Safe Harbor: Darkest Glory: Ich will nur dich

Er­schie­nen: 02/2018
Serie: Safe Har­bor
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance
Zu­sätz­lich: Mil­lio­närs­roman­ze

Lo­ca­ti­on: USA, At­lan­tic City, New York City

Sei­ten­an­zahl: 452


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-338-5
ebook: 978-3-86495-339-2

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Er­hält­lich bei u.a.:

und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Safe Harbor: Darkest Glory: Ich will nur dich


In­halts­an­ga­be

Ein Mord­ver­such auf die Es­cort­da­me Oli­via She­pard bringt diese dazu, den ver­hass­ten Job an den Nagel zu hän­gen. Gleich­zei­tig er­rich­tet sie me­ter­ho­he Schutz­mau­ern um sich. Mau­ern, die noch Jahre spä­ter kaum zu durch­drin­gen sind - bis Kane Tribe in ihr Leben stol­pert.

Der ver­bo­ten heiße Fi­nanz­in­ves­tor teilt nicht nur ihre Lei­den­schaft für schnel­le Autos, son­dern kratzt au­ßer­dem mit all sei­nem be­tö­ren­den Charme an ihrer be­ton­har­ten Fas­sa­de. Ohne seine Ziel­stre­big­keit wäre er nicht der er­folg­rei­che Ge­schäfts­mann, der er ist: Sein neues Ziel? Oli­vi­as Herz!

Doch als Oli­via be­ginnt, ihm zö­ger­lich ihr Ver­trau­en zu schen­ken und sich für ihn zu öff­nen, muss sie er­fah­ren, dass selbst der schnells­te Flucht­wa­gen nicht reicht, um ihrer düs­te­ren Ver­gan­gen­heit zu ent­kom­men.

Plötz­lich scheint sie alles zu ver­lie­ren, dabei woll­te sie nur eins – end­lich wie­der lie­ben.

Teil 1 der "Safe Har­bor"-Se­rie. 

Über die Au­to­rin

Che­ryl Kings­ton wurde 1990 ge­bo­ren und lebt ge­mein­sam mit ihrem Mann und drei Hun­den in einer klei­nen nord­rhein-west­fä­li­schen Stadt. Groß­stadt Luft hat sie wäh­rend ihres Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Mul­ti­me­dia­ma­nage­ment­stu­di­um schnup­pern kön­nen, ist aber eher der Typ für ro­man­ti­sche Idyl­le. Be­reits in ihrer frü­hen Kind­heit hat...

Wei­te­re Teile der Safe Har­bor Serie

Le­se­pro­be

XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look

Mit einem Sta­pel Co­mics unter dem Arm und einem ex­tra­gro­ßen und ex­trastar­ken Kaf­fee in der Hand be­tre­te ich den Co­mi­cla­den, in dem einer mei­ner Lieb­lings­co­mic­zeich­ner heute Si­gnier­stun­de hat und gleich­zei­tig sein neu­es­tes Werk vor­stel­len wird.
Die Schlan­ge ist noch ver­hält­nis­mä­ßig kurz, das wird sich aber mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit in­ner­halb der nächs­ten hal­ben Stun­de än­dern. Bei sol­chen Ver­an­stal­tun­gen soll­te man früh dran sein, an­sons­ten wird das Ganze schnell zu einem sehr lan­gen Ver­gnü­gen.
Ich nippe an mei­nem immer noch viel zu hei­ßen Kaf­fee und be­trach­te die Per­so­nen vor mir in der Schlan­ge. Nur ganz knapp kann ich...

...​verhin­dern, dass ich mich ver­schlu­cke, denn mir fällt ein per­fekt ge­form­ter Ap­fel- nein, Bir­nen-Po ins Auge. Er streckt sich mir ent­ge­gen. Fast schon, als würde er schrei­en: „Greif nach mir! Streich­le mich, küss mich!“, wäh­rend die da­zu­ge­hö­ri­ge Dame sich re­gel­recht kopf­über über ihre über­gro­ße Ta­sche beugt und sehr in­ten­siv nach ir­gend­et­was kramt.
Bin ich ein Schwein, wenn ich hoffe, sie fin­det nie­mals, was auch immer sie ge­ra­de sucht?
Ich weiß, dass ich nicht star­ren soll­te und kann den­noch mei­nen Blick nicht ab­wen­den.
In der Regel ver­lau­fen sich heiße Bräu­te nicht in einen Co­mi­cla­den, und diese Dame ist of­fen­sicht­lich su­per­heiß! Bis­her sehe ich zwar nur ihre Kehr­sei­te und die in knal­len­gen Jeans­stoff ge­hüll­ten Beine, aber das reicht aus, um an al­ler­hand nicht ju­gend­freie Dinge zu den­ken. Soll­te ich etwa Glück haben und in­ner­halb von we­ni­ger als zwölf Stun­den gleich zwei po­ten­zi­el­le Traum­frau­en tref­fen?
Seuf­zend rich­tet sich be­sag­te Dame wie­der auf und mir fal­len ihre Haare ins Auge – helle, rote - fast schon kup­fer­blon­de Haare!
Noch bevor ich über­haupt nach­den­ken kann, sind mir die Worte ent­wi­chen: »Miss R8?«
Erst denke ich, dass sie mich nicht ge­hört hat, und will er­leich­tert aus­at­men, doch dann dreht sie sich zu mir um und die Welt bleibt ste­hen. Ja, ganz klar­grü­ne Augen – klee­blatt­grü­ne Augen!
»Ent­schul­di­gung, mei­nen Sie mich?« Für Se­kun­den wei­ten sich ihre Pu­pil­len, an­sons­ten deu­tet nichts dar­auf hin, dass sie mich wie­der­er­kannt hat.
Ich habe we­ni­ge Au­gen­bli­cke, um zu ent­schei­den, wel­che Schie­ne ich fah­ren soll, und ver­su­che es mit der char­man­ten, selbst­iro­ni­schen. »Ich ge­ste­he es mir nicht gerne ein, aber Sie haben mich letz­te Nacht ganz schön alt aus­se­hen las­sen.«
Sie ver­birgt ihre Ge­dan­ken per­fekt, und den­noch kann ich am Auf­blit­zen ihrer Augen er­ken­nen, dass sie über­legt, ob sie es leug­nen oder auf meine Avan­cen ein­ge­hen soll. »Der Mann, der nicht mit Kur­ven um­ge­hen kann.«
Was für ein be­rech­nen­des Biest. Sie weiß ganz genau, wie ich ihre Worte auf­fas­sen werde, und ge­nießt es. Wenn ich mich, oder viel­mehr mei­nen Kör­per, nicht unter Kon­trol­le be­hal­te, könn­te es pein­lich wer­den, eine Erek­ti­on ist ein­fach nicht ge­sell­schafts­fä­hig. Schei­ße, ich stehe auf schlag­fer­ti­ge Frau­en.
»Ich nehme nicht jede Kurve, die ich krie­gen kann«, ant­wor­te ich und will mich so­fort ohr­fei­gen – gaa­anz miese Ant­wort! Ich woll­te char­mant und nicht über­heb­lich klin­gen! Um mei­nen Faux­pas zu über­spie­len, schie­be ich ein Kom­pli­ment hin­ter­her. »Sie haben einen wun­der­schö­nen Wagen und kön­nen damit auf jeden Fall sehr gut um­ge­hen. Ich bin be­ein­druckt!«
Sie schmun­zelt. Ich habe mein Ziel er­reicht und ent­span­ne mich ein wenig.
»Zu­min­dest das mit dem Auto kann ich zu­rück­ge­ben«, ant­wor­tet sie, und ge­ra­de, als ich be­lei­digt sein will, zwin­kert sie mir zu.
»Zählt es, wenn ich sage, dass das meine erste län­ge­re Fahrt ge­we­sen ist und ich nicht ab­schät­zen konn­te, wie das Kur­ven­ver­hal­ten ist?«, frage ich mit einem Grin­sen und weiß ganz genau, dass ich dabei zwei Grüb­chen zeige, die mich spitz­bü­bisch aus­se­hen las­sen. Etwas, wor­auf die Frau­en ab­fah­ren.
»Nur ein schlech­ter Ver­lie­rer sucht nach Aus­re­den!«, ko­ket­tiert sie wei­ter.
»Sie wer­den es mir of­fen­sicht­lich nicht allzu leicht­ma­chen.«
»Was soll ich Ihnen denn leicht­ma­chen?«
»Genau das meine ich«, er­wi­de­re ich lä­chelnd. »Haben Sie einen Namen, Miss R8?«
»Ja, aber Miss R8 ge­fällt mir gut, zumal es mich daran er­in­nert, wie ich mir den Namen ver­dient habe.«
Die Si­gnier­stun­de hat be­gon­nen, und wir rut­schen in der Schlan­ge vor, was be­deu­tet, dass mir die Zeit da­von­läuft. »Okay, Miss R8, Sie sind eine wun­der­ba­re Au­to­fah­re­rin und lesen Co­mics. Soll­te ich noch etwas wis­sen, bevor ich Sie bitte, ihren Sieg von letz­ter Nacht bei einem Früh­stück mit mir zu fei­ern?«
»Viel­leicht, dass ich keine Co­mics lese und nicht mit Män­nern aus­ge­he, die schlech­ter Auto fah­ren als ich?«
Würde sie mich nicht immer wie­der mit die­sem um­wer­fen­den Lä­cheln be­loh­nen und her­aus­for­dernd an­fun­keln, würde ich sie als kratz­bürs­ti­ge Ziege be­zeich­nen, so aber hat das Spiel­chen durch­aus sei­nen ganz ei­ge­nen Charme.
»Sie tun schein­bar alles, um mein Ego zu ver­let­zen«, be­schwe­re ich mich. »Ich finde, ich habe einen Trost­preis ver­dient und Sie be­kom­men Ihren Haupt­preis in Form der Ein­la­dung. Au­ßer­dem muss ich un­be­dingt er­fah­ren, wes­halb ein Nicht–Comic–Fan an einem Sams­tag in der Früh hier steht und of­fen­sicht­lich etwas un­ter­zeich­nen las­sen möch­te.«
»Mit Wor­ten um­ge­hen kön­nen Sie, das muss ich Ihnen las­sen.«
»Kane, ich heiße Kane.«
»Okay, Kane, Sie sind si­cher nett und, wie es scheint, auch lus­tig, aber ich werde nicht mit Ihnen früh­stü­cken.«
»Warum nicht?«
»Ganz ein­fach, weil ich keine Dates habe – nie.« Sie rückt in der Schlan­ge an erste Stel­le und legt das Co­mi­cheft auf den Tisch. »Für Blair, bitte. B–L–A–I–R.«
Das ist also ihr Name? Er ge­fällt mir, aber sie sieht nicht wie eine Blair aus.
»Sie gehen also auch nicht mit einem Mann etwas essen?«
Sie dreht sich zu mir um und tät­schelt mir die Wange. Meine Haut krib­belt und ein er­reg­ter Schau­er fährt mir über den Rü­cken. »Es ist süß, wie hart­nä­ckig Sie sind, Kane, aber es bleibt bei einem Nein. Um es noch mal auf den Punkt zu brin­gen: Ich stehe nicht auf große Jungs mit Bil­der­buch­samm­lung und teu­rem Spiel­zeug­au­to, auch nicht, wenn sie char­mant und gut­aus­se­hend sind.«
Hat sie es ge­ra­de ge­schafft, mir ein Kom­pli­ment zu ma­chen und mich gleich­zei­tig zu be­lei­di­gen? Noch nie war ein Korb so sexy, aber vor allem frus­trie­rend.

 

Oli­via

Grin­send ver­las­se ich den Co­mi­cla­den und weiß dabei ganz genau, dass ich einen voll­kom­men ver­dat­ter­ten Mann zu­rück­las­se.
Kane ist wider Er­war­ten char­mant und selbst­iro­nisch, aber vor allem hart­nä­ckig ge­we­sen, so­dass es mir fast schon leid­tut, ihm einen Korb ge­ge­ben zu haben. Kurz bin ich ver­sucht, mir einen Kaf­fee an dem Stand vor dem Laden zu kau­fen, damit er die Chan­ce be­kommt, mich noch mal zu er­wi­schen, doch ich ent­schei­de mich schließ­lich da­ge­gen. Män­ner, vor allem Män­ner sei­nes Ka­li­bers, sind keine gute Idee, denn er­fah­rungs­ge­mäß be­deu­ten sie Ärger in Form von Herz­schmerz. Den­noch nehme ich mir vor, soll­te ich ihn ein drit­tes Mal tref­fen und soll­te er mich noch mal nach einem Date fra­gen, würde ich zu­min­dest einen Kaf­fee mit ihm trin­ken. Wer solch einen Korb ver­kraf­tet und hart­nä­ckig bleibt, hatte es viel­leicht doch ver­dient, dass ich mit ihm aus­ge­he. Oder etwa nicht?
Aber die Chan­ce, dass dies der Fall sein wird, ist ver­schwin­dend ge­ring. Ihn heute über­haupt noch mal ge­trof­fen zu haben, grenzt an ein Wun­der, zu­min­dest in einer so gro­ßen Stadt wie New York. Warum denke ich also über ein Was–wäre–Wenn nach?
Mit ge­misch­ten Ge­füh­len trete ich den Heim­weg an und schi­cke Blair ein Foto von dem Comic mit dem Au­to­gramm. Prompt kommt eine Ant­wort in Form eines Sel­fies mit einem Kuss­mund zu­rück. Ich muss grin­sen; we­nigs­tens eine Per­son hat heute Grund zur Freu­de.
Spon­tan ent­schei­de ich mich, nicht nach Hause zu fah­ren, son­dern einen Ab­ste­cher zum Bä­cker zu ma­chen und wäh­rend des Früh­stücks in mei­nem Lieb­lings­spa an­zu­ru­fen – in der Hoff­nung, dass ich kurz­fris­tig einen Ter­min für ein Ver­wöhn­pro­gramm be­kom­me. Das ist wahr­schein­lich genau das, was ich brau­che, um meine Ge­dan­ken zu klä­ren und für Mon­tag fit zu sein. Viel­leicht soll­te ich auch noch zum Fri­sör und ins Na­gel­stu­dio gehen?

***

Vor­sich­tig lasse ich mei­nen R8 in die Tief­ga­ra­ge rol­len und stel­le er­freut fest, dass ich kei­ner­lei Pro­ble­me habe, hin­ein­zu­fah­ren. Viel zu oft stehe ich vor dem Di­lem­ma, dass ich mit dem Front­blech auf dem Boden auf­kom­me. End­lich je­mand, der an tie­fer ge­leg­te Wagen ge­dacht hat.
Den wahr­schein­lichs­ten Grund dafür sehe ich prompt: Einer der Chefs fährt einen Bu­gat­ti. Meine Liebe zu Autos lässt mein Hös­chen feucht wer­den. Es muss ein un­glaub­li­ches Ge­fühl sein, so etwas sein Eigen nen­nen zu kön­nen oder auch nur fah­ren zu dür­fen.
Gleich­zei­tig hin­ter­lässt die Er­kennt­nis einen Zwie­spalt in mir. Soll ich mit ihm sym­pa­thi­sie­ren oder mich dafür wapp­nen, dass er wahr­schein­lich einer die­ser Kerle ist, die ihre Pe­nis­grö­ße durch Lu­xus­schlit­ten kom­pen­sie­ren müs­sen?
Neben dem Bu­gat­ti steht ein SUV, eben­falls ein teu­res Auto, aber keins, das über zwei Mil­lio­nen Dol­lar ge­kos­tet hat. An die­sen der bei­den Part­ner werde ich mich hal­ten müs­sen – zu­min­dest nach mei­nen bis­he­ri­gen Er­fah­run­gen mit Män­nern aus der Chef­eta­ge.
Ich strei­che mein grau­es Kleid glatt und rich­te die schwe­ren gol­de­nen Rei­hen mei­ner Kette. Kurz über­le­ge ich, ob ich mei­nen creme­far­be­nen Bla­zer an­zie­hen soll, lasse ihn letzt­lich je­doch auf dem Bei­fah­rer­sitz zu­rück und mache mich auf den Weg zu den Fahr­stüh­len.
Ich bin aus un­er­klär­li­chen Grün­den auf­ge­regt, und das trotz per­fek­ter Vor­be­rei­tung. Selbst die kurze Zeit in der engen Ka­bi­ne macht mich ver­rückt. Ich will es mir nicht ein­ge­ste­hen, aber ich bin un­glaub­lich neu­gie­rig, wer mich gleich er­war­tet.
Man soll­te mei­nen, es gäbe Fotos von den Grün­dern in der Fir­men­vi­ta, die exis­tie­ren je­doch nicht. Eben­so wenig ge­naue­re An­ga­ben in Bezug auf sie. Mein bis­he­ri­ger Kon­takt war aus­schließ­lich Asher Knight. Ich hoffe in­stän­dig, dass ihm nicht der Bu­gat­ti ge­hört. Am Te­le­fon wirk­te er sym­pa­thisch, und das könn­te mein po­si­ti­ves Bild über ihn mög­li­cher­wei­se zer­stö­ren.
Mit einem Ping öff­net sich die Fahr­stuhl­tür und ich be­tre­te eine große Ein­gangs­hal­le. Mir ist nicht be­wusst ge­we­sen, dass T. Knight – Mo­tors das ganze Ge­bäu­de um­fasst. Was mich zu mei­ner nächs­ten Frage bringt: Warum zur Hölle stim­men bis­he­ri­ge Me­di­en­auf­trit­te und Rea­li­tät so wenig über­ein? Wenn man von T. Knight liest oder hört, könn­te man an­neh­men, es wäre eine Hin­ter­hof­fir­ma, aber die­ses Ge­bäu­de ist ein re­gel­rech­ter Pa­last.
Äu­ßer­lich lasse ich mir nichts von mei­ner Ir­ri­tie­rung an­mer­ken und gehe selbst­be­wusst und ziel­stre­big zur Emp­fangs­da­me.
»Guten Mor­gen, Miss She­pard, Sie wer­den be­reits er­war­tet«, be­grüßt sie mich, noch bevor ich etwas sagen kann, und bringt mich damit völ­lig aus dem Kon­zept.
»War neun Uhr nicht rich­tig?« Und woher weiß sie, dass ich Oli­via She­pard bin, frage ich mich grü­belnd, werde dar­auf aber wahr­schein­lich nie­mals eine Ant­wort be­kom­men.
»Doch, doch, Mr. Knight merk­te bloß be­reits an, dass Sie über­pünkt­lich sein könn­ten, und bat mich, Sie so­fort zu ihm zu brin­gen.«
»Sehr gut.« Wort­los folge ich ihr zu einer wei­te­ren Reihe von Auf­zü­gen. Was für ein ver­rück­ter Mor­gen. Dass dies alles nur der An­fang eines ver­rück­ten Tages ist, werde ich im Laufe der nächs­ten Stun­den er­fah­ren.
»Eine von Mr. Knights An­ge­stell­ten wird Sie in Emp­fang neh­men und zu den Kon­fe­renz­räu­men brin­gen«, er­klärt sie mir und drückt den Knopf für die zwan­zigs­te Etage, bevor sie zu­rück­tritt und mich noch mal an­lä­chelt.
»Vie­len Dank«, ver­ab­schie­de ich mich und stehe im nächs­ten Mo­ment al­lein in der Ka­bi­ne. Bis der Fahr­stuhl hält und ich von einer wei­te­ren Dame be­grüßt werde, ver­geht wie­der eine ge­fühl­te Ewig­keit.
»Miss She­pard, schön, Sie zu sehen. Mr. Knight war­tet be­reits im Kon­fe­renz­saal auf Sie. Ich bin Maya. Falls ich in den nächs­ten Wo­chen etwas für Sie tun kann, scheu­en Sie sich nicht, mich an­zu­spre­chen.« Mit die­sen Wor­ten öff­net sie die glä­ser­ne Tür zum Raum und schubst mich re­gel­recht hin­ein.
Sie ist so schnell weg, dass ich mich noch nicht mal be­dan­ken kann. Mir bleibt all­ge­mein nicht viel Zeit, denn so­fort wird mir der große Mann mit den blon­den, viel zu lan­gen Haa­ren be­wusst. Trägt er etwa Jeans und T–Shirt? Und hat ein Slee­ve-Tat­too?
Für einen kur­zen Mo­ment bin ich ir­ri­tiert. Das ist Asher Knight, einer der bei­den CEOs?
Ich schät­ze, damit habe ich den SUV–Fah­rer ge­fun­den, denn bei sei­ner Größe, er ist um die zwei Meter groß, dürf­te es recht schwie­rig sein, in einem Sport­wa­gen be­quem zu sit­zen. Selbst auf mei­nen zwölf–Zen­ti­me­ter–Ab­sät­zen muss ich weit nach oben schau­en. »Mr. Knight, freut mich, nach den un­zäh­li­gen Te­le­fo­na­ten nun auch ein Ge­sicht vor Augen zu haben.« Selbst­be­wusst gehe ich auf ihn zu und rei­che ihm meine Hand.
»Miss She­pard, nen­nen Sie mich bitte Asher. Wir oder eher ge­sagt ich, nehme diese ganze er­zwun­ge­ne Eti­ket­te nicht so ernst, was Sie viel­leicht auch an mei­nem Out­fit er­ken­nen.«
»Oli­via.« Immer noch schüt­telt er meine Hand, nicht so lange, dass es un­an­ge­bracht wäre, den­noch län­ger als üb­lich.
»Oli­via, es steht Ihnen frei, eben­falls in Frei­zeit­klei­dung zu kom­men. Das bleibt Ihnen na­tür­lich selbst über­las­sen, aber die meis­ten be­vor­zu­gen lo­cke­re Klei­dung bei der Ar­beit. Unten bei den Mo­to­ren wäre ein Anzug zu un­prak­tisch.« Er grinst mich ver­schla­gen an. »Aber, wenn ich ehr­lich bin, habe ich eine grund­sätz­li­che Anzug–Pho­bie.«
Meine Mund­win­kel fan­gen an zu zu­cken, und ich be­gin­ne zu la­chen, ich kann es nicht kon­trol­lie­ren. »So, wie Sie das sagen, kann ich froh sein, dass Sie über­haupt etwas an­ha­ben.«
Asher nimmt eine Den­ker­po­se ein und grü­belt ge­spielt an­ge­strengt. »Wenn ich ab jetzt nur noch in Bo­xer­shorts zur Ar­beit er­schei­ne, werde ich trotz der lo­cke­ren Ar­beits­stim­mung ei­ni­ge Kla­gen wegen se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung be­kom­men.«
»Kommt drauf an, was Sie zu bie­ten haben, würde ich mei­nen«, ant­wor­te ich eben­so ver­schla­gen.
»Flir­ten Sie ge­ra­de mit mir, Oli­via?«
Ich sehe den Schalk in sei­nen Augen blit­zen und weiß, dass er, genau wie ich, nur einen Witz macht. »Ich habe bloß laut ge­dacht.«
»Ich mag Ihre Art zu den­ken.« Asher klatscht in die Hände. »Ich schät­ze, wir soll­ten das Ganze im Hin­ter­kopf be­hal­ten und mit dem Mee­ting be­zie­hungs­wei­se dem Brie­fing be­gin­nen.« Asher deu­tet auf den Platz ge­gen­über. »Mein Part­ner ar­bei­tet unten an sei­nem neu­es­ten Pro­jekt und lässt sich ent­schul­di­gen. Er kommt, so­bald ir­gend­ein Pro­blem an der Elek­tro­nik be­ho­ben ist.«
Ei­gent­lich soll­te ich Ver­ständ­nis zei­gen, tat­säch­lich är­ge­re ich mich je­doch über seine Ab­we­sen­heit. Als ob ich sei­ner Zeit nicht wür­dig wäre, und das, ob­wohl ich die­ser Firma auf den Olymp hel­fen soll. Man­che den­ken viel­leicht, ich nehme mich selbst zu wich­tig, aber ich bin wich­tig! Vor allem bin ich gut, denn mein ei­ge­ner Chef sagte mal etwas wie: Mäd­chen, du kannst wahr­schein­lich selbst aus Schei­ße Gold ma­chen. Ein gro­ßes Kom­pli­ment, wenn man be­denkt, dass er ein ziem­li­ches Arsch­loch ist.
»Kein Pro­blem, ich denke, wir wer­den auch zu zweit sehr pro­duk­tiv sein«, er­wi­de­re ich und schen­ke ihm ein Lä­cheln.
»Ich stehe Ihnen gerne und je­der­zeit zur Ver­fü­gung, aber Ihr Haupt­an­sprech­part­ner wird mein Part­ner sein, denn es ist sein Baby.«
In­ner­lich seuf­ze ich. So ein Mist, Asher sieht zwar super aus, aber er scheint kei­ner die­ser über­heb­li­chen Groß­kot­ze zu sein, so­dass ich mit ihm spie­lend fer­tig ge­wor­den wäre, wenn es Un­stim­mig­kei­ten geben würde. Sein Part­ner wird mit seee­ehr hoher Wahr­schein­lich­keit ein grö­ße­res Pro­blem dar­stel­len, das sagt mir zu­min­dest mein Bauch­ge­fühl.