­fen vor.
Doch egal, wie es in mei­ner Ver­gan­gen­heit ab­ge­lau­fen ist, heute könn­te man mei­nen, ich wäre eine fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ge Jung­frau. So be­neh­me ich mich zu­min­dest in den letz­ten Tagen, seit ich ver­su­che, Kai für mich zu ge­win­nen. Ich kor­ri­gie­re: ver­such­te, Kai für mich zu ge­win­nen. Bis­lang hat mich meine se­xu­el­le Of­fen­heit und Er­fah­rung ei­gent­lich immer be­stärkt, lo­cker auf Män­ner zu­zu­ge­hen, doch auf der Suche nach etwas Fes­tem be­schleicht mich das Ge­fühl, damit eher we­ni­ger punk­ten zu kön­nen.
„Kann ich mal bitte vor­bei?“, reißt mich eine männ­li­che Stim­me aus mei­nen Ge­dan­ken.
Wie ein Trot­tel stehe ich im Weg, als ein Kerl in Wan­der­stie­feln und Out­door­be­klei­dung an mir vor­bei will. Er hat einen rie­si­gen, voll­ge­stopf­ten Trek­kin­gruck­sack auf, an dem seit­lich ein Sta­tiv und ein Helm mit Leuch­te be­fes­tigt sind. Keine Ah­nung, wie diese Din­ger im Fach­jar­gon hei­ßen. Aber al­lein die Tat­sa­che, nicht ein­mal das zu wis­sen, ver­un­si­chert mich noch mehr. Auf ein­mal wün­sche ich, dass ich mich bes­ser vor­be­rei­tet hätte. Ich hätte mir genau über­le­gen müs­sen, warum ich hier­her­kom­me, was ich mir davon ver­spre­che, und mir dann einen Grund für eine Ab­sa­ge be­züg­lich des Geis­ter­jä­ger­krams zu­recht­le­gen müs­sen, oder ich hätte vor­her goo­geln müs­sen, wel­che Aus­rüs­tung man als Geis­ter­jä­ger be­nö­tigt.
„Die­ser Mist­kerl!“, flu­che ich leise. Nick­las aka Mr. Ju­ni­or­chef aka Mis­ter Sexy hat mich mit sei­nen Kom­men­ta­ren zu den Geis­ter­jä­gern wäh­rend un­se­res Ge­sprächs am Emp­fang nun doch eis­kalt er­wischt. Das hat er si­cher ab­sicht­lich ge­macht, damit ich auf sein – ver­mut­lich un­mo­ra­li­sches – An­ge­bot ein­ge­he. Wenn ich doch nur wüss­te, was er damit be­zweckt. Aber er hat die Falle ge­konnt plat­ziert und ich bin kurz davor hin­ein­zu­tap­pen. Vor Wut würde ich am liebs­ten den Flyer, den er mir ge­ge­ben hat, zer­rei­ßen, doch dabei fällt mein Blick auf das, was er dort ver­merkt hat. Der Kerl hat dreist einen Satz auf der Ho­tel­bro­schü­re ge­än­dert. Ur­sprüng­lich stand dort ge­schrie­ben: Soll­ten Sie Hilfe be­nö­ti­gen, kom­men Sie gerne zu uns an die Re­zep­ti­on.
Er hat je­doch die letz­ten Worte durch­ge­stri­chen und hand­schrift­lich er­setzt, so­dass nun dort steht: Soll­ten Sie Hilfe be­nö­ti­gen, kom­men Sie gerne zu mir ins Zim­mer Num­mer 13.
Bin ich wirk­lich so däm­lich, dar­auf her­ein­zu­fal­len?

~*~

Die Ant­wort ist Ja, denn meine Neu­gier hat ge­siegt.
Neben dem Emp­fangs­be­reich be­fin­det sich die Trep­pe zu den an­de­ren Eta­gen. Ich laufe sie lang­sam nach oben und mit jeder Stufe wird trotz aller Neu­gier ein biss­chen mehr Un­be­ha­gen auf mei­nen Schul­tern ab­ge­la­den, des­sen Ge­wicht mich ei­gent­lich wie­der nach unten in Rich­tung Auto zie­hen soll­te.
Eine eben­sol­che Last ruht auf mei­nem Arm, als ich vor der Tür mit der Num­mer drei­zehn stehe. In der obe­ren, zwei­ten Etage gibt es nur drei Zim­mer, die recht groß zu sein schei­nen. Herr Ju­ni­or­chef hat sich wohl eines der ge­räu­mi­gen Zim­mer ge­krallt. Ob es ein schlech­tes Omen ist, dass ich frei­wil­lig am Zim­mer mit der Num­mer drei­zehn klop­fen werde? Noch mehr Un­glück kann ich mo­men­tan wirk­lich nicht ge­brau­chen. Ich schaf­fe das schon gut al­lei­ne, mich immer tie­fer in die­sen Schla­mas­sel zu rei­ten.
Meine Faust schwebt noch immer in der Luft vor dem Holz und kann sich nicht über­win­den, zu klop­fen. Den­noch wird nach ei­ni­gen Se­kun­den die Tür ge­öff­net und ich reiße schnell die Hand nach unten und pres­se sie wie­der an mei­nen Kör­per.
„Dein un­glück­li­ches Seuf­zen ist bis in mein Zim­mer zu hören.“ Vor mir sehe ich Nick­las’ selbst­ge­fäl­li­ges Lä­cheln, das mir von unten noch im Ge­dächt­nis ge­blie­ben ist. „Hört sich nicht so an, als ob du dei­nen Mut wie­der­ge­fun­den hast. Also willst du meine Hilfe doch an­neh­men?“
Er lehnt sich läs­sig gegen den Tür­rah­men, wäh­rend ich nicht ein­mal einen hal­ben Meter vor ihm stock­steif da­ste­he und sich meine Kehle tro­cke­ner denn je an­fühlt. Warum? Ich habe wohl ver­ges­sen, zu er­wäh­nen, dass er nichts als Shorts und eine Ka­pu­zen­ja­cke trägt. Das klingt zwar nach nichts Be­son­de­rem oder Er­wäh­nens­wer­tem, al­ler­dings ist der Fakt, dass er die Ka­pu­ze mitt­ler­wei­le über sein nas­ses Haar ge­zo­gen hat, nicht we­ni­ger ver­we­gen und sexy als die Tat­sa­che, dass sich ei­ni­ge Trop­fen aus sei­nem nas­sen Haar ihren Weg über seine halb nack­te Brust bah­nen. Seine Jacke ist unten nur leicht ge­schlos­sen, als hätte er sie sich nach dem Du­schen schnell über­ge­wor­fen. Den­noch ver­deckt sie sein Tat­too genug, damit es we­ni­ger Auf­merk­sam­keit als seine Bauch­mus­keln er­re­gen kann. Nicht, dass ich das in­ner­halb von we­ni­gen Se­kun­den ana­ly­siert hätte oder ihn über­mä­ßig an­star­ren würde … Ver­su­che ich mir ein­zu­re­den … Aber ver­dammt, ist der Kerl heiß! Zu gut aus­se­hend, um bei kla­rem Ver­stand zu blei­ben.
„Ich woll­te Ihr An­ge­bot mit der Ka­me­ra an­neh­men.“ Nur weil er mich plötz­lich wie­der duzt, werde ich nicht auf­hö­ren, wei­ter­hin pro­fes­sio­nell zu blei­ben und ihn höf­lich zu be­han­deln. In­ner­lich er­mah­ne ich meine Li­bi­do, mit dem Sab­bern auf­zu­hö­ren und Pro­fes­sio­na­li­tät zu wah­ren. Mit größ­tem, men­ta­lem Kraft­auf­wand ver­su­che ich, meine Augen von einem Was­ser­trop­fen ab­zu­wen­den, der ge­ra­de über sein Six­pack rollt. Mein Blick ver­irrt sich je­doch noch wei­ter nach unten und bleibt auf einer Re­gi­on hän­gen, die de­fi­ni­tiv nicht zu an­ge­mes­se­nen und puls­re­gu­lie­ren­den Ge­dan­ken führt.
„Es freut mich immer, wenn ich mei­nen Gäs­ten hel­fen kann. Komm kurz rein.“
Bloß nicht! Frei­wil­lig in die Höhle des Löwen?
„Nein, ich warte hier drau­ßen.“ Meine Stim­me klingt er­bärm­lich, wie ein raues Krat­zen kurz nach dem Auf­ste­hen – nach einer wil­den Nacht. Den­noch bin ich von mir selbst über­rascht. Meine Lip­pen schei­nen ein Ei­gen­le­ben ent­wi­ckelt zu haben, denn mein Ge­hirn trägt zu die­sem Ge­spräch ei­gent­lich nichts Sinn­vol­les bei, außer mei­nen Atem zu be­schleu­ni­gen und ein un­an­ge­brach­tes Krib­beln in mei­nen Un­ter­leib zu sen­den.
Viel zu sehr mit mir selbst be­schäf­tigt, be­mer­ke ich erst ei­ni­ge Se­kun­den spä­ter, dass er mich be­lus­tigt an­sieht.
„Gibt es ein Pro­blem?“, ent­fährt es mir pat­zig.
„Nein, aber wir soll­ten vor­her noch über die Be­zah­lung spre­chen.“
„Ähm“, stam­me­le ich. Ich hätte es bes­ser wis­sen müs­sen. Sein hin­ter­häl­ti­ges Grin­sen, als wir die­ses Thema unten am Emp­fang hat­ten, sprach schon Bände. Schul­den – egal, wel­cher Art – werde ich si­cher wegen die­ses lä­cher­li­chen Aus­flu­ges nicht auf mich neh­men. „Ei­gent­lich war das ein gro­ßer Feh­ler.“ Schnell drehe ich mich zum Gehen um, doch Nick­las packt mich am Hand­ge­lenk und zieht mich zu sich heran.
Hilfe! Warum muss er mir plötz­lich so nahe sein, wo ich es doch ge­ra­de noch ge­schafft habe, die ein­zig rich­ti­ge Ent­schei­dung zu tref­fen? Mein Atem stockt. Ich ver­su­che, mich aus sei­nem Griff zu be­frei­en, aber er bleibt ei­sern und un­nach­gie­big und mein Kör­per re­agiert so­fort mit einem auf­ge­reg­ten Krib­beln. Warum spie­len meine Fan­ta­si­en nur ver­rückt, wenn mich ein Mann etwas fes­ter be­rührt? Ei­gent­lich soll­te ich in Panik ver­fal­len und mein Flucht­in­stinkt sich ein­schal­ten. Doch ich schei­ne in sei­ner Ge­gen­wart nicht mehr auf mei­nen kla­ren Ver­stand ver­trau­en zu kön­nen. Ver­ges­sen sind die Sor­gen um meine Si­cher­heit und meine guten Vor­sät­ze. Ob­wohl mein Kör­per so hef­tig auf seine Be­rüh­rung re­agiert, ist es de­fi­ni­tiv keine gute Idee, er­neut auf das Bad Boy Sche­ma her­ein­zu­fal­len, da es sich auch die­ses Mal mit Ge­wiss­heit als ein gro­ßer Feh­ler ohne ge­mein­sa­me Zu­kunfts­plä­ne ent­pup­pen wird.
„Wovor hast du nun wie­der Angst, Süße?“, fragt sexy Nick­las mit ge­senk­ter Stim­me.
Vor so vie­lem, was du ver­kör­perst, denke ich. Aber das wird er nie­mals er­fah­ren.
„Du willst zum zwei­ten Mal weg­ren­nen, weil du mich siehst? Hast du Angst vor mir?“

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