Eiskalter Zorn - Hitze einer Sommernacht

Er­schie­nen: 11/2019

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Wes­tern Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Mon­ta­na

Sei­ten­an­zahl: 344


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-417-7
ebook: 978-3-86495-418-4

Preis:
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Eiskalter Zorn - Hitze einer Sommernacht


In­halts­an­ga­be

Be­siegt Liebe den Hass, den zwei Väter ihren Kin­dern auf­ge­bür­det haben?

Als Sa­man­tha er­fährt, dass die Fa­mi­lie des mil­lio­nen­schwe­ren Un­ter­neh­mers Jo­seph Co­burn, der ihren Vater einst in den Ruin und Selbst­mord trieb, eine Haus­häl­te­rin sucht, be­wirbt sie sich unter fal­schem Namen. End­lich hat sie die Chan­ce, heim­lich Be­wei­se zu sam­meln, um Co­burn hin­ter Git­ter zu brin­gen.

In der Villa des Clans lernt sie Wil­li­am ken­nen, den glei­cher­ma­ßen at­trak­ti­ven wie auch miss­traui­schen Sohn des ver­hass­ten Fa­mi­li­en­ober­haup­tes. Trotz ihrer Angst, dass der rei­che Un­ter­neh­mer ihre Tar­nung durch­schaut, fühlt Sa­man­tha sich zu ihm hin­ge­zo­gen. Es pri­ckelt bei jedem Auf­ein­an­der­tref­fen zwi­schen Wil­li­am und Sa­man­tha, ob­wohl sich beide aus un­ter­schied­li­chen Mo­ti­ven gegen ihre Ge­füh­le weh­ren.

Doch dann er­wischt Wil­li­am sie beim Spio­nie­ren und er­fährt Sa­mant­has wahre Iden­ti­tät …

Über die Au­to­rin

Sa­ra-Ma­ria Lukas (alias Sa­bi­ne Bruns) war ge­bür­ti­ge Bre­me­rin und lebte mit ihrem Part­ner und di­ver­sen Vier­bei­nern in einem win­zi­gen Dorf zwi­schen Ham­burg und Bre­men. Die Ver­bun­den­heit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der nord­deut­schen Le­bens­art be­stimm­ten ihren All­tag...

Wei­te­re Bü­cher der Au­to­rin

Le­se­pro­be

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Es war frü­her Nach­mit­tag.
Sa­man­tha roll­te auf den Hof und park­te neben dem Wohn­haus. Ein frem­des Auto stand vor der Tür. Sie run­zel­te die Stirn. Be­such? Egal. Kate Co­burn hatte keine Gäste zum Abend­es­sen an­ge­kün­digt, also brauch­te sie sich keine Ge­dan­ken zu ma­chen.
Sie stieg aus, öff­ne­te den Kof­fer­raum und holte den Wä­sche­korb her­aus. Nach dem Mit­tag­es­sen war sie nach Sil­ver Hill zur Rei­ni­gung ge­fah­ren. Nun muss­ten Bett­wä­sche und Tisch­tü­cher nur noch schnell in den Schrank sor­tiert wer­den, dann hatte sie frei und konn­te ihre Reit­stun­de neh­men.
Sally knie­te in dem klei­nen Blu­men­beet vor ihrem...

...Häus­chen und zupf­te Un­kraut. Sie wink­te ihr über den Hof zu und Sam wink­te zu­rück. Fröh­lich vor sich hin sum­mend lief sie ins Haus. Kaum zu glau­ben, dass sie erst ein paar Tage auf der Ranch war. Sie fühl­te sich be­reits wie zu Hause. Der Job mach­te Spaß, die Ran­ch­ar­bei­ter waren nett und in Aponi hatte sie sich Hals über Kopf ver­liebt. Zwei­mal hatte sie schon auf ihrem Rü­cken ge­ses­sen und nie­mals auch nur eine Se­kun­de lang Angst ge­habt. Die Stute war an­schei­nend sen­si­bel genug, um zu wis­sen, dass Sam eine Reit­an­fän­ge­rin war. Sie be­weg­te sich Runde um Runde lang­sam und ge­dul­dig unter ihr im Pad­dock, wäh­rend Tom in der Mitte stand und er­klär­te, wie man ein Pferd lenk­te.
Zum Spio­nie­ren war sie noch nicht ge­kom­men. Sie re­de­te sich ein, dass es noch keine Ge­le­gen­hei­ten ge­ge­ben hätte, aber in Wahr­heit schob sie ihre Ra­che­plä­ne vor sich her. Sie fühl­te sich ein­fach schei­ße bei dem Ge­dan­ken, Kate Co­burn zu hin­ter­ge­hen.
Zum Glück klapp­te es mit dem Ho­me­of­fice und den Ab­spra­chen mit Ken rei­bungs­los, so­dass sie in der Agen­tur nicht ver­misst wurde. Jeden Abend be­ar­bei­te­te Sa­man­tha in ihrem Zim­mer ihre E-Mails, be­ur­teil­te Ent­wür­fe und kor­ri­gier­te Texte, bevor sie mit Ken te­le­fo­nier­te, um ihm In­struk­tio­nen für den nächs­ten Ar­beits­tag zu geben. Und die Mit­tags­pau­se nutz­te sie gern, um mit Kun­den zu te­le­fo­nie­ren, wenn ein per­sön­li­ches Ge­spräch un­be­dingt not­wen­dig war.
Nach­dem sie die Wä­sche ein­sor­tiert hatte, lief sie in ihr Zim­mer. Er­schro­cken stell­te sie fest, dass sie die Ta­sche mit ihren Aus­weis­pa­pie­ren und die Ar­beits­un­ter­la­gen aus der Agen­tur am Mor­gen auf dem Nacht­schrank lie­gen las­sen hatte, an­statt sie, wie sonst, in den Schrank ein­zu­schlie­ßen. Ja, jetzt fiel es ihr wie­der ein. Sie hatte ver­schla­fen und war has­tig in ihre Kla­mot­ten ge­stie­gen und nach unten ge­rannt, um das Früh­stück noch pünkt­lich fer­tig zu be­kom­men.
Soll­te ir­gend­wer in ihrer Ab­we­sen­heit das Zim­mer be­tre­ten und die Akten ge­se­hen haben, hätte sie ein Pro­blem. Schnell ver­warf sie den Ge­dan­ken. Woll­te je­mand sie aus­spio­nie­ren, hätte er das si­cher in den ers­ten Tagen ihrer An­we­sen­heit auf der Ranch getan. Ihr Zim­mer war nie ab­ge­schlos­sen, Ge­le­gen­hei­ten hatte es also be­reits genug ge­ge­ben.
Schnell pack­te sie alles weg, bevor sie sich die Reit­jeans und ein Fla­nell­hemd anzog. Bei­des hatte Sally ihr ge­lie­hen, als Sa­man­tha das erste Mal in ihren mo­di­schen Frei­zeit­kla­mot­ten in den Stall ge­kom­men war, um eine Reit­stun­de zu neh­men.
„Diese Hose scheu­ert dir in­ner­halb von zwei Tagen durch, Mäd­chen“, hatte sie la­chend fest­ge­stellt und Sa­man­tha mit in ihr Schlaf­zim­mer ge­nom­men, um etwas Ge­eig­ne­te­res für sie her­aus­zu­su­chen.
Sie lief die Trep­pe hin­un­ter und ver­ließ das Wohn­haus. Das frem­de Auto stand immer noch auf dem Hof. Si­cher hatte Mrs. Co­burn Be­such zum Kaf­fee­trin­ken. Gut, dass sie am Vor­mit­tag noch schnell zwei Ku­chen für die Be­leg­schaft ge­ba­cken hatte, die reich­ten auch noch für einen Gast.
Fröh­lich vor sich hin sum­mend lief Sa­man­tha durch den Stall zum hin­te­ren Aus­gang, an den sich der Pad­dock an­schloss, und er­starr­te. Ein frem­der Typ stand zwi­schen den Pfer­den. Er war ge­klei­det wie ein Cow­boy, dreh­te ihr den Rü­cken zu und hielt die Stute lo­cker an einem Half­ter­strick, wäh­rend er die Narbe am Hin­ter­bein be­tas­te­te.
„Hey, was ma­chen Sie da?“
Er dreh­te den Kopf ein Stück in ihre Rich­tung, doch da seine Hut­krem­pe einen Schat­ten warf, konn­te sie sein Ge­sicht nicht er­ken­nen. „Bitte?“
„Ich habe Sie ge­fragt, was Sie da tun!“
„Ich schät­ze, ich sehe mir ein Pferd an“, sagte er läs­sig mit tie­fer Stim­me.
Plötz­lich er­in­ner­te Sa­man­tha sich daran, dass einer der Ar­bei­ter wäh­rend des Mit­tag­es­sens er­zählt hatte, dass ein Händ­ler er­war­tet wurde. Ver­dammt! Er hatte an­schei­nend von einem Pfer­de­händ­ler ge­re­det!
„Die­ses Pferd ist nicht zu ver­kau­fen“, spru­del­te es aus ihr her­aus, bevor sie auch nur eine Se­kun­de nach­den­ken konn­te.
Der Typ rich­te­te sich auf und dreh­te sich halb zu ihr herum. „Ach nein?“
Sie klet­ter­te durch den Zaun, lief auf ihn zu und zog ihm ent­schlos­sen den Half­ter­strick aus der Hand. „Nein.“
„In­ter­es­sant. Warum nicht?“
Sie warf einen arg­wöh­ni­schen Blick auf Aponi. Hatte der Mist­kerl ihr weh­ge­tan? Nein, sie wirk­te ge­las­sen und freund­lich wie immer. „Ich habe … ähm … ich meine, ich kaufe sie.“
Erst jetzt dreh­te sie sich ihm zu und hob den Kopf, um dem Frem­den ins Ge­sicht zu sehen.
Er schmun­zel­te und ihre Knie wur­den weich. Er war min­des­tens zwan­zig Zen­ti­me­ter grö­ßer als sie und hatte die schöns­ten Män­ner­au­gen, in die sie je ge­blickt hatte. Und die schöns­ten Lip­pen. Und das schöns­te Kinn. Ihr Herz­schlag rum­pel­te ganz selt­sam und sie schluck­te.
Ir­gend­wo hatte sie ihn schon mal ge­se­hen. Doch sie hatte keine Zeit, über diese Er­kennt­nis nach­zu­den­ken, denn ihr Kör­per spiel­te immer schlim­mer ver­rückt. Elek­tri­sie­ren­de Im­pul­se schie­nen aus sei­nen Augen di­rekt in ihre Ner­ven­bah­nen ein­zu­drin­gen und dort für ein Krib­beln zu sor­gen. Ihr Herz­schlag nor­ma­li­sier­te sich nicht, son­dern be­gann, Tango zu tan­zen, und in ihrem Bauch flat­ter­ten Mil­lio­nen von Schmet­ter­lin­gen los. Fast hätte sie ge­seufzt. Noch nie hatte ein Mann solch eine Wir­kung auf sie ge­habt.
Er war braun ge­brannt. Auf sei­nem Kinn und unter sei­ner Nase wuch­sen schwar­ze, kurze Bart­haa­re. Es sah wie ein sehr kurz ge­stutz­ter Voll­bart aus. Seine Wan­gen­kno­chen gaben sei­nem Ge­sicht herbe Kon­tu­ren, doch seine Lip­pen waren voll und ge­schwun­gen. Seine Nase war eher fein und seine Augen unter dich­ten Brau­en dun­kel wie die Nacht. Er hätte ar­ro­gant ge­wirkt, wenn nicht klei­ne Fal­ten an sei­nen Au­gen­win­keln die Schär­fe aus sei­ner Mimik ge­nom­men hät­ten. Und zu die­sem Ge­sicht kam auch noch ein sport­lich trai­nier­ter Kör­per. Mus­keln und wun­der­schö­ne Hände mit aus­ge­präg­ten Adern auf den Hand­rü­cken, leich­te O-Bei­ne, aber kräf­ti­ge Schen­kel, und, ihr Blick glitt höher, eine deut­li­che Er­he­bung zwi­schen den Bei­nen. Ihr wurde heiß. Schnell sah Sa­man­tha zur Seite. Sein An­blick und seine Wir­kung auf ihren Kör­per raub­ten ihr im wahrs­ten Sinne des Wor­tes den Ver­stand. Keine ver­nünf­ti­ge Silbe fiel ihr mehr ein.
Un­will­kür­lich trat sie einen Schritt zu­rück, und ihre Fin­ger schlos­sen sich so fest um den Half­ter­strick, als ob sie sich daran fest­hal­ten könn­te.

*

Amü­siert be­trach­te­te Wil­li­am die rot­haa­ri­ge Furie, die ihm ge­ra­de den Half­ter­strick aus der Hand ge­ris­sen hatte. Das muss­te die junge Aus­hil­fe sein, von der seine Groß­mut­ter er­zählt, oder bes­ser ge­sagt, ge­schwärmt hatte.
Mit trot­zig zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Lip­pen sah sie zu ihm auf und aus ihren Augen schie­nen glü­hen­de Pfei­le in seine Rich­tung zu flie­gen. Sie waren grün, ihre Augen, dun­kel­grün mit win­zi­gen hel­len Spren­keln in den Iri­den, die zu den im Licht der Sonne fast oran­ge­far­ben fun­keln­den krau­sen Haa­ren pass­ten.
„Ist ja in­ter­es­sant, davon weiß ich gar nichts“, ant­wor­te­te er.
„Müs­sen Sie ja auch nicht. Geht Sie schließ­lich nichts an.“
Ihre reiz­vol­le Un­ter­lip­pe bebte, was eine ma­gi­sche, an­zie­hen­de Wir­kung auf ihn hatte. Ir­ri­tiert senk­te er sei­nen Blick und be­trach­te­te ihre schlan­ke Ge­stalt. Ihre Tail­le lud dazu ein, die Hände dar­auf­zu­le­gen, um sie näher her­an­zu­zie­hen und … schnell sah er wie­der in ihr Ge­sicht.
Sie run­zel­te die Stirn und ihre Lip­pen bil­de­ten jetzt eine schma­le Linie. Deut­lich feind­lich und her­aus­for­dernd starr­te sie zu ihm auf. In­ter­es­sant. Nor­ma­ler­wei­se re­agier­ten Frau­en ent­we­der freund­lich be­schei­den oder frech ein­la­dend auf ihn.
Sie hob eine Hand und strich sich eine Sträh­ne ihrer feu­er­ro­ten Haar­pracht, die der leich­te Wind vor ihr Ge­sicht ge­pus­tet hatte, hin­ter das Ohr. Ein süßes klei­nes Ohr mit einem win­zi­gen blit­zen­den sil­ber­nen Stern im Ohr­läpp­chen. Und der schma­le, lange Hals dar­un­ter … Wo­nach sie duf­te­te? Ob sie Par­füm be­nutz­te? Was man wohl schme­cken würde, wenn man mit der Zunge die Stel­le such­te, an der ihr Puls­schlag zu füh­len war?
In sei­ner Hose regte sich etwas, und eilig be­en­de­te er den Ge­dan­ken­gang.
„Na ja“, er rieb sich über­trie­ben nach­denk­lich die Bart­stop­peln am Kinn, „in An­be­tracht der Tat­sa­che, dass die Stute mir ge­hört, leide ich an­schei­nend an Amne­sie oder bin de­ment, denn ich kann mich nicht daran er­in­nern, sie Ihnen ver­kauft zu haben.“
Ihr Mund klapp­te auf und wie­der zu, ohne dass ein Ton her­aus­kam. Amü­siert be­ob­ach­te­te er ihre Mimik und eine hek­ti­sche Schluck­be­we­gung an ihrer Kehle.
„Sie ge­hört der Ranch“, stieß sie schließ­lich aus.
„Eben.“
Eine ge­fühl­te Ewig­keit lang starr­te sie ihn still an, und er frag­te sich, ob die helle Haut in ihrem Ge­sicht sich so weich an­füh­len würde, wie es der An­blick sug­ge­rier­te.
Dann zuck­te ihre Wange. „Wer sind Sie?“
Bevor er ant­wor­ten konn­te, kam Tom um die Ecke. „Hey, Will, da bist du ja schon.“
„Hi, Tom.“
Tom sah von ihm zu der rot­haa­ri­gen Furie und wie­der zu­rück. „Ihr habt euch be­reits ken­nen­ge­lernt?“
„Wir waren ge­ra­de dabei.“ Er hielt ihr die Hand hin. „Wil­li­am Co­burn. Und Sie sind?“
Ihre Fin­ger zit­ter­ten, als sie ihm ihre Hand zö­gernd ent­ge­gen­streck­te. „Sa­man­tha … Sam … Da… äh … Mil­ler.“
Er er­griff ihre Hand. Sie war warm und ihr Hän­de­druck nicht so pas­siv weich, wie er es an­ge­sichts ihrer Ver­le­gen­heit er­war­tet hatte, son­dern eher fest. Er hielt sie grin­send einen Mo­ment län­ger fest, als es nor­mal ge­we­sen wäre. „Nett, dich ken­nen­zu­ler­nen, Sam. Nenn mich ein­fach Will. Hier auf der Ranch mögen wir es un­kom­pli­ziert.“
„Hi. Danke. Äh …“ Ihre Wan­gen glüh­ten. „Ent­schul­di­gung. Ich hatte keine Ah­nung …“
Er ließ ihre Hand los und zwin­ker­te. „Alles in Ord­nung. Ich hätte ja wirk­lich ein Frem­der sein kön­nen.“
Sa­man­tha. In Ge­dan­ken ließ er den Namen auf sei­ner Zunge zer­ge­hen. Er ge­fiel ihm.
Der Wind spiel­te er­neut mit einer Haar­sträh­ne vor ihrem Ge­sicht, und seine Fin­ger zuck­ten in dem Drang, sie sach­te zu­rück­zu­schie­ben. Doch da hob sie schon selbst die Hand und er­le­dig­te es mit einer schnel­len Be­we­gung.
Die Ab­kür­zung, Sam, pass­te de­fi­ni­tiv zu ihrem for­schen Cha­rak­ter. Er muss­te sie un­be­dingt näher ken­nen­ler­nen.
„Die Foh­len sind fast alle wie­der fit. Nur der klei­ne Hengst von Filly hat noch leich­te Atem­ge­räu­sche“, be­rich­te­te Tom und Wil­li­am nick­te. „Ich schaue ihn mir nach­her an. Gibt es sonst was Drin­gen­des?“
„Nein.“
„Gut.“ Er wand­te sich Sa­man­tha zu. „Wie wäre es mit einem klei­nen Aus­ritt, Sam?“
Ihre Au­gen­brau­en zuck­ten nach oben. „Ich … äh … kann noch nicht rich­tig rei­ten.“
„Nein?“
„Sie hatte zwei Reit­stun­den auf Aponi und hat de­fi­ni­tiv Ta­lent“, er­klär­te Tom.
„Zwei Reit­stun­den schon! Na, dann ist der erste Aus­ritt doch längst über­fäl­lig!“
Sa­man­tha zog die Stirn kraus. „Ich kann noch nicht mal rich­tig tra­ben.“
„Ga­lopp ist auch viel ein­fa­cher.“
„Das habe ich noch nie ge­macht!“ Ihre Stim­me wurde schrill.
„Ein­mal ist immer das erste Mal, oder bist du zu feige?“
Er grins­te sie frech an und sie fiel net­ter­wei­se auf seine Pro­vo­ka­ti­on her­ein. „Was? Nein!“
Er rück­te sei­nen Hut zu­recht. „Na also. Dann sat­te­le mal schnell DEIN Pferd.“
Als er das Wort so über­trie­ben iro­nisch be­ton­te, senk­te sie den Blick und ihre Fin­ger spiel­ten ner­vös mit­ein­an­der. „Es tut mir leid, ich hätte das nicht …“
Er wink­te ab. „So­lan­ge du hier bist, ge­hört sie dir.“
Ihr Kopf zuck­te hoch. „Wirk­lich?“
„Ver­spro­chen.“
„Wow.“

*

Wäh­rend Sa­man­tha mit Toms Hilfe Aponi sat­tel­te, konn­te sie sich nicht davon ab­hal­ten, immer wie­der ver­stoh­le­ne Bli­cke auf Wil­li­am Co­burn zu wer­fen, der ei­ni­ge Meter wei­ter einen schwar­zen Wal­lach an­ge­bun­den hatte, um ihn für den Ritt vor­zu­be­rei­ten.
In­zwi­schen war ihr auch wie­der ein­ge­fal­len, wes­halb er ihr gleich be­kannt vor­ge­kom­men war. Sie hatte na­tür­lich Fotos von ihm in Il­lus­trier­ten ge­se­hen. Wäre er im Anzug ge­we­sen, hätte sie ihn si­cher so­fort er­kannt, doch der Cow­boy­hut und die Jeans hat­ten ihre Wahr­neh­mung aus­ge­trickst.
Real war er noch tau­send­mal at­trak­ti­ver als auf den Bil­dern. Er hatte Ähn­lich­keit mit sei­nem Vater, wirk­te aber viel of­fe­ner und ent­spann­ter als Jo­seph Co­burn. Sie konn­te sich gut vor­stel­len, dass ihm die Frau­en in Scha­ren hin­ter­her­lie­fen. Was hatte noch die Kell­ne­rin im Green Cast­le ge­sagt? Er sei mit einer Mil­lio­nä­rin ver­lobt? Be­stimmt eine sehr at­trak­ti­ve Mil­lio­nä­rin.
Die Re­ak­tio­nen ihres Kör­pers er­schreck­ten und ver­un­si­cher­ten sie. Wie konn­te es sein, dass die bloße An­we­sen­heit die­ses Man­nes ihr der­ma­ßen den Ver­stand raub­te? Al­lein sein Blick schien aus­zu­rei­chen, um ihren Blut­kreis­lauf zum Ko­chen zu brin­gen. Aber nicht nur das. Da war noch mehr, was sie ir­ri­tier­te und er­schreck­te. Sie moch­te ihn, sie fand ihn sym­pa­thisch, sie wünsch­te sich, ihn nicht nur ober­fläch­lich, son­dern wirk­lich ken­nen­zu­ler­nen.
Das durf­te nicht sein. Das war un­mög­lich. Er war ein Co­burn und damit ihr Feind. Sie muss­te drin­gend ihre Hor­mo­ne in den Griff be­kom­men. Diese Ge­füh­le muss­ten un­be­dingt so­fort auf­hö­ren.
Er durf­te auf kei­nen Fall mer­ken, wie sie auf ihn re­agier­te. Der Typ war ga­ran­tiert ge­nau­so ab­ge­brüht wie sein Vater, auch wenn er auf den ers­ten Blick nicht so wirk­te.
Sie woll­te ihn nicht mögen, aber ihr Herz ver­trat eine an­de­re An­sicht. In Wil­li­ams Mimik er­kann­te sie die Ähn­lich­keit zu sei­ner Groß­mut­ter. Viel­leicht über­lis­te­te das ihren Ver­stand und gau­kel­te ihr vor, er wäre ein Mensch, dem sie trau­en konn­te.
Als die Pfer­de fer­tig ge­sat­telt waren, führ­ten sie sie in die Mitte des Hofes und stie­gen auf.
„Fer­tig?“, frag­te Wil­li­am.
Sa­man­tha fass­te den Zügel kür­zer, at­me­te tief durch und nick­te. Hof­fent­lich bla­mier­te sie sich nicht. Sie woll­te auf kei­nen Fall im Sand lan­den, damit an­schlie­ßend ein grin­sen­der Co­burn-Spröss­ling auf sie her­ab­se­hen konn­te.
„Viel Spaß“, rief Tom und Wil­li­am hob grü­ßend die Hand.
„Danke. Wer­den wir haben.“
Na hof­fent­lich, dach­te Sa­man­tha und press­te die Lip­pen fest zu­sam­men, als Tom ihr grin­send zu­zwin­ker­te, bevor er sich ab­wand­te und in Rich­tung Stall schlen­der­te.
Im Schritt­tem­po rit­ten sie ne­ben­ein­an­der los. Sa­man­tha starr­te auf den Hals ihres Pfer­des, je­der­zeit be­reit, Halt su­chend in die Mähne zu grei­fen, soll­te es auf die Idee kom­men, un­kon­trol­liert los­zu­lau­fen.
Der Weg schlän­gel­te sich an einer Kop­pel ent­lang und durch ein Wald­stück. Aponi blieb so ruhig und be­son­nen wie wäh­rend ihrer Reit­stun­den auf dem ein­ge­zäun­ten Platz, und all­mäh­lich glaub­te Sa­man­tha, dass es mög­lich sein könn­te, den Aus­ritt heil zu über­ste­hen. Sie at­me­te tief durch und woll­te sich ent­span­nen, wenn da bloß nicht dau­ernd diese kri­ti­schen Sei­ten­bli­cke ge­we­sen wären, die die­ser viel zu schö­ne Mann ihr zu­warf. Was mach­te sie denn bloß falsch?
„Wenn du wei­ter steif wie ein Stock auf ihr sitzt, wirst du Rü­cken­schmer­zen be­kom­men und kei­nen Spaß an un­se­rem Aus­ritt haben“, sagte er schließ­lich gleich­mü­tig und Sa­man­tha schnaub­te. „Ich habe doch ge­sagt, ich kann noch nicht rei­ten.“
„Ver­un­si­che­re ich dich?“
„Was? Nein! Warum soll­test du?“
Er zuck­te mit den Schul­tern. „Ich weiß nicht, aber ich habe den Ein­druck.“ Er grins­te frech und schon wie­der pri­ckel­te es durch ihre Ner­ven­bah­nen. „Oder bist du schüch­tern?“
„Nein!“ En­er­gisch hob sie ihr Kinn. „Na­tür­lich nicht. Ich bin bloß vor­sich­tig, weil ich noch nicht rich­tig rei­ten kann. Das ist ja wohl völ­lig nor­mal.“
Er lä­chel­te und ihr Herz woll­te da­hin­schmel­zen. So ein Mist! Wo war denn bloß ihre Selbst­be­herr­schung?
„Okay“, sagte er. „Ich weiß, was du brauchst. Gib mir den Zügel.“ Er streck­te die ge­öff­ne­te Hand in ihre Rich­tung.
Sa­man­tha run­zel­te die Stirn. „Warum?“
„Du hältst sie zu kurz und ruckst dei­nem Pferd stän­dig im Maul herum, wenn du so steif bist. Das ist für Aponi nicht an­ge­nehm. Ich nehme sie als Hand­pferd, dann kannst du dich ent­span­nen und auf dei­nen Sitz kon­zen­trie­ren.“
Ob­wohl seine be­stim­men­de Art sie zu Trotz und Wi­der­spruch reiz­te, muss­te sie ihm recht geben. So an­ge­spannt wie sie war, konn­te die arme Aponi sich unter ihr be­stimmt nicht wohl­füh­len. Zö­gernd streck­te sie ihm die Zügel ent­ge­gen.
Er griff zu und zog die lan­gen dün­nen Le­der­rie­men ge­schickt über den Hals nach vorn, ohne das Pferd zu stö­ren.
„Gut. Und nun atme tief durch und ent­spann dei­nen Rü­cken. Nur dann kannst du dich mit dem Be­cken der Be­we­gung an­pas­sen und wohl­füh­len. Pro­bie­re es und du wirst mer­ken, alles ist gut.“
Sein Ton war nicht her­ab­las­send, son­dern freund­lich, und er sah jetzt nach vorn. Er woll­te ihr de­fi­ni­tiv hel­fen.
Sa­man­tha ge­horch­te. Wäh­rend sie tief und ruhig at­me­te, be­merk­te sie, wie ver­krampft sie tat­säch­lich war. Nach und nach konn­te sie lo­cke­rer las­sen und den Ritt im takt­rei­nen Schritt schließ­lich ge­nie­ßen.
Die Land­schaft um sie herum war herr­lich. Es duf­te­te nach fri­schem Gras und Moos, Vögel zwit­scher­ten, die Sonne schien, und leich­ter Wind sorg­te dafür, dass es nicht zu warm war. Aponi schnaub­te und streck­te ent­spannt den Kopf nach vorn. Sa­mant­has Herz schlug schnel­ler. Eu­pho­rie flu­te­te durch ihre Adern und sie at­me­te tief durch.
„Siehst du“, sagte Wil­li­am leise, „jetzt fühlt ihr euch beide wohl.“
„Du hast recht. Danke. Es ist wun­der­schön, durch diese herr­li­che Land­schaft zu rei­ten.“
Er nick­te. Sein Blick glitt in die Weite. „Ja, das ist es.“
Sie rit­ten eine Weile schwei­gend ne­ben­ein­an­der her. Das Knir­schen der le­der­nen Sät­tel und das Auf­tre­ten der Hufe am Boden fügte sich har­mo­nisch in das Zwit­schern der Vögel und das Spiel des Win­des mit den Blät­tern an den Bäu­men ein. Es war, als würde die Natur ge­mein­sam mit den bei­den Rei­tern und ihren Pfer­den eine Me­lo­die kom­po­nie­ren. Sa­man­tha wünsch­te sich, die Zeit für einen Mo­ment an­hal­ten zu kön­nen, um die At­mo­sphä­re auf­zu­sau­gen und alles zu ver­ges­sen, was sie be­drück­te: die Ver­gan­gen­heit, den Hass, die Lügen und die Feind­schaft zwi­schen den Fa­mi­li­en.
Nach einer Weile rit­ten sie aus dem Wald wie­der her­aus. Vor ihnen lag eine rie­si­ge Gras­land­schaft. Wil­li­am dreh­te sich ihr zu und lä­chel­te. „Ver­trau mir, dir kann nichts pas­sie­ren. Ein­fach wei­ter lo­cker in der Lende mit­schwin­gen.“
Bevor sie ka­pier­te, warum er das sagte, schnalz­te er leise und die Pfer­de ga­lop­pier­ten an. Im ers­ten Mo­ment woll­te Sa­man­tha sich pa­nisch am Sat­tel­knauf fest­hal­ten, doch die Pfer­de presch­ten nicht wild los, son­dern ga­lop­pier­ten ganz lang­sam in gleich­mä­ßi­gem Rhyth­mus, und es war über­haupt nicht schwer, sich der Be­we­gung an­zu­pas­sen. Wow. Wozu ließ Tom sie immer im Kreis tra­ben, wenn Ga­lop­pie­ren doch so viel ein­fa­cher war? Schon wie­der rausch­ten Glücks­ge­füh­le durch ihren Kör­per und sie strahl­te von einem Ohr zum an­de­ren. „Das ist toll“, rief sie.
Wil­li­am sah zu ihr hin­über und nick­te. Seine Lip­pen ver­zo­gen sich zu einem Lä­cheln und au­gen­blick­lich krib­bel­te es wie­der in ihrem Bauch. Oh nein!
Schnell sah sie nach vorn und kon­zen­trier­te sich auf den Ritt. Der Hals des Pfer­des vor ihr, das Spiel der Ohren, die we­hen­de Mähne, das Schnau­ben, die Land­schaft, die Sonne am blau­en Him­mel … hatte sie je etwas Schö­ne­res er­lebt? Nein. Da war sie ganz si­cher. Plötz­lich über­fiel sie wie­der die­ses selt­sa­me Ge­fühl, ihre Hei­mat ge­fun­den zu haben, und ein Kloß woll­te sich in ihrer Kehle bil­den, den sie al­ler­dings ent­schlos­sen her­un­ter­schluck­te.
Als sie das nächs­te Wald­stück er­reich­ten, ließ Wil­li­am die Pfer­de zum Schritt durch­pa­rie­ren. Sie rit­ten eine Weile berg­auf einen schma­len Pfad an einem Bach ent­lang und ver­lie­ßen den Wald wie­der.
„Ist das schön“, stieß Sa­man­tha bei der Aus­sicht aus, die sich ihnen plötz­lich bot. Sie stan­den auf einer An­hö­he und hat­ten einen herr­li­chen Blick über die Land­schaft, die Farm und die Kop­peln mit den Pfer­den. Weit hin­ten am Ho­ri­zont rag­ten die Berge des Na­tur­schutz­ge­bie­tes auf.
„Ge­hört das ganze Land zur Ranch?“, frag­te sie und Wil­li­am nick­te.
„Ist es nicht herr­lich? Mein Vater würde am liebs­ten eine Ho­tel­an­la­ge dar­auf bauen, doch meine Groß­mut­ter ist Gott sei Dank da­ge­gen.“
Er lä­chel­te jun­gen­haft, wirk­te dabei fast etwas ver­le­gen. Ganz an­ders als auf den Fotos in den Il­lus­trier­ten, in denen seine Mimik von Ar­ro­ganz und Ver­schlos­sen­heit ge­prägt war, als woll­te er sei­nen Vater nach­ah­men.
Sa­mant­has Herz legte einen Stepp­tanz hin. Schnell wand­te sie sich ab und be­trach­te­te das Ge­län­de. Als ihr Rund­um­blick fast be­en­det war, dreh­te sie sich halb, sah auf den Wald, aus dem sie ge­kom­men waren. Schräg da­ne­ben, in ei­ni­ger Ent­fer­nung, sah sie die Ruine eines Hau­ses. Sie zuck­te zu­sam­men, als hätte sie einen elek­tri­schen Schlag be­kom­men, und starr­te wie hyp­no­ti­siert auf die grau­en Mau­ern ohne Dach. Rechts und links der Ruine konn­te sie ei­ni­ge klei­ne Ne­ben­ge­bäu­de aus­ma­chen, die auf den ers­ten Blick in­takt wirk­ten. Die Holz­zäu­ne, die an­schei­nend mal zu Pad­docks ge­hört hat­ten, waren al­ler­dings nur noch teil­wei­se vor­han­den. Das muss­te die Ranch sein, die einst ihrer Fa­mi­lie ge­hört hatte.
Ob Wil­li­am wuss­te, was da­mals ge­sche­hen war?
Sie schluck­te, sah zu ihm hin­über und er­schrak, als sie be­griff, dass er sie be­ob­ach­te­te.
„Das Haus ist vor vie­len Jah­ren ab­ge­brannt“, sagte er, als hätte sie ihn da­nach ge­fragt. „Der Be­sit­zer war ein guter Freund mei­nes Va­ters, sie haben un­se­re Firma ur­sprüng­lich ge­mein­sam ge­grün­det. Doch dann hat er Kun­den be­tro­gen. Als es her­aus­kam, hat er ver­sucht, mei­nem Vater alles in die Schu­he zu schie­ben, aber das ist ihm nicht ge­lun­gen und vor lau­ter Wut hat er sein Haus an­ge­zün­det.“ Er glucks­te. „Frag meine Groß­mut­ter lie­ber nicht nach der alten Ge­schich­te; so­bald sie an die Fa­mi­lie Davis den­ken muss, wird ihre Laune un­ter­ir­disch.“
Sie nick­te und sah schnell in die an­de­re Rich­tung. Na­tür­lich glaub­te er auch die Ver­si­on über die Ge­scheh­nis­se da­mals, die seine Fa­mi­lie ver­brei­te­te. Bloß nicht zu viel In­ter­es­se zei­gen.
Am Ho­ri­zont er­kann­te sie sche­men­haft Sil­ver Hill. „Tol­ler Aus­blick“, stell­te sie fest, um über­haupt etwas zu sagen.
„Wol­len wir einen Mo­ment ab­stei­gen?“, frag­te er, und
Sa­man­tha nick­te, nahm die Füße aus den Steig­bü­geln und rutsch­te aus dem Sat­tel.
Er stell­te sich neben sie, wäh­rend die Pfer­de zu gra­sen be­gan­nen.
„Bist du …“ Ihre Stim­me krächz­te und sie räus­per­te sich. „Bist du oft auf der Ranch?“
Er seufz­te. „So oft es der Job zu­lässt.“ Er zuck­te mit den Schul­tern. „Am liebs­ten wäre ich immer hier.“
„Warum bist du es nicht?“
Er hock­te sich hin, zupf­te einen Gras­halm ab und sein Blick schweif­te für eine Weile in die Ferne. Als sie schon glaub­te, er hätte ihre Frage ver­ges­sen, wen­de­te er den Kopf und sah zu ihr auf. „Ich ar­bei­te in Bil­lings in der Firma mei­ner Fa­mi­lie. Da bleibt wenig Frei­zeit.“
Sie nick­te und lehn­te sich an einen Baum.
Er erhob sich und stell­te sich dicht vor sie. „Und du? Wo wohnst du nor­ma­ler­wei­se?“
Die plötz­li­che Nähe zu ihm raub­te ihr den Ver­stand. Vor lau­ter Angst, er könn­te mer­ken, was für eine ver­hee­ren­de Wir­kung er auf ihren Hor­mon­haus­halt hatte, trau­te sie sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ihr Blick irrte ver­le­gen hin und her. „Ich … ähm … also ich … ich war auf einer Farm in der Nähe von … äh … Miles City.“
Seine Au­gen­brau­en zuck­ten hoch. „Und dort hast du nicht rei­ten ge­lernt?“
„Äh … nein. Dort gab es keine Pfer­de. Groß­be­trieb. In­dus­tri­el­le Land­wirt­schaft. Aus­schließ­lich Ge­trei­de­an­bau. Ich habe ein­fa­che Bü­ro­ar­bei­ten ge­macht.“
„Und warum machst du das nicht mehr?“
Sie zuck­te mit den Schul­tern. „Ich ar­bei­te lie­ber mit den Hän­den, als stumpf­sin­nig am Com­pu­ter zu sit­zen und Be­le­ge zu er­fas­sen.“
Er nick­te. „Ver­ste­he.“
Sie wagte es nun doch, ihm ins Ge­sicht zu sehen. Was für ein gro­ßer Feh­ler. Als ihre Bli­cke sich tra­fen, setz­te ihr Denk­ver­mö­gen voll­stän­dig aus. Sie starr­te ihn an. Er er­wi­der­te den in­ten­si­ven Blick, ohne einen Ton zu sagen. Die Zeit stand still. Die Welt hörte für einen Mo­ment auf, sich zu dre­hen.
Plötz­lich hob er einen Arm, und sein Ge­sicht kam noch näher. Sa­mant­has Herz be­gann zu rasen. Sie öff­ne­te leicht den Mund und beug­te sich ihm ent­ge­gen, als würde ein Ma­gnet sie zu ihm zie­hen. Er be­rühr­te mit den Fin­ger­spit­zen ihr Kinn und … Ver­flucht! Was tat sie da?
Die Er­star­rung löste sich und Sa­man­tha trat mit einem schnel­len Schritt zur Seite. Hitze kroch in ihre Wan­gen und sie press­te die Lip­pen zu­sam­men. Um ein Haar hätte sie einen Co­burn ge­küsst! Einen Schön­ling, einen ab­ge­brüh­ten rei­chen Frau­en­schwarm, der jede bekam, die er haben woll­te, und der mit ihr flir­te­te, ob­wohl er mit einer Mil­lio­nä­rin ver­lobt war! Wie konn­te sie nur!
„Ich muss zu­rück.“
Eilig griff sie nach dem Zügel ihres Pfer­des.
Er run­zel­te die Stirn, sagte aber nichts.
Sie zog ihm den dün­nen Le­der­rie­men aus der Hand und führ­te das Tier ein Stück weg von ihm.
Als sie An­stal­ten mach­te, auf­zu­stei­gen, war er plötz­lich hin­ter ihr. „Warte.“
Er lä­chel­te jun­gen­haft und deu­te­te auf ihre Haare. „Da hat sich ein klei­ner Ast ver­fan­gen. Ich woll­te nur … Darf ich?“
Sie nick­te has­tig und er zupf­te das Stück Holz aus einer Haar­sträh­ne neben ihrem Ohr. Hatte er nur des­we­gen ihr Kinn be­rührt, weil er die­sen Zweig an­fas­sen woll­te? Hatte sie sein Be­neh­men falsch in­ter­pre­tiert? Wie pein­lich! Ihre Wan­gen schie­nen vor Hitze zu ex­plo­die­ren.
„Jetzt ist er weg.“
„Danke.“ Sie hob den Fuß und stell­te ihn in den Steig­bü­gel.
„Ich helfe dir.“ Er um­fass­te ihre Tail­le und hob sie aufs Pferd. Seine Fin­ger waren kräf­tig und die Be­rüh­rung war warm. Ob­wohl er fest zu­pack­te, fühl­te es sich nicht un­an­ge­nehm an, ganz und gar nicht un­an­ge­nehm.
„Das hätte ich auch ohne Hilfe ge­schafft“, mur­mel­te Sa­man­tha.
„Ich weiß, aber als höf­li­cher Cow­boy hilft man trotz­dem.“ Er zwin­ker­te und stieg eben­falls auf sein Pferd.
Se­xis­ti­scher Ma­cho­arsch. Sie kniff die Lip­pen zu­sam­men, um nicht eine sehr un­höf­li­che Ant­wort zu geben.
„Willst du jetzt ver­su­chen, al­lein zu rei­ten?“, frag­te er bei­läu­fig und sie nick­te.
„Okay, ich reite vor. Bleib hin­ter mir, dann ist es für dich am ein­fachs­ten.“

 

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