Arizona Vengeance Eishockey-Team: Dominik

Über­set­zer: Julia Wei­sen­ber­ger

Er­schie­nen: 05/2022
Serie: Ari­zo­na Ven­ge­an­ce Eis­ho­ckey-Team
Teil der Serie: 6

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ari­zo­na, Pho­enix


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-550-1
ebook: 978-3-86495-551-8

Preis:
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Arizona Vengeance Eishockey-Team: Dominik


In­halts­an­ga­be

Ich habe mich aus dem Nichts hoch­ge­ar­bei­tet. Auf­ge­wach­sen im Pfle­ge­sys­tem habe ich früh ge­lernt, hart zu kämp­fen, um zu be­kom­men, was ich will. Ob ich im Col­le­ge mein ers­tes Un­ter­neh­men grün­de­te, meine erste Mil­li­ar­de ver­dien­te oder mein ers­tes pro­fes­sio­nel­les Sport­team kauf­te ‒ wenn ich etwas will, weiß ich, wie ich es be­kom­me. 

Bis jetzt.

Wil­low Mo­nahan ist kämp­fe­risch, un­ab­hän­gig und ver­dammt heiß. Au­ßer­dem macht es ihr gro­ßen Spaß, meine An­nä­he­rungs­ver­su­che ab­zu­weh­ren. Die Schwes­ter mei­nes Star­spie­lers fas­zi­niert mich un­glaub­lich. Und ob­wohl Wil­low mir be­reit­wil­lig ihren Kör­per ge­schenkt hat, ver­schließt sie sich vor mir und zö­gert, mir ihr Herz zu öff­nen. Nun will ich her­aus­fin­den, warum sie mir nicht auch ihre Ge­füh­le zei­gen will. 

Ich werde an Wil­lows Er­obe­rung so her­an­ge­hen, wie ich vie­les in mei­nem Leben an­ge­packt habe - mit Hart­nä­ckig­keit, Ent­schlos­sen­heit und einer gan­zen Menge von Do­mi­nik Carl­sons Al­pha-Charme. Ein Eis­ho­ckey-Ex­pan­si­ons­team zu kau­fen, die Ari­zo­na Ven­ge­an­ce von Grund auf neu auf­zu­bau­en und eine Meis­ter­schaft zu ge­win­nen, könn­te sich als ein­fa­cher er­wei­sen, als Wil­lows Herz zu ge­win­nen.

Aber ich war noch nie je­mand, der schnell auf­ge­ge­ben hat.

Wil­low Mo­nahan ... ich werde dich ein­fan­gen!

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ari­zo­na Ven­ge­an­ce Eis­ho­ckey-Team Serie

Le­se­pro­be

Wil­low

Die At­mo­sphä­re in der Ven­ge­an­ce-Are­na ist so elek­tri­sie­rend, dass mir die Haare auf den Armen zu Berge ste­hen. Die Mann­schaft ist zum Auf­wär­men vor dem Spiel auf dem Eis, und Me­tal­li­ca heizt die Menge mit ihrer Musik an. Sogar mein Vater, der am Ende der Reihe sitzt, wa­ckelt ein wenig mit dem Kopf. Er und meine Mut­ter sind heute Mor­gen ein­ge­flo­gen, um dem ers­ten Play-off-Spiel bei­zu­woh­nen, das für die­ses Ex­pan­si­on Team his­to­risch be­deut­sam ist.
Meine Mut­ter be­fin­det sich neben ihm, aber sie lässt sich von der Rock­mu­sik nicht aus der Ruhe brin­gen. Statt­des­sen steht sie da, die Arme vor dem...

...​Bauch ver­schränkt, und be­ob­ach­tet, wie ihr Sohn – mein Bru­der Dax – mit der Mann­schaft Auf­wärm­übun­gen macht. Sie war immer die­je­ni­ge, die Dax’ Ho­ckey sehr genau im Blick hatte, wäh­rend mein Vater eher der lus­ti­ge Cheer­lea­der-Typ war.
Regan und ich sit­zen neben ihr. Dax hat uns neben sei­nen nor­ma­len Dau­er­kar­ten spe­zi­el­le Plät­ze für die Play-off-Spie­le be­sorgt. Regan und ich wer­den sie ge­mein­sam be­su­chen, aber meine El­tern woll­ten das erste und alle wei­te­ren Spie­le, an denen sie Zeit haben, nicht ver­pas­sen.
Ich rich­te meine Auf­merk­sam­keit auf das Eis. Ich kann gar nicht alle Spie­le zäh­len oder mich an sie er­in­nern, in denen ich mei­nen Bru­der habe spie­len sehen. Dar­un­ter auch Play-offs mit an­de­ren Teams – ein­schließ­lich einer ent­täu­schen­den Nie­der­la­ge im Con­fe­rence-Fi­na­le, als er noch für To­ron­to spiel­te. Aber die­ses Team hier hat etwas an sich, was über Dax’ Er­fah­rung in der Liga hin­aus­geht.
Ich habe Do­mi­nik ges­tern Abend nicht ver­äp­pelt, als er mich nach mei­ner Mei­nung zu den Play-offs frag­te. Er hat mit die­sem Team etwas ab­so­lut Ma­gi­sches auf­ge­baut, und ich kann es sogar an der Art und Weise sehen, wie sie sich auf­wär­men. Jeder ein­zel­ne Spie­ler ist kon­zen­triert und ent­schlos­sen, und doch … zei­gen sie alle eine läs­si­ge Anmut in ihrer Hal­tung. Es ist, als ob sie den hohen Druck, unter dem sie ste­hen, ak­zep­tiert und be­schlos­sen hät­ten, ihn in die bril­lan­tes­te po­si­ti­ve En­er­gie um­zu­wan­deln, die ich je ge­se­hen habe.
Es be­steht kein Zwei­fel … Ein Teil ist dar­auf zu­rück­zu­füh­ren, dass sich Ta­cker end­lich wie­der in der First Line ein­ge­lebt hat. Der Mann hat so viel durch­ge­macht, und ob­wohl ein Groß­teil au­ßer­halb sei­ner Kon­trol­le lag, muss­te es sich ne­ga­tiv auf die Ent­schlos­sen­heit des Teams aus­ge­wirkt haben. Aber – und das meis­te davon habe ich von Regan ge­hört – er scheint die wahre Liebe zum Leben wie­der­ge­fun­den zu haben, nach­dem er sich in seine The­ra­peu­tin Nora ver­liebt hat. Das wie­der­um hat sie alle näher zu­sam­men­ge­bracht.
Der Be­weis dafür ist die Tat­sa­che, dass die First Line Do­mi­nik bei der Ent­schei­dung ge­hol­fen hat, Rafe Sim­mons – un­se­ren ta­len­tier­ten An­füh­rer der Se­cond Line – nach Ral­eigh zu den Ca­ro­li­na Cold Fury gehen zu las­sen. Und zwar in einem noch nie da ge­we­se­nen Deal. Nie­mals wurde ein der­ar­ti­ger Spie­ler­tausch am Vor­abend der Play-offs durch­ge­führt, be­son­ders nicht zwi­schen den bei­den füh­ren­den Teams der je­wei­li­gen Con­fe­rence. Alle Sport­nach­rich­ten­sen­der be­rich­te­ten heute Mor­gen dar­über, und Do­mi­nik hat mir ges­tern Abend über den Spa­ghet­ti Car­bo­n­a­ra sämt­li­che Ein­zel­hei­ten er­zählt.
Und dann … ge­treu sei­nem Wort, gin­gen wir zu­rück ins Bett, das wir bis zum Früh­stück nicht mehr ver­las­sen haben.
Nor­ma­ler­wei­se über­nach­te ich nicht, da das in der Regel mehr als nur Sex be­deu­tet. Aber ich muss Do­mi­nik ein Lob aus­spre­chen.
Wir haben au­ßer­or­dent­lich wenig ge­schla­fen.
„Also“, flüs­tert Regan, wäh­rend sie sich an mich lehnt und ihre Schul­ter an meine stößt. „Wirst du mir er­zäh­len, wie es ges­tern Abend ge­lau­fen ist?“
Wir haben uns heute noch nicht ge­se­hen. Als ich von Do­mi­nik nach Hause kam, war Regan schon zu einer Schicht in ihrem Job als Kin­der­kran­ken­schwes­ter un­ter­wegs. Zum Glück war Dax auch weg. So muss­te ich nicht seine her­ab­las­sen­de Ent­täu­schung dar­über er­tra­gen, dass ich mit sei­nem Chef schlief.
Aber wäh­rend Dax eine ge­sun­de Ab­nei­gung gegen Do­mi­niks In­ter­es­se an mir hat, hegt Regan ro­man­ti­sche Fan­ta­si­en.
Um sie zu über­zeu­gen, dass es rein kör­per­lich ist, rücke ich näher an sie heran. Ich muss so laut spre­chen, dass ich die Musik über­tö­ne, aber nicht so laut, dass meine El­tern, die auf der an­de­ren Seite ste­hen, mich hören kön­nen. Ich nutze sogar meine Hand als Trich­ter, damit die Worte di­rekt in ihr Ohr drin­gen. „Wir hat­ten letz­te Nacht vier­mal Sex, und er war groß­ar­tig.“
„Wow“, ant­wor­tet sie ehr­fürch­tig. „Vier­mal? Dax und ich haben noch nie …“
Ich hebe die Hand, um sie zu un­ter­bre­chen. „Wir wer­den nicht über das Sex­le­ben mei­nes Bru­ders spre­chen.“
Schmun­zelnd rückt Regan näher. „Also … seid ihr zwei jetzt zu­sam­men?“
Meine Gri­mas­se soll­te als Ant­wort aus­rei­chen, aber ich ver­ge­wis­se­re mich, dass sie es ver­steht. „Nein, na­tür­lich nicht. Ich date nicht. Und er auch nicht. Wir haben uns nur für ge­gen­sei­ti­ge Or­gas­men ge­trof­fen, das ist alles.“
Ihre Neu­gier­de ist je­doch nicht ge­stillt. „Heißt das, ihr trefft euch aus dem glei­chen An­lass wie­der?“
Ich zucke mit den Ach­seln, ob­wohl Do­mi­nik das zu glau­ben scheint. Das hat er mir auch ge­sagt, als er mich nach dem ver­spro­che­nen Früh­stück, das im Bett ser­viert wurde, le­cker war und auf das mehr Sex folg­te, ab­ge­setzt hat.
„Du kommst nach dem Spiel mit mir nach Hause“, be­stimm­te er, nach­dem er dar­auf be­stan­den hatte, mich zu Re­gans und Dax’ Tür zu be­glei­ten, wo er mich atem­los küss­te.
Aber dann habe ich wie­der genug Luft be­kom­men, um dar­über zu dis­ku­tie­ren.
Regan stupst mich in die Rip­pen, doch ich igno­rie­re sie. Ich habe es satt, über die nicht enden wol­len­den Kom­pli­ka­tio­nen zu reden, die Do­mi­nik Carl­son in mein Leben ge­bracht zu haben scheint. Statt­des­sen kon­zen­trie­re ich mich auf das Eis und tue so, als wäre ich von den Auf­wärm­übun­gen der Ven­ge­an­ce fas­zi­niert.
Ich meine … Ich muss dar­auf ver­trau­en, dass Do­mi­nik und ich der glei­chen Mei­nung sind. Ich denke, wir beide pas­sen von den Ein­stel­lun­gen her ge­nau­so gut zu­sam­men wie die an­de­ren Teile un­se­rer Kör­per, die letz­te Nacht mit­ein­an­der ver­schmol­zen sind.
Er ist ein Play­boy und nicht be­reit, sich häus­lich nie­der­zu­las­sen. Ich bin be­zie­hungs­un­wil­lig und glau­be, dass nichts Fal­sches daran ist, wenn eine Frau in die­ser mo­der­nen Welt eine se­xu­el­le Be­zie­hung mit einem Mann ein­geht, ohne die Er­war­tung, dass es über ein paar amü­san­te Mo­men­te hin­aus­geht.
Wir pas­sen per­fekt zu­sam­men, oder?
Regan tippt mir auf die Schul­ter, aber ich igno­rie­re sie wei­ter­hin und lehne mich noch wei­ter nach vorn, indem ich die Ell­bo­gen auf die Knie stüt­ze. Dax sieht drau­ßen auf dem Eis schön lo­cker aus.
Was be­deu­tet es also wirk­lich, dass es mir nicht schreck­lich vor­kam, neben Do­mi­nik auf­zu­wa­chen? Ich bin mir si­cher, dass es nichts zu be­deu­ten hat, dass ich nicht völ­lig ab­ge­schreckt war, in der Früh in sei­nen Armen zu lie­gen. Es schien nicht ein­mal zu auf­dring­lich zu sein.
Oder dass ich etwas ent­täuscht war, als ich ihn heute Mor­gen weg­fah­ren sah.
Ein wei­te­res Tip­pen auf meine Schul­ter … die­ses Mal noch ein­dring­li­cher. Ent­schlos­sen star­re ich nach vorn und igno­rie­re Regan wei­ter­hin.
Ich kann auch nicht dazu ste­hen, dass wir uns ver­dammt gut un­ter­hal­ten haben, wenn wir nicht ge­ra­de Sex hat­ten oder uns be­rühr­ten. Zu­ge­ge­ben, es ging haupt­säch­lich um die Play-offs und Do­mi­niks Ent­schei­dung, Rafe Sim­mons zu hel­fen, ein neues Zu­hau­se bei den Cold Fury zu fin­den.
Und ich muss de­fi­ni­tiv die war­men und schnul­zi­gen Ge­füh­le igno­rie­ren, die durch das Wis­sen her­vor­ge­ru­fen wer­den, dass er die Liebe eines ein­zel­nen Man­nes zu sei­ner Fa­mi­lie über den Er­folg sei­nes ge­sam­ten Eis­ho­ckey­teams ge­stellt hat. Vor allem, da ihm klar ist, dass er einen sehr schreck­li­chen Feh­ler ma­chen könn­te, wenn er die­sen Deal mit Gray Bran­non ab­schließt.
Ein klei­ner Seuf­zer ent­weicht mir, als ich mich daran er­in­ne­re, was er sagte, wäh­rend wir im Bett lagen und uns im Mond­licht un­ter­hiel­ten. „Wenn wir uns nicht auf den Wai­ver ge­ei­nigt hät­ten“, hat er zu mir ge­sagt und mit einer Locke mei­nes Haa­res ge­spielt, „hätte ich ihn ein­fach auf die Ver­letz­ten­lis­te ge­setzt und nach Hause ge­schickt.“
Das hat mich wirk­lich be­rührt.
Dass er sei­nen Spie­ler be­reit­wil­lig hätte gehen las­sen, ihm wei­ter­hin sein ex­trem hohes Ge­halt ge­zahlt hätte und im Ge­gen­zug nichts wei­ter von ihm er­war­tet hätte.
Es war viel zu auf­schluss­reich über Do­mi­niks Cha­rak­ter, so dass ich ihn als Per­son re­spek­tie­ren konn­te, was ihn noch ge­fähr­li­cher mach­te.
Regan stößt mir einen har­ten Ell­bo­gen in die Rip­pen, der tat­säch­lich weh­tut.
„Autsch“, schnau­ze ich und drehe mich um, um sie an­zu­star­ren. „Was ist dein Pro­blem?“
Sie ant­wor­tet nicht. Statt­des­sen deu­tet sie mit dem Dau­men über ihre Schul­ter in Rich­tung des Endes der Reihe, wo mein Vater mit einem Mann spricht.
Und zwar nicht ir­gend­ei­nem Mann, son­dern Do­mi­nik Carl­son.
In sei­nem gut ge­schnit­te­nen dun­kel­blau­en Anzug mit de­zen­ten Na­del­strei­fen und einer ge­streif­ten Kra­wat­te in den Ven­ge­an­ce-Far­ben sieht er viel zu le­cker aus. Sein dunk­les, ge­well­tes Haar ist zu­rück­ge­kämmt und er hat eine dicke Schicht Bart­stop­peln im Ge­sicht. Es ist Play-off-Sai­son – die Sai­son der Bärte –, und ich habe ge­hört, dass er seine Ge­sichts­be­haa­rung aus So­li­da­ri­tät mit sei­nen Spie­lern wach­sen las­sen will.
Das ist auch für mich eine Ge­fahr, denn ich liebe einen guten Bart und das Ge­fühl, wenn er …
Do­mi­niks Blick wan­dert von mei­nem Vater zu mir und trifft kurz auf mei­nen. Ich er­hal­te ein wis­sen­des Lä­cheln – als ob er genau wüss­te, was ich denke, oder sich an all die schmut­zi­gen Dinge er­in­nern würde, die wir letz­te Nacht getan haben.
Trotz­dem blei­ben seine Augen nur kurz auf mich ge­rich­tet, bevor er sein Ge­spräch wie­der auf­nimmt.
„Was macht er denn hier?“, fragt Regan mit vor Auf­re­gung leicht er­ho­be­ner Stim­me. Für sie ist es das Äqui­va­lent zum Prin­zen, der zu Ra­pun­zels Turm kommt, um sie zu holen.
„Keine Ah­nung“, murm­le ich und rich­te meine Auf­merk­sam­keit wie­der auf das Ge­sche­hen auf dem Eis.
Es dau­ert ein paar Se­kun­den, bis mein Vater mei­nen Namen ruft. Zö­gernd schaue ich zu ihm hin­über und stel­le fest, dass meine Mut­ter end­lich Platz ge­nom­men hat.
Mein Vater zeigt auf Do­mi­nik und einen Platz­an­wei­ser neben ihm. „Mr. Carl­son hat uns in die Loge ein­ge­la­den, um das Spiel zu sehen.“
Oh ver­flucht, ein­fach groß­ar­tig.
Es geht ihm um mehr als nur um Sex, denn er bie­tet mei­ner Fa­mi­lie eine fan­tas­ti­sche Mög­lich­keit an, die de­fi­ni­tiv nicht in den Gel­tungs­be­reich un­se­rer un­ver­bind­li­chen Ver­ein­ba­rung fällt.
Ich läch­le Do­mi­nik höf­lich an, bevor ich den Kopf mei­nem Vater ge­gen­über schüt­te­le. „Das ist ein net­tes An­ge­bot, aber ich würde gerne hier unten blei­ben. Dax hat uns diese tol­len Plät­ze be­sorgt. Nichts für ungut, aber es macht ein­fach mehr Spaß, wäh­rend der Play-offs in der Menge zu sit­zen.“
Das Ge­sicht mei­nes Va­ters ver­zieht sich vor Ent­täu­schung. Beim Spiel in De­troit hat Do­mi­nik meine Fa­mi­lie in der Loge des Gast­teams be­her­bergt, und mein Vater war von dem kos­ten­lo­sen Essen und den Ge­trän­ken un­glaub­lich be­ein­druckt.
Ich hebe mein Kinn läs­sig in Rich­tung Do­mi­nik, um ihm zu zei­gen, dass wir die Gren­zen zwi­schen uns klar de­fi­niert hal­ten müs­sen. Ich star­re ihn her­aus­for­dernd an.
Der Blick, den ich von ihm er­hal­te, lässt mich er­schau­dern. Da ist ein Auf­blit­zen in sei­nen Augen – fast ein Hauch von Wut über meine Wei­ge­rung – und dann etwas Wär­me­res, das sagt, dass er eine Her­aus­for­de­rung ge­nießt. Schließ­lich schim­mert die pure Ent­schlos­sen­heit durch, mich unter seine Kon­trol­le zu brin­gen. In mei­nem Magen flat­tert es.
Ver­dammt … Warum mag ich die­ses Ge­fühl so sehr?
Do­mi­nik macht mei­nem Vater ein Zei­chen, dass er sich in un­se­ren Gang be­ge­ben will. Meine Mut­ter und mein Vater ste­hen auf und Do­mi­nik schiebt sich vor­sich­tig an ihnen vor­bei zu mir. Regan springt von ihrem Sitz auf, um Platz zu ma­chen. Für eine kurze Se­kun­de denke ich, dass er genau das Glei­che tun wird wie ges­tern Abend und mich über seine Schul­ter wirft.
Statt­des­sen igno­riert er mich, schenkt mir nicht ein­mal einen Blick, son­dern beugt sich über mich, um die Auf­merk­sam­keit der Fans zu mei­ner Lin­ken zu er­re­gen, die ich kaum be­ach­tet habe.
Ich sehe sie an. Eine Grup­pe – zwei Män­ner und zwei Frau­en –, un­ge­fähr in mei­nem Alter, alle tra­gen Ven­ge­an­ce-Tri­kots.
Do­mi­nik schiebt sich ein wenig über mich und streckt eine Hand aus. „Ver­zei­hen Sie die Un­ter­bre­chung … Ich weiß nicht, ob Sie wis­sen, wer ich bin …“
Ein Mann springt auf. „Do­mi­nik Carl­son“, ruft er und schüt­telt Do­mi­nik be­geis­tert die Hand.
„Bingo“, ant­wor­tet Do­mi­nik mit einem La­chen. „Und ich möch­te euch vier die Mög­lich­keit bie­ten, wäh­rend des Spiels in der Be­sit­z­er­lo­ge zu sit­zen. Hat je­mand In­ter­es­se? Es gibt Essen und Al­ko­hol um­sonst.“
„Ver­dammt, ja!“, ruft der an­de­re Mann und alle vier sprin­gen von ihren Stüh­len auf.
Das ist selt­sam.
Was noch selt­sa­mer ist, ist das böse Grin­sen, das Do­mi­nik mir zu­wirft. Als er sich aus dem Gang zu­rück­zieht, ver­drän­ge ich es je­doch. Ich muss auf­ste­hen und zu­rück­wei­chen, damit die Grup­pe an mir vor­bei­lau­fen kann, um ihm zu fol­gen.
Ich meine … Ver­sucht er, mich ei­fer­süch­tig zu ma­chen, indem er vier Frem­de mit in die Loge nimmt? Als ob mir das etwas aus­ma­chen würde.
Ich er­ha­sche ver­stoh­le­ne Bli­cke, als Do­mi­nik sich mit den vier Fans und dem Platz­an­wei­ser im Haupt­gang ver­sam­melt. Er ges­ti­ku­liert und gibt dem Platz­an­wei­ser ein Zei­chen, damit er sich auf den Weg nach oben macht, wäh­rend die Grup­pe ihm folgt.
Und Do­mi­nik bleibt an Ort und Stel­le.
Er sieht ihnen einen Mo­ment lang zu, bevor er sich wie­der zu mir um­dreht. Sein schel­mi­sches Grin­sen wird jetzt ge­ra­de­zu tri­um­phie­rend, als er sich er­neut in un­se­re Reihe drängt, vor­bei an mei­ner Mut­ter, mei­nem Vater und Regan, bis zu mei­nem Platz.
Als ich mich nicht be­we­ge, ist er ge­zwun­gen, über meine Beine zu stei­gen. So­bald er auf den Sitz neben mir ge­plumpst ist, ver­kün­det er: „Viele Wege füh­ren nach Rom, Wil­low.“
Mir fällt die Kinn­la­de her­un­ter, wäh­rend ich ihn un­gläu­big an­star­re. Es ist klar, dass der Mann das Spiel mit mir sehen will, und er hat einen Weg ge­fun­den, es zu tun, ob­wohl ich ver­sucht habe, ihn davon ab­zu­hal­ten.
Au­ßer­dem war ihm be­wusst, dass ich mich wei­gern würde, da er einen Platz­an­wei­ser mit­brach­te, der die Fans zu sei­ner Loge führ­te. Er wuss­te, dass ich Nein sagen würde und er die Plät­ze neben mir er­hal­ten würde. Hät­ten sich die Fans ge­wei­gert, hätte Do­mi­nik zwei­fel­los ob­szö­ne Sum­men für diese Sitze – oder zu­min­dest für den neben mir – ge­bo­ten, nur um zu be­kom­men, was er will.
Ich weiß nicht, ob ich be­lei­digt oder be­ein­druckt sein soll.
„So ro­man­tisch“, sagt Regan seuf­zend. Als ich in ihre Rich­tung schaue, lä­chelt sie.
Ich wage es, mei­nen Blick an ihr vor­bei zu mei­nen El­tern schwei­fen zu las­sen, die eben­falls lä­cheln. Es ist of­fen­sicht­lich. Sie den­ken, es wäre für die ganze Welt deut­lich, dass Do­mi­nik Carl­son an ihrer Toch­ter in­ter­es­siert ist, und sie könn­ten nicht glück­li­cher dar­über sein.
Ich drehe mich in mei­nem Sitz und wende mich dem un­glaub­lich kon­trol­lie­ren­den Mann zu mei­ner Lin­ken zu. „Bist du denn zu allem be­reit, um dei­nen Wil­len durch­zu­set­zen?“
Do­mi­niks Augen boh­ren sich in meine. „Ja, wenn es um dich geht. Du könn­test ge­nau­so gut gleich die Waf­fen stre­cken, Wil­low, und dich ein­fach er­ge­ben.“
„Nie­mals“, zi­sche ich, wäh­rend ich mich auf das Eis kon­zen­trie­re.
Aber tief in mir drin ist etwas, was von sei­ner Ag­gres­si­vi­tät er­regt wird. Von sei­nem schie­ren Selbst­ver­trau­en und der Kraft sei­nes Egos. Von sei­ner Ent­schlos­sen­heit, sich das zu neh­men, wovon er glaubt, dass es ihm ge­hört.
Das ist so ein … Ne­an­der­ta­ler-Ver­hal­ten.
Wel­cher Irr­sinn ist in mei­ner DNA ver­an­kert, der mich dazu bringt, das zu mögen?

Do­mi­nik

Ich läch­le vor mich hin, wäh­rend ich Wil­low be­ob­ach­te. Sie ist wie­der in mei­nem Haus. Genau da, wo ich sie haben will. Sie steht neben ihrer Mut­ter, ihrem Vater, ihrem Bru­der und ihrer Schwä­ge­rin.
Sie so schnell er­neut hier­her­zu­be­kom­men, war etwas schwie­ri­ger, als ich er­war­tet hatte. Als ich sie heute Mor­gen nach un­se­rer sehr lan­gen und sehr be­frie­di­gen­den Nacht bei Dax ab­ge­setzt habe, habe ich sie ge­be­ten, mir heute Abend nach dem Spiel Ge­sell­schaft zu leis­ten.
Sie hat ab­ge­lehnt und er­klärt, sie wolle Zeit mit ihren El­tern ver­brin­gen, die mit dem Flug­zeug an­reis­ten.
Das war ein le­gi­ti­mer Grund, aber ich spür­te auch, dass das nicht die ganze Wahr­heit war. Also frag­te ich: „Wenn deine El­tern nicht kämen, wür­dest du dann bei mir schla­fen?“
Und wie ich ver­mu­tet hatte, schüt­tel­te sie den Kopf. „Nein. Das wird keine Sache für jede Nacht, Do­mi­nik. Das würde eine Art Be­zie­hung im­pli­zie­ren.“
„Nein, Wil­low“, kor­ri­gier­te ich mit lei­ser Stim­me, als wir auf Dax’ Ve­ran­da stan­den. „Das be­deu­tet le­dig­lich, dass ich dich jede Nacht fi­cken will, wenn ich die Ge­le­gen­heit dazu habe.“
Sie ki­cher­te, gab mir einen kur­zen, aber letz­ten Kuss und ging zur Tür. Ihr Ab­schieds­gruß war: „Man sieht sich.“
Er war dazu ge­dacht, mich in die Schran­ken zu wei­sen. Um ein wenig Macht über das zu haben, was zwi­schen uns ist.
Das ist für mich ab­so­lut in­ak­zep­ta­bel.
Des­halb habe ich dafür ge­sorgt, dass ich heute Abend wäh­rend des Spiels bei ihr sit­zen kann. Mir wäre es lie­ber ge­we­sen, sie hätte sich be­reit er­klärt, mit ihrer Fa­mi­lie in die Trai­ner­lo­ge zu kom­men, aber ich ließ mich nicht be­ir­ren. Ich hatte kei­nen Zwei­fel daran, dass ich die Leute neben ihr dazu brin­gen könn­te, sich in Be­we­gung zu set­zen, wenn es nötig wäre, und es hat gut ge­klappt.
Aber ich woll­te mehr als nur bei dem Spiel Zeit mit ihr ver­brin­gen. Des­halb habe ich Mrs. Os­bor­ne ge­be­ten, für heute Abend eine Party in mei­nem neuen Haus zu pla­nen. Dann habe ich ihr per E-Mail mit­ge­teilt, dass ich die Mann­schaft und ihre Fa­mi­li­en dort er­war­te, damit wir alle ge­mein­sam den Be­ginn der Play-offs fei­ern kön­nen.
Das war to­ta­ler Blöd­sinn. Ich woll­te Wil­low heute Abend nur in mein Haus holen. So­bald ich sie da hatte, woll­te ich sie nicht mehr gehen las­sen. Aber eine Party macht immer Spaß und Mrs. Os­bor­ne hat sich mit dem Ca­te­ring mäch­tig ins Zeug ge­legt. Es ist eben­falls hilf­reich, dass wir die Se­at­tle Storm mit 7:1 be­siegt haben, was alle in Ju­bel­stim­mung ver­setzt hat.
Mich mehr als alle an­de­ren, weil nicht nur mein Team ge­won­nen hat, son­dern auch Dax mit sei­nen El­tern und – was noch wich­ti­ger ist – mit sei­ner Schwes­ter im Schlepp­tau ge­kom­men ist.
Bis jetzt habe ich sie igno­riert. Ei­ni­ge der Spie­ler wis­sen, dass ich mich für sie in­ter­es­sie­re. Ich habe in der Nähe ihres Bru­ders kei­nen Hehl dar­aus ge­macht und ihn wie­der­holt um Hilfe ge­be­ten, um zu ihr durch­zu­drin­gen, wenn sie nicht re­agier­te. Ich bin mir si­cher, dass sich das in der Um­klei­de­ka­bi­ne her­um­ge­spro­chen hat – pi­kan­ter Klatsch und so wei­ter. Au­ßer­dem hat jeder halb­wegs in­tel­li­gen­te Mensch, der auf der Roo­kie-Par­ty war, auf der ich Wil­low zum ers­ten Mal ge­trof­fen habe, mein In­ter­es­se an ihr ge­se­hen, und ich halte meine Spie­ler für ver­dammt schlau.
Nun, ich habe keine Ah­nung, was ihre El­tern den­ken. Ich bin mir si­cher, dass die Maß­nah­men, die ich er­grif­fen habe, um bei dem Spiel neben Wil­low zu sit­zen, Bände ge­spro­chen haben. Lei­der haben sie wahr­schein­lich ro­man­ti­sche Vor­stel­lun­gen. Sie sehen einen Mann, der ihrer Toch­ter den Hof ma­chen will, wäh­rend ich sie ei­gent­lich nur kon­trol­lie­ren und fi­cken will.
Viel­leicht wis­sen sie aber auch, dass ihre Toch­ter nicht der Typ ist, der Be­zie­hun­gen ein­geht, und sie haben keine Er­war­tun­gen.
Trotz­dem kann ich mir keine Ge­dan­ken über ihre Ge­füh­le ma­chen. In die­ser Hin­sicht bin ich ego­is­tisch und küm­me­re mich nur um mich selbst.
Je­mand tippt mir auf die Schul­ter und ich drehe mich um. Rafe steht hin­ter mir. Seit heute früh ist er tech­nisch ge­se­hen nicht mehr im Ven­ge­an­ce-Ka­der, son­dern ge­hört zu un­se­rem Mi­nor-Le­ague-Team in Rapid City, South Da­ko­ta. Die Reise dort­hin wird er al­ler­dings nicht an­tre­ten. Seine Ver­set­zung auf die Wai­ver-Lis­te wird mor­gen rechts­kräf­tig, und Gray Bran­non wird ihn sich schnap­pen. Unser Team wird sich im Ge­gen­zug Kane Bel­lan holen.
Na­tür­lich hat Rafe heute Abend nicht ge­spielt, da er in die Mi­nors ge­schickt wurde, aber er hat sein ehe­ma­li­ges Team von der Tri­bü­ne aus an­ge­feu­ert. Er fliegt mor­gen in seine Hei­mat­stadt Ral­eigh, North Ca­ro­li­na, um sich sei­nem neuen Team, den Ca­ro­li­na Cold Fury, an­zu­schlie­ßen.
Als er sei­nen Arm aus­streckt, nehme ich seine Hand und schütt­le sie.
„Ich woll­te dir nur noch ein­mal für alles dan­ken, was du für mich getan hast“, sagt Rafe, des­sen Stim­me vor Ge­fühl ein wenig rau ist. „Das muss­test du nicht, und mir ist klar, dass das Team da­durch ge­fähr­det war.“
„Ich war froh, dir hel­fen zu kön­nen“, ant­wor­te ich be­schei­den.
„Ja …“ Er wirkt fast ehr­fürch­tig. „Du bist froh, wenn du hel­fen kannst. Das macht dich an­ders. Ob­wohl ich also dank­bar bin, dass ich diese Zeit mit mei­nem Vater ver­brin­gen kann, bin ich sehr trau­rig dar­über, die Ven­ge­an­ce zu ver­las­sen. Ich hatte immer das Ge­fühl, zur Fa­mi­lie zu ge­hö­ren, und was du getan hast, hat die­ses Ge­fühl be­stä­tigt.“
Schei­ße … Seine Worte ver­ur­sa­chen ein un­an­ge­neh­mes Bren­nen in mei­ner Brust. Ver­dammt schmerz­haf­te Emo­tio­nen.
Ich räus­pe­re mich und wechs­le das Thema auf etwas, was leich­ter zu be­spre­chen ist. „Bist du be­reit, mor­gen zu gehen?“
Rafe nickt. „Ich habe den größ­ten Teil des Tages mit Pa­cken ver­bracht. Spä­ter in der Woche kommt ein Um­zugs­un­ter­neh­men, um meine Sa­chen zu holen, aber sie wer­den di­rekt ein­ge­la­gert. Ich werde im Haus mei­ner El­tern woh­nen, bis …“
Er bricht den Satz ab­rupt ab. Es ist of­fen­sicht­lich, was als Nächs­tes ge­kom­men wäre, wenn der Ge­dan­ke nicht zu schreck­lich ge­we­sen wäre, um ihn zu be­en­den.
Bis sein Vater stirbt.
„Hat er sich ge­freut, dass du nach Hause kommst?“, frage ich.
Rafe lacht und schüt­telt reu­mü­tig den Kopf. „Nein. Er woll­te, dass ich hier­blei­be und es zu Ende brin­ge. Er war schon immer so, wenn es um meine Eis­ho­ckey­kar­rie­re ging. Aber er ver­steht auch, warum ich es nicht tue, und er ist ge­nau­so dank­bar wie ich, dass du es ge­schafft hast, mich zu den Cold Fury zu brin­gen. Jetzt habe ich we­nigs­tens mei­nen Job, der mir hel­fen wird, bei Ver­stand zu blei­ben.“
Ich schen­ke ihm ein ver­schmitz­tes Lä­cheln. „Na ja, du wirst mit die­ser Mann­schaft nicht den Cup ge­win­nen, also op­ferst du eine ganze Menge.“
Leise la­chend beugt sich Rafe vor, nach­dem er sich heim­lich um­ge­schaut hat. „Hör mal … Mor­gen werde ich ein of­fi­zi­el­les Mit­glied der Cold Fury sein, was be­deu­tet, dass meine Un­ter­stüt­zung und meine un­be­ding­te Loya­li­tät ihnen gel­ten wer­den. Aber für heute Abend möch­te ich doch sagen, dass ich glau­be, dass die­ses Team es ganz nach oben schaf­fen wird.“
Ich drü­cke ihm die Schul­ter. „Danke für den Ver­trau­ens­vor­schuss. Wir wer­den dich ver­mis­sen.“
„Ich werde euch auch ver­mis­sen“, ant­wor­tet er schroff und mus­tert den Raum. „Diese Party ist groß­ar­tig. So habe ich die Mög­lich­keit, mich von allen zu ver­ab­schie­den.“
„Wenn du je­mals zu­rück­kom­men willst …“, sage ich und lasse den Vor­schlag in der Luft hän­gen. „Ruf ein­fach Chris­ti­an an, okay? Wir wer­den sehen, was wir aus­han­deln kön­nen.“
„Danke, Do­mi­nik.“ Wir schüt­teln uns noch ein­mal die Hände, dann ver­schwin­det Rafe in der Menge, und ich bin mir si­cher, dass es viele emo­tio­na­le Ab­schie­de geben wird.
Ich be­schlie­ße, die Runde zu ma­chen und si­cher­zu­stel­len, dass ich mit jedem ein­zel­nen Spie­ler und den Fa­mi­li­en, die sie mit­ge­bracht haben, spre­che. Ich möch­te als der Teamei­gen­tü­mer be­kannt sein, der immer für sie da ist, wenn sie etwas brau­chen.
Ich schaf­fe es, Wil­low fast eine Stun­de lang zu mei­den. Ich tue das nicht mit böser Ab­sicht. Ich habe ge­ra­de fast drei Stun­den mit ihr und ihrer Fa­mi­lie beim Spiel ver­bracht und ich möch­te sie nicht ver­schre­cken. Wil­low er­trägt zwar ei­ni­ge mei­ner do­mi­nan­ten Ver­hal­tens­wei­sen, weil ich sie amü­sie­re, aber ich habe das Ge­fühl, falls sie sich je­mals zu sehr in die Enge ge­trie­ben fühlt, wird sie vor mir da­von­lau­fen.
Ich bin nicht be­reit, zu ver­lie­ren, wenn ich noch gar nicht rich­tig im Ren­nen bin.
Aber als ich merke, dass die Leute an­fan­gen, sich zu ver­ab­schie­den, be­schlie­ße ich, dass ich mich mehr an­stren­gen und sie auf­for­dern soll­te, die Nacht hier zu ver­brin­gen. Als ich mich im gro­ßen Raum um­schaue, sehe ich sie nicht. Einen Mo­ment lang habe ich Angst, dass sie sich hin­aus­ge­schli­chen hat, als ich nicht auf­ge­passt habe, aber dann be­mer­ke ich ihre El­tern, Dax und Regan, die sich auf die Ein­gangs­tür zu­be­we­gen.
Ich mache mich auf den Weg dort­hin, wei­che den Leu­ten aus und ver­mei­de Blick­kon­takt, um nicht auf­ge­hal­ten zu wer­den. Ich er­rei­che sie, ge­ra­de als sie das Foyer be­tre­ten.
„Geht ihr?“, rufe ich, um ihre Auf­merk­sam­keit zu er­re­gen.
Wil­lows El­tern lä­cheln freund­lich. Ich habe die Zeit mit Linda und Cal­vin Mo­nahan ge­nos­sen, vor allem ihre Be­geis­te­rung, als sie Dax heute Abend spie­len sahen.
„Für uns Old­ti­mer ist es ein biss­chen spät“, sagt Cal­vin und streckt seine Hand aus. „Aber danke, dass Sie uns ein­ge­la­den haben.“
„Und wir gehen auch“, fügt Regan hinzu. „Ich habe Früh­schicht.“
Dax sagt kein Wort, aber zu­min­dest ist sein ty­pisch fins­te­rer Blick nicht zu sehen.
Doch ich mag es, ihn zu är­gern, also er­zwin­ge ich ein Ge­spräch. „Wo ist deine Schwes­ter? Ist sie schon drau­ßen?“
Ir­ri­ta­ti­on blitzt in sei­nem Ge­sicht auf, aber dann ver­zie­hen sich seine Lip­pen zu einem Lä­cheln, das ich als un­heim­lich be­zeich­nen würde. „Ei­gent­lich … woll­te sie noch ein wenig Zeit drau­ßen ver­brin­gen. Sie sagte, sie würde ein Uber nach Hause neh­men. Als ich sie zu­letzt ge­se­hen habe, hat Wylde sie gut un­ter­hal­ten.“
Das lässt mich in­ne­hal­ten. Ich drehe mich sogar um, um zu sehen, ob ich sie fin­den kann. Auch wenn Wil­low mir ges­tern Abend Ex­klu­si­vi­tät ver­spro­chen hat, heißt das nicht, dass mir der Ge­dan­ke ge­fällt, dass Wylde sie an­bag­gert. Es gibt einen Grund, warum er als Play­boy des Teams gilt.
Als ich mei­nen Blick wie­der auf Dax rich­te, grinst er.
Arsch­loch.
Aber ich spie­le sein Spiel nicht mit, son­dern wende mich an seine El­tern. „Sie beide sind bei jedem Spiel, das Sie in den Play-offs be­su­chen, in der Be­sit­z­er­lo­ge will­kom­men, egal ob es ein Heim- oder Aus­wärts­spiel ist. Ein­ver­stan­den?“
„Sie sind viel zu freund­lich“, ruft Linda Mo­nahan aus.
„Gute Reise zu­rück nach Mi­chi­gan“, sage ich und beuge mich vor, um Regan einen Kuss auf die Wange zu geben, was Dax si­cher nicht ge­fal­len wird. „Es war toll, mit dir das Spiel zu sehen.“
„Danke, Do­mi­nik“, er­wi­dert sie.
Ich hebe den Blick zu Dax, der hin­ter Regan steht. Ich mache mich nicht lus­tig und ver­su­che nicht, ihn zu pro­vo­zie­ren. „Tol­les Spiel, Dax. Du bist ein ech­ter An­füh­rer in die­sem Team, und wir kön­nen uns glück­lich schät­zen, dich zu haben.“
Er ist ver­blüfft, was mir ein wenig Ge­nug­tu­ung ver­schafft. Aber er nickt mir lang­sam zu. „Danke.“
Nach einem letz­ten Ni­cken zu den Mo­nah­ans will ich Wil­low fin­den und stop­pen, was immer Wylde ihr von sei­nem be­son­de­ren Mojo zu­kom­men lässt. Ich bin nicht nur kon­trol­lie­rend, son­dern eben­so be­sitz­er­grei­fend.
Ich schlen­de­re durch mein Haus, blei­be nicht ste­hen, um ein Ge­spräch zu füh­ren, igno­rie­re aber auch nicht jeden, der mich an­spricht. So dau­ert es eine gute Vier­tel­stun­de, bis ich Wil­low auf der Ve­ran­da bei einer in­ti­men Un­ter­hal­tung mit Wylde ent­de­cke.
Ihre Stüh­le ste­hen recht­wink­lig zu­ein­an­der, die Köpfe sind eng zu­sam­men­ge­steckt, und Wil­low nippt an einem Glas Wein, wäh­rend Wylde ein Bier in der Hand hält.
Meine Na­cken­haa­re stel­len sich so­fort auf.
Ich fühle mich weit­aus ag­gres­si­ver, als ich es soll­te.
Wil­low hat sich mir ver­spro­chen, und ein Ge­spräch be­deu­tet meist wirk­lich nicht mehr als ein Ge­spräch.
Was mich al­ler­dings stört, ist, dass sie von ihrer Un­ter­hal­tung fas­zi­niert zu sein scheint.
Das haben wir nicht – Wil­low und ich.
Wir haben Sex, dar­auf haben wir uns ge­ei­nigt, und aus ir­gend­ei­nem Grund miss­fällt mir diese Ver­ein­ba­rung ge­ra­de ge­wal­tig.
Als sie be­mer­ken, dass ich näher komme, ver­stum­men sie. Wylde hebt sein Kinn. „Tolle Party, Do­mi­nik. Die per­fek­te Art, die Play-offs zu be­gin­nen, aber du hät­test ein paar Puck­häs­chen ein­la­den kön­nen.“ Er wa­ckelt mit den Au­gen­brau­en.
Die Tat­sa­che, dass Wylde vor Wil­lows Augen eine un­züch­ti­ge An­spie­lung dar­auf macht, dass er es mit an­de­ren Frau­en treibt, soll­te mich be­ru­hi­gen. Aber ich habe mich nie be­droht ge­fühlt, dass er sie mir se­xu­ell weg­neh­men würde.
Was mich stört, ist, dass er sich für ihre Ge­dan­ken zu in­ter­es­sie­ren scheint und dass sie sich ent­schie­den hat, diese mit ihm zu tei­len.
Wil­low lä­chelt nur pas­siv und wirkt nicht ge­stört von der Un­ter­bre­chung. Ich be­ob­ach­te sie und frage mich, ob sie sich weh­ren würde, wenn ich sie aus dem Stuhl auf der Ter­ras­se rei­ßen und über meine Schul­ter wer­fen würde. Alle meine Gäste igno­rie­ren würde, um sie ins Bett zu schlep­pen.
Ver­mut­lich ja.
„Okay“, sagt Wylde und zieht das Wort in die Länge, als er sich von sei­nem Stuhl er­hebt. Ihm muss klar sein, dass er stört. „Ich glau­be, ich gehe ins Sne­aky Sa­gua­ro. Mal sehen, was da los ist.“
Ich schen­ke ihm end­lich meine Auf­merk­sam­keit und rei­che ihm die Hand. „Tol­les Spiel, Wylde. Und ich bin froh, dass du heute Abend vor­bei­kom­men konn­test.“
Er nickt und schenkt Wil­low ein Lä­cheln. „War nett, mit dir zu reden, Wil­low.“
„Das be­ruht auf Ge­gen­sei­tig­keit“, mur­melt sie.
Schwei­gend sehen wir zu, wie er die Ter­ras­se über­quert und ins Haus geht.
Als sich die Tür hin­ter ihm schließt, lasse ich mich auf den Stuhl sin­ken, den Wylde frei ge­macht hat. „Deine Fa­mi­lie ist vor einer Weile ge­gan­gen. Sie sag­ten, du woll­test noch hier ab­hän­gen.“
„Kor­rekt“, ant­wor­tet sie und nimmt einen klei­nen Schluck Wein.
„Be­inhal­tet das zu­fäl­lig Pläne, bei mir zu über­nach­ten?“, frage ich und schen­ke ihr ein char­man­tes Lä­cheln. Heute Mor­gen hat sie ge­sagt, sie würde nicht blei­ben, aber da sie noch hier ist und ihr Wagen nicht, habe ich Hoff­nung.
Wil­low be­gut­ach­tet mich, bevor sie ant­wor­tet. „Ich woll­te nicht, doch dann wurde ein Job in Ot­ta­wa frei. Ich habe mich ent­schie­den, ihn an­zu­neh­men, also werde ich bald ab­rei­sen.“
„Was ist das für ein Job?“, frage ich. Ich weiß, dass sie Fo­to­jour­na­lis­tin ist, aber nicht viel mehr.
„Oh, es gibt ei­ni­ge große Stu­den­ten­pro­tes­te wegen einer Stu­di­en­ge­büh­ren­er­hö­hung. An­schei­nend wer­den über­mor­gen Tau­sen­de auf die Stra­ße gehen.“
Klingt für mich lang­wei­lig.
„Sie be­fürch­ten Aus­schrei­tun­gen, und für den Fall, dass es sich um mehr als nur einen Marsch han­delt, hat die As­so­cia­ted Press mich be­auf­tragt, Fotos zu ma­chen.“
Aus­schrei­tun­gen? „Ist es ge­fähr­lich?“
Wil­low zuckt mit den Ach­seln. „Wahr­schein­lich nicht. Ich meine … Das sind doch nur ein paar Col­le­ge­stu­den­ten, oder?“
„Ich denke schon“, murm­le ich, ent­täuscht dar­über, dass Wil­low bald gehen wird. „Also … Du bleibst heute Nacht?“
„Si­cher. Ich meine … Warum nicht?“
„Ver­such, nicht so en­thu­si­as­tisch zu klin­gen“, ant­wor­te ich tro­cken und sie lacht.
We­nigs­tens das.
„Gib zu, dass du heute Abend Spaß hat­test.“ Das über­rascht sie, wenn ihre hoch­ge­zo­ge­nen Au­gen­brau­en ein Hin­weis dar­auf sind. „Wäh­rend des Spiels zu­sam­men­zu­sit­zen und tolle Spiel­zü­ge mit Ab­klat­schen zu fei­ern – und das alles, ob­wohl wir uns ein­fach nur küs­sen woll­ten.“
„Ich woll­te dich ganz si­cher nicht wäh­rend des Spiels küs­sen“, schnaubt sie hoch­nä­sig.
Das bringt mich gleich dazu, ihr beim nächs­ten Spiel, zu dem sie kommt, das Ge­gen­teil be­wei­sen zu wol­len.
„Und was ist jetzt?“, frage ich. „Willst du, dass ich dich küsse?“
Ihr Lä­cheln ist ver­schmitzt. „Viel­leicht.“
Es gibt eine Mil­li­on ver­schie­de­ne Stel­len, an denen ich sie küs­sen möch­te, und ich denke, ich werde eine ganze Weile mit mei­nem Mund zwi­schen ihren Bei­nen ver­brin­gen.
„Wann kommst du aus Ka­na­da zu­rück?“, will ich wis­sen und tippe mit den Fin­gern auf die Stuhl­leh­ne.
„Wenn es nicht zu Pro­ble­men mit den ver­är­ger­ten Stu­den­ten kommt, werde ich wohl beim drit­ten Spiel in Se­at­tle dabei sein. Ich werde wahr­schein­lich di­rekt dort­hin flie­gen.“
Sie wird für vier Tage weg sein. Das ist schei­ße, aber ich werde es über­le­ben.
„Ich habe deine El­tern ein­ge­la­den, bei jedem Spiel mit mir in der Loge zu sit­zen“, teile ich ihr mit und will ihr das glei­che An­ge­bot ma­chen. „Ich würde mich freu­en, wenn du beim drit­ten Spiel dabei wärst, doch noch mehr würde ich mich freu­en, wenn du in die­ser Nacht bei mir bleibst. Ich habe eine Lu­xus­ho­tel­sui­te in Se­at­tle mit ei­ge­nem Ja­cuz­zi auf der Ter­ras­se. Stell dir vor, was wir darin alles ma­chen könn­ten.“
„Ich kann mir vor­stel­len, dass wir ihn nach vier Tagen ohne­e­in­an­der zer­bre­chen könn­ten.“
Ich liebe diese Ant­wort mehr als jede an­de­re, die sie mir ge­ge­ben hat. Das be­deu­tet, dass ich ihr ge­nau­so feh­len werde, wie sie mir.
Und ich wage nicht ein­mal, dar­über nach­zu­den­ken, was das heißt.