Kings of Retribution MC: Riggs (Louisiana Chapter)

Originaltitel: Riggs (Kings of Retribution Louisiana Book 1)
Übersetzer: Sandra Martin

Erschienen: 08/2024
Serie: Kings of Retribution MC
Teil der Serie: 11

Genre: Contemporary Romance, Motorcycle Club Romance, Romantic Thrill

Location: USA, Montana, Louisiana/New Orleans


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-702-4
ebook: 978-3-86495-703-1

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Kings of Retribution MC: Riggs (Louisiana Chapter)

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Inhaltsangabe

Abel "Riggs" LeBlanc ist der Präsident des Louisiana Chapters des Kings of Retribution MC. Als ehemaliges Mitglied einer Luftlande-Spezialeinheit des Militärs leitet er den Club mit der gleichen Präzision und Entschlossenheit, mit der er seinem Land diente.
Jahrelang widmete er sein Leben verschiedenen Söldnermissionen und seinem Club. Sich niederzulassen und eine Familie zu gründen kam Riggs nie in den Sinn.
Bis er auf Luna trifft.

Einem Anruf von Jake, dem Präsidenten und Gründer des Kings of Retribution MC, folgend, machen sich Riggs und seine Männer auf den Weg nach Montana. Ihre Mission: Eine junge Frau namens Luna davor zu bewahren, in die Hände eines kriminellen MC zu fallen.
Als Riggs die bezaubernde Frau mit den violetten Augen erblickt, wird sie sein Leben für immer verändern.

Ohne Familie im Pflegesystem aufzuwachsen ist für jedes Kind schwer. Für Luna Novak war das Überleben in diesem System die schrecklichste und einsamste Erfahrung ihres Lebens, weil sie die Welt um sich herum nicht hören kann.
Voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft begeht sie den Fehler, ihr Vertrauen und ihr Herz dem falschen Mann zu schenken - was Luna fast das Leben kostet.

Um zu überleben, muss Luna ihre Heimat hinter sich lassen und ein neues Leben in Polson beginnen. Als ihre Vergangenheit sie auch dort einholt und das Leben der Menschen um sie herum bedroht, findet sich Luna unter dem Schutz des Kings of Retribution MC wieder.

Riggs möchte, dass Luna, die schnell das Wichtigste in seinem Leben wird, ihm vertraut und sich ihm öffnet. Obwohl Lunas Herz spürt, dass Riggs sie beschützen wird, sind ihre Schuldgefühle, dass sie die Menschen, die ihr beistehen, in Gefahr bringt, zu groß. Ihre einzige Überlebenschance ist nun, gemeinsam mit Riggs nach Louisiana zurückzukehren.

Über die Autorin

Crystal Daniels und Sandy Alvarez sind ein Schwestern-Duo und die USA Today-Bestsellerautorinnen der beliebten "Kings of Retribution MC"-Serie.
Seit 2017 hat das Duo zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Bücher und das Geschichtenerzählen führte sie auf eine aufregende Reise,...

Crystal Daniels und Sandy Alvarez sind ein Schwestern-Duo und die USA Today-Bestsellerautorinnen der beliebten "Kings of Retribution MC"-Serie.
Seit 2017 hat das Duo zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Bücher und das Geschichtenerzählen führte sie auf eine aufregende Reise,...

Weitere Teile der Kings of Retribution MC Serie

Leseprobe

Erschöpft lasse ich mich auf einen Barhocker plumpsen, als eines der Clubmädchen mir ein Glas Whiskey reicht. Jake lässt sich neben mir nieder. „Alles klar, Bruder?“
„Ja, Mann. Es geht mir gut.“
„Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du alles stehen und liegen gelassen hast und so schnell gekommen bist. Wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte, hätte ich dich nicht darum gebeten.“
„Gern geschehen, Bruder. Du weißt, dass ich immer hinter dir stehe“, erwidere ich.
„Falls es zu viel verlangt ist, dich um Luna zu kümmern, dann gib mir Bescheid und ich lasse mir...

...etwas anderes einfallen. Ich habe einen Kumpel …“
Bevor Jake weitersprechen kann, schneide ich ihm das Wort ab. „Außer mir wird niemand auf Luna aufpassen.“
Jake verzieht die Lippen zu einem Grinsen. „Hast du mir etwas zu sagen, Bruder?“
„Noch nicht“, brumme ich und trinke noch einen Schluck Whiskey.
„Ich kenne diesen Blick nur zu gut, Bruder.“ Jake klopft mir auf die Schulter. „Du bist am Arsch.“
Erzähl mir etwas Neues. Da ich nach Luna sehen will, klopfe ich mit den Fingerknöcheln auf den Tresen. „Ich muss noch etwas erledigen, danach treffen wir uns im Keller.“
Als ich die Treppe hinauf und den Flur hinuntergehe, kann ich nur noch an Luna denken. Ich erreiche die Tür zu ihrem Schlafzimmer und öffne sie. Luna sitzt auf dem Bett und sieht aus, als würde sie das Gewicht der Welt auf ihren Schultern tragen. Ich schließe die Tür hinter mir, gehe um das Bett herum und knie mich vor ihr auf die Matratze. Indem ich einen Finger unter ihr Kinn schiebe, zwinge ich sie, meinem Blick zu begegnen. Der niedergeschlagene, verlorene Ausdruck in ihren Augen gefällt mir ganz und gar nicht. Ich hebe die Hände, um sie zu fragen: „Willst du darüber reden?“
Als Luna nur den Kopf schüttelt, nicke ich. „Kein Problem, Baby. Du musst nichts sagen. Aber du sollst wissen, dass ich weiß, wie du dich fühlst. Wenn ich dir in die Augen schaue, kann ich den verängstigten Ausdruck darin erkennen. Vor allem sehe ich, wer du bist. Aber du musst dir keine Sorgen mehr machen. Das alles kannst du getrost mir überlassen. Ich bin für dich da.“ Luna lässt die Schultern hängen und stößt hörbar den Atem aus. Sie bemüht sich nicht einmal, die Tränen zurückzuhalten, die ihr im nächsten Moment über die Wangen kullern. Ich umfasse ihr Gesicht mit beiden Händen und drücke ihr einen Kuss auf den Kopf. Dann stehe ich auf und gehe zur Tür. Bevor ich ihr Zimmer verlasse, sage ich noch einmal: „Ich bin für dich da.“
Als Jake endlich in den Keller kommt, treten Kiwi, Fender und ich einen Schritt zurück, um das Geschehen zu beobachten. Das hier ist Jakes Party und er wird sie so gestalten, wie er es für richtig hält. Es dauert nicht lange, bis er Pike gebrochen hat. Um genau zu sein, bricht er ihm die Nase, denn mein Bruder ist altmodisch und hat eine Vorliebe für Schlagringe.
„Deine Folgsamkeit wird dich nicht retten, aber sie wird bestimmen, wie schnell dein Tod sein wird. Mir persönlich ist das so oder so egal“, knurrt Jake. „Sag mir, was Rex über Luna weiß und wer ihn mit diesen Informationen versorgt.“
Endlich macht Pike den Mund auf. „Mein Bruder bekommt seine Informationen von einem der Wärter im Gefängnis. Ich habe verdammt noch mal keine Ahnung, von wem.“ Pike verzieht die Lippen zu einem Grinsen, wobei Blut aus seinem Mund tropft. „Außerdem wurde Rex vor zwei Tagen entlassen. Es hat sich herausgestellt, dass die Behörden seine Schlampe gar nicht brauchen. Die Anklage gegen meinen Bruder wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.“
„Scheiße“, zische ich. Pike stößt ein höhnisches Lachen aus, das an meinen Nerven zerrt. Je mehr der Kerl sagt, desto stärker wächst in mir der Wunsch, sein wertloses Leben zu beenden.
„Ihr Arschlöcher seid so was von erledigt. Mein Bruder wird nicht aufhören, bis er bekommt, was er will. Und aus welchem Grund auch immer, will er diese taube Tussi. Ich weiß nicht, was er mit der Hure vorhat.“ In dem Moment, in dem Pike die Worte über die Lippen kommen, stürze ich mich auf ihn und schlage auf ihn ein. Nachdem ich ihm mehrmals die Faust ins Gesicht gerammt habe, beruhige ich mich wieder und stehe auf. Es ist nicht meine Aufgabe, ihn umzubringen.
Pike atmet ein paarmal tief durch und spuckt zwei Zähne auf den Boden des Kellers. „Rex ist hinter ihr her. Er wird nicht aufhören, bis er zurückbekommt, was ihm gehört“, keucht Pike.
Ich blicke auf den erbärmlichen Wichser herab und blaffe: „Er wird Luna nie wieder anrühren. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich deinen Bruder direkt zu dir in die Hölle schicken werde.“ Da ich sonst nichts mehr zu sagen habe, werfe ich Jake einen flüchtigen Blick zu und verlasse dann den Keller. Fender und Kiwi folgen mir auf dem Fuße. Gerade als ich die oberste Treppenstufe erreiche, ertönt ein Schuss. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan - im Stil der Kings.
Früh am nächsten Morgen haben sich die Kings vor dem Clubhaus versammelt, um uns zu verabschieden. Luna steht etwas abseits bei Sofia, während Jake und seine Männer uns die Hände schütteln. „Es war wirklich schön, dich zu sehen, Bruder“, sagt Jake. „Unter anderen Umständen wäre es mir zwar lieber gewesen, aber daran lässt sich nichts ändern.“
„Es hat mich auch gefreut, Mann“, erwidere ich und steige auf mein Motorrad. „Ich will euch alle in nächster Zeit in New Orleans sehen, verstanden? Wir werden euch zeigen, wie wir Cajuns feiern.“
„Wir werden euch bald besuchen, Bruder. Du hast mein Wort“, verspricht Jake.
Ich wende mich von Jake ab und sehe zu Luna hinüber, die Sofia gerade umarmt. Als sie den Kopf zurückzieht, begegnet sie meinem Blick. „Bist du bereit, Baby?“, frage ich und strecke ihr eine Hand entgegen. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, kommt Luna auf mich zu, ergreift meine Hand und steigt auf.
Ich bin wirklich am Arsch.
Zum Abschied hebe ich die Hand zum Salut, bevor ich mit meinen Brüdern durch das Tor fahre. Ich drehe den Kopf zur Seite, damit Luna mein Gesicht sehen kann.
Indem ich die Hand hebe, Daumen und Zeigefinger abspreize, beide Finger zusammenführe und gleichzeitig die Hand von mir strecke, mache ich die Gebärde für nach Hause, woraufhin Luna mir ein warmherziges Lächeln schenkt.
Ja. Mein Mädchen kommt mit mir nach Hause.


Luna

Wir sind seit mehreren Stunden unterwegs und langsam spüre ich die Auswirkungen der Fahrt. Ich sitze erst zum zweiten Mal auf einem Motorrad. Beim ersten Mal hatten die Kings mich gerade aus dem Sägewerk gerettet. Ich war zwar einige Monate mit Rex zusammen, aber er hat mich nie mit auf eine Spritztour genommen. Zugegebenermaßen hatte ich auch kein Interesse daran. Ich hatte immer zu viel Angst, aber überraschenderweise ist es überhaupt nicht unangenehm, bei Riggs mitzufahren. Während der ersten dreißig Minuten war ich ziemlich verkrampft, aber mit der Zeit entspannte ich mich. Ohne Zweifel war Riggs dankbar, als ich meinen Griff um seinen Oberkörper endlich etwas lockerte. Während ich so dicht hinter Riggs sitze, steigt mir der holzige Duft seines Eau de Cologne in die Nase, in den sich sein ganz persönliches Aroma und der Geruch von Motoröl mischt. Ich gebe es nur ungern zu, aber der Duft gefällt mir. Sehr sogar.
Als er um eine Kurve biegt, öffne ich die Augen und hebe den Kopf von seinem Rücken. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie dicht ich mich an ihn geschmiegt habe. Sofort drücke ich den Rücken durch und versuche, ein paar Zentimeter Abstand zwischen uns zu bringen. Als wir vor einem Imbiss parken, stellt Riggs den Motor ab und reicht mir die Hand. Auf wackeligen Beinen steige ich ab.
Er wendet sich mir zu. „Hast du Hunger?“ Just in diesem Moment knurrt mein Magen. Offenbar hat Riggs den Laut gehört, denn er verzieht die Lippen zu einem Grinsen und ich erröte.
Er wirft einen Blick über meine Schulter und nickt Kiwi und Fender zu, die ihre Motorräder ebenfalls geparkt haben und auf uns zukommen. Ohne zu zögern, ergreift Riggs meine Hand und führt mich ins Restaurant. Kaum sind wir durch die Tür getreten, ziehen wir die Aufmerksamkeit sämtlicher Gäste auf uns. Mir ist unbehaglich zumute und ich fühle mich verletzlich, wenn ich derart unverhohlen angestarrt werde. Ich habe jedes Mal das Gefühl, als könnten die Leute durch mich hindurchsehen und all meine Makel erkennen. Mir ist klar, dass so etwas nicht möglich ist, aber ich ziehe es vor, nicht aufzufallen. Im Moment ist das allerdings kaum möglich, denn ich bin in Begleitung von drei Bikern, die sich von all den Blicken scheinbar nicht beeindrucken lassen. Wahrscheinlich sind sie die Aufmerksamkeit gewohnt. Sie sind nicht nur groß gewachsen und tragen Kutten eines Motorradclubs, obendrein sind sie verdammt attraktiv.
Riggs zerrt an meiner Hand und geht an einem Tisch mit einem älteren Ehepaar vorbei, das uns argwöhnisch beäugt. Kiwi und Fender folgen uns. Riggs macht an einer leeren Nische halt und bedeutet mir mit einer Geste, mich zu setzen. Ich folge seiner Aufforderung und er lässt sich neben mir auf den Sitz gleiten, während Kiwi und Fender uns gegenüber Platz nehmen. Kurz darauf kommt die Kellnerin und reicht uns die Speisekarte. Mir entgeht nicht, dass sie dem Mann neben mir schöne Augen macht und dezent die Vorderseite ihrer Uniform nach unten zieht, als wolle sie ihre großen Brüste als Vorspeise präsentieren. Als sie sich vorstellt, übersetzt Riggs ihre Worte für mich in Gebärdensprache. „Hallo, ich heiße Becky und bin Ihre Kellnerin. Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“
Becky schafft es tatsächlich, mich noch mehr zu verärgern, als sie beim Anblick des großen, gutaussehenden Bikers, der der Gebärdensprache mächtig ist, sichtlich ins Schwärmen gerät. In ihren Augen trägt seine Fähigkeit, mit Gehörlosen zu kommunizieren, wohl enorm zu seiner Attraktivität bei. Scheinbar bin ich nicht in der Lage, meinen Missmut zu verbergen, denn im nächsten Moment sehe ich, wie Kiwis Schultern vor Lachen beben. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Kellnerin richte, kann ich sehen, dass sie weniger erfreut von meiner Reaktion ist.
Verdammt! Ich hoffe, sie spuckt mir nicht ins Essen.
Ich ignoriere sie jedoch und gebärde: „Ich hätte gern eine Cola, bitte.“ Riggs gibt meine Bestellung an Becky weiter. Nachdem sie auch die Wünsche der anderen entgegengenommen hat, geht sie wieder hinter den Tresen. Mir entgeht nicht, dass sie dabei betont die Hüfte schwingen lässt.
Du hast es wohl nötig.
Ich weiß nicht, warum ihr kokettes Gehabe mich so sehr stört, immerhin sind Riggs und ich kein Paar. Er ist nicht mehr als ein herrischer, überheblicher Babysitter. Und ich bin nur ein Mädchen, das man ihm aufs Auge gedrückt hat, weil er seinem Club einen Gefallen erweist.
Ich schiebe diese Gedanken jedoch beiseite, wende mich Riggs zu und tippe ihm auf die Schulter. Als er mich ansieht, sage ich: „Ich muss auf die Toilette.“ Mit einem Nicken steht er auf und ich rutsche an die Kante. Ich warte, dass er beiseitetritt, um mir Platz zu machen, doch er scheint nicht die Absicht zu haben, sich von der Stelle zu rühren. Gezwungenermaßen drücke ich mich an ihm vorbei, wobei ich mit den Brüsten seinen Arm streife. Bei der Berührung durchzuckt mich ein Kribbeln und mir stockt der Atem. Ich begegne seinem Blick und erkenne einen feurigen Ausdruck in seinen Iriden, während seine Pupillen geweitet sind. Das Blau in seinen Augen scheint in diesem Moment noch stechender als sonst zu sein. Eine elektrisierende Spannung herrscht zwischen uns, als wir einander anstarren. Ich werfe einen Blick auf die anderen beiden Männer und sehe, dass Fender den Kopf fragend zur Seite geneigt hat, als versuche er, sich einen Reim auf die Situation zu machen.
Mir geht es nicht anders.
Kiwi hingegen grinst wie ein Honigkuchenpferd. Plötzlich fühle ich mich überfordert und völlig verwirrt, also ducke ich mich und mache mich auf den Weg zur Damentoilette.
Als ich fertig bin, verlasse ich die Kabine und gehe zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen. Ich stütze mich mit den Händen auf dem Waschtisch ab und betrachte mein Gesicht im Spiegel. Ich sehe furchtbar aus. Meine Haare sind vom Wind zerzaust und ich habe dunkle Ringe unter den Augen. Kopfschüttelnd spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht und fahre dann mit den Fingern durch meine langen blonden Haare, um sie etwas zu bändigen, bevor ich sie zu einem Zopf flechte und mit einem Haargummi aus meiner Tasche fixiere. Zufrieden trockne ich mir die Hände ab, werfe das Papierhandtuch in den Mülleimer und verlasse das Bad. Im Flur wartet Riggs bereits auf mich.
„Ich wollte nur nach dir sehen und mich vergewissern, dass du dich nicht durch die Hintertür hinausschleichst.“
„Und ich habe dir gesagt, dass ich nicht mehr Reißaus nehmen werde.“
„Ich weiß, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.“
„Wenn du meinst“, erwidere ich nur und gehe dann mit versteinerter Miene zurück ins Restaurant, wobei er dicht hinter mir bleibt. Als ich zu unserer Nische zurückkehre, steht unser Essen bereits auf dem Tisch. Scheinbar hat Riggs für mich bestellt, während ich auf der Toilette war. Nachdem ich Platz genommen habe, hebe ich das Brötchen meines Burgers an und stelle zufrieden fest, dass er mit Champignons und Schweizer Käse belegt ist. Lecker. Genüsslich beiße ich hinein und gebe ein leises Stöhnen von mir, als das Aroma meine Geschmacksknospen kitzelt. Ich genieße gutes Essen und wenn ich Hunger habe, lege ich keinen Wert auf damenhafte Manieren. Ich lege den Burger zurück auf den Teller, greife nach dem Ketchup und gebe eine ordentliche Portion auf meine Pommes. Dann nehme ich den Senf und wiederhole den Vorgang. Zufrieden mit dem ausgewogenen Verhältnis der beiden Saucen, nehme ich drei Pommes auf einmal und schiebe sie mir in den Mund. Das mache ich noch zwei weitere Male, bevor ich meinen Hamburger wieder in die Hand nehme und einen weiteren großzügigen Bissen esse. Plötzlich bemerke ich, dass drei Augenpaare auf mich gerichtet sind, und schaue von meinem Teller auf. Riggs, Fender und Kiwi starren mich an. „Was ist los?“, frage ich.
Riggs grinst und schüttelt den Kopf. „Nichts, Baby.“
Mir wird bewusst, dass ich mich wahrscheinlich wie ein Schwein über meine Mahlzeit hergemacht habe. Sofort steigt mir die Röte in die Wangen und ich senke den Blick, wobei ich mir die Serviette vom Tisch schnappe und mir den Mund abwische. Riggs legt einen Finger an mein Kinn und hebt es an, damit ich seinem Blick begegne. „Ich habe mich nicht über dich lustig gemacht, Baby. Es macht Spaß, dir beim Essen zuzusehen. Mir gefällt das sexy Stöhnen, das du von dir gibst.“
Heilige Scheiße! Gerade dachte ich noch, dass die Farbe meiner Wangen sich nicht verdunkeln könnte, doch ich habe mich geirrt.
„Iss“, ermutigt Riggs mich und zeigt mit einem Nicken auf meinen Burger. Lächelnd mache ich mich wieder über meine Mahlzeit her. Als ich gerade den letzten Bissen verdrückt habe und den Teller von mir schiebe, kommt die Kellnerin zurück. Mit einem Lächeln legt sie die Rechnung auf den Tisch, reißt dann eine Seite aus ihrem Notizblock und schiebt sie Riggs zu. Dabei blickt sie ihm direkt in die Augen. Mir krampft sich der Magen zusammen, als er die Telefonnummer einsteckt und Becky mich mit einem überheblichen Schmunzeln bedenkt.
Bitch.
Sie strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, als sie zurück hinter den Tresen schlendert und einige andere Gäste bedient.
Riggs steht auf, schnappt sich die Rechnung und reicht mir die Hand. Ich begegne seinem Blick, mustere dann seine ausgestreckte Hand und sehe wieder zu ihm auf. Statt sie zu ergreifen, recke ich nur das Kinn in die Höhe. Als ich den Anflug eines Lächelns hinter seinem Bart erkennen kann, werde ich wütend.
Arschloch.
Ich folge ihm an den Tresen, überlege es mir dann aber anders. Da ich nicht in der Stimmung bin, ihn beim Flirten mit der Kellnerin zu beobachten, dränge ich mich an ihm vorbei. Ich komme gerade einmal zwei Schritte weit, als er einen Arm um meine Taille schlingt und mich an seine Seite zieht. Das Lächeln auf Beckys Lippen erstirbt. Sie nimmt die Rechnung und das Bargeld entgegen, legt es in die Kasse und reicht ihm das Wechselgeld. Ich verschränke die Arme vor der Brust und warte, bis die beiden fertig sind. Neben der Kasse steht ein Trinkgeldglas und ich frage mich, wie viel Riggs wohl für Beckys Service bezahlen wird. Statt jedoch das Wechselgeld hineinzuwerfen, steckt er es in seine Tasche. Daraufhin zieht er ein Stück Papier aus der Vordertasche seiner Kutte. Es ist der Zettel, auf den Becky ihre Nummer notiert hat. Riggs wirft ihn in das Trinkgeldglas und hebt die Hände, um zu gebärden. „Meinem Mädchen hat dein Annäherungsversuch nicht gefallen. Ich gebe dir einen guten Rat: Bei der Arbeit solltest du nicht mit Männern flirten. Vor allem nicht, wenn der Kunde mit seiner Frau hier ist. Das ist unhöflich.“ Mit diesen Worten wendet er sich von Becky ab, die mittlerweile sichtlich verärgert ist. Ich stehe einfach nur fassungslos da. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, legt Riggs eine Hand auf meinen Rücken und führt mich aus dem Restaurant.
Auf dem Parkplatz sitzen Kiwi und Fender bereits auf ihren Motorrädern und rauchen eine Zigarette. Sie wechseln ein paar Worte mit Riggs, während ich mir meinen Helm von seinem Bike schnappe. Riggs wendet sich mir zu. „Wir werden noch ein paar Stunden fahren und irgendwo übernachten.“
„In Ordnung“, erwidere ich.
Riggs steigt auf seine Maschine und sieht mich erwartungsvoll an. Ich werfe einen Blick über die Schulter auf Kiwi und Fender und drehe mich dann wieder zu Riggs um. „Soll ich zu Abwechslung bei einem der anderen Jungs mitfahren, um dir eine Pause zu gönnen?“
Riggs’ Miene verhärtet sich. „Nein.“ Er macht sich nicht die Mühe, die Gebärdensprache zu benutzen, doch das ist auch nicht nötig, denn ich habe ihn problemlos verstanden. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter, lege eine zittrige Hand auf seine Schulter und sitze hinter ihm auf. Wenn ich geahnt hätte, dass ich ihn mit meiner Frage derart verärgern würde, hätte ich den Mund gehalten. Ich dachte nur, es wäre vielleicht angenehmer für ihn, wenn ich nicht ständig die Arme um ihn geschlungen hätte.
Während der ersten dreißig Minuten Fahrt bemühe ich mich, etwas Abstand von ihm zu halten, aber schon bald gebe ich auf und rutsche näher heran, wobei ich meine Arme fest um seine Taille schlingen. Der Mann übt eine starke Anziehungskraft auf mich aus, der ich mich einfach nicht entziehen kann. Es hat den Anschein, als würde mein Körper seine Wärme förmlich suchen. Ich schmiege meine Wange an die Lederkutte an seinem Rücken, schließe die Augen und atme seinen berauschenden Duft ein, während ich mir den Wind um die Nase wehen lasse. Als Riggs eine große Hand über meinen Schenkel gleiten lässt, muss ich unwillkürlich lächeln.
Die Dunkelheit ist vor über einer Stunde hereingebrochen und die Temperaturen sind um einige Grad gesunken. Ich trage eine Jeans und ein kurzärmeliges T-Shirt, das mich nicht sonderlich warm hält, daher beginne ich nach einer Weile, zu zittern. Riggs bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt und gibt Kiwi und Fender ein Handzeichen, anzuhalten. Er fährt an den Straßenrand, stellt den Motor ab und steigt von seinem Bike. Dann streift er seine Kutte ab und hängt sie an den Lenker, bevor er sein jagdgrünes langärmliges Thermohemd auszieht. Darunter trägt er lediglich ein schwarzes Shirt. „Arme hoch, Baby“, befiehlt er.
Ich hebe meine zitternden Hände und frage: „Was ist mit dir?“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Und jetzt Arme hoch.“
Ich beschließe, nicht zu widersprechen, und lasse mir von Riggs das Hemd über Kopf und Arme ziehen. Augenblicklich werde ich von seiner wohligen Wärme umhüllt. Ohne darüber nachzudenken, packe ich die Vorderseite seines Shirts, führe den Stoff an meine Nase und atme mit geschlossenen Augen seinen Duft ein. Als ich die Lider wieder öffne, hat Riggs die Nasenflügel gebläht, während in seinen Iriden ein begieriges Feuer lodert. Verlegen senke ich den Blick.
Riggs schnappt sich seine Kutte vom Lenker und wendet sich dann wieder mir zu, wobei er sich scheinbar frustriert mit der Hand durch den Bart fährt. Sofort werde ich unsicher und befürchte, dass ich ihn aufs Neue verärgert haben könnte. Nervös zupfe ich an seinem Hemd herum und weiche seinem Blick aus. Dann schaue ich vorsichtig durch meine Wimpern hindurch zu ihm auf, als er einen Schritt auf mich zutritt. Er stützt eine Hand auf den Tank und die andere hinter mir auf den Sitz, wobei er sich zu mir vorbeugt. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich kann problemlos von seinen Lippen ablesen, als er verkündet: „Bald, Mon Tresor. Es ist unausweichlich.“ Mir stockt der Atem und ich lasse den Blick von seinen Lippen zu seinen blauen Augen und dann wieder zurück zu seinem Mund gleiten. Bei der Vorstellung, ihn zu küssen, beiße ich mir unwillkürlich auf die Unterlippe. Riggs baut sich zu seiner vollen Größe auf und wirft mir einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten kann, bevor er wieder auf sein Motorrad steigt.

Eine Stunde später halten wir auf dem Parkplatz eines Hotels. Riggs sagt etwas zu Fender, der sich sofort auf den Weg ins Gebäude macht. Ein paar Minuten später kommt er mit zwei Schlüsselkarten zurück, von denen er eine Riggs reicht. Die Männer schnallen ihr Gepäck von ihren Motorrädern ab, wobei Riggs mir meine Tasche reicht. Dann ergreift er meine Hand und führt mich eine Treppe hinauf. Ich werfe einen Blick über die Schulter und sehe, dass Kiwi und Fender in einem Zimmer im Erdgeschoss verschwinden. Plötzlich dämmert mir, dass Fender nur zwei Schlüsselkarten besorgt hat. Ich bleibe abrupt stehen und entziehe mich Riggs’ Griff. Als er sich mir zuwendet, frage ich: „Bekomme ich denn nicht mein eigenes Zimmer?“
Riggs wirft mir einen gelangweilten Blick zu und äußert einmal mehr sein Lieblingswort: „Nein.“ Ich habe keine andere Wahl, als ihm zu folgen, als er erneut meine Hand ergreift und weitergeht. Im Zimmer gibt er mir zu verstehen, dass ich vor ihm duschen kann, und ich nehme das Angebot dankbar an. Nach einem langen Tag auf der Straße fühle ich mich schmutzig. Ich schnappe mir meine Sachen, gehe direkt ins Badezimmer und schließe die Tür ab. Dann stelle ich meine Tasche auf dem Waschtisch ab und hole eine Schlafshorts und ein Top heraus. Da ich nur das Nötigste mitnehmen konnte, musste ich meine Haarpflegeprodukte zurücklassen. Aber das Hotel stellt glücklicherweise kleine Fläschchen Shampoo und Spülung zur Verfügung. Nachdem ich geduscht habe, ziehe ich mich an und bürste mir die Haare, wobei ich beschließe, sie offen zu lassen.
Ich öffne die Tür und mir steigt sofort der Duft von chinesischem Essen in die Nase. Riggs steht mit dem Rücken zu mir und verteilt die Mahlzeit auf dem Tisch vor dem Fenster. Offenbar hat er gespürt, dass ich hinter ihm bin, denn er dreht sich zu mir um und betrachtet mich von Kopf bis Fuß. Dabei entgeht mir nicht der begierige Ausdruck in seinen Augen. Ich habe Schmetterlinge im Bauch und bin plötzlich nervös, weil wir uns ein Zimmer teilen, in dem ein einziges großes Bett steht. Als er mich scheinbar zur Genüge gemustert hat, sagt er: „Ich habe Kiwi gebeten, uns etwas zu essen zu besorgen.“
Da ich zu hungrig bin, um mir über die Schlafmöglichkeiten den Kopf zu zerbrechen, setze ich mich zu Riggs an den Tisch, wo wir in angenehmem Schweigen unsere Mahlzeit verspeisen. Irgendwann habe ich mir den Magen so vollgeschlagen, dass mir die Augenlider fast zufallen. Ich stehe auf, schnappe mir eine Decke vom Fußende des Bettes und trotte zu einem Sessel in der Ecke. Er sieht zwar nicht sonderlich bequem aus, aber ich werde auf keinen Fall das Bett mit Riggs teilen. Ich lasse mich auf den Sessel fallen, ziehe die Beine an die Brust und kuschle mich in die Decke. Kaum habe ich die Augen geschlossen, spüre ich zwei starke Arme, die mich hochheben. Ich schrecke auf und schlinge unwillkürlich die Arme um Riggs’ Nacken. Behutsam bettet er mich auf die Matratze. „Ich werde jetzt duschen gehen. Wenn ich zurückkomme, liegst du hoffentlich noch im Bett.“ Mit diesen Worten dreht er sich um, schlendert ins Bad und schließt die Tür, ohne mir die Möglichkeit zu geben, etwas zu erwidern.
Was zum Teufel soll das?
Ich verschränke die Arme vor der Brust und richte mich auf. Dieser Mann raubt mir noch den letzten Nerv. Irgendwann kommt Riggs nur mit einer grauen Jogginghose bekleidet aus dem Bad zurück, während ich immer noch missmutig dort sitze, wo er mich abgesetzt hat. Er mustert mich mit einem belustigten Gesichtsausdruck. „Du bist süß, wenn du schmollst, Baby.“
„Ich schmolle nicht“, antworte ich.
Doch, ich schmolle.
Als Riggs den Kopf schüttelt, verdrehe ich die Augen und beschließe, dass ich viel zu erschöpft bin, um seinetwegen Schlaf zu verlieren. Ich recke das Kinn in die Höhe und rücke an den Rand des Bettes, dann reiße ich die Decke an mich und drehe ihm den Rücken zu. Unauffällig werfe ich einen Blick über die Schulter und betrachte seine schlanke Gestalt, seinen Waschbrettbauch und die feinen Härchen, die in einer dünnen Spur von seiner Brust über seinen Bauch verlaufen und schließlich unter dem Bund seiner Jogginghose verschwinden. Anschließend mustere ich die bunten Tattoos, die seinen ganzen rechten Arm und seine Schulter bedecken. Als ich den Blick wieder hinauf zu seinem Gesicht gleiten lasse, zwinkert er mir wissend zu.
Ertappt.
Ich schnappe mir eines der vier Kissen und platziere es in der Mitte. Dann ziehe ich mir die Decke bis zu den Schultern hoch und stoße ein Seufzen aus. Eine Sekunde später löscht Riggs das Licht und ich spüre, wie die Matratze sich absenkt, als Riggs sich neben mich legt. Eine Brise weht über meine Haut, als Riggs die Bettdecke anhebt, das Kissen zwischen uns herauszieht und es auf den Boden wirft. Dann schlingt er einen starken Arm um meine Taille, zieht mich mit dem Rücken an seine harte Brust und legt ein Bein über meinen Schenkel. Überrascht stockt mir der Atem und ich versteife mich. Ich habe keine Ahnung, was für ein Spiel dieser Mann mit mir treibt, aber ich werde mich nicht darauf einlassen. Auf keinen Fall sollte ich Gefühle für ihn entwickeln oder mich so einfach von ihm flachlegen lassen. Ich reiße mich aus meiner momentanen Benommenheit und versuche, mich seinem Griff zu entziehen, was jedoch nur dazu führt, dass er seine Arme noch fester um mich schlingt. Irgendwann wird mir klar, dass er mich nicht loslassen wird, also gebe ich auf. Offenbar spürt Riggs, dass ein Teil der Anspannung von mir abgefallen ist, denn er schiebt seine Hand unter mein Hemd und beginnt, seine Finger direkt unter meinem Bauchnabel kreisen zu lassen. Bei der Bewegung entspanne ich mich vollends und meine Augenlider werden schwer. Bevor der Schlaf mich übermannt, spüre ich noch seine warmen Lippen an meinem Hals.
Am nächsten Morgen öffne ich die Augen und stelle fest, dass ich mein Gesicht in jemandes Nacken vergraben habe. Dieser Jemand ist Riggs. Allerdings ist das nicht der Grund warum ich plötzlich in Verlegenheit gerate.
Nein.
Am liebsten würde ich im Erdboden versinken, weil ich meine Brust an ihn geschmiegt habe, während meine Hand buchstäblich in seiner Jogginghose steckt.
An. Seinem. Hintern.
Oh mein Gott! Ich habe Riggs im Schlaf begrapscht. Vielleicht kann ich meine Hand herausziehen, ohne ihn zu wecken. Er würde nie davon erfahren.
Leider habe ich nicht so viel Glück. Nachdem ich meine Hand behutsam von seinem Hintern gezogen und mich vorsichtig von ihm gelöst habe, will ich mich gerade aus dem Bett rollen, als ich in ein paar strahlend blaue Augen blicke. Riggs verzieht die Lippen zu einem Grinsen und zeigt dabei seine weißen Zähne. „Hast du schon genug davon, meinen Hintern zu begrapschen, Baby?“
„Ich habe dich nicht begrapscht.“
„Doch, das hast du. Du hattest die ganze Nacht deine Hand in meiner Hose.“
Ich will gerade die Hand heben, um etwas zu erwidern, doch mir fehlen die Worte. Sein Grinsen wird noch breiter. „Hör schon auf“, gebärde ich, steige aus dem Bett und stapfe ins Bad.

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