Kings of Retribution MC: Undaunted

Ori­gi­nal­ti­tel: Un­daun­ted (Kings of Re­tri­bu­ti­on MC Book 1)
Er­schie­nen: 02/2023
Serie: Kings of Re­tri­bu­ti­on MC
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Motor­cy­cle Club Ro­mance, Ro­man­tic Thrill

Lo­ca­ti­on: USA, Mon­ta­na


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-576-1
ebook: 978-3-86495-577-8

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Kings of Retribution MC: Undaunted

,

In­halts­an­ga­be

Lügen. Ge­heim­nis­se. Ver­rat.

Als Vi­ze­prä­si­dent des Kings of Re­tri­bu­ti­on MC lebt und atmet Logan für sei­nen Club. Nach­dem er zwei wich­ti­ge Frau­en in sei­nem Leben ver­lo­ren hat, ist Logan ver­bit­tert. Er hat die Zer­stö­rung ge­se­hen, die ent­täusch­te Ge­füh­le und Liebe hin­ter­las­sen kön­nen. Logan sucht nicht nach je­man­dem, der die Leere in sei­nem Leben füllt.

Bis er auf Bella Ja­me­son trifft.

Bella kämpft täg­lich darum, nicht un­ter­zu­ge­hen. Ihre größ­te Sorge ist die Ver­ant­wor­tung für ihre jün­ge­re Schwes­ter Alba. Das Letz­te, was sie er­war­tet hat, ist, sich in den tä­to­wier­ten Biker Logan Kane zu ver­lie­ben. Da das Böse im Schat­ten lau­ert, hat Bella keine Ah­nung, wel­chen Ge­fah­ren sie und Alba aus­ge­setzt sind.

Wer­den Logan und Bella ihre Dä­mo­nen über­win­den - oder wer­den sie sich dabei ver­lie­ren?

Über die Au­to­rin

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Wei­te­re Teile der Kings of Re­tri­bu­ti­on MC Serie

Le­se­pro­be

Logan

Als ich zu­rück bin, setze ich mich auf die Bett­kan­te und fahre mir mit den Hän­den durch meine Haare, wäh­rend ich zum Fens­ter hin­aus­schaue und be­ob­ach­te, wie der Wind das Was­ser des Sees be­wegt.
Was zur Hölle stimmt nicht mit mir? Noch nie hat eine Frau so eine Wir­kung auf mich ge­habt. Alles, was es brauch­te, war ein Blick, und jetzt seht mich an, ich hole mir ver­dammt noch mal einen run­ter wie ein gott­ver­damm­ter Teen­ager.
Ich lege mich in mein Bett und stel­le beim Blick auf die Uhr fest, dass es schon nach Mit­ter­nacht ist. Schei­ße, ich muss mor­gen...

...​schon früh bei der Ar­beit sein, um die­ses Mo­tor­rad fer­tig zu ma­chen. Ich muss einen kla­ren Kopf be­kom­men. Das Letz­te, was ich brau­chen kann, ist, mich von einer Frau ab­len­ken zu las­sen. Mor­gen be­sor­ge ich mir eine neue Pussy und ver­ges­se die­ses Mäd­chen ein­fach wie­der.
Als meine Augen schwer wer­den und der Schlaf mich end­lich ein­holt, sind die Bil­der von ha­sel­nuss­brau­nen Augen das Letz­te, woran ich mich er­in­ne­re.

Am nächs­ten Mor­gen trete ich mit einer Tasse Kaf­fee auf meine Ve­ran­da hin­aus und atme die fri­sche Mor­gen­luft ein. Die Sonne geht ge­ra­de auf, färbt den Him­mel in einer Mi­schung aus Lila und Oran­ge und wirft ihre Spie­ge­lung auf den See.
Der Haus­kauf war die beste In­ves­ti­ti­on, die ich je ge­tä­tigt habe. Ich habe jah­re­lang ge­spart, wäh­rend ich im Club­haus wohn­te, und so­bald ich genug zu­sam­men hatte, er­griff ich die Chan­ce, hier drau­ßen einen Ort für mich al­lein zu er­gat­tern.
Wenn man ein sol­ches Leben führt wie ich, braucht man einen ru­hi­gen Platz wie die­sen, zu dem man nach Hause kom­men kann. Mein Haus ist mein Zu­fluchts­ort und ich werde ihn nicht mit ir­gend­je­mand Be­lie­bi­gem tei­len. Eines Tages werde ich je­mand Be­son­de­ren dafür haben. Bei die­sem Ge­dan­ken er­schei­nen Bil­der von einem braun­haa­ri­gen Engel in mei­nem Kopf. Engel. So hat sie aus­ge­se­hen mit ihren gro­ßen, aus­drucks­star­ken Augen und den vol­len Lip­pen.
Seuf­zend schie­be ich die Ge­dan­ken bei­sei­te und gehe wie­der rein, um mich für die Ar­beit fer­tig zu ma­chen.
Ich fahre zur Werk­statt, wo ich an mei­nem üb­li­chen Platz parke. Als ich durch das Tor in die Halle gehe, höre ich weib­li­ches La­chen. Ich blei­be wie an­ge­wur­zelt ste­hen, als ich neben Quinn die dun­kel­haa­ri­ge Schön­heit aus dem Su­per­markt sehe.


Bella

Nach­dem ich meine Schwes­ter von der Schu­le ab­ge­holt habe, ma­chen wir auf dem Weg nach Hause beim Su­per­markt Halt, um etwas fürs Abend­es­sen zu kau­fen. Als wir in der War­te­schlan­ge ste­hen, be­mer­ke ich, dass Mila an der Kasse ar­bei­tet.
„Hey, Bella. Wo hast du ge­steckt? Ich habe dir ein paar Nach­rich­ten ge­schickt. Ich habe seit Tagen nichts von dir ge­se­hen oder ge­hört und mir Sor­gen um dich ge­macht.“
Ich bin so eine lau­si­ge Freun­din. Ich weiß, ich hätte ihr zu­rück­schrei­ben sol­len, aber ich hatte keine Lust, ihr ir­gend­et­was am Te­le­fon zu er­klä­ren.
„Es tut mir leid, Mila. Ich hätte dir zu­min­dest sagen sol­len, dass alles in Ord­nung ist.“
Mila ist eine gute Freun­din. Sie hört zu, ohne zu ver­ur­tei­len, und weiß, wie es ist, so viel Ver­ant­wor­tung zu tra­gen. Meine Si­tua­ti­on ist nicht ganz die­sel­be wie ihre. Sie ist al­lein­er­zie­hen­de Mut­ter eines hüb­schen drei­jäh­ri­gen Mäd­chens. Sie hat den Vater ihres Kin­des bei einem tra­gi­schen Un­fall vor der Ge­burt ihrer Toch­ter ver­lo­ren und sie küm­mert sich um ihre Oma, die an Alz­hei­mer er­krankt ist. Sie ist eine star­ke Frau. Wir ver­trau­en uns und geben uns ge­gen­sei­tig Halt, um uns mo­ra­lisch zu un­ter­stüt­zen.
„Ich bin froh, dass du okay bist. Alle haben raus­ge­fun­den, was neu­lich pas­siert ist. Tra­vis hat das blaue Auge, das er ver­passt be­kom­men hat, ver­dient.“
Blau­es Auge? Ich will sie ge­ra­de fra­gen, wovon zur Hölle sie spricht, doch meine Schwes­ter un­ter­bricht mich.
Sie stößt mich mit dem Ell­bo­gen an und flüs­tert: „Bella, da ist ein hüb­scher Kerl hin­ter uns, der dich ab­checkt.“
Ich drehe mich um und sehe, wie sein Blick an mei­nem Hin­tern haf­tet. Das Erste, was mir auf­fällt, ist die Kutte, die er trägt. Auf dem Patch steht VI­ZE­PRÄ­SI­DENT. Der Kerl ist groß, be­stimmt fast einen Meter neun­zig, hat kurz ge­scho­re­nes brau­nes Haar und genau die rich­ti­ge Menge Stop­peln in sei­nem Ge­sicht. Ich be­gut­ach­te kurz den Rest von ihm und mir fällt auf, dass er an all den rich­ti­gen Stel­len gut ge­baut und durch­trai­niert ist. Ich in­spi­zie­re das far­ben­fro­he Spek­trum an Tat­toos, die fast seine kom­plet­ten Arme be­de­cken.
Mein Atem stockt für einen Mo­ment, als sich un­se­re Bli­cke tref­fen: Er hat ein blau­es und ein grü­nes Auge. Ich lasse mei­nen Blick run­ter zu sei­nem Mund wan­dern, der zu­fäl­li­ger­wei­se ge­ra­de zu einem fre­chen Grin­sen ver­zo­gen ist. Ein biss­chen ver­le­gen schen­ke ich ihm ein klei­nes Lä­cheln und drehe mich dann um, um meine Sa­chen zu be­zah­len.
„Du hast meine Num­mer. Tref­fen wir uns doch nächs­te Woche auf einen Kaf­fee“, sage ich und läch­le Mila herz­lich an.
Sie lä­chelt zu­rück. „Super, das wäre toll.“
Als meine Schwes­ter und ich aus dem Laden gehen, spüre ich immer noch die Bli­cke des Bi­kers auf mir.

Auf der Fahrt nach Hause kann ich nicht auf­hö­ren, an den Mann aus dem Su­per­markt zu den­ken. Ich habe noch nie Augen von einer sol­chen In­ten­si­tät ge­se­hen.
„Bella, der Typ war heiß.“
„Zau­ber­haf­te Schwes­tern.“
„Was?“, er­wi­dert Alba und greift nach einer Tüte Chips auf der Rück­bank.
„Du weißt schon! Mein Lieb­lings­film. Zau­ber­haf­te Schwes­tern? Wo das klei­ne Mäd­chen den per­fek­ten Mann her­bei­zau­bert?“ Ich schie­le rüber zu mei­ner Schwes­ter und warte dar­auf, dass es Klick bei ihr macht. „In dem Film wünscht sie sich, dass er ein blau­es und ein grü­nes Auge hat.“
„Okay“, sagt sie lang­sam. „Ich ver­ste­he immer noch nicht, womit das ir­gend­et­was zu tun hat?“
„Der Kerl im Su­per­markt. Er hatte ein blau­es Auge und ein grü­nes Auge.“
Meine Schwes­ter wirft mir einen Blick zu, als es ihr end­lich däm­mert. „Es ist Schick­sal“, kom­men­tiert sie und lä­chelt.
Auch den Rest der Fahrt muss ich wei­ter an den Biker den­ken. Ich würde nicht be­haup­ten, dass ich an Schick­sal glau­be, aber ich kann sagen, dass ich eine Träu­me­rin bin. Viel­leicht sind diese bei­den Sicht­wei­sen gar nicht so un­ter­schied­lich.
Nach­dem wir zu Hause sind, ver­brin­gen meine Schwes­ter und ich den Rest des Abends damit, ab­zu­hän­gen und uns mit Fast Food voll­zu­stop­fen, wäh­rend wir einen Se­ri­en­ma­ra­thon mit Gol­den Girls ver­an­stal­ten. Ich be­ste­he auch dar­auf, Zau­ber­haf­te Schwes­tern an­zu­se­hen, bevor ich mich schließ­lich zum Schla­fen zwin­ge, da mor­gen mein ers­ter Tag in mei­nem neuen Job ist.

Am nächs­ten Mor­gen fahre ich zu Kings Cust­om Bikes, das vom ört­li­chen Mo­tor­rad­club be­trie­ben wird. Jake hat ge­sagt, ich solle um 09:00 Uhr da sein, wenn ich den Job will, also stell­te ich si­cher, dass ich ein biss­chen frü­her dran sein würde.
Die meis­ten Leute wür­den mich für ver­rückt er­klä­ren, weil ich ein Job­an­ge­bot vom ört­li­chen Mo­tor­rad­club an­neh­me. Jeder in der Stadt, mich ein­ge­schlos­sen, weiß über ei­ni­ge der Ak­ti­vi­tä­ten Be­scheid, an denen der Club be­tei­ligt ist. Doch größ­ten­teils sehen die Leute dar­über hin­weg. Sogar un­se­re ört­li­che Po­li­zei scheint die meis­ten Ak­ti­vi­tä­ten, von denen sie hört, unter den Tep­pich zu keh­ren.
Ich parke und be­mer­ke, dass eines der Tore zur Werk­statt offen steht und dass dort ein Kerl an einem Mo­tor­rad her­um­schraubt. Also stei­ge ich aus mei­nem Auto, werfe mir meine Hand­ta­sche über die Schul­ter und laufe über den Park­platz zu ihm rüber. Der Typ schaut hoch, als er meine Stie­fel über den Kies knir­schen hört. Ich er­ken­ne ihn so­fort von un­se­rem letz­ten Tref­fen wie­der und lä­che­le.
Er un­ter­bricht seine Ar­beit und lä­chelt eben­falls. „Na, hallo, Schätz­chen. Kommst du vor­bei, damit ich dir den Er­satz­rei­fen aus­tau­schen kann?“ Er steht auf und be­ginnt, seine Hände mit einem Lap­pen zu säu­bern, dann steckt er ihn zu­rück in seine Ta­sche.
„Ich bin hier, um mei­nen ers­ten Ar­beits­tag an­zu­tre­ten.“
Er legt den Kopf zur Seite. „Ach, ver­dammt. Du bist die Neue, von der uns Jake letz­te Woche er­zählt hat. Es wird auch Zeit, dass wir hier mal etwas Hüb­sches zum An­schau­en be­kom­men. Also, bis in einer Drei­vier­tel­stun­de oder so wird kei­ner hier auf­tau­chen. An den meis­ten Tagen öff­nen wir um 09:00 Uhr, aber heute Mor­gen ma­chen wir erst um 10:00 Uhr auf. Hat­ten ein paar Club­an­ge­le­gen­hei­ten, die er­le­digt wer­den muss­ten. Warum lässt du mich in der Zwi­schen­zeit nicht einen Blick auf die­ses schö­ne Auto wer­fen, das du da drü­ben hast? Ich würde gerne sehen, was unter die­ser Mo­tor­hau­be los ist.“
„Das wäre toll. Danke“, sage ich zu ihm, als wir uns auf den Weg zu mei­nem Auto ma­chen.
Er öff­net die Mo­tor­hau­be. „Sieht gar nicht so schlecht aus. Ich kann sehen, dass ein paar Schläu­che er­setzt wer­den müs­sen, und dein Küh­ler­ver­schluss sieht schon halb ka­putt aus.“ Er läuft herum und ver­sucht, einen bes­se­ren Blick zu be­kom­men. „Ich würde sie gerne star­ten und viel­leicht eine Runde mit ihr dre­hen, damit ich höre, wie der Motor klingt.“
Quinn zeigt mir, dass das Mo­tor­ge­häu­se ein biss­chen ros­tig ist, und lacht dar­über, dass ich auf die Stoß­stan­ge des Autos hoch­stei­gen muss, um zu sehen, wor­auf er zeigt.
„Ich möch­te hel­fen. Also, wenn du be­reit wärst, mir was bei­zu­brin­gen?“, frage ich ihn und klet­te­re wie­der hin­un­ter.
„Ernst­haft? Habe noch nie eine Frau ken­nen­ge­lernt, die sich unter der Mo­tor­hau­be eines Autos schmut­zig macht.“ Er sieht mich skep­tisch an.
„Ich mag es, Dinge sel­ber ma­chen zu kön­nen. Ich krie­ge das hin“, er­wi­de­re ich frech, stem­me meine Hände in die Hüf­ten und lege den Kopf schief.
Quinn setzt ein brei­tes Grin­sen auf und gluckst. „Du wirst von mir keine Be­schwer­den hören. Schei­ße, ja. Wenn du dir die Hände schmut­zig ma­chen willst, geht das für mich klar.“ Er schüt­telt den Kopf und lacht. „Ich kann nicht glau­ben, dass ich ge­ra­de zu­ge­stimmt habe, mich mit einem ver­dammt hüb­schen Ding wie dir schmut­zig zu ma­chen, ohne dass dabei mein Schwanz feucht wird.“
Ich lache mit ihm zu­sam­men. Ich werde Quinn mögen. In sei­ner Ge­gen­wart kann man un­ge­zwun­gen sein und er bringt mich zum La­chen.
In die­sem Mo­ment schaut Quinn über meine Schul­ter, und ich drehe mich um, um zu sehen, was seine Auf­merk­sam­keit er­regt hat.
Ich be­ob­ach­te, wie ein Mo­tor­rad auf den Park­platz fährt. Der Mann parkt, steigt von sei­nem Bike und läuft in un­se­re Rich­tung. Als er sich nä­hert, setzt er seine Son­nen­bril­le ab. Mein Blick fällt auf den Kerl vom Su­per­markt. Der, an den ich ges­tern Abend nicht auf­hö­ren konn­te, zu den­ken.
Mein Puls rast, und es fühlt sich an, als würde mir mein Herz gleich aus der Brust sprin­gen. Da fällt mir ein, was meine Schwes­ter ges­tern Abend über das Schick­sal ge­sagt hat.
Quinn geht auf ihn zu und be­grüßt ihn.
„Hey, Bru­der. Komm her und lerne die­ses hüb­sche Mädel ken­nen, das zu­fäl­lig die neue An­ge­stell­te ist, von der Jake uns er­zählt hat. Logan, das ist Bella. Bella, das ist Logan. Er lei­tet die Werk­statt.“
„Freut mich, dich ken­nen­zu­ler­nen, Logan.“
Logan, der mich immer noch an­starrt, streckt seine Hand aus und ich er­grei­fe sie. So­bald wir uns be­rüh­ren, schießt ein Strom­stoß durch jede Faser mei­ner Haut, wie bei einer elek­tro­sta­ti­schen Auf­la­dung.
Quinn räus­pert sich. Erst dann lässt Logan meine Hand los. Der Ver­lust sei­ner Be­rüh­rung lässt mei­nen Kör­per au­gen­blick­lich nach mehr ver­lan­gen.
Was ist nur los mit mir? Ich kenne die­sen Kerl nicht mal.
„Bella, wie wäre es, wenn ich dir eine große Füh­rung gebe, wäh­rend Logan her­aus­fin­det, wie er seine Worte be­nut­zen kann.“
Ich bli­cke von ihm zu Logan zu­rück.
Er ist ge­ra­de dabei, seine Hand auf mei­nen un­te­ren Rü­cken zu legen, um mich durch das Werk­statt­tor zu füh­ren, als Logan los­bellt. „Ich mache das schon, Bru­der. Wieso gehst du nicht und öff­nest den Rest der Werk­statt? Die an­de­ren Jungs wer­den in fünf­zehn Mi­nu­ten da sein.“
„Alles klar“, er­wi­dert Quinn, dann läuft er davon.
Ich blei­be mit Logan al­lein zu­rück.
„In Ord­nung, Engel. Warum schau­en wir uns nicht um und wei­sen dich ein, bevor die Jungs auf­tau­chen?“
Sein Ko­se­na­me für mich löst ein leich­tes Flat­tern in mei­nem Bauch aus. Er legt seine Hand auf mein Kreuz und führt mich durch die Ga­ra­ge in den Haupt­be­reich des Ge­bäu­des. Ich trete ein und nehme meine Um­ge­bung in Au­gen­schein. Es gibt nichts Un­ge­wöhn­li­ches an die­sem Ort. Es sieht aus wie in einer ty­pi­schen Me­cha­ni­ker­werk­statt. Pos­ter von Mo­tor­rad-Son­der­an­fer­ti­gun­gen ver­schie­dens­ter Stil­rich­tun­gen hän­gen an den tief­ro­ten Wän­den, und die Re­ga­le sind aus sil­ber­nem, dia­mant­ge­schlif­fe­nem Me­tall.
„Da drü­ben“, er zeigt auf den Emp­fangs­t­re­sen am Fens­ter, „wirst du die meis­te Zeit des Tages ar­bei­ten. Immer wenn ein Kunde rein­kommt, be­grüßt du ihn und fin­dest her­aus, was er be­nö­tigt. Wenn er nicht ge­ra­de hier ist, um eine End­rech­nung zu be­glei­chen, bit­test du ihn, zu war­ten, und holst dann einen von uns aus der Werk­statt her. Okay?“
Ich nicke. Er führt mich einen kur­zen Gang hin­un­ter und öff­net die erste Tür rechts.
„Hier be­wah­ren wir all un­se­re Kun­den­ak­ten und Rech­nun­gen zu­sam­men mit dem Dru­cker und dem Fax­ge­rät auf.“ Er führt mich wie­der zu­rück in den Gang und zeigt mir eine wei­te­re Tür.
„Das ist Jakes Büro. Wenn er hier ist, denk dran, immer zu­erst zu klop­fen, bevor du rein­gehst. Okay?“
„Immer klop­fen, ver­stan­den“, sage ich lä­chelnd. Ich stren­ge mich an, mich auf alles, was er mir er­zählt, zu kon­zen­trie­ren, aber da er mich immer noch mit sei­ner Hand be­rührt, fällt es mir schwer, mich auf ir­gend­et­was an­de­res zu fo­kus­sie­ren.
Wir gehen durch die Werk­statt zu­rück zu einer Tür, die sich am an­de­ren Ende be­fin­det.
„Da drin ist der Pau­sen­raum, falls du ihn be­nut­zen willst.“
Ich gehe hin­ein und stel­le fest, dass es sich um einen kom­plett mö­blier­ten Raum mit einer Koch­ni­sche sowie einem klei­nen run­den Ess­tisch han­delt. Rechts steht eine große Couch mit einem Couch­tisch, und ein ziem­lich gro­ßer Fern­se­her hängt an der Wand.
„Das sieht eher aus wie eine klei­ne Woh­nung“, sage ich und laufe umher. Ich bli­cke über meine Schul­ter zu Logan, der mit ver­schränk­ten Armen am Tür­rah­men lehnt und mich be­ob­ach­tet.
„Gibt es hier zu­fäl­lig ir­gend­wo einen Ge­trän­ke­au­to­ma­ten oder Kaf­fee? Ich könn­te heute Mor­gen noch etwas mehr Kof­fe­in brau­chen.“
Er deu­tet zur Ar­beits­plat­te neben dem Kühl­schrank. „Hier steht eine Kaf­fee­ma­schi­ne und wir haben immer Was­ser, Limo und Bier im Kühl­schrank. Die Jungs ent­span­nen sich nach der Ar­beit manch­mal hier hin­ten, also wirst du fest­stel­len, dass er nor­ma­ler­wei­se ge­füllt ist.“
Ich lä­che­le. Es scheint ein lo­cke­rer Ort zu sein.
„Also, ich denke, ich habe eine gute Über­sicht be­kom­men, aber ich würde sehr gerne Jake sehen und einen Mo­ment mit ihm spre­chen, wenn er da ist, damit ich ihm noch mal für die Stel­le dan­ken kann.“
Logan greift in den Kühl­schrank, nimmt sich selbst ein Was­ser und reicht mir eine Limo.
„Er wird bald da sein. Gib ihm Be­scheid, was du gerne trin­ken und essen möch­test, und er wird dafür sor­gen, dass es vor­rä­tig ist.“
Er führt mich nach drau­ßen durch die Werk­statt und zu­rück ins Haupt­ge­bäu­de, und ich schlüp­fe hin­ter den Emp­fangs­t­re­sen, lege meine Ta­sche in ein Regal und schal­te dann den Com­pu­ter ein.
Logan lehnt sich über meine Schul­ter und zeigt auf den Bild­schirm. „Das Sys­tem, das wir be­nut­zen, ist ziem­lich sim­pel, aber wenn du ir­gend­wel­che Fra­gen hast, kann Jake sie dir be­ant­wor­ten. Ich mi­sche mich bei dem Zeug nicht ein.“
Logan bleibt wei­ter hin­ter mir ste­hen. Er riecht so gut. Sein Ge­ruch ist nicht pe­ne­trant. Er riecht ein­fach nach fri­scher rei­ner Seife und Leder.
„Wo ist die Toi­let­te?“
„Du kannst die im Pau­sen­raum be­nut­zen. Es ist die Tür links vom Fern­se­her“, in­for­miert er mich.
Auf dem Weg zur Toi­let­te schie­be ich mich an ihm vor­bei und strei­fe mit mei­nem Rü­cken leicht sei­nen Ober­kör­per. Drin­nen an­ge­kom­men, lehne ich mich gegen die Tür, schlie­ße die Augen und nehme einen tie­fen Atem­zug.
Dann schaue ich in den Spie­gel und spre­che mir selbst Mut zu. Reiß dich zu­sam­men, Bella.
Ich kehre zu­rück nach vorn und ent­de­cke Jake, der mit Logan und einem jün­ge­ren Kerl spricht, den ich noch nicht ken­nen­ge­lernt habe.
Sie rich­ten ihre Auf­merk­sam­keit auf mich, als ich mich auf den Weg zum Tre­sen mache, und Jake er­greift zu­erst das Wort. „Hey, Süße. Freut mich, dich zu sehen. Ich habe ge­hört, dass Logan dir be­reits alles ge­zeigt hat. Wenn du sonst noch was wis­sen willst, frag mich. Es sind Do­nuts im Pau­sen­raum, be­die­ne dich.“
„Das hier ist Blake. Schreib alles auf, was du für den Pau­sen­raum brauchst. Er wird es be­sor­gen“, sagt Logan und stellt Blake vor.
„Ich brau­che nichts Spe­zi­el­les. Was auch immer es dort gibt, passt für mich.“
„Er geht so­wie­so, also am bes­ten sagst du es ihm, sonst bringt er noch wahl­los ir­gend­wel­ches Mäd­chen­es­sen mit.“
Die meis­ten Kerle den­ken, alle Frau­en wol­len Salat. Die­ses Mäd­chen mag ech­tes Essen. Ich würde Pizza und Bur­ger je­der­zeit Ge­mü­se vor­zie­hen.
„Okay. Gib mir eine Se­kun­de, damit ich ein paar Sa­chen auf­schrei­ben kann.“
So­bald ich fer­tig bin, rei­che ich Blake meine klei­ne Liste.

Der Rest des Tages ist rei­bungs­los ver­lau­fen. Ich muss­te nur ein­mal je­man­den wegen einer spe­zi­fi­schen Be­stel­lung ner­ven. Quinn war der­je­ni­ge, der mir zeig­te, wie man all die Daten ein­gibt.
Kurz vor Fei­er­abend schaue ich in Jakes Büro vor­bei. Ich klop­fe drei­mal und warte auf seine Ant­wort.
„Es ist offen“, bellt er. Er klingt ge­reizt, also öffne ich lang­sam die Tür und spähe hin­ein. Er blickt von dem hoch, was er sich ge­ra­de an­sieht, und seine Ge­sichts­zü­ge ent­span­nen sich ein biss­chen, als er merkt, dass ich es bin.
„Hast du eine Mi­nu­te?“, frage ich.
Er lehnt sich in sei­nem Stuhl zu­rück und reibt sich über sei­nen Bart. „Klar, Süße. Komm rein.“
„Jake, ich woll­te dir nur dafür dan­ken, dass du mir eine Chan­ce mit die­sem Job ge­ge­ben hast. Du hast keine Ah­nung, wie sehr ich ihn ge­braucht habe.“
„Du hast dich gut ge­macht heute. Mach so wei­ter und wir sind quitt.“
Ich fühle mich ein biss­chen leich­ter, nach­dem ich ihm ge­dankt habe. Also gehe ich um den Schreib­tisch herum und um­ar­me ihn. Er ver­steift sich einen Mo­ment lang, scheint sich aber dann zu ent­span­nen. Ich mache mich auf den Weg zur Tür, doch er hält mich auf.
„Bella, wenn du etwas brauchst, dann lass es mich oder die Jungs ein­fach wis­sen. Es ist dun­kel drau­ßen, also gehe nicht al­lein zu dei­nem Auto. Ver­stan­den?“
„Ja, Jake. Ich werde je­man­dem Be­scheid geben, dass ich gehe.“
Er nickt zu­stim­mend und ich schlie­ße die Tür hin­ter mir.
Logan steht am Emp­fang, als ich wie­der her­aus­kom­me.
„Ich brin­ge dich heute Abend zu dei­nem Auto“, er­klärt er und ver­passt mir, ohne es zu wis­sen, mit sei­ner rauen Stim­me eine Gän­se­haut von Kopf bis Fuß.
Ich hole meine Sa­chen hin­ter dem Tre­sen her­vor, bevor ich auf die Tür zu­steue­re, die er mir jetzt auf­hält.
Ge­mein­sam gehen wir über den Park­platz und ich schlie­ße mei­nen Wagen auf.
„Gib mir dein Handy“, ver­langt Logan.
Ich sehe ihn an und ziehe fra­gend eine Au­gen­braue hoch, wäh­rend er seine Hand aus­streckt und dar­auf war­tet, dass ich sei­ner Auf­for­de­rung nach­kom­me.
„Ich spei­che­re meine Num­mer in dei­nem Handy, Hüb­sche. Ich möch­te, dass du mir schreibst, wenn du zu Hause bist, damit ich weiß, dass du si­cher an­ge­kom­men bist.“
Ei­gent­lich soll­te sich seine For­de­rung ko­misch für mich an­füh­len, aber das tut sie nicht, also rei­che ich ihm mein Handy, ohne wei­ter zu zö­gern.
Der Funke, der über­springt, als er mir das Handy zu­rück­gibt und sich un­se­re Fin­ger­spit­zen leicht be­rüh­ren, lässt sich nicht igno­rie­ren.
Mit einem hei­se­ren Ton in sei­ner Stim­me sagt Logan: „Steig ins Auto, Bella.“
Ich stei­ge ein und star­te den Motor. Er geht ein paar Schrit­te zu­rück, als ich aus der Park­lü­cke fahre und mich auf den Nach­hau­se­weg mache – mit durch­ge­hend ra­sen­dem Puls, weil ich ihm so nahe ge­we­sen bin.
Zu Hause an­ge­kom­men, biege ich in die Ein­fahrt, doch bevor ich aus dem Auto stei­ge, grei­fe ich in meine Ta­sche und schnap­pe mir mein Handy. Ich scrol­le zu Lo­gans Num­mer und tippe eine Nach­richt.

Ich: Ich bin da­heim.

Logan ant­wor­tet schnell.

Logan: Gute Nacht, Engel.

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